Auch Star Trek: Lower Decks werden wir mit Rezensionen begleiten. Da die Serie komplett veröffentlicht wurde, werden wir alle zwei Tage eine Folgenrezension bringen. Nun sehen wir uns die vierte Folge der Zeichentrickserie an. Achtung, Spoiler!
Zum Gähnen – und das gleich zu Beginn
Die neue Folge beginnt mit gähnender Langeweile – zumindest wenn es nach Mariner geht. Denn die ist bei einem Briefing anwesend und gähnt die ganze Zeit herum. Ein netter kleiner Seitenhieb auf die TNG-Zeit, denn, das muss man zugeben, da wurde einfach ganz viel geredet.
Und ja, eigentlich ist das nur der Folgenauftakt neben einem alten Schläferschiff voller Leichen, das aber Terraforming… nunja, Substanz (in der deutschen Übersetzung ‘Emulsion’) geladen hat. Der kann vorhandene Materie umformen. Dass das später noch wichtig wird, kann man sich an dieser Stelle allerdings schon denken. Schön ist hier, das ein Schwesterschiff der Cerritos auftaucht, die Merced, die in leicht anderen Farben gehalten ist, um den unterschiedlichen Missionsstil zu kennzeichnen. Netter visueller Einfall.
Der Captain des Schiffes ist Tellarit – allerdings ähnlich unfähig wie Freeman und man fragt sich schon, ob man wirklich immer diesen Klischeetyp an Captain an vorderster Front in der Serie braucht. Auch im späteren Verlauf wird es nämlich Mariner sein, die die Hosen anhat. Immerhin, und das ist der nächste Pluspunkt der Reihe, gibt es in Folge ein paar schöne Szenen zwischen ihr und “Mom”, welche die Charaktere voranbringen. Allerdings darf weiterhin gefragt werden, woher Mariner in ihrem jungen Alter die Erfahrung nimmt.
Weitere Beobachtungen
Nicht nur die Schuhe tragen das Sternenflottenemblem, auch weitere Dinge wie etwa PADDs sind nun damit ausgestattet. Nette kleine Details, die der Serie durchaus Charme verleihen und nun immer mehr auffallen. In weiterer Folge wird allerdings ein Gagfeuerwerk abgefeuert, das damit beginnt, das Mariner für die blödesten Jobs abkommandiert wird. So säubert sie unter anderem das Holodeck von Körperflüssigkeiten und Exkrementen und klärt damit die Frage, wo solche Sachen nach der automatischen Schiffsreinigung landen. Und ja, bereits in der ersten Folge angedeutet wird hier quasi, auch wenn es ausgepiepst wird, klar gemacht, das Sexprogramme sehr beliebt sind – was irgendwie zu erwarten war. Und wieder darf an dieser Stelle der Seitenhieb zu “Orville” nicht fehlen, denn dort wurde das auch bereits prominent thematisiert.
Warum man allerdings in einer derartigen Serie sowohl im Englischen als auch im Deutschen das Ausgepiepse von Schimpfwörtern drin lässt, frage ich mich an der Stelle schon. Da hat man selbst in den Live-Serien mehr gehört…
Davon abgesehen bekommt man aber vor allem hier einen guten Eindruck davon, wie wichtig die Lower Decks eigentlich sind und was es im Raumschiff eigentlich noch alles zu tun gibt, wovon man sonst nichts mitbekommt. Das vermag durchaus zu gefallen. Und da Mariner ein wenig zu viel Spaß im Job hat, wird sie kurzerhand zum Lieutenant befördert und noch mehr bei den Seniors eingebunden. So darf bei Besprechungen nicht nur über die neue Stuhlform abgestimmt werden (!), sondern man wird auch zur Pokerrunde gezwungen (wer schreit hier TNG?).
Klar, auf der Humorschiene funktioniert das alles recht gut, aber es fällt einem dann doch schwer zu glauben, das auch die Lower Decks keine geselligen Runden machen und nur stur in ihren Quartieren hocken und zum Arbeiten rausgehen. Auch dort gibt es doch bestimmt Pokerabende, oder?
Die B-Handlung
Nicht ganz so toll ist diesmal die B-Handlung um Tendi. Klar, die Orionerin ist immer noch sympathisch und bekommt auch ein paar gute Szenen spendiert, die Einblick in ihren Charakter erlauben. Das sie aber so dumm ist und die Aufstiegszeremonie eines Charakters versaut, mag man ihr, Neuling hin oder her, nicht so recht abnehmen.
Besagtem Kerl kommt das ganz gelegen, ist er doch eigentlich ein Hochstapler, trotzdem wirkt das hier fast schon ein wenig zu aufgesetzt. Wie erwähnt, die beiden bekommen die ein oder andere gute Szene spendiert und auch, das Tendi und Rutherford wohl schon ein Paar sind, wird hier quasi ad absurdum geführt. Den Aufstieg besagten Offiziers (ist das ein Mensch? Geht das eigentlich?) finde ich dann auch wieder ein Stückchen weit übertrieben. Da kommt wieder einmal der große Vogel der Galaxis (gab es in der Folge zuvor schon am Ende kurz) und dann ein paar Geheimnisse des Universums, die wohl eher witzig gemeint sind und in ihrer Art an “42” erinnern sollen (Genrefans wissen, was gemeint ist). Funktioniert hat das ganze für mich aber trotzdem nicht.
Genesis in neu
Zuguterletzt muss auch noch die Terraforming-Substanz erwähnt werden, die natürlich auf die Schiffe übergeht. Über die Unfähigkeit des anderen Captains habe ich mich ja schon eingangs ausgelassen. Das führt zu einigen Situationen, in denen das Schiff eben umgewandelt wird und die es zu lösen gilt. Das sieht nicht nur in der Zeichentrickvariante gut aus, sondern hätte sicher auch in einer Live-Serie einiges für sich gehabt. Ein Maschinenraum unter Wasser z.B. hat irgendwie was.
Wobei natürlich auch die Frage ist, was hinterher noch funktioniert. Und ob man wirklich alles einfach so wieder “zurückverwandeln” kann. Welchen Sinn macht denn ein Terraforming, wenn ich auf Knopfdruck alles wieder zurückstellen kann (okay, hier mit Gas, aber Prinzip ist das gleiche)? Puff, plötzlich habe ich wieder giftige Atmosphäre – da werden sich alle freuen.
Aber gut, in einer knapp 25-minütigen Folge bleibt für dererlei Betrachtungen und Erklärungen wohl kein Platz. Und irgendwie muss das Schiff ja am Ende wieder ganz sein und weiterfliegen können…
Am Ende bekommen Mariner und Freeman gar einen Orden, den Mariner aber vorsätzlich versaut, um wieder degradiert zu werden. Das hier entstehende Wortspiel ist dann auch recht witzig, zumindest, wenn man auf die englische Tonspur schaltet. Denn im Deutschen klingt es eher wie Sensuren (also “Zensuren”). Ein Sens-Ohren wäre hier sicher passender, aber auch schwerer im Deutschen falsch zu betonen gewesen. Hier wurde auf Gedeih und Verderb der Status Quo wieder hergestellt, was irgendwie schade ist.
Fazit
Die Serie hält auch in der vierten Folge ihren Kurs, was positiv ist. Die Folge hat auch wieder gute Szenen, auch charakterlich, schwächelt aber vor allem in der B-Note etwas. Vor allem wird zunehmend offensichtlich, das man immer die gleiche Gangart anschlägt. Etwas Weiterentwicklung kann an dieser Stelle nicht schaden. Trotzdem, auch diese Folge unterhält.
Bewertung: [usr 3 max=”6″]
Episoden-Infos
Episodennummer | 4 (Staffel 1, Episode 4) |
Originaltitel | Moist Vessel |
Deutscher Titel | Das Generationenschiff |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 27. August 2020 |
Erstausstrahlung Deutschland | 22.Januar 2021 |
Drehbuch | Ann Kim |
Regie | Barry J. Kelly |
Laufzeit | 25 Minuten |