Geralts neuestes Comicabenteuer nimmt Rotkäppchen auf die Schippe – und wir werfen einen Blick unter die gar nicht so rote, aber dennoch blutige Haube.
Inhalt (Klappentext)
Der monsterjagende Hexer Geralt und sein musikalischer Freund Rittersporn reisen durch die Lande, immer auf der Suche nach Bestien, die ein Blutbad und eine Ballade wert sind. Ihr Weg führt die beiden schließlich nach Grimmwald, eine kleine Stadt in den Bergen. Drei gierige Schwestern setzen dem abgelegenen Ort ebenso zu wie ein umherstreifender Werwolf. Kaum dass sich Geralt und Rittersporn der Sache mit Schwert und Laute annehmen, wird ihnen klar, dass niemand in Grimmwald ihnen die ganze Wahrheit sagt, und es womöglich mehr als nur ein Monster gibt …
Kritik
Das Cover mit Geralt, Rittersporn und Rotkäppchen sowie einem Wolf im Hintergrund verrät schon, das man sich im vorliegenden Comic auf eine Variation des gleichnamigen Märchens einstellen darf. Genau genommen verrät sogar der Titel einen entscheidenden Polttwist – zumindest, wenn man darauf achtet.
Zeichnungstechnisch ist man eher schlicht unterwegs. So herrschen viele einfarbige Flächen vor, auch bei den Hintergründen, und die Charaktere wirken etwas klobig und kantig. Zwar kann man zumindest einigermaßen ablesen, was in den Charakteren vorgeht, insgesamt hat man aber zweifellos schon bessere Zeichnungen gesehen. Allerdings waren in den bisherigen Witcher-Comics die Stile auch immer in einem ähnlichen Stil gehalten. So oder so gilt auch hier: Nach einiger Zeit hat man sich durchaus an den Stil gewöhnt.
Die eigentliche Story an sich hat einige Irrungen und Wendungen, die ich hier gar nicht alle aufzählen will. Nur soviel: Natürlich ist es keine 1:1-Nacherzählung von Rotkäppchen und der böse Wolf hat auch nicht die Oma gefressen. Trotzdem gehen Geralt und Rittersporn hier auf die Jagd nach einem Wolf. Das dabei vieles nicht so ist, wie es scheint, und zumeist die Menschen selber die größten Feinde sind, ist genau das, was auch Sapkowski in seinen Witcher-Geschichten immer zum Ausdruck bringen wollte.
Dabei agiert Geralt hier durchaus so, wie wir ihn kennen: Das Monster wird nicht blindlings erschlagen, denn wenn man reden kann, macht Geralt das auch. Wenn man ihn aber hinters Licht führt oder nicht auf ihn hört, kann er zum Rächer werden und murkst seine Feinde schnell ab. Und genau diesen Geralt bekommen wir hier, nebst seiner Eigenschaft als Charmebolzen bei Frauen.
Die anderen Charaktere, hin zu den Bösewichten, bekommen zwar auch etwas Hintergrund verpasst, an die Tiefe von Geralt kommt hier aber keiner ran. Ansonsten mag die Detektivgeschichte stellenweise durchaus zu überzeugen und ein paar falsche Fährten bis hin zur Auflösung legen. Das ist sogar so gut, das man erst kurz vor Ende ahnt, woher der wahre Wind weht, wobei genau genommen aber auch nicht mehr viele Optionen bleiben. Trotzdem sind einige Sachen, etwa um erwähnte Oma, recht interessant aufgelöst. Hier hätte man sich fast noch gewünscht, das es ruhig noch etwas ausführlicher sein könnte, denn wie es an der Stelle weitergeht, ist durchaus eine berechtigte Frage.
Dem entgegen steht aber das Ende, das hier mit einer Art Schocker daherkommt (genau genommen nicht, für Witcher-Verhältnisse, aber ihr wisst, was ich meine). Wie bei anderen Serien wie “Der dunkle Turm” oder “Supernatural” sollten diejenigen, die ein Happy End wollen, zwei Seiten vor Ende aufhören zu lesen. Das wird hier schön mit Rittersporn, der immer mal wieder Songtexte einspinnt, gut umgesetzt, der hier quasi das gute Ende der Geschichte beschreibt. In Wahrheit endet alles bitter und tragisch und damit nicht genug, endet der Band eigentlich genau in diesem Moment und entlässt den Leser damit mit seinen eigenen Gedanken – ein starkes Ende.