Die zweite Folge der neuen “The Orville”-Staffel steht im Zeichen…des Sex? Ob das hier nur ein Clickbait ist oder nicht, lesen Sie in unserer Review.
Achtung: Spoiler!
“The Orville” in Deutschland
Bevor wir uns nun aber der Folge an sich widmen, muss kurz ein Blick auf die deutsche Ausstrahlung gelenkt werden, denn da haben die Programmplaner wieder zugeschlagen. Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass die Folgen von “The Orville” montags um 23 Uhr ausgestrahlt werden? Jeder normal arbeitende Bürger wird um diese Zeit ins Bett gehen und bestenfalls die Folge aufzeichnen – oder eben gleich auf den Amazon-Stream ausweichen, denn hier werden die neuen Folgen am Tag nach der Ausstrahlung auch freigeschalten.
Trotzdem werden hier Erinnerungen an zurückliegende Ausstrahlung wie etwa von “Doctor Who” (Bericht in unserer Themenwoche) wach – und das ist schon einige Zeit her! Angesichts dieses Sendeplatzes sollte man sich auch nicht wundern, wenn die Serie eben kein Erfolg wird und in Deutschland weiter ein Schattendasein in der Fernsehlandschaft fristet. Ein ähnliches Schicksal hatten seinerzeit auch die Arrowverse-Serien erlitten, die dann zum Schwestersender abgeschoben wurden – natürlich wegen “mangelnden Erfolgs”. Wen wundert es bei diesem miesen Sendeplatz?! Nein, hier hat man in Deutschland leider noch immer nichts gelernt und setzt weiter auf “Frauentausch” oder “Bauer sucht Frau” (auf “The Orville” gemünzt: “Raumschifftausch?” oder “Orville sucht Zuschauer”).
Weitere Worte oder Überlegungen dazu würden den Rahmen der Review sprengen. Wie gesagt, es gibt zum Glück Streaming-Alternativen, welche das Schauen für geneigte Fans in der heutigen Serienlandschaft erleichtern.
Ohne viele Worte in die Handlung
In der zweiten Folge der Staffel steht erneut Bortus im Vordergrund, was allerdings nach der Vorwoche schon etwas langweilig wirkt. Die Lösung ist natürlich schnell gefunden, denn diese Folge gehört eigentlich noch in die erste Staffel, wird hier doch Bezug auf “About a Girl” (“The Orville” 1×03) genommen. Womit wir auch gleich bei der Lösung des Folgen-Problems wären: Bortus hat nämlich Probleme mit der Geschlechtsumwandlung seiner Tochter gehabt, was man so vielleicht gar nicht (mehr) vermutet hätte. Zum Glück hat man aber nicht den offensichtlichen Weg eingeschlagen und die “Urtriebe” von der Nähe zum Planeten auslösen lassen.
Man sieht also, dass es auch in dieser Folge eher um Charakterentwicklung denn um Action geht, was keineswegs negativ ins Gewicht fällt. Die Beziehungskrise zwischen Bortus und Klyden gipfelt schließlich in einer Paartherapie, bei der auch der Orville-typische Humor nicht fehlen darf. Der kommt genau genommen schon vorher, denn bei einer moclanischen Scheidung muss man den Ehepartner erdolchen. Wenn nur alles so einfach wäre.
Mal abgesehen von diesen lockeren Szenen, bei denen es nichts zu meckern gibt, da diese solide gespielt sind, behandelt diese Episode aber auch noch ein aktuelles Thema: Pornosucht. Um seinen Kummer zu verarbeiten, flüchtet der liebe Bortus nämlich in erotische Abenteuer. Diese erreichen selbstredend nie die Schlüpfrigkeit eines” Game of Thrones”, sind aber durchaus ebenso solide umgesetzt. Zudem wird auch noch ein Virus durch eben jenes Programm mit in das Schiff gespült. Noch aktueller am Zeitgeschehen kann man fast gar nicht sein.
Am Ende enttäuscht hier höchstens, wie schnell Bortus seine Sucht überwindet. Nach seiner Selbstfindung auf dem Planeten und einem klärenden Gespräch ist alles wieder beim Alten, was im Grunde das Suchtverhalten etwas herunterspielt. Auch hätte man hier noch mehr Tiefgang einbringen können, etwa diskutieren können, ob Fremdgehen auf dem Holodeck… pardon…im Simulator wirklich Fremdgehen ist oder nicht. Zugegeben, das hätte alles den Rahmen der Folge gesprengt, aber vielleicht besinnt man sich ja in Zukunft noch auf diese Themen. Hoffnung habe ich diesbezüglich aber eher weniger.
Planet am Rande der Zerstörung
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um einen Planeten, dessen Sonne sich gerade in einen Roten Zwerg verwandelt und diesen verschlingt. Im Gegensatz zur Folge vorher hat man hier also nicht mehr ein Sammelsurium an Handlungssträngen, sondern nur diese beiden Kernelemente, was aber nicht einmal schlecht ist.
Auf dem Planeten findet man wenig später eine Kultur und es heißt: Die muss gerettet werden! Im Gegensatz zum großen Bruder “Star Trek”, wo man dem Untergang einfach zugeschaut hätte, funktioniert auch dieses auf sehr eindrucksvolle Weise. Damit ist nicht einmal das Effektfeuerwerk gemeint, doch auch das wird hier schön abgefahren und muss sich hinter aktuellen Produktionen nicht verstecken. (Und das ganz hell und ohne Lens Flares *hüstel*). Und auch der sich auflösende Planet ist eindrucksvoll umgesetzt. Wenn man sich mal vor Augen hält, dass sicher noch nie ein Mensch gesehen hat, wie so etwas im echten Leben passiert, durchaus eine anerkennenswerte Leistung.
Nein, auch der emotionale Impact trifft den Zuschauer mit voller Wucht, wenn sich Isaac und Bortus auf den Planeten begeben und feststellen, dass sie nur die Hälfte aller Lebewesen retten können. Bei der Reihe an aufmarschierten Kindern wird schnell klar: Auch diese werden nicht alle gerettet werden. Klar, Bortus braucht diese Szene, um zu sich zu finden. Als Zuschauer finden wir aber auch hier den Kern der Folge. Der tränenreiche Abschied der zum Tode Verurteilten setzt dem noch eines drauf und funktioniert ebenso – und das bei Charakteren, die man gerade eben erst kennengelernt hat.
Der Orville-Trek-O-Meter (OTOM)
Auch bei dieser Folge ziehen wir wieder einen Vergleich mit dem großen Bruder und klären, wer die Nase vorn hat.
“The Orville” | Punkte | “Star Trek” | Punkte | Stichwörter | |
Porno-Programme (Wenn auch ohne nackte Tatsachen) | 1
(eindeutig traut man sich hier was) |
Nein, sowas gibt’s in “Star Trek” nicht zu sehen, selbst ohne nackte Tatsachen. Immerhin werden solche Programme ab und an erwähnt | 0 | Holo-Sex | |
Crewmitglieder, die fragwürdige Programme verticken | 1
(Kein Schwarz-Weiß auf dem Schiff) |
Zwar haben wir Barclay und seine Ableger, im Grunde sind die Flottencharaktere aber immer “brav” | 0 | Crew-Diversität | |
Wir retten auch Prä-Warp-Zivilisationen | 1
(Jedes Leben ist es Wert, gerettet zu werden) |
Wir schauen bei der Zerstörung des Planeten zu und reagieren auch nicht auf Rufe | 0 | Oberste Direktive | |
Ehepartner erdolchen | 0
(abgekupfert) |
Das hatten wir auch schon bei “Endars Sohn”… und bei den Klingonen | 1 | Angriffe auf Crewmitglieder bleiben ungeahndet | |
Paartherapie mal anders! | 1 | Counselors sind da einfühlsamer | 1 | Gleichstand | |
Fazit
Auch diese Folge muss sich wahrlich nicht verstecken. Das fängt bei den Effekten an und reicht bis zur den guten Charaktermomenten. Allenfalls leichte Abzüge in der B-Note, aber nichts, was den Genuss völlig beeinträchtigt.
Bewertung
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Episoden-Infos
Episodennummer | 14 (Staffel 2, Episode 2) |
Originaltitel | Primal Urges |
Deutscher Titel | Urtriebe |
Erstausstrahlung USA | Donnerstag, 3.Januar 2019, FOX |
Erstausstrahlung Deutschland | Montag, 24. Juni 2019, Pro Sieben |
Drehbuch | Wellesley Wild |
Regie | Kevin Hooks |
Laufzeit | 45 Minuten |