Dieses Hörspiel basiert auf einer sächsischen Sage. Ob einen dieser Stoff hinter dem Ofen hervorlockt, verraten wir euch in dieser Rezension.
Darum geht es
Krabat stammt aus armen Verhältnissen. Oft müssen er, sein Stiefvater und die Mutter hungern. So verdingt er sich als Gänsehirte. Doch auch diese Arbeit bringt nicht genug ein, sodass Krabat dem unheimlichen Ruf des Müllers von der Teufelsmühle folgt. Krabat überlegt nicht lange. Er ist auf einen Verdienst angewiesen. In der Mühle erwartet ihn jedoch, außer seiner Ausbildung zum Müller, noch ein weitaus finstereres Handwerk. Der Preis für strebsames Lernen der schwarzen Magie ist der Tod. Krabat überlegt, wie er dem Meister, und nicht zuletzt dessen Gebieter, dem Teufel, entkommen kann.
Umsetzung
Krabat ist durch und durch gelungen. Diese Folge hat alles, was ein gutes Hörspiel haben muss. Auch die Länge von beinahe eineinhalb Stunden finde ich angemessen und es hätte auch ruhig noch länger sein dürfen. Ich habe gern zugehört. Krabat ist kurzweilig und da immer etwas passiert, hat das Hörspiel keine Durchhänger. Ich mag die Tragik von Krabat, denn obwohl er viel erlebt und häufig Leuten aus der Patsche hilft, nicht zuletzt dem König von Sachsen, der in türkische Gefangenschaft gerät, hängt ihm der Makel eines dunklen Zauberers an und begleitet ihn bis zum Tode.
Ich finde spannend, wie die Menschen im Hörspiel mit Hexerei umgehen. Krabat spielt Ende des 17. Jahrhunderts. Die Hexenverbrennungen sind also noch gar nicht so lange her. Diejenigen, die während der Handlung mit Krabats Magie konfrontiert werden, haben zwar Respekt, doch in echte Panik bricht niemand aus. Die Hexerei ist offenbar ein fester Bestandteil des zivilen Lebens. Auch stellt keiner wirklich infrage, ob es Magie tatsächlich gibt. Sie wird von der Bevölkerung einfach als gegeben hingenommen. Die Vorlage zum Hörspiel wurde der sächsischen Sage entnommen. Ich glaube, ich werde mir diese und andere Sagen zu Gemüte führen, denn meine Meinung über Sagen habe ich revidiert. Sie sind keineswegs langweilig, sondern hochinteressant. Krabat dürfte gerne mal als Unterrichtsstoff Verwendung finden, um den faden Lehrplan aufzuwerten.
Die Sprecher haben ihre Figuren exzellent zum Leben erweckt. Da wirkte nichts geleiert oder lustlos runtererzählt, da waren Emotionen am Start. Tom Raczko als Krabat hat mir besonders gefallen. Auch Axel Lutter als Antagonist ist eine prima Besetzung. Marc Gruppe durfte dieses Mal eine besondere Rolle einnehmen. Er spricht keinen Geringeren als den Teufel selbst. Okay, einen Händler sowie einen Gast spricht er auch noch. König August gefiel mir, weil er so ruhig und souverän war. Jean Paul Baeck hauchte ihm Leben ein. Im Sprechercast findet man überdies noch jede Menge bekannte Namen. Max Schautzer spricht den Wirt. Das ist zwar eine Minirolle, aber auch diese Besetzung passt hervorragend.
Die Vertonung ist sorgfältig abgemischt. Die Musikeinspieler sind dezent, die Geräuschkulisse detailreich. Ob pfeifender Sturm, Schnee, Türenquietschen, das Knarren des Mühlrades, die Geräusche aus dem Inneren der Mühle und nicht zuletzt die Tiere, die eine große Rolle in Krabat spielen. Das alles bildet einen angenehmen Klangteppich, der einen durch die gesamte Folge begleitet.
Auch das Cover ist der Hammer. Man sieht die Teufelsmühle, mitsamt dem festgefrorenen Mühlrad, das in der Geschichte auch eine Rolle spielt. Das Bild vermittelt die eisige Kälte, die unseren Protagonisten beinahe das Leben kostet. Hervorragend gezeichnet von Ertugrul Edirne.
Fazit
Ein liebevoll inszeniertes, aufwändig produziertes Hörspiel mit Wiederhör-Faktor. Krabat schlägt Wege jenseits der ausgelatschten Pfade von Zauberer vs. Zauberer ein. Gerne mehr in dieser Art.
Bewertung: [usr 5]
Episoden-Infos
Folge | 156 |
Originaltitel | Krabat |
Autor | Nach einer sächsischen Sage |
Label | Titania Medien |
VÖ | Februar 2020 |
ISBN | 978-3-7857-8156-2 |
Cover Illustration | Ertugrul Edirne |
Laufzeit | 83 Minuten |