In unserer Review zur vierten Folge klären wir, wer wirklich hinter dem Gesicht des Feindes steckt.
Achtung: Spoiler!
Und die Verräterin ist…
Zu Beginn der neuen “Orville”-Folge wird man gleich mit einer erfreulichen Entwicklung konfrontiert, denn Ed und Janel sind nun ein Paar. Bereits zu Beginn der Staffel bahnte sich ja etwas an und es ist schön, dass dieses Thema nicht vergessen, sondern wirklich weiter ausgebaut wurde. Und auch die Tatsache, dass Gordon auf sie steht, wird thematisiert und weiterverfolgt, ebenso wie Kellys Beziehung. Man achtet also auf die Kontinuität!
Eigentlich hätte man ja darauf kommen können, denn die Schauspielerin von Teleya und Janel ist ein und dieselbe Person (Michaela McManus). Dass es auch derselbe Charakter ist, ist eine Enthüllung, die einerseits recht früh in der Folge erfolgt, mit der man andererseits so aber nicht gerechnet hätte. Insgesamt betrachtet, ist das also ein durchaus netter Kniff. Ebenso schön ist, dass man sich nicht lange damit aufhält, das Geheimnis aufrecht zu erhalten. Wie Janel dann aber direkt zur Orville versetzt werden konnte und die Aufnahmeprüfungen bestanden hat – geschenkt. In anderen Serien lässt man diese Details auch gerne aus.
Dieser sehr positive Auftakt wird allerdings fix wieder von vielen Klischees überschattet, die sich in der Folge aneinanderreihen.
Der Titel sagt alles
Ed fragt sich selbstverständlich, wie viel zwischen ihm und Teleya echt war und im Laufe der Episode werden sich die beiden wieder annähern. Dabei bedient man sich eines altbekannten Tricks, denn das Schiff von Teleya wird von Feinden zerstört und beide müssen auf einem Planeten notlanden, auf dem sie zusammenarbeiten müssen, um zu überleben. Selbstredend sind sie auch die einzigen beiden Überlebenden.
Das kennt man aus Filmen wie „Enemy Mine“ oder auch von der großen Schwesterserie „Star Trek“ schon zur Genüge und auch hier kann man die Entwicklung an einer Hand abzählen: Selbstverständlich sind da doch irgendwie Gefühle und selbstverständlich will Teleya das erst nicht zugeben, muss dann aber doch auftauen. Und obwohl sie bis zum Ende einen auf harten “Mann” macht, deutet der Blick gegen Ende auf einiges anderes hin.
Dass die Entwicklung für beide Charaktere absolut nötig ist, bleibt unbestritten. Ob man aber eine etwas andere Geschichte daraus hätte stricken können, ist sicher debattierbar. Da man als Zuschauer schon weiß, in welche Richtung die Folge gehen wird, bleibt leider vieles auch langweilig. Dennoch versuchen McFarlane und McManus, alles aus ihren Rollen herauszuholen, was zugegebenermaßen auch gelingt. Selbst Teleya nimmt man die Emotionen unter der Krill-Maske ab.
Die Konstellation leidet aber auch darunter, dass man eben nur eine Folge Zeit hat, um den Survivaltrip darzustellen. Vielleicht hätte es besser funktioniert, hätte man das Ganze auf mehrere Episoden ausgedehnt und auf diese Weise charakterlich noch an so einigen Dingen feilschen können. Andererseits hätte auch die Gefahr bestanden, dass es gerade dann in Langeweile ausgeartet wäre. Die Gegner – das muss man an der Stelle leider zugestehen – sind hier nämlich nur Mittel zum Zweck (Plot Device) und auf dem Planeten mehr als überflüssig. Zumal diese derart schlecht feuern, dass sie den Sturmtruppen aus “Star Wars” alle Ehre machen.
Etwas lockerer Humor, etwa wenn Teleyas Herz für Belloq aus Indiana Jones schwärmt, hilft stellenweise, hat aber ansonsten nicht viel Einfluss. Immerhin gibt es eine Raumschlacht zu sehen, die zwar nicht ganz mit dem visuellen Augenschmaus von „Star Trek: Discovery“ mithalten kann, die aber noch ansehnlich ist. Ein paar andere neue pfiffige Ideen (Plasma ablassen, falscher Kommandocode) sind aber ebenso gelungen.
Im Großen und Ganzen war es das aber schon wieder und es gibt über diese Folge nicht viel mehr zu sagen.
Die B-Handlung
Zumindest was die A-Handlung angeht. Ist diese von Anfang bis Ende leider vorhersehbar, gilt dies für die B-Handlung nicht. Die hat den Orville-typischen Charme und stellt Gordon in den Mittelpunkt, der eine Kommandolaufbahn nutzen will, um Frauen aufzureißen. Das passt zu seinem Charakter und führt zu einigen witzigen Szenen, aber auch zu Gesprächen mit Kelly. Die beiden Schauspieler sind ja inzwischen auch im wahren Leben verheiratet, was den Szenen eine zusätzliche Würze verleiht.
Das Ganze ist recht kurzweilig, funktioniert aber, auch wenn man auch hier den Ausgang kennt.
OTOM
Natürlich darf auch unser Orville-Trek-O-Meter zur aktuellen Folge nicht fehlen.
“The Orville” | Punkte | “Star Trek” | Punkte | Stichwörter |
Chirurgische Veränderung, um Agenten beim Feind einzuschleusen | 0 (abgekupfert) |
Gibt es in “Star Trek” schon seit “TOS” (und prominenter auch in “Discovery”) | 1 | Veränderung auf zellulärer Ebene |
Getarntes Shuttle mit Plasma enttarnen | 1 (netter Kniff) |
Bei “Star Trek” braucht es dazu aufwendige Tachyonengitter oder ähnliches | 0 | einfach ist manchmal eben die beste Wahl |
Kommandoprüfung ablegen / Kommandolaufbahn einschlagen | 1 | Gibt’s auch in “Star Trek” schon länger, so legt etwa Troi auch die Prüfung zum höheren Rang ab (TNG 7×16 “Radioaktiv”) | 1 | In “Orville” ein Mittel um Frauen aufzureißen – pffifig, daher gibt es für beide einen Punkt |
Gemeinsam mit dem Feind auf einem Planeten überleben | 1 | “Darmok und Jalad auf Tanagra” – auch das gibt’s in “Star Trek” des Öfteren | 1 | Weder “Star Trek”, noch “The Orville” erfinden das Konzept neu, denn das gab es schon lange vorher, daher je ein Punkt |
Plötzlich auftauchende Feinde zerstören Schiff, Helden überleben als einzige | 1 | Auch das gibt es bei “Star Trek” zuhauf | 1 | Das gab es schon vor beiden Serien: auch hier wieder Gleichstand |
Botschaft: Frieden, statt Krieg, auch unter Feinden | 1 | Das ist ebenso eine der Kernessenzen von “Star Trek” | 1 | Als universelle Botschaft wäre es unfair, hier einem mehr Punkte zuzugestehen! Make Peace, nicht Streit zwischen den beiden Serien! |
Wir haben die am schlechtesten feuernden Bodentruppen aller Zeiten | 1 | Seit dem Todesstern haben wir die auch – oh Mist, falsches Universum! | 0 | Stormtrooper in Space |
Falsche Kommandocodes im Falle einer Gefangennahme | 1 (das ist neu) |
Foltert uns soviel ihr wollt, wir rücken nichts raus!! | 0 | Das Wohl von Vielen… |
Schmerzstöcke, tödlich ab Stufe 7-8 | 0 (abgekupfert) |
Gibt es bei “Star Trek schon lange”, fragt mal Worf! | 1 | Pfad der Schmerzen |
Fazit
Obwohl für die Charaktere nötig, leidet die Folge unter ihrer Vorhersehbarkeit, da man bereits zu Beginn raus hat, wie es enden wird. Immerhin ist die Botschaft aber, dass man trotz aller Unterscheide vielleicht doch friedlich zusammenleben (oder auch lieben) kann – das hätte „Star Trek“ auch nicht besser hingekriegt. Wollen wir hoffen, dass die hier angestoßenen Entwicklungen zwischen Ed und Teleya in Zukunft noch von weiterer Bedeutung sein werden.
Bewertung
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Episoden-Infos
Episodennummer | 16 (Staffel 2, Episode 4) |
Originaltitel | Nothing Left on Earth Excepting Fishes |
Deutscher Titel | Vertraue dem Feind |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 17.Januar 2019, FOX |
Erstausstrahlung Deutschland | Montag, 08. Juli 2019, Pro Sieben |
Drehbuch | Brannon Braga, André Bormanis |
Regie | Jon Cassar |
Laufzeit | 45 Minuten |