Die “Delta Flyers“-Podcaster besprachen letzte Woche die DS9-Episode “Tosk, der Gejagte” (engl. “Captive Pursuit”). Robert Duncan McNeill, Garrett Wang und Terry Farrell gingen die Folge gemeinsam durch und teilten einmal mehr Hintergrundgeschichten aus ihren “Star Trek”-Produktionszeiten.
Emmy-gekrönte Folge mit Jump-and-Run-Qualitäten
Mit Terry Farrell als Co-Gastgeberin besprechen Robert Duncan McNeill und Garrett Wang die O’Brien-zentrierte Folge “Tosk, der Gejagte” (engl. “Captive Pursuit”). Neben Miles O’Brien, dem Chefingenieur der Station, steht der Gaststar Scott MacDonald (Synchronisation von Jürgen Kluckert; im “Star Trek”-Universum zuletzt gehört als Kapitän des Hirtenschiffs in “SNW: Kinder des Kometen”, ansonsten z.B. als Stimme von Chuck Norris), der den mysteriösen Ankömmling Tosk spielt, im Mittelpunkt. MacDonalds Make-up, ein grün-reptilisches Ganzkörper-Kunstwerk, brachte Michael Westmore, dem langjährigen “Star Trek”-Maskenbildner, einen Emmy ein, den bedeutendsten Fernsehpreis der Vereinigten Staaten. Daneben gab es einen Hugo-Award für die beste dramatische Darstellung. Ein früher Erfolg von “Deep Space Nine” über den sich das gesamte Team gefreut habe, so Terry Farrell.
Übrigens
Mehr über Michael Westmore und das Make-Up-Department des Berman-Zeitalters allgemein könnt ihr hier finden, wenn auch in Englisch. Michael Westmore zu Gast bei Conner Trineer und Dominic Keating:
Zunächst aber ein kurzer Überblick über den Inhalt der Episode “Tosk, der Gejagte”:
Über die Episode
Die Episode “Tosk, der Gejagte” wurde am 30. Januar 1993 in den USA und am 20. Februar 1994 in Deutschland erstmalig ausgestrahlt. Das Drehbuch stammt von Jill Sherman Donner, die zuvor als Produktionsassistentin bei “Star Trek: The Next Generation” gearbeitet hatte. Die Regie führte Corey Allen, der auch als Schauspieler bekannt war und unter anderem in Rebel Without a Cause mit James Dean und der bei “Star Trek: The Next Generation” mitwirkte, z.B. als Regisseur des Pilotfilms.
Die Handlung dreht sich um die erste Kontaktaufnahme mit dem Individuum Tosk aus dem Gamma-Quadranten, der – wie sich herausstellt – von einer anderen Spezies, die sich als die Jäger bezeichnen, verfolgt wird. Die Episode beginnt damit, dass Tosk mit seinem beschädigten Raumschiff durch das Wurmloch in den Alpha-Quadranten flieht und auf der Raumstation Deep Space Nine notlandet. Dort wird er von Chief O’Brien begrüßt, der ihm bei der Reparatur seines Schiffes helfen will. Tosk zeigt sich sehr verschlossen und geheimnisvoll, aber auch fasziniert von der Station und ihren Bewohnern. Er weckt das Interesse von O’Brien, der sich mit ihm anfreundet und ihm die Station zeigt.
Währenddessen tauchen vier schwer bewaffnete Schiffe aus dem Wurmloch auf, die sich als die Jäger vorstellen und die Herausgabe von Tosk fordern. Sie behaupten, dass Tosk ihr Eigentum sei und dass sie ihn im Rahmen einer traditionellen Jagd verfolgen würden. Commander Sisko ist skeptisch, aber er will auch keinen Konflikt mit den Jägern provozieren. Tosk wird von Odo in seinem Quartier erwischt, wie er versucht, sich Zugang zu den Sicherheitssystemen der Station zu verschaffen. Odo bringt ihn in eine Zelle, wo er von den Jägern entdeckt wird.
Die Jäger erklären, dass Tosk eine genetisch manipulierte Spezies sei, die nur für die Jagd gezüchtet worden sei. Sie seien die ultimativen Beute, die sich ständig verbessern und anpassen würden, um den Jägern eine Herausforderung zu bieten. Tosk sei einer der besten Tosks, die sie je gejagt hätten, und sie würden ihn nicht aufgeben. Tosk bestätigt, dass die Jagd seine existenzielle Bestimmung sei und dass er es vorziehe, zu sterben, als in Gefangenschaft zu geraten. Er bittet O’Brien, ihn zu töten, um ihm die Ehre zu bewahren. O’Brien ist schockiert und empört über die Jäger und die Resignation von Tosk. Er entscheidet sich, Tosk zu helfen, seinen Verfolgern zu entkommen, obwohl er damit gegen die Sicherheitsprotokolle der Station verstößt.
O’Brien führt Tosk zu seinem Raumschiff, das er heimlich repariert hat. Auf dem Weg werden sie von den Jägern angegriffen, die sie durch die Station verfolgen. O’Brien und Tosk schaffen es, die Jäger abzuwehren und das Dock zu erreichen. Dort werden sie jedoch von Sisko und Odo gestoppt, die von O’Briens Verrat erfahren haben. O’Brien appelliert an Siskos Gewissen und erklärt, dass Tosk kein Verbrecher, sondern ein Lebewesen sei, das ein Recht auf Freiheit habe. Sisko lässt O’Brien und Tosk schließlich gewähren. Er gibt ihnen Deckung, während Tosk in sein Raumschiff einsteigt und durch das Wurmloch flieht, wo die Jagd fortgesetzt wird.
Die Episode stellt die Charaktere von Tosk und den Jägern vor. Tosk repräsentiert die moralischen Dilemmata, die sich aus der Begegnung mit fremden Kulturen und Lebensformen ergeben, die andere Werte und Normen haben als die Föderation. Er wirft auch die Frage auf, wie weit man gehen darf, um seine eigene Identität und Freiheit zu verteidigen. Die Episode entwickelt die Charaktere von O’Brien und Sisko weiter, die unterschiedliche Entscheidungen treffen.
O’Brien ist der Hauptprotagonist der Episode, der eine enge Bindung zu Tosk aufbaut und ihn als einen Freund und einen gleichwertigen Partner ansieht. Er ist bereit, seine Karriere und sein Leben zu riskieren, um Tosk zu retten, weil er glaubt, dass es das Richtige ist. O’Brien repräsentiert hier – TNG-artig – die Werte und Ideale, die die Föderation ausmachen.
Was wir von den Delta Flyers erfahren
Zunächst einmal gibt es interessante Metakommentare zum Podcasten über Film- und Fernsehen. Terry Farrell einerseits und Robert Duncan McNeill und Garrett Wang andererseits tauschen sich aus darüber, wie unterschiedlich man bestimmte Szenen wahrnimmt, je nach Vorverständnis und hier je nachdem, ob man dabei war (Terry Farrell) oder ob man die Folgen quasi zum ersten Mal sieht (Robert Duncan McNeill/Garret Wang). Szenen, die Terry Farrell als Bewohnerin von Deep Space Nine nicht weiter erwähnenswert erscheinen, sind für die Delta-Quadrant-Vagabunden oft höchst bemerkenswert. McNeill und Wang haben zudem schon drei Jahren Podcastvorsprung. Während Terry Farrell mit Stift und Papier im Schweiße ihres Angesichts ihre Notizen macht, wie sie für die Videoabonnenten vorzeigt (Garret Wang: “Terry, du solltest eigentlich nicht zeigen, wie die Wurst gemacht wird…”), haben die beiden Männer in den Voyager-Recap-Jahren schon ihre jeweilige Technik entwickelt. Der von den anderen spöttisch aufgezogene Streber dabei…eindeutig Garrett Wang: “Ich schaue mir die Folgen vor der Besprechung schon drei bis viermal an.” (RDM: “Garret wins this price!” – dt. Garret gewinnt diesen Preis!)
Das preisgekrönte Make-Up von Tosk und das Schauspiel von Scott MacDonald als Gaststar (der in “Star Trek” später noch als Romulaner, Jem’Hadar und mehrfach als Xindi Dolim Auftritte haben wird) werden sehr gelobt. Michael Westmore habe einen Alligator als Vorbild vor Augen gehabt. Generell hätten die Maskenbilder gern mit Analogien zum Tierreich gearbeitet und hätten sich Inspiration aus biologischen Fachbüchern geholt.
Ein weiteres Thema war die Einleitungsszene, in der sich eine Dabo-Angestellte von Quark bei Sisko über die sexuelle Übergriffigkeit von Quark beschwert, der ihr aber dargelegt hat, dass aus Seite 27 Untersektion soundso festgehalten sein, dass so etwas vertraglich erlaubt sei. Robert Duncan McNeill meinte, dass das schon ein bemerkenswerter Vertrag sei. Sein Voyager-Vertrag habe jedenfalls keine 27 Seiten gehabt. Terry Farrell fand es eine großartige Sache, dass eine solche Szene im Jahr 1993 ihren Weg auf den Bildschirm gefunden hat. Das sei damals nicht selbstverständlich gewesen und sei es teilweise auch heute nicht. Sie findet es sehr fortschrittlich, damals zu eigen, dass sich ein Vorgesetzter, noch dazu ein männlicher, mit einem solchen Vorwurf adäquat auseinandersetzt.
Ein besonderer Block kommt den Jägern von Tosk zu, die ihn aus dem Gammaquadranten heraus verfolgt haben. Offensichtlich sollten sie als technisch überlegen potraitiert werden. Die Delta Flyers sind sich aber einig, dass sie optisch und von ihrem Auftreten her als ziemliche Retro-Bedrohung daherkommen. Das sei schon irgendwie auch prima, aber doch ziemlich Old-School. Terry Farrell vergleicht ihr Auftreten mit der in den 80er-Jahren in den Vereinigten Staaten populären Pop-Formation DEVO, die für ihren futuristischen Anzüge bekannt waren. Auch die Actionszenen seien ziemlich aus dem Jahrzehnt zuvor gewesen. Wahrscheinlich sei es die letzte Actionszene dieser Art im Fernsehen gewesen, so McNeill, obwohl, wenn er an “Voyager” denke, vielleicht doch nicht. Ein paar Ungereimtheiten vielen auf. Warum macht sich Odo nicht wieder durchlässig, wie im Pilotfilm, als er attackiert wird? Warum wird die Tür des Sicherheitsbüros zerstört, ist aber später wieder ruckzuck heil? Und warum versteht der Universaltranslator sofort alle Gammaquadrantsprachen? Aber auch hier fällt auf, das war im Deltaquadrant zum Glück später auch so und hey, es ist Fernsehen! Irgendeine KI wird das schon deichseln.
Am Ende scheint es erst, als müsste Tosk schamvoll zurückkehren zu seiner Heimatwelt, wo ihn ein unehrenhaftes Leben erwartet. Mit O’Briens Hilfe und Siskos Duldung gelingt Tosk aber die Flucht und die Jagd beginnt von neuem. Eine schöne Idee von Garrett Wang: Tosk sollte immer mal wieder erscheinen im “Star Trek”-Universum, immer noch am Leben und auf der Flucht (“Still on the run. Run, Tosk, run!”). Eine vermisste Chance, oder hat ihn jemand noch einmal gesehen?
Kam die Folge gut an? Guter Durchschnitt von den Gastegebern, etwa 7 von 10. Fair! Eine schöne typsche “Star Trek”-Geschichte.
Der Podcast
Ihr könnt Euch diese aktuelle Folge der Delta Flyers selbst anhören. Hier:
Die Delta Flyers sind ein englischsprachiger Podcast von Robert Duncan McNeill und Garrett Wang (Tom and Harry aus “Voyager”). Seit Dezember 2023 besprechen sie die Serie “Deep Space Nine” gemeinsam mit Terry Farrell (Dax) und Armin Shimerman (Quark). TrekZone-Redakteur Alexander Schäfer hört mit und fasst die besten Anekdoten auf Deutsch zusammen.
O’Brian Folgen sind sowohl in DS9 (als auch in TNG) immer mit die besten gewesen !!!! So auch diese Hier ! HERVORRAGEND ! Eine der besten Folgen von DS9 !