In unserer neuesten Review zu “The Orville” Season 2 sehen wir uns an, wie viel Identität wirklich in “Identität” steckt.
Aber Achtung: massive Spoiler!
Kaum zu glauben, aber die Orville wagt sich mit dieser Folge tatsächlich an Action – zumindest gegen Ende. Wo das alles hinführen wird, muss sich natürlich erst noch zeigen. Allerdings wird bis dahin wieder mal ein gutes Charakterstück geboten.
Am Anfang war die KI …
… oder besser gesagt: das Fehlen derselbigen. Diesmal gibt es nämlich keine B-Handlung, sondern stattdessen nur eine einzige, riesige Geschichte, was der Folge aber sichtlich gut tut. Gerade noch mitten im Familienleben wird Isaac plötzlich ausgeschaltet, wobei es für ihn nur dann Rettung gibt, wenn man ihn auf seine Heimatwelt zurückbringt.
Allein diese Ausgangslage ist bereits vielversprechend, immerhin weiß keiner, was denn nun wirklich Sache ist. Man kennt Isaacs Innenleben ja nicht und unter dieser Prämisse muss man sich schon irgendwie fragen, ob es sinnig ist, ein derart unbekanntes Wesen in einer Schlüsselposition zu beschäftigen. Gut, für die Handlung dieser Folge spielt diese Überlegung keine Rolle.
Hier wird sogar daran gedacht, Ed fragen zu lassen, ob er nach Kaylon fliegen darf, statt ihn einfach aufbrechen zu lassen. Und unter militärischen Klängen, welche die Spannung unterstreichen, fliegt die Orville auch dorthin. Allein die Musik macht hier schon die Marschrichtung deutlich und sorgt durchaus für Laune.
Sightseeing
Zunächst gibt es aber ein ausgedehntes Sightseeing. Auch hier haben die VFX-Künstler wieder aus dem Vollen geschöpft. Denn der Anflug der Orville durch die Wolkenschichten und zwischen die Wolkenkratzer ist einfach ein Fest für die Augen (und erinnert sogar etwas an Coruscant aus “Star Wars”). Für eine Produktion für den kleinen TV-Bildschirm kann sich das (und auch die Schlussszenen) durchaus sehen lassen.
Dass auf dem Planeten alle gleich aussehen, war fast zu erwarten. Abgesehen von den roten Augen kann man Isaac kaum von den anderen seiner Art unterscheiden. Genau genommen könnten die KIs sogar einen anderen an seiner statt einschleusen. Okay, derartige Überlegungen sind beim weiteren Verlauf der Geschichte irrelevant, aber man sieht hier schon die vielen Möglichkeiten.
Schön ist auch die Interaktionen mit den KIs, als diese die Fehler der Menschen aufzählen, es im Gegenzug aber auch die anderen Aspekte gibt (“Hey, er hat ihm ein Bein abgeschnitten!”).
Was folgt, ist zunächst eine Charaktergeschichte. Isaac will das Schiff verlassen, da seine Aufgabe erfüllt ist. Natürlich führt das zu Szenen mit Claire und ihren Kindern, welche teilweise unverständlich reagieren, wobei zumindest Claire sich Mühe gibt, Isaac zu verstehen. Dieser Charakterzug zeichnete sie ja schon immer aus und es ist schön, dass man hier den Weg konsequent weitergeht.
Doch auch sonst wird an der Stelle quasi auf die Tränendrüse gedrückt, wenn man Isaac mit einer Party und einigen anderen Dingen verabschiedet und ihm dabei wieder einmal Kameradschaft näher bringen will. So kennen wir “The Orville”. Auch diese Szenen funktionieren – mal humorig, mal ernst – unter dem Strich recht gut.
Über allem steht dann noch die Aufnahme Kaylons in die Union, wobei Ed und seine Crew zumindest “leicht” herumschnüffeln und sich schon fragen, was die lieben Roboter hier so alles bauen. Es könnte die Beitrittsgespräche womöglich torpedieren, wenn das alles herauskommen würde, aber wie man schon bald sehen wird, werden die Ereignisse eine ganz andere Wendung nehmen. So oder so, das hätte man auch im großen “Star Trek”-Bruder wohl so oder so ähnlich gemacht.
Das explosive Ende
Es wurde ja schon mehrfach angedeutet, aber das Ende der Episode hat es wirklich in sich. Denn hier wird wahrlich auf die Actiondüse gedrückt!
Nachdem man eher zufällig durch Ty erfährt, was wirklich abgeht (gibt es auf Kaylon eigentlich keine Wachen, so das die Orville-Leute da einfach rumspazieren können?), zeigen die KIs ihr wahres Gesicht. Das ist waffenstarrend und optisch genauso gut umgesetzt. Und so kommt es, wie es kommen muss: Die Orville wird geentert und begibt sich als Kopf einer Invasionsflotte gen Erde. Und mit diesem wirklich spannenden Cliffhanger endet eine wirklich ebenso hervorragende “Orville”-Folge.
An der Stelle wagen wir mal eine kleine Spekulation für die Zukunft: Isaac wird sich gegen sein Volk wenden und sich auf die Seite der Orville stellen. Unter dieser Prämisse ist auch klar, dass Kaelon kein Unionsmitglied werden wird. Ob man sie irgendwie ausschaltet oder es künftig einen Krieg geben wird ?Nun, lassen wir uns mal überraschen!
Die KIs dürften im Zweifel aber die Verteidigungen der anderen Völker hinwegfegen. Auf jeden Fall scheint es unwahrscheinlich, Isaac aus der Crew zu werfen (außer der Schauspieler wollte nicht mehr).
OTOM
Auch zu dieser Folge darf unser Orville-Trek-O-Meter nicht fehlen.
The Orville | Punkte | Star Trek | Punkte | Stichwörter |
Wir landen zwar nicht, fliegen aber schön durch die Atmosphäre | 1 | Einen Atmosphärenflug hatten wir zwar noch nicht, dafür aber eine Landung | 1 | Gleichstand |
KIs, die alles Leben in der Galaxis auslöschen wollen | 1 | Hatten wir auch schon, wenn auch etwas kleiner, z.B. in “Die Waffenhändler” (TNG 1×21) | 1 | Terminator-Faktor: Die Geschichte ist so alt wie die Science Fiction selbst, daher Gleichstand |
Redshirts, wir haben Redshirts | 0 | Kalter Kaffee, die starben bei uns schon in den 60ern reihenweise | 1 | Kanonenfutter… oder Kanonfutter? Nun ja, irgendwelche unwichtigen Leute müssen halt immer sterben |
Ein holographisches Spiel. Schach? Strategema? Kadis-Qot? Bolodon! | 1 | Gibt es in “Star Trek” auch schon seit Urzeiten | 1 | Ungeachtet der visuellen Umsetzung gibt es “neue” Spiele in vielen Science Fiction-Szenarien und ziehen teilweise richtig ausgearbeitete Regeln hinter sich her. Daher: Gleichstand |
Fazit
Erneut sind gute Charakterszenen in eine Folge eingebaut, die am Ende eine etwas überraschende Action-Richtung einschlägt. Wie es ausgeht, muss man indes sehen. Das Ding macht aber zweifellos Lust auf mehr.
Bewertung
[usr 5]
Episoden-Infos
Episodennummer | 20 (Staffel 2, Episode 8) |
Originaltitel | Identity, Part 1 |
Deutscher Titel | Identität, Teil 1 |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 21. Februar 2019, FOX |
Erstausstrahlung Deutschland | Montag, 5. August 2019, Pro Sieben |
Drehbuch | Brannon Braga, André Bormanis |
Regie | Jon Cassar |
Laufzeit | 45 Minuten |