Fast 15 Jahre und über ebenso viele Teile hat das “Assassin’s Creed”-Franchise nun schon auf dem Buckel. In den nächsten Wochen werden wir daher eine kleine Reise unternehmen und uns alle Teile der Reihe zu Gemüte führen. In Teil 7 gehen wir auf “Revelations” ein – und dem Treffen der zwei Helden der bisherigen Spiele. Begleitet uns also nun auf unserer “Assassin’s Creed Odyssee”.
Übrigens: Der Titel der Artikelreihe “Odyssee” ist wegen “AC: Odyssey” gewählt worden. Sicherlich, es erscheint nun bald “Valhalla”, aber die Reihe war schon länger in Planung und der Titel passt irgendwie immer noch.
“Revelations” bringt die Ezio-Geschichte zu einem Ende und führt – neben der Verbindung zu den früheren Teilen – auch Altair zu einem Abschluss. Dabei bietet der Titel mehr vom Gleichen, aber auch wieder einige Neuerungen.
Der DLC: Das verlorene Archiv
Wie was? Spinnt der Kerl denn, dass er mit dem DLC anfängt? Was ist mit dem ganzen Rest?!
Nein, hier läuft nichts falsch, es gibt für diesen Beginn eine Erklärung. Und die ist in der Story begründet. Oder eher in einem der größten Patzer, den sich Ubisoft mit “Revelations” geleistet hat. Ihr erinnert euch noch an das atemraubende Ende von “Brotherhood”, das derart überraschend war, dass man kaum erwarten konnte, wie es weitergeht?
Die Rede ist natürlich von Lucys “Zwangsermordung”. Aber was war passiert? War es real? War Lucy wirklich tot oder steckte etwas viel Schlimmeres dahinter? Fragen über Fragen… die im Spiel NICHT beantwortet wurden!
Ja, ihr habt richtig gelesen, im eigentlichen Spiel “Revelations” wird am Anfang nur kurz erwähnt, dass Desmond, ihre Beerdigung verpasst hat, da er zu diesem Zeitpunkt im Koma liegt. Das war’s auch schon – nichts weiteres zu Lucy erfährt man hier und im weiteren Spielverlauf hat sie dann auch jeder schon wieder vergessen. Erst im später veröffentlichten DLC wird diese Geschichte dann endlich aufgelöst werden.
Also nochmal: Du erfährst nichts zu Lucys Schicksal und alle tun so, als hätte es sie nie gegeben. Du sollst das Spiel folglich einfach weiterspielen! Monate später erscheint ein DLC, der diese Storyline auflöst. Das aber auch eher schlecht als recht, aber dazu kommen wir gleich noch. Was zur Hölle hat Ubisoft denn da geritten?!
Nun, um die Hintergründe hinter dieser Entscheidung zu verstehen, muss man an der Stelle etwas tiefer graben. Lucys Charakter basierte auf dem der Schauspielerin Kirsten Bell (ja, die aus “The Good Place”), die ihr im englischen Original auch ihre Stimme lieh. Die Schauspielerin hatte sich allerdings mit Ubisoft verkracht. Ob das schon zu Zeiten von “Brotherhood” der Fall war und ihr Charakter deswegen schon abserviert worden war oder ob man ursprünglich was anderes geplant hatte, kann man im Nachhinein nicht mehr herausfinden. Vermutlich war unter anderem das liebe Geld ausschlaggebend für Bells “Verbot” gewesen, weiterhin etwas von ihr zu zeigen oder ihre Stimme zu verwenden.
Und so kommt es das man in diesem DLC, der quasi die Vorgeschichte zu “Revelations” darstellt und daher VORHER gespielt werden sollte, die Erinnerungen von Clay durchforstet. Dabei gibt es eine Szene, die Lucy von hinten zeigt, und zwar bei Vidic, einem der Templerobermotze. Dieser erklärt ihr seinen Plan und dass er es toll findet, dass sie ihm freiwillig hilft. Von Lucy selbst sieht man nur den Rücken – also die obligatorische Lederjacke. Nicht mal ihren Kopf sieht man ganz (obwohl der nur von hinten zu sehen gewesen wäre) und auch ihre Stimme hört man nicht. Da wollte man wohl auch bei Ubisoft kein Risiko mehr eingehen.
Und ja, der DLC ist wohl zu einem gewissen Grad auch Fanservice, denn man hätte Lucys Story ja auch wirklich “beerdigen” können. Schön ist es trotzdem nicht. Übrigens: Um den DLC abzuschließen, muss man auch hier wieder Fragmente einsammeln und ein letztes Rätsel lösen, sonst spielt man die Level nämlich in Dauerschleife.
Alles anders in der Türkei
Das Spiel selbst geht an dieser Stelle in die Türkei, nach Konstantinopel (heutiges Istanbul). Auch dort muss man die Stadt von Templern säubern. Grafisch macht man gefühlt einen leichten Rückschritt. Ich weiß, die meisten sehen das anders, aber ich wurde mit Konstantinopel nie so recht warm und hatte mehrmals beim Blick über die Landschaft das Gefühl, dass mir ob einiger Unschärfen schlecht wird. Vielleicht nur eine Grafikeinstellung, persönlich war der Unterschied zu “Brotherhood” für mich eigentlich nicht gegeben.
Dafür gibt es aber mehr vom Selben: Man darf wieder fleißig Geschäfte aufbauen, es gibt die üblichen Taubenschlag-Missionen und auch ein paar neue Sachen, wobei hier vor allem der Greifhaken zu nennen ist. Mit diesem erklettert man nicht nur Häuser schneller (das war mal bitter nötig, auch wenn man immer noch manchmal hochklettert, wo man eigentlich vorbeirennen wollte), sondern kann auch an ausgewählten Strecken an Seilbahnen zwischen Häusern entlang fahren. Die sind gut platziert, aber dann doch wieder nicht allzu zahlreich vorhanden. Trotzdem: Auch hier kommt man ein wenig schneller über die Dächer voran.
Auch mit Pfeil und Bogen (bzw. Armbrust) darf geschossen werden, zudem erleben auch die Bomben einige Erweiterungen. So gibt es jetzt etwa Giftbomben oder Detonationsbomben. Die kann man – neben der Ausrüstung – auch selbst herstellen. Überhaupt ist das Crafting in den letzten “AC”-Teilen immer wichtiger geworden, wobei man nur nach Vorlagen herstellen kann, aber das ist in anderen Titeln ja auch so. Man kann sich also auch hier wieder austoben und das Spiel so spielen, wie man will. Wobei man fairerweise sagen muss, dass man das eigentlich alles gar nicht braucht. Ein paar Rüstungsverbesserungen vielleicht und man kann sich wieder durch die Horden der Gegner schnetzeln, wie man es gewohnt ist. Noch immer kommt man also auch mit Drauf-los-Prügeln statt Schleichen weiter. Und auch die Bomben braucht man nicht wirklich. Ich habe im gesamten Spieldurchlauf nur während denjenigen Missionen, in denen sie zwingend eingesetzt werden mussten (Piri Reis), auch wirklich welche benutzt.
Davon abgesehen kann man aber wie gewohnt die Wahrzeichen der Stadt erklimmen und pompöse Aussichten genießen. Dies bringt nicht nur die Geschichte der jeweiligen Stadt näher (seit jeher ein Anliegen der “AC”-Spiele), sondern schaltet auch Schnellreise-Punkte frei. Und natürlich ist auch der berühmte Sprung des Glaubens, fortan in jedem Teil der Reihe ‘Todessprung’ genannt, wieder mit von der Partie. Auch die Texttafeln von Shaun Hastings dürfen nicht fehlen und sind seit diesem Spiel eine ganze Portion ausführlicher geraten. Wer lesefaul ist, wird aber (wie immer) auch daran keine Freude haben.
Multiplayer-Modus
Bevor wir nun weiter über das Spiel an sich sprechen, müssen wir auch noch einige Worte über den Multiplayer-Modus verlieren. Dieser war bekanntlich schon im Vorgängerspiel eingeführt worden und lief dort eher uninteressant nebenher. Hier hat man aber nochmal ein Stückchen drauf gesetzt. Denn es gibt in diesem Mulitplayer-Modus eine waschechte Handlung. Und ja, das ist wirklich verdammt cool und motiviert zum Weiterspielen. Man bekommt hier Videosequenzen und Texttafeln präsentiert und erlebt die Story von der anderen Seite aus. Im Vorgänger hat man ja schon erfahren, dass man als Templer rekrutiert wurde. Hier geht die Handlung weiter und man baut sich den Bösewicht auf, erfährt, wie die Templer organisiert sind und wie sie Desmond und seine Kameraden verfolgen.
Als “Spieler” ist man in diesem Teil noch namenlos, spätere Teile werden aber etablieren, dass man “Juhani Otso Berg” heißt und einer der besten Killer der Templer wird – später sogar die Nummer 2 in der Rangfolge. Man baut sich also quasi den Gegenspieler der späteren Teile (der Gegenwartshandlung wohlgemerkt) selber auf. Das bieten einem nicht viele Spiele und man will eben auch hier wissen, wie die Story ausgeht. Daher ist der Multiplayer-Modus hier schon fast schon Pflicht und weniger Kür.
An Modi gibt es die üblichen Eskort- oder Schleicheinsätze, die man samt Charakteren fast eins zu eins aus dem Vorgänger übernommen hat. Wieder gilt es, in vielen gleich aussehenden Avataren den anderen Spieler zu finden und ihn abzumurksen. Oder auch mal eine Flagge zu stehlen und zu seinem Ausgangspunkt zu bringen. Und ja, selbst heute noch findet man genug Spieler für eine Partie. Allerdings steigt man im Level nur durch Punkte auf, die man durch spezielle Attentate bekommt. Extrem frustrierend also, wenn einem andere Spieler das wegnehmen und man in einer Partie à 20 oder 30 Minuten nur wenige Punkte zusammenbekommt.
Klar, nun kann man einfach weiterspielen, bis man besser wird. Man will schließlich die Videos und die Story sehen… oder man wendet den kleinen Trick des Rezensenten an. Denn um mal einen meiner ehemaligen Lehrer zu zitieren: “Multiplayer spiel ich nicht, ich bin zu schlecht für andere Leute, da krieg ich immer auf die Fresse!”. Ja, das kommt mir extrem bekannt vor… aber zum Glück hat man ja in jedem Haushalt inzwischen vier Rechner… oder mehr. Und das Spiel kostet nur noch 4,49 €. Also einfach viermal das Spiel gekauft (man braucht vier Personen, um eine Multiplayer-Partie zu eröffnen), drei Charaktere in die Landschaft gestellt und mit dem “Main” munter durchgeschnetzelt und Höchstpunkte kassiert.
Gecheatet? Nun ja, vielleicht ein bisschen. Andererseits habe ich ja auch viermal bezahlt für das Spiel, daher finde ich das in Ordnung. Und ab und an kommen dann doch nochmal andere Spieler mit in die Partie (wenn sie zufällig mit hinzu gewürfelt werden). Die freuen sich dann auch mal über “billige” Kills 😉. Ach ja, auch ein Echtgeld-Shop ist inzwischen integriert, betrieben vom Ingame-Hackernetzwerk Erudito. Hier kann man sich XP Boosts und einiges andere kaufen und vor allem beim Multiplayer war die Versuchung groß, den Pfad auf diesem Weg zu beschleunigen. Es wurde dann aber doch lieber viermal das Game kaufen 😉.
Und so konnte auch ich letztlich den (Mulitplayer-)Abspann um Leticia England genießen…
Sammelwut, nur eine Gruft und Belagerungen
Doch zurück zum Singleplayer. Auch die üblichen Sammelaufgaben dürfen nicht fehlen. So gibt es die obligatorischen Kisten, aber auch die Datenfragmente, die man suchen kann. Zu denen kommen wir gleich. An dieser Stelle sollen vor allem noch die Ishak Pasha-Seiten erwähnt werden. Hat man alle Seiten dieses Tagebuches gefunden, erlangt man Zugang zu Vlad Tepes’ Grab und kann dort das mächtigste Schwert im Spiel abgreifen. Das entspricht den Assassinengräbern bzw. Romulus-Verstecken aus den Vorgängern. Waren es dort aber noch vier bis sechs, so ist es in diesem Spiel eben nur noch die eine Klettergruft, die man belassen hat. Das ist etwas schade, gehörten die Klettereien doch mit zu den besten Teilen der Vorgänger. Und auch im Nachfolger sollten diese “Herausforderungsgräber” (um mal das “Tomb Raider”-Pendant zu zitieren) völlig verschwunden sein und auch so schnell nicht mehr auftauchen.
Dafür wurde eine neue Eroberungsmechanik eingeführt: Die Belagerungen. Teile der Stadt erobert man nun nicht mehr, in dem man Templertürme abbrennt (wie im Vorgänger), sondern man greift die Templerfestung an. Dies in einer Art “Tower Defense-Spiel”, in dem man seine Assassinen durch eine Straße schickt und ihnen Angriffs- oder Feuerbefehle erteilt, bis die Tür zur Templerfeste durchbrochen ist.
An und für sich ja eine interessante Idee, die aber bei vielen nicht ankam und daher konsequenterweise direkt wieder verschwand. Und tatsächlich sind die Dinger nach einiger Zeit wirklich einfach nur langweilig, da es immer das Gleiche ist. Okay, das waren die Türme des Vorgängers auch, aber da gab es immerhin noch sich anders verhaltende Hauptmänner und es war schneller und flotter.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Templer eine einmal eingenommene Festung wieder zurückerobern können. Zumindest solange, bis man die Meister-Assassinen-Mission der eroberten Festung gemacht hat. Dann hat es sich mit Rückeroberung. Die Rückeroberung läuft dann wie zuvor im “Tower Defense”-Stil ab, nur dass man diesmal eben auf der anderen Seite steht. Ist man aber auch hier schnell genug und macht gleich zu Anfang alle Festungen und die dann freigeschalteten Assasssinen-Missionen, dann hat man auch hier gleich ausgesorgt. Ich selbst hatte nur eine Rückeroberung zu spielen und verhinderte effektiv recht schnell weitere Templervorstöße an dieser Front.
Und ja, man kann auch wieder Assassinen rekrutieren, meist nach einer kleinen Mission. Aber anders als im Vorgänger kämpfen die nicht mehr an der Seite von Ezio. Hier hat man sich die Kritik, die Assassinen wären zu mächtig, zu Herzen genommen – und sie kurzerhand gestrichen. Dafür kann man auch hier – wie im Vorgänger – einzelne Assassinen-Gilden durch Missionen weiter ausbauen.
Die Animus-Insel, Gegenwartshandlung
Doch kommen wir zunächst an dieser Stelle zur Gegenwartshandlung. Nach der Ermordung von Lucy liegt Desmond im Koma und muss seine Erinnerungen wiederfinden und aufwachen. Dazu findet man sich auf der Animus-Insel wieder und hört die Stimmen der Begleiter aus dem Off sprechen. Auch trifft man auf Clay, dessen Geist nach seinem Tod im Animus gefangen ist und dessen Absichten auch nicht ganz koscher sind. Als Ersatz für Lucy gesellt sich William Miles, Desmonds Vater und Anführer der Assassinen hinzu. Der ist auch Schuld daran, dass die Assassinen im Jahre 2000 in eine Falle gerieten und nahezu ausgelöscht wurden. Ja, etwas plump, aber es wurde auch Zeit, dass das mal angesprochen wird. Immerhin haut man in allen Teilen der Reihe die Templer zu Klump, festigt die Vormachtstellung der Attentäter und in der Gegenwart (2012) ist man fast am Aussterben. Wie geht das?
Auf der Animus-Insel sind zudem Tore zu Desmonds Erinnerungen. Sammelt man im Spiel Datenfragmente, schaltet man diese frei und kann – je nach Anzahl – hindurchgehen. In der Theorie bietet das also einen Anreiz (bzw. man muss sie eigentlich sogar einsammeln), um noch mehr Story-Content zu bekommen und auch in der Handlung voranzukommen. Rein praktisch hat man mit dem Kauf der Deluxe-Edition aber bereits alle Türen freigeschaltet, sodass der Sammelanreiz Ingame entfällt. Und die Szenen über Desmonds Vergangenheit (“Das verlorene Archiv”) werden in der Ego-Perspektive gespielt. An und für sich ist es nicht schlecht, auch mal quasi 3D-Shooter-Sequenzen einzubauen. Allerdings funktioniert das ganze hier mehr schlecht als recht.
In Desmonds Erinnerungen (oder auch dem Archiv-DLC) muss man nämlich Stege legen. Ihr kennt vielleicht die Stahlträger aus “Worms”? So ähnlich ist das Prinzip, nur hier eben in der Ego-Ansicht. Ich platziere mir also meine Stege vor mir, kann die rauf und runter machen und navigiere dabei durch Räume mit Laserfallen oder Ventilatoren hindurch. Mit dem “Assassin’s Creed”-Gameplay hat das ganze also nicht wirklich was zu tun, denn ich muss während der ganzen Zeit nicht einmal jemanden meucheln. Und die Infos zu Desmonds Vergangenheit werden ab und an mit Schwarz-weiß-Bildern an der Wand oder einer Stimme aus dem Off erzählt – da hätte man einiges an der Präsentation schrauben können (und ja, im DLC sieht es genauso trist aus).
Das Rätseln mag vielleicht grundsätzlich noch in Ordnung gehen, als Variante zum öden Metzeln wird die Platzierung aber eben oftmals zum Glücksspiel, wenn man den Steg halt nur ab der Hälfte sehen kann. Jap, richtig gelesen: Man sieht nicht genau, wo man den Steg platziert – also die eigenen Füße. Mehr als einmal gab ich den Löffel ab, weil der Steg ungenau platziert wurde. Die Beschwerden über diesen Rätsel-Modus waren also gerechtfertigt und zum Glück hat Ubisoft den in weiteren Teilen konsequent wieder entfernt und auf Experimente dieser Art verzichtet.
Und damit sind wir auch schon beim letzten Punkt der Review.
Die Story: Altairs Rückkehr
Die Gegenwartshandlung, in der wir also einfach Desmond wieder aufwecken müssen, unsere Erinnerungen suchen und gegen den virtuellen Clay kämpfen, kann diesmal also weniger punkten. Dafür verknüpft die restliche Story Altair mit Ezio und dem Rest der Geschichte. Ezio reist nämlich nach Konstantinopel, um Altairs Erinnerungsscheiben zu finden. Auch das ist Technologie der Isu und Altair hat dort einiges darauf gespeichert. Im Verlauf der Reise finden wir die natürlich und sehen bzw. spielen Sequenzen mit Altair. Wobei gleich die erste bei Fans des Spiels Fragezeichen hochschießen lassen dürfte, denn Altair vergnügt sich mit Maria, dem Köder aus dem ersten Teil. Ihr erinnert euch an mein Review zu “Bloodlines”? Gut für all jene, die den Teil gespielt haben und wissen, warum die zwei zusammen sind. Immerhin fragt sich auch Desmond, wie das passieren konnte .Tja, Spieler, die “Bloodlines” nicht kennen, hätten das wohl auch gern gewusst.
Altairs Erinnerungen sind aber eher schmuckes Beiwerk und Fanservice. Denn die kurzen Sequenzen über den Machtkampf der Bruderschaft sind nicht ganz so interessant wie der Rest. Okay, man erfährt, was aus Altair und seinen Söhnen geworden ist und dass er kurzzeitig seinen Posten verlassen hat, um die Mongolen zu bekämpfen. Und am Ende trifft er sogar Ezio (bzw. er Altairs Gebeine). Generell wäre vielleicht etwas weniger Templerpräsenz auch mal ein netter Spielansatz, oder etwa nicht?
Und dass Ezio sich als alter Tattergreis mit knapp 60 Jahren an eine junge, frische Dame hereinschmeißt, mag ja vielleicht realistisch sein, da es Paare mit diesem Altersunterschied wirklich gibt. Im Kontext des Spieles wirken die Picknick-Szenen der beiden aber irgendwie nur peinlich. Am Ende des Spieles will sich Ezio auch in den Ruhestand begeben und mit dem ganzen Zeug nichts mehr zu tun haben (ein Wink auf künftige Teile etwa?). Wie wir in dem Kurzfilm “Embers” erfahren, hat Ezio dann mit Sofia doch noch Kinder gezeugt und ist schließlich im Alter von 62 Jahren, als die Kinder 6 Jahre alt sind, gestorben. Doch dazu werden wir später noch kommen.
Warum man Ezio nicht als Single sterben lassen konnte, ist schnell erklärt: Laut Animus-Technik musste er Nachkommen bis Desmond haben, nur so kann dieser in den eigenen Ahnen-Erinnerungen eintauchen und die Ereignisse nachleben. Geändert wird dies erst bei der Novizen-Duologie (Unity) bzw. den dortigen Texttafeln. Denn bereits bei der Kenway-Trilogie haben die Entwickler gemerkt, welches Ei sie sich da ins Nest gelegt haben. Die Diskussionen gingen sogar bis “Odyssey” weiter. Aber zu diesem Punkt kommen wir, wenn wir bei dem Spiel angelangt sind.
An dieser Stelle bleibt festzuhalten, dass es storytechnisch schon Besseres an der “AC”-Front gegeben hat. Wobei man, wenn man etwas tiefer schaut, zugeben muss, dass die Stories bisher eigentlich immer recht gleich gewesen sind und sich stets nur um Rache gedreht haben. Erwähnt werden sollte an der Stelle auch der Abstecher in die unterirdische Stadt Kappadokien. Hier hat man immerhin schöne Kulissen und etwas Abwechslung von Konstantinopel. Die Sequenz selbst ist dann aber auch wieder viel zu schnell vorbei.
Fazit
“Revelations” hat zwar immer noch viel von den Sammelaufgaben, die man alsbald als die Ubisoft-Formel kennen sollte. Und im Großen und Ganzen machen die einzelnen Aktivitäten auch Spaß. Ganz so mitreißend wie die Vorgänger war der Teil, trotz der Verbindung zu den Altair-Spielen, aber dann nicht mehr, weswegen wohl auch nur 77 Prozent auf der Komplettierungsliste stehen. Immerhin steht die Spielzeit – auch wegen des Multiplayers – mit 55 Stunden recht ordentlich zu Buche.
Bewertung [usr 4, max=“6“]
Hier der Wertungsspiegel:
Reisewege
Auch in “Revelations” ist man eigentlich nur in einer Stadt unterwegs. Eigentlich. Doch auch hier gibt es eine Ausnahme: Ezio reist Anfangs nach Masyaf und stellt fest, dass er die Scheiben braucht. Dann geht es nach Konstantinopel und am Ende wieder nach Masyaf zurück. Und auch den kurzen Abstecher nach Kappadokien sollte man nicht vergessen. Immerhin 3843 km sind das. Istanbul selbst bring sogar schon satte 75 km im Durchmesser auf die Waage, rechnet man alle Ausläufer mit ein. Hier halten wir aber zugute, dass die Stadt damals sicher noch nicht so groß war und beschränken uns auf die immer noch 30 km des europäischen Teils. Wie schon im Vorgänger schlagen wir pauschal 5 * 30 km noch auf die Gesamtsumme drauf, um unser ewiges Gerenne in der Stadt zu symbolisieren. Das macht insgesamt 3993 km – und damit wider Erwarten den Höchstwert aller “AC”-Spiele bisher. Unterwegs sind wir wieder per Pferd und Schiff. Ihr wisst ja wies geht, die Reisezeit beträgt damit 240 Stunden.
Auf der Landkarte sieht der Reiseweg übrigens so aus:
Und im Vergleich so:
Spiel-Infos
Titel | Assassin’s Creed: Revelations |
Publisher | Ubisoft |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Genre | Action-Adventure, Open-World, Stealth |
Plattformen | PC, XBox, Playstation |