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StartInternTZN ArchivAus dem Jahr 2010: TZN Exklusiv mit René Auberjonois

Aus dem Jahr 2010: TZN Exklusiv mit René Auberjonois

Die TrekZone-Reporter:innen Sara und Thomas Hoeft erhielten am Rande der FKM-Events-Veranstaltung “An Evening with: René Auberjonois” (30. Oktober 2010, nh Parkhotel in Deggendorf) die Möglichkeit, ein Interview mit dem Darsteller des Odo aus “Star Trek: DS9” zu führen. Er begegnete ihnen dabei gut gelaunt, machte Späße, beantwortete aber auch sehr ernste Fragen.


Amüsantes Introvideo

Rene Auberjonois grüßt die Leser:innen vom “TrekZone Whatever” (2010)

Das Gespräch

Verwandt mit Napoleon

Sara: Ihre Mutter war Prinzessin Laure Louise Murat?

René: Sie war eine direkte Nachfahrin von Joachim Murat, der mit Caroline verheiratet war, Napoleons Schwester. Joachim Murat wurde König von Nepal. Ich weiß nicht so viel über diese Zeit der Geschichte, aber ich denke er war ein Idiot. (lacht) Und das ist (gestikulierend), woher ich abstamme.

Sara: Und was bedeutet es für Sie, mit dem “großen” Napoleon verwandt zu sein?

René: Absolut nichts. Ich meine… (nachdenklich) Ich sehe diese kleinen Statuen von Napoleon und sehe Bilder von ihm oder so. Ich bin die meiste Zeit in den Vereinigten Staaten aufgewachsen. Als meine Mutter amerikanische Staatsbürgerin wurde, musste sie auf ihren Titel verzichten. Sie tat es. Dann hatte sie ihre Kinder. Sie war eine Betreuerin vom Cup Scout (Anmerkung der Redaktion: entspricht den deutschen Wölflingen), also den Pfadfindern, nur jünger. Sie war immer nur eine Mutter, wissen Sie? Da war nie etwas…

An Evening with René Auberjonois  @ FKM-Events“An Evening with René Auberjonois”

Über die Serie “Boston Legal”

Thomas: Sie spielten Paul Lewiston in “Boston Legal”, William Shatner den Danny Crane und James Spader verkörperte die Figur des Alan Shore. So gab es dort zwei “Star Trek”- und einen “Stargate”-Schauspieler. War das ein Zufall?

René: Ähm, … Ja. Ich bin mir sicher, als David E. Kelly “Boston Legal” kreierte, wusste er, dass William Shatner “William Shatner” war, Sie wissen, diese Ikone, aber – ich habe ihn nie gefragt – ich glaube nicht und ich wäre überrascht, wenn er wusste, als ich engagiert wurde, dass ich auch “Star Trek” gespielt habe. Wahrscheinlich wusste er es nicht. Ich arbeitete bereits zuvor in drei Shows mit ihm – vier Shows. So kannte er mich als Schauspieler, der andere Dinge tat. Es war also nicht deswegen. Aber Sie wissen, es ging so weiter. Armin Shimerman, der Quark in DS9 darstellte, kam und spielte in ein paar Episoden. Und ebenso Ethan Phillips den Neelix. Daher denken die Leute ‘Er musste es wissen, er musste es wissen.’ Aber ich denke es nicht. David E. Kelly mag eine bestimmte Art von Schauspielern. Und diese Art von Schauspieler spielen normalerweise auch in “Star Trek”. Das sind für die meisten Rollen sehr gut ausgebildete Schauspieler mit klassischem Hintergrund, so dass sie eine schwierige Sprache beherrschen können. Und sie können… (denkt nach) Wenn es für ihre Rolle notwendig ist, müssen sie auch ohne ihr Gesicht schauspielern können, da sie eine Maske tragen. Das ist genau das, was sie tun. Wenn man Armin Shimerman sieht, oder Michael Dorn, dann sind ihre Gesichter hinter einer Maske verborgen. Und sie müssen in der Lage sein, sich auszudrücken.

Thomas: Ich denke, ein anderer Grund könnte auch sein, dass Fans einer anderen Serie sie erkennen können…

René: Ja, das könnte sein. Aber so wie ich David E. Kelly kenne, bezweifle ich das. Er ist in seiner eigenen Welt.

Über Williams Shatner

Sara: Sie haben bereits im Film “Star Trek VI: Das unentdeckte Land” mit William Shatner gespielt, jetzt in “Boston Legal” wieder. Haben Sie die Zusammenarbeit mit ihm genossen?

René: Als ich mit William Shatner im Film “Das unentdeckte Land” gespielt hatte, ist er mir nie begegnet. Ich sah ihn in einer der großen finalen Szenen, als sie in das große… was auch immer das Ding war. Alle Personen waren da und die Originalbesetzung marschierte herein. Großaufnahme. Es war wie… [er beginnt Marschmusik zu singen.] [Anm. der Redaktion: Das muss man am besten sehen und hören:]

René: Sie waren kleine Menschen (zeigt mit Zeigefinger und Daumen), denn ich war oben im Publikum. Als ich dann DS9 machte, sah ich ihn über die Jahre bei Conventions. Er war immer sehr freundlich. Und ich erinnere mich – das eine Mal hatten wir zusammen zu Abend gegessen. Er war sehr freundlich und herzlich. Ich kannte ihn aber nicht wirklich. Dann bei “Boston Legal” saßen wir zwischendurch für Stunden zusammen und warteten zusammen auf unsere Szenen. Da lernte ich ihn richtig kennen. Wir wurden richtige – und wie ich denke – wahre Freunde. Ich habe eine große Zuneigung zu ihm.

Über James Spader

Thomas: Was ist mit James Spader? Ist er ein ebenso skrupelloser Mensch wie in seiner Rolle in “Boston Legal”?

René: James Spader ist einer der besten Schauspieler, die zurzeit in der Branche arbeiten. Und ihm bei der Arbeit zuzusehen, war wirklich ein Geschenk, weil er wirklich ein besonderer Schauspieler ist, der alles sehr vorsichtig ausarbeitet, in seinem Geist, mit seinem Körper. Es ist eine sehr spezifische Art, wie alles passiert. Und immer, wenn ein Schauspieler es so macht, ist das Resultat eher steif, weil man es immer wieder so spielen muss, bis es im Kasten ist. Was man James anerkennen muss, ist, dass er all diese Arbeit macht, es scheint als ob er sie weg wirft und es sehr spontan kommt. Es ist mühevoll, ihm beim Dreh der großen Reden zuzusehen. Es braucht Stunden um Stunden, sie zu filmen. Und er stoppt, geht zurück und möchte es erneut machen. Er stoppt und startet. Jedenfalls wechselt er übergangslos in die Darstellung seiner falsch spielenden Rolle. Nein, er ist überhaupt nicht skrupellos.

Über Paul Lewiston & Odo

Sara: Als ich “Boston Legal” gesehen habe, fiel mir auf, dass Paul Lewiston einiges mit Odo gemeinsam hat. Beide halten sehr genau die Gesetze und Regeln ein. War das ein entscheidender Faktor, die Rolle anzunehmen?

René: War es ein entscheidender Faktor? Nein. Ich nehme Rollen an, die nicht so sind wie ich. Und wenn ich sie später sehe, bemerke ich wie viel von mir in ihnen ist. Als ich das Angebot für “Boston Legal” erhielt, kam es wie aus heiterem Himmel. Ich war in New York in einem Theaterstück und kam mit dem Gedanken zurück, dass nichts weiter passieren würde. Dann kam der Anruf und es war nur für vier Episoden, also nur eine kleine Rolle. Erst als die vier Folgen abgedreht waren, haben sie mich dauerhaft in die Serie geholt, weil sie einen Charakter wollten, der es dem Publikum glaubhaft macht, dass es sich um eine echte Anwaltskanzlei handelt, weil jeder dort so verrückt ist. Es lag an mir, den geistig Normalen – wissen Sie – den geradeaus Gerichteten zu spielen. Und ich denke, das hat Odo mit ihm gemeinsam. Sie sind beide unflexibel in mancher Hinsicht, aber auch tief emotional, jedoch nicht fähig, ihre Emotionen auszudrücken. Darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht, aber so ist es. Es war aber nicht entscheidend für mich. Es ist, was die Kamera in mir sieht, wenn ich spiele.

Sara: Spielen Sie gerne Rollen, die sehr strikt sind?

René: Ich mag Rollen, die … Nein, ich mag Rollen … Nun, Genauigkeit und Starrheit kommen bei Paul Lewiston zum Tragen, indem er den Drei-Knöpfe-Anzug geschlossen trägt, sein Haar absolut perfekt liegt und seine Rasur sehr sauber ist – alles ist absolut richtig, weil er bei der Arbeit sehr (gestikulierend), sehr … – präzise ist. Es ist grundsätzlich wahr, dass Odo auch so ist. Es ist Ironie, dass er ein Charakter ist, dessen Grundform flüssig ist, aber in der menschlichen Form oder (stark gestikulierend) – was ist das für eine Form? Es ist nicht menschlich, aber … in dieser Form ist er sehr steif und er lügt nicht. Niemals. Ich bin ein Schauspieler, der lügt um zu leben. Manchmal erzähle ich Lügen (Hände nach oben gerichtet, lachend), um einfach nur Lügen zu erzählen. Das tun wir alle. Für einen Schauspieler ist es eine echte Herausforderung, einen Charakter zu spielen, der niemals lügt. Es kann passieren, dass es zu simpel rüber kommt. Man muss die Eigenart bewahren, die den Charakter interessant macht. Man darf nicht aus den Augen verlieren, was am Charakter den Zuschauer dazu bringt, sich mit ihm zu identifizieren. Nach dem Motto: “War das die Frage?” (imitiert ein Lachen) Und was war die Antwort? Sehen Sie nächstes Mal die Antwort!

An Evening with René Auberjonois  @ FKM-Events“In Evening with René Auberjonois” war eine Veranstaltung von FKM-Events im Jahr 2010

Über Armin Shimerman

Thomas: Wir sprachen bereits über einige Gaststars bei “Boston Legal”. Insbesondere Armin Shimerman als Richter Brian Hopper …

René: Wenn Sie mich fragen, wie der Name seines Charakters war, es würde mich viel Geld kosten bei einer Wette. Wir hatten eine Szene zusammen.

Thomas: Die Art, wie Paul Lewiston und der Richter Hopper miteinander umgegangen sind …

René: … war wie bei Odo und Quark. (lacht)

Thomas: Ja! (Alle lachen.)

René: Oh Gott! (Hände vor dem Gesicht, lachend)

Thomas: War es ein Tribut an DS9?

René: Nein, ich bin nicht sicher, dass … (nachdenklich) Hm. Vielleicht könnte es doch wahr sein. Ich bin sicher, dass David R. Kelly keine Ahnung hatte, aber da waren auch andere Drehbuchschreiber für die Serie. Sie haben nie die Serie geschrieben, lediglich hier und da ein paar Szenen. Es war immer David R. Kellys Sendung. Zu dieser Zeit waren aber noch andere Schreiber beteiligt und ein paar von ihnen wussten das. Einer von ihnen war ein Freund von Armin und der war auch “Star Trek”-Freak. (lächelt) Er mag diese Szene vorgeschlagen haben und David E. Kelly meinte, dass es eine gute Idee für eine Szene war. Ich glaube, dass es auf diese Weise passiert sein könnte. Ich weiß es aber nicht.

An Evening with René Auberjonois  @ FKM-EventsRené Auberjonois während seines Panels (FKM-Events 2010)

“Boston Legal” war ein wahres Geschenk

Sara: War es Ihre Entscheidung, den regulären Cast zu verlassen?

René: Als ich zu der Serie kam, war ich für nur vier Folgen gebucht. Dann haben sie mich in der Serie behalten. Ich habe in drei Staffeln gespielt. Zum Ende habe ich mich mit David E. Kelly unterhalten. In der dritten Staffel gab es bereits nicht mehr so viel für mich zu tun. Er schrieb es in eine neue Richtung. Es war ein Gehaltsscheck, aber es war nicht mehr besonders interessant. Wissen Sie, er sagte, er weiß wohin er mit der Sendung gehen wollte und ich würde es hassen. Sie schrieben mich ins Obergeschoss und … Es waren großzügige und gute Menschen – die besten – und sie schrieben mich ins Obergeschoss und ließen mich ins Erdgeschoss fallen, damit (klatscht in die Hände) ich die Firma verkaufe. (alle lachen) Es war toll. Die Show “Boston Legal” war ein wahres Geschenk.

An Evening with René Auberjonois  @ FKM-EventsRené Auberjonois auf der Bühne in Deggendorf (FKM-Events 2010)

Über “Star Trek”

Thomas: Sie spielten sieben Jahrelang die Rolle von Odo. Wie wurden Sie von “Star Trek” und Ihrer Rolle als Odo beeinflusst?

René: (überlegt) Hm. Ich bin hier, rede mit Ihnen. Das ist eine Auswirkung – davon. Wir beendeten die Dreharbeiten von “Deep Space Nine” im Jahre 2000, möglicherweise?

Thomas: Ich denke, es war 1999 oder 2000.

René: 99? Als ich mit dem Spielen bei “Deep Space Nine” begonnen hatte, war ich 52 Jahre alt. Ich bin jetzt 70. In der weiten Spanne meines Lebens sind diese sieben Jahre bedeutend. Sie wissen ja, wie man das Alter eines Baumes anhand der Ringe erkennt. Und man kann sagen, wenn man weiß, worauf man zu achten hat, welches die trockenen Jahre, welches die fetten Jahre und welche die kalten Jahre waren, nur anhand dieser Ringe. Die Jahre mit “Deep Space Nine” waren sehr bedeutend, bis heute, denn ich bin jetzt hier. Es ist dennoch gerade mal einer meiner Ringe, nur einer, wenn man mich in der Mitte durchschneiden würde. Bitte schneiden Sie mich nicht in der Mitte durch. Bitte schneidet mich nicht in zwei Hälften … (lacht)

Sara: Gab es in “Star Trek” eine Szene, die Sie ungern gedreht haben?

René: (überlegt lange) Keine Szene, weil es zu viele Szenen waren im Laufe der Zeit, als dass ich mich an eine bestimmte erinnern könnte. Das Schreckliche, was bei solchen Sendungen immer passiert, ist, dass es Szenen gibt, mit denen man schlechte Erfahrungen macht. Man kann nicht sieben Jahre lang drehen und die ganze Zeit seine schauspielerischen Träume verwirklichen. Man kann verharren, energiegeladen und mit dem verbunden sein. Derartige Beziehungen sind sehr komplex. Ich denke an Szenen, in denen schlechte persönliche Dinge passiert sind und unzählige Menschen es mitbekamen. Aber es war nichts falsch an der Szene. Da war eine Folge, in der Nana zu Stein wurde (Anmerkung der Redaktion: Folge 3.14: “Herz aus Stein”). Das war, als Odo ihr sagte, dass er sie liebte. Und Nana ging es nicht gut. Sie fühlte sich klaustrophobisch und hatte eine emotionale Krise wegen etwas sehr Persönlichem. Es war für sie sehr hart. Ich bin sicher, wäre sie jetzt hier, würde sie diese Szene nennen. Die ganze Show, in der sie zu Stein verwandelt war. Oh Gott!

Thomas: Die letzte Frage: Sie kehrten bei einem Gastauftritt als ein Charakter namens Ezral zu “Star Trek: Enterprise” zurück. Wessen Idee war das und warum?

René: Ezral … – so nannte man ihn? (lacht) Es war Rick Bermans Idee, weil sie versucht hatten, die Rolle zu besetzen. Es sollte jemand wie René sein. Wartet einen Moment, es kann nicht René sein. Sie dachten, dass könnten sie nicht machen, weil ich Odo gespielt hatte. Sie mussten erst die Idee loswerden, dass ich immer noch Odo war. Wartet, er kann es nicht sein. Er würde nicht Odos Gesicht haben und Odos Stimme. Er ist eine andere Person, denn er ist Schauspieler. So war es Ricks Idee und wer bin ich, dass ich Rick Berman zurückweise? Ich bin ihm sehr dankbar, dass er es für mich möglich machte, diese Sendung zu machen, wirklich. Er war es, der gesagt hatte, ich sollte diese Rolle spielen. Andere sagten “Wirklich? Das ist nicht die Art, wie du es geschrieben hast” und es dauerte eine Weile, bis ich in die Rolle kam und sie sagten “Es ist gut.” Viele im Studio waren skeptisch. Aber es war Rick Berman, der sagte, ich solle die Rolle spielen.

Sara und Thomas: Vielen Dank für dieses Interview.

René: Es war mir ein Vergnügen.


Autogramm zum Abschied

Sara und Thomas Hoeft ließen sich zum Schluss noch ‘etwas’ signieren. Hier der Künstler bei der Arbeit für wohltätige Zwecke:

René Auberjonois for Charity
Das Kunstwerk: Odos Eimer

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