Ob das gutgehen kann? Ein Cowboy kämpft um sein Überleben, weil er großen Mist gebaut hat. Wie es ihm ergeht, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Inhalt
Jim Gordon ist Cowboy und verdingt sich im klassischen Sinne, indem er Rinder von A nach B bringt. Während eines Transports macht er Zwischenstation bei Joel und seiner Frau Jezebel, beides ehemalige Sklaven. Über Jezebel munkelt man gar, sie sei eine Hexe. Anfangs ist die Stimmung bestens, doch dann eskaliert die Situation zunehmend, als sich Jim beim Würfelspiel im Tequilarausch über den Tisch gezogen fühlt. Jim beginnt, Joel und seine Frau aufs Übelste zu beleidigen. Kein Wunder, dass die beiden richtig sauer werden und ihn rausschmeißen. Jim greift nach seiner Waffe und erschießt erst Joel, dann nimmt er Jezebel aufs Korn. Ehe sie ihren letzten Atemzug tut, verflucht sie ihn. Jim wischt erst einmal den Fluch als Unsinn beiseite. Doch als plötzlich unerklärliche Dinge geschehen, die nicht nur Jim, sondern auch alle anderen Cowboys, die den Rindertransport begleiten, in Gefahr bringen, schenkt er Jezebels letzten Worten Glauben.Er zieht sich zurück, meidet die Gesellschaft anderer Menschen, wird zunehmend paranoid.
Kritik
Mehr vom Inhalt verrate ich an dieser Stelle nicht. Das Setting ist eine originelle Abwechslung der bisherigen Handlungsorte des Gruselkabinetts. Man sieht sie direkt vor sich, die Cowboys, die am abendlichen Lagerfeuer in der Wildnis sitzen, Blechtassen mit Kaffee in den Händen, Decken um die Schultern und ihre Füße Richtung Flammen gestreckt. Auch die Dialoge sind entsprechend kernig ausgearbeitet und werden von den Sprechern passend in Szene gesetzt. Das trifft für beinahe alle Figuren zu. David Nathan als Jim bringt die Ambivalenz der Figur hervorragend zum Ausdruck. Jim ist ein Rassist, und doch kein abgrundtief böser Mensch. Denn er sorgt dafür, dass die Witwe seines verstorbenen Kollegen dessen Besitztümer komplett erhält. Alles andere wäre für ihn Diebstahl.
Leider mochte sich bei mir keine Visualisierung des Paares Joel und Jezebel einstellen. Die beiden blieben vor meinem inneren Auge leider gesichtslos, sodass mir deren Ableben nicht so bedauerlich schien, wie es eigentlich hätte sein müssen. Jezebel ist unsympathisch, ihre Redebeiträge beschränken sich auf unfreundlich gebellte Sätze. Sicherlich wäre es dem Hörer näher gegangen, wenn Jezebel eine gastfreundliche Frau gewesen wäre. Schade, dass diese Schlüsselszene nicht so richtig gezündet hat.
Die Reue bei Jim hält sich nach dem Mord in Grenzen, was die Einstellung der Menschen zur Sklaverei in der damaligen Zeit (1877) spiegelt. Dass der Rassismus nicht Jims Mentalität allein geschuldet ist, zeigt sich in einer späteren Szene in der Ortschaft. Das Ende ist im Prinzip so, wie man es erwartet. Es gibt keinen Plottwist.
Die Vertonung unterstreicht das Westernsetting. Während anfangs die eher ruhigen Töne zu hören sind, eskaliert am Schluss der Klangteppich in zahlreichen Echos und grusligen Zwischensequenzen. Man spürt Jims gehetzten Gemütszustand, seinen Stress und seine Angst ganz deutlich.
Das Cover ist von Ertugrul Edirne. Es zeigt eine fies lächelnde Frau, die drohend die Arme über eine menschenleeren Westernstadt erhebt. Es scheint, als wäre sie eine monströs große Himmelsgestalt.
Fazit
Ein gelungenes Hörspiel mit einem extravaganten Setting, das Abwechslung zu den Handlungsorten in England bietet. Kleiner Wermutstropfen – die Umsetzung des Mordes.
[usr 4]
Information: Ein Exemplar des Hörspiels wurde dem Autor vom Label zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Robert E. Howard / Hörspieladaption: Marc Gruppe |
Originaltitel: | Die Toten vergeben nichts |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | um 1900 |
Label: | Titania Medien |
VÖ: | Oktober 2020 |
Preis: | 7,98 EUR |
ISBN: | 978-3-7857-8191-3 |
Hörspiellänge: | über 45 Minuten |