Im zweiten Teil unseres Artikels zur Fedcon 28 sehen wir uns das Ganze aus der allgemeinen Warte an.
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Wenn die Stars zwischen den Fans herumgehen, wenn man von Frankie Adams angerempelt wird, wenn sich Anthony Daniels (oder Ethan Peck oder Anson Mount) zu einem an den Tisch setzen, um zwanglos zu plaudern, dann ist man auf der Fedcon angelangt.
Wenn sich tolle Kostüme, ebenso tolle Modellausstellungen oder Zeichnungen die Hand geben, auch. Dann ist man auf der Fedcon.
Und wenn die Emotionen ins Spiel kommen, man die Leute sieht, die man nun ein Jahr nicht gesehen hat, wenn man als Fan (und Nerd) ein Zusammengehörigkeitsgefühl ohnegleichen verspürt – auch dann ist man auf der Fedcon.
Und wenn irgendein Neuling dies liest und sich fragt, ob eine Fedcon das Richtige ist: Versucht es einfach, ihr werdet mit Sicherheit in die große Fedconfamilie aufgenommen werden und nächstes Jahr wiederkommen wollen, denn auch uns erging es so – und auch dieses Jahr waren wieder einige Neulinge dabei.
Die Wurzeln
An dieser Stelle sei auch einmal ein Dank an alle Helfer ausgesprochen, ohne die die Fedcon nicht funktionieren würde (solltest du das hier lesen: Hi Gabi!). Auch sie sind quasi mit das Herz der Veranstaltung und waren auch in diesem Jahr wieder ausnahmslos sehr freundlich unterwegs. Diesmal wurde sogar die Gelegenheit genutzt, um sich intensiver mit dem ein oder anderen zu unterhalten und neue Freundschaften zu schließen.
Im Grunde ist die Rückkehr zur Fedcon für alle Science-Fiction-Fans eine Rückkehr zu ihrer Familie, die Stars sind nach einigen Jahren nur noch die Dreingabe, der Bonus, das Tüpfelchen auf dem i – aber natürlich gehören sie nichtsdestotrotz dazu.
Und auch dieses Jahr, das muss man vorausschicken, war es wieder eine wundervolle Con, voller schöner (nicht nur emotionaler) Momente, bestehend aus Gesprächen, Panels und weiteren Aktivitäten, wie etwa Fotoshootings.
Die Schattenseiten
Bevor wir uns aber nun der Con im Detail widmen, sollten auch die kontroversen Punkte, die es dieses Jahr gab, angesprochen werden. Dergestalt sind es zwei, wobei der erste eigentlich weniger diskussionswürdig ist.
Denn, dass es diesmal (fast) eine reine “Expanse”-Con werden würde, war durch die Starankündigungen abzusehen. Natürlich waren noch andere Universen vertreten, die Con stand aber eindeutig unter diesem Schwerpunkt, was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass Amazon ein Mitsponsor war. Dies zeigte sich auch darin, dass vor den Panels fast nur Trailer zu Amazon-Serien zu sehen waren und alles andere quasi ausgeklammert wurde.
Wie bereits im letzten Jahr war auch dies, bereits im Vorfeld, wieder Stoff für Diskussionen, dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass eine Con gerade durch derartige Vielfalt lebt. Es mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen, aber die Geschichten der “alten Recken” verkaufen sich eben nicht mehr so gut.
Persönlich finde ich es durchaus gut, dass es diese Abwechslung auch auf der Fedcon gibt und Leute, die sich, wie letztes Jahr, über den Schwerpunkt “Galactica” aufregen, sollten vielleicht einen Blick über den Tellerrand werfen. Ob man darin gleich eine große Verschwörung sehen muss sei dahingestellt, aber auch Amazon hat einige gute Serien im Programm und diese Partnerschaft dürfte vor allem auch nächstes Jahr eine Chance sein – man denke hier nur an “Star Trek – Picard”, welches ja bei Amazon laufen wird.
Insofern heißt hier die Devise: Abwarten und schauen, ob diese Partnerschaft Bestand hat und was sie uns bringen wird. Davon abgesehen waren auch dieses Jahr ja auch noch einige Discovery-Stars anwesend.
Der zweite Kritikpunkt, der schon einen Shitstorm ausgelöst hat, wiegt hier deutlich schwerer: Nächstes Jahr geht die Con nur noch drei Tage statt der üblichen vier, wobei der Preis, das versteht sich ja von selbst, gleich bleibt.
Ich hatte Gelegenheit, mit Dirk kurz darüber zu sprechen und der Montag ist wohl der schlecht besuchteste Tag der Con, der sich einfach nicht mehr rechnet. Autogrammverkäufe sind rückläufig und der Trend geht sogar von Wochenendtickets zu Tagestickets.
Rein vom geschäftlichen Standpunkt aus, mag die Entscheidung also zumindest nachvollziehbar sein, immerhin will der Conbetreiber ja auch nicht draufzahlen müssen bei der ganzen Angelegenheit. Und auch die Heimfahrerargumentation, dass man am Montag in Ruhe gleich früh heimfahren könnte, ist verständlich.
Allerdings ist auch die Fanseite nachvollziehbar, denn wie erwähnt, bleibt der Preis derselbe. Und selbst wenn man die Autogrammstunde am Sonntag streicht und drei Stunden Programm hineinpresst, den Rest auf Freitag schiebt und dann früher anfängt, bleibt die Frage, inwieweit diese Lösung ideal ist. Bei den meisten Conbesuchern dürfte es ein ziemlich straffes Programm geben – gut, bei dem einen mehr bei dem anderen weniger, immerhin will man zwischendrin ja noch Zeit für seine Freunde einplanen. Dieses noch in die vorhandenen Contage zu packen, dürfte also auch hier sehr herausfordernd werden.
Ob es schaffbar ist, wird man sehen müssen. Zumindest aus dieser Warte, kann man aber der Argumentation folgen: Es ist ja das gleiche Programm, nur eben auf drei Tage eingedampft. Aber keiner erhält weniger für sein Geld. Insofern mag der gleiche Preis auf den ersten Blick gerechtfertigt sein.
Die andere Seite der Medaille ist, dass man das Programm lässt wie es ist und dafür hochkarätigere (sprich: teurere) Stars einkauft. Wer will schon ein Closing um 22 Uhr? Auch so könnte man eventuell noch den gleichen Preis rechtfertigen (und vielleicht endlich auch ein paar Star Wars-Stars heranschiffen). Auf der anderen Seite gibt es aber noch die Argumentatoren, die sagen, man hätte, um Leute für den Montag anlocken zu müssen, einfach ein paar Hochkaräter auf diesen Tag legen sollen.
So oder so, die Ankündigung der Drei-Tage-Fedcon zog einiges nach sich. War in den Vorjahren die Schlange für die neuen Tickets heillos überlaufen gewesen (Leute stellten sich teilweise schon um 6 Uhr an) war davon dieses Jahr nichts zu spüren. Klar, die Schlange gab es später zwar auch und sie war auch recht lang, gefühlt war der Andrang aber nicht ganz so stark wie in den Vorjahren. Zudem wurde zum Closing bekannt gegeben, dass der Ticketverkauf für das nächste Jahr bereits auf der HP eröffnet wäre – auch ein Novum und möglicherweise zu wenigen Verkäufen geschuldet? So oder so war das Timing nicht perfekt und ein kleiner, fader Nachgeschmack bleibt.
Allerdings sollte man vielleicht auch nicht zu vorschnell urteilen und abwarten, wie das Programm nächstes Jahr aussieht. Vielleicht wird es ja doch nicht ganz so schlimm und wir tun den Betreibern unrecht.
Doch sehen wir uns nun die Con im Detail an.
Das Drumherum
Wie bereits in den Vorjahren gab es wieder eine Menge Workshops und Ausstellungen und allein die Vortragenden alle zu erwähnen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. An dieser Stelle sei allerdings vor allem Benjamin Stöwe (die deutsche Stimme von Wilson Cruz) erwähnt, der extrem viel Zulauf bekam und dessen Panels ausgeweitet und später sogar in den zweiten Saal verlegt wurden, um dem Besucherandrang Herr zu werden. Wilson Cruz und er hatten sichtlich Spaß und überraschten bei der Closing Ceremony sogar mit einer eingesprochenen Synchron-Sequenz. Überlaufen waren aber auch die Vorträge von Bettina Wurche und der Kochkurs.
Die ausgestellten Modelle (irgendwann, Helios Lightning, irgendwann 😁 ) und Zeichnungen waren wie üblich Top, die Kostüme mit viel Liebe zum Detail gefertigt und es gab sogar Fotopoints. Hier konnte man sich, etwa mit dem Aquaman-Speer oder einem Speederbike von Endor, ablichten lassen.
Daneben war wieder ein Sammelsurium an Händlern versammelt, die ihre Waren feilboten. Und für die Autogramme und Fotos der Stars konnte man auch in die Tasche greifen. An der Stelle also nichts Neues im Lande Fedcon und im Detail wollen wir das gar nicht vertiefen, das gab es an anderer Stelle schon zur Genüge.
Die Helfer, vor und hinter der Bühne, wurden ja bereits erwähnt und für den Ausfall der Klimaanlage im Hauptsaal (wieder einmal) oder die (teilweise unverschämte) Preiserhöhung beim Essen kann die Fedcon-Orga ja nichts. Immerhin wurde einer der Kritikpunkte vom letzten Jahr aufgenommen und das Essen nicht mehr in Papp- oder Plastiktellern serviert, sondern in richtigen Tellern (vermutlich war der Preisaufschlag eine Art “Kaputt-Geh-Pfand”).
Die Stars
Kommen wir zum Schluss zu den Stars der Fedcon. Wie bereits erwähnt war ein Großteil des Expanse-Casts versammelt, darunter Dominique Tipper, Wes Chatham, Cas Anwar, Shoreh Agdashloo, Frankie Adams und Steven Strait. Aus der Babylon 5 und Killjoys-Riege hatten sich Bruce Boxleitner, Mira Furlan, Aaron Ashmore und Luke McFarlane versammelt. In der Star Wars-Ecke warteten Ken Leung und Anthony Daniels auf, während bei Star Trek Robert Duncan MacNeill, Shazad Latif, Wilson Cruz, Ethan Peck und Anson Mount anwesend waren. Corin Nemec als Stargate-Vertreter und Kevin Sorbo waren da schon fast einsames Schlusslicht.
Unter den Stars waren sowohl alte Bühnenveteranen als auch solche, die noch nie auf einer Con waren und anfangs noch etwas Unterstützung erbeten hatten. So war Anthony Daniels zwar etwas eigen, was den Aufbau seines Standes anging (der genau nach seinen Vorgaben abgetrennt werden sollte), erwies sich aber im Panel als absolut fan-nah und lief mehrmals durch die Gäste, um direkt mit ihnen zu interagieren. Aber im Gegensatz zu den jungen Stars hat er ja auch schon 42 Jahre Vorsprung.
Die Discovery-Stars hatten schon von der Fedcon und ihrem Ruf gehört und wollten sich selbst ein Bild machen. Selbst für Ethan Peck war dies erst die vierte Con, wobei die erste gerade einmal sechs Wochen her war. Allen Conneulingen war am Ende aber eines gemein: Sie fanden es in Bonn und bei den europäischen Fans wundervoll und man hatte gemerkt, wie sie langsam auftauten. Nicht nur, dass sie sich bei der Party dann unter die Gäste mischten, sondern auch, dass sich quasi alle Discovery-Schauspieler am letzten Tag in das Panel ihrer Kollegen “verirrten”, um spontan ein Discovery-Komplett-Panel zu machen, spricht für die gute Zeit, die sie auf der Con erleben durften.
Aber es ging auch emotional zu, denn die Stars (nicht nur Star Trek, auch die Expanse-Darsteller) waren sehr bewegt, als Fans ihnen ihr Herz ausschütteten und erzählten, wie sehr die Show sie bewegt habe. Auch Wilson Cruz konnte das ein oder andere Tränchen nicht verkneifen, als er für LGBTQ warb und Zuspruch fand. Und auch bei Shoreh Agdashloos Panel sollen Emotionen dabei gewesen sein.
Nicht nur deswegen schlug die MC Lori Dungey am letzten Tag vor, man könne diese Con doch die “Crying Con” nennen – und das wollen wir an dieser Stelle natürlich gerne aufgreifen.
Am Ende waren sich alle Stars einig: Sie hatten eine Menge Spaß und Freude gehabt, und das ist ja das beste Anzeichen dafür, sie eines Tages wieder zu sehen.
Fazit
Nun, was gibt es zur Fedcon 28 noch zu sagen, außer, dass es wieder toll war? Nicht nur wie erwähnt von Star-Seite, auch von der Fanseite her. Da bleibt nur sich auf nächstes Jahr zu freuen, und seien es nur die vielen Bekanntschaften, die man dann wieder trifft.