Das Neujahrsspecial geht quasi als Finale der elften Staffel durch. Wir sehen uns an, was hier an Feuerwerk verschossen wird.
Achtung, Spoiler!
Ein alter Feind kehrt zurück
Der Einstieg in die neue Folge beginnt recht geheimnisvoll in alter Zeit, in der ein großer Feind zerlegt und über die Welt verteilt wird. Und damit beginnen auch schon die ersten Probleme. Denn es ist klar, dass dieser Feind zurückkehren wird. Inzwischen dürfte auch jedem klar sein, dass es sich dabei um die Daleks handelt.
Allerdings waren die Ursprungsformen der Daleks immer extrem anfällig außerhalb ihrer Metallhülle und ein Zerteilen in drei Stücke? Das dürfte selbst ein Dalek nicht überleben. Da hilft es auch nicht, dass dieser Dalek ein Aufklärer ist, denn das ist eine Art Berufsklassifikation wie Soldat oder Anführer, und ändert nichts an den grundsätzlichen Eigenschaften der Daleks als Rasse.
Zumal, wie sich später zeigt, es nur ein wenig UV-Licht braucht, dass sich der nette Bursche wieder zusammensetzt – und das wohlgemerkt nur an einem Stück, nicht mal an allen Dreien. Er hätte sich also eigentlich auch schon sehr viel früher wieder zusammensetzen können. Aber das Zusammensetzen ist ja erst das Plotdevice, das den Doctor aufmerksam macht. Zumal Daleks jetzt auch von sich aus Raumrisse erzeugen können, um sich selbst wieder zu vereinen – das ist schon harter Tobak.
Und mag man noch glauben, dass die Leute, die die einzelnen Teile wegbringen, an den jeweiligen Orten eine Art Beschützerorden aufbauen, was für Sibirien noch zutreffend sein mag, so kann ein Mann auf einer einsamen Insel kaum eine ganze Gesellschaft aufbauen. Außerdem halten die Diebe es nicht mal für nötig, das Dalek-Teil mitzunehmen. Wenn ich jemanden töte, um ihn auszurauben, nehme ich doch auch dessen Tasche mit (zumindest, bis ich sehe, was darin ist).
Auch die Ankunft des Doctors auf der Erde ist mehr als holprig. Er scannt Mitch ab und findet (logischerweise) nichts, bei Lin, die für den Zuschauer zu diesem Zeitpunkt schon offensichtlich infiziert ist, verzichtet er aber auf den Scan und fragt nur, ob alles in Ordnung ist. Klar, muss man an der Stelle auch machen, denn Lin soll ja samt Dalek entkommen, es macht nur eben leider keinen Sinn.
Hier wurde zugunsten des Drehbuchs ein Sammelsurium an Logiklöchern angehäuft, die den Auftakt zu dieser Episode leider nicht sehr gut dastehen lassen. Im weiteren Verlauf wird es nur leidlich besser.
Die klischeehafte Charakterarbeit
Charakterlich gibt es zwar einiges in dieser Folge zu berichten, leider werden auch ein paar Klischees zu viel bedient. Ryans Dad taucht nämlich auf, sehr zum Missfallen von Graham, denn der hat sich nicht mit Ruhm bekleckert in der bisherigen Erziehung. Zwar hat man schon früher von ihm gehört, richtig überzeugend war der Teil allerdings nicht.
Denn es ist klar, dass Ryans Dad in der Folge helfen wird, dass sich das Verhältnis der beiden wieder bessern wird, und das nach einer etwas fragwürdigen Sequenz, welche später auch zum Tode des Daleks führt. Scheinbar nimmt der Doctor nämlich durchaus in Kauf, dass Aaron bei der Aktion hops geht.
Die restlichen Charaktere bleiben etwas blass, einzig die neu aufgetauchte Lin darf bei ihrem Dalek-Widerstand glänzen. Wobei auch hier nicht neu ist, dass ein “übernommener” Körper sich gegen das Böse in ihm zur Wehr setzt. Yaz und Graham spielen hier weniger eine Rolle, was ein wenig schade ist, hatte doch vor allem Yaz schon lange keine Folge mehr, in der sie so richtig glänzen durfte.
Immerhin darf der Doctor nochmals erklären, was Daleks sind und woher sein Hass auf sie kommt. Und ja, es hat durchaus seinen Reiz, den weiblichen Doctor auf die Daleks treffen zu lassen. Da die restliche Spezies am Ende nichts von diesem Aufeinandertreffen erfährt, bleibt es in der Richtung auch spannend.
Fanservice
Auch etwas Fanservice darf an dieser Stelle nicht fehlen. So versucht der Doctor etwa, UNIT anzurufen, und erfährt, dass die Organisation stillgelegt wurde – mangels Budget. Sicher ein kleiner Seitenhieb auf die reale Welt, der aber recht gut funktioniert. Zwar wird es jetzt nie wieder einen Doctor als Präsidenten der Erde geben, aber so hat man sich von einer Altlast befreit und kann in dieser Hinsicht nach vorne in die Zukunft schreiten.
Ansonsten darf sich der Dalek aus Schwarzmarktteilen wieder zusammenbauen und in einer Actionsequenz mal zeigen, was er so drauf hat. Nur … ist das leider wieder einmal dem Drehbuch geschuldet, das einfach besagte Sequenz zeigen will. Es gibt nämlich keinen logischen Grund, dass der Dalek an der Stelle landet (oder zur Landung gezwungen werden könnte) nur um eine Panzerdivision Marines auszulöschen – keinen, außer, dass man es eben zeigen will.
Und dass der Dalek auf dem Schwarzmarkt seine Waffen wiederfindet, mag ja noch nachvollziehbar sein. Aber genug Teile, um – mit Erdtechnologie (!) – seine komplette Hülle, samt Waffenarsenal und samt Antigraveinheiten zum Fliegen (!) – wieder zusammenbauen kann, ist dann doch erneut zuviel des Guten. Immerhin ist man da konsequent, denn in der ersten Folge hat der Doctor das mit seinem Schallschraubenzieher auch gekonnt. Ansonsten ist die Szene aber nur aufgeblähte (wenn auch gut gemachte) Show. Der Dalek hätte genau genommen auch in der üblichen Hülle auftauchen können, aber so kann man halt neue Actionfiguren verkaufen.
Am Ende gibt es noch ein wenig Action, aber eine Dalekhülle anfassen, ist mitunter tödlich. Aber geben wir hier mal den Vorschuss, dass zwar alles andere an der Hülle wiederhergestellt wurde, aber das hier eben noch nicht. Der Dalek schafft es nicht, seine Artgenossen anzufunken und Bescheid zu geben, dass sie die Erde angreifen können. Er selbst kann es nicht wissen, aber die Daleks haben die Erde schon öfter angegriffen, nicht zuletzt ist hier “Das Ende der Reise” (4×13) mit dem zehnten Doctor zu nennen. Schade, dass das hier nicht mal erwähnt wird.
Zum Schluss darf der Doctor auch noch pathetisch erwähnen, dass die Erde an diesem und jedem anderen Neujahr von ihm beschützt wird. Womit wir wieder beim leidigem Thema wären, dem “Neujahrsspecial” den Neujahr-Stempel aufzudrücken. Ein Special ist ein Special, ja, aber es muss nicht zwingend etwas mit Neujahr zu tun haben, sondern wird halt eben einfach nur an diesem Tage ausgestrahlt. Auch das ist noch immer nicht beim Produktionsteam angekommen und so wird nächstes Jahr (Doctor Who pausiert 2019) das nächste Special auch wieder zwingend etwas mit einem irdischen Feiertag zu tun haben müssen …
Fazit
Zwar gibt es durchaus einige Actionszenen, die zu gefallen wissen, charakterlich werden aber leider ein paar alte Klischees bedient und auch storytechnisch strotzt diese Folge leider nur so vor Logiklöchern. Das ist etwas schade, bleibt der elften Staffel damit doch ein richtig packender Abschluss verwehrt.
Später an diesem Tag liefern wir, zum Abschluss unserer Thementage, noch ein Recap der elften Staffel hinterher.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 3 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 3 max=”6″] |
Spannung | [usr 3 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 3 max=”6″] |
Humor | [usr 2 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 2 max=”6″] |
Gesamt | [usr 2.5 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episodennummer | 286 (Staffel 11, Episode 11 / Neujahrsspecial) |
Originaltitel | Resolution |
Deutscher Titel | Tödlicher Fund |
Erstausstrahlung UK | Dienstag, 1. Januar 2019, BBC One |
Erstausstrahlung Deutschland | Donnerstag, 11. April 2019, FOX-Channel |
Drehbuch | Chris Chibnall |
Regie | Wayne Yip |
Laufzeit | 60 Minuten |
Einschaltquoten (England) | 7,13 Millionen |