Staffelfinale! Nick Locarno macht den Khan und die Unterdeckler müssen den Tag retten. Und am Ende steht ein tränenreicher Abschied. Lest hier Toms ausführliche Rezension. Aber Vorsicht: SPOILER-ALARM!
Der Zorn des Locarno
Gleich zu Beginn springen wir zurück ins Jahr 2368 – und zwar in die Zeit kurz vor “Ein missglücktes Manöver” (TNG 5×19). Hier wird uns gezeigt, wie Mariner auf der Akademie als Fangirl zu Sito Jaxa hechtet. Mit dabei sind hier natürlich auch Wesley Crusher und Nick Locarno, der seine Nova-Staffel dazu überredet, eine Kolvoord-Sternenexplosion durchzuführen.
Locarno hat im Deutschen richtigerweise nicht die Tom Paris-Stimme (Thomas Vogt bzw. Erich Räuker) aus “Voyager”, denn er wurde in TNG noch von Boris Tessmann (auch Dr. Bashir in DS9) gesprochen. Im englischen Original ist natürlich Robert Duncan MacNeill derjenige, der Nick seine Stimme leiht. Das wird später sogar noch witzig, als Boimler und Rutherford darüber diskutieren, ob er wie Tom Paris aussieht. Hier wurde also ein altbekannter Gag als Fanservice eingebaut.
Wesley spricht erneut Sven Plate, wie schon in “Picard”-Staffel 2. Der Sprecher hat sich hier sichtlich bemüht, jünger zu klingen, man kann aber das fortgeschrittene Alter nicht ganz verbergen. Dennoch, der Versuch ist gut.
Ob man diese Szene jetzt unbedingt gebraucht hätte, darf jeder für sich selber entscheiden. Sie zeigt in jedem Fall nochmal auf, dass Nick damals egoistisch und rücksichtslos war, also ein typischer Bösewicht. Und das bestätigt sich dann auch nochmal in der Gegenwart.
Ein echtes Problem sehe ich hingegen an früherer Stelle noch vor dem Intro, nämlich beim Staffelrückblick. Hier werden nämlich eindeutig wieder die Trümmer der Schiffe gezeigt, die ja dann später “doch nur abgeschleppt” bzw. entführt wurden. Hier ist man wieder ein klein wenig inkonsistent. Aber das hatte ich ja letzte Woche auch schon bemängelt.
Hinzu kommt, dass erwähnt wird, dass die verschiedenen Crews sich Nick angeschlossen haben, indem sie gegen ihre Vorgesetzten gemeutert haben. Und diejenigen, die nicht mitziehen wollten, landeten dann eben auf dem Planeten aus der Vorwoche (war auch letzte Woche schon angedeutet worden). Auch das hat man meiner Meinung nach in den Folgen zuvor, also mit dem Angriff der Nova-Schiffe, nicht so deutlich gezeigt. Daher wirkt es auch hier etwas konstruiert.
Zur Hölle mit unseren Befehlen!
Leider erfährt man nicht, wie die Crew es zurück aufs Schiff geschafft hat. Sondern nur, dass man sie wieder eingesammelt hat. In weiterer Folge wird ein klassischer Trek-Move abgezogen, nämlich das obligatorische “Zur Hölle mit unseren Befehlen!”.
Aber immerhin hat Locarno niemanden umgebracht und sie haben sich ihm alle freiwillig angeschlossen. Die Sternenflotte sieht deshalb nur wenig Handlungsspielraum. Hinzu kommt ein Schutzschild, der ein ganzes Planetensystem (!) schützt. Uff!
Okay, ich gehe ja noch bei planetaren Schilden mit (hat man erstmals in “Picard” Staffel 1 gesehen). Aber ein ganzes Sonnensystem?! Allein der Energieaufwand dürfte die Möglichkeiten jeder Spezies aus dem Jahr 2381 übersteigen. Immerhin, der Schild sieht aus wie besagter aus “Picard” Staffel 1. Und eigentlich sogar fast ein wenig wie Q’s Kraftfeld aus “Der Mächtige” (TNG 1×01).
Und während Mariner sich als integer erweist und Nicks Genesis-Waffe stiehlt, sucht die Crew der Cerritos nach einer Möglichkeit, ihr zu helfen. Sicherlich hat vermutlich niemand daran gezweifelt, dass Mariner auf dem rechten Weg bleiben wird. Aber wie lang brauchen die denn von Orion zurück zum Schild? Und dass dann später auch noch mit einem Schlachtschiff? Ich glaube nicht, dass das in wenigen Minuten abgehandelt werden kann, wie hier gezeigt, sondern eher Tage dauert.
Nur sieht es nicht so aus, als hätte sich Mariner (mal wieder mit einem sehr manövrierfähigen Flottenschiff, aber das ist hier wohl dem Status als Animationsserie geschuldet) so lange hätte verstecken können. Etwas Bauchweh macht mir dann auch das neue Genesis Device (auch im Deutschen mit “GD” betitelt): Kann denn jeder Hans so ein Ding beschaffen? Da musste ich doch schlucken. Ja, es gibt mindestens noch eine, wie wir aus “Picard”-Staffel 3 (spielt 2401) und dem Daystrom-Lager wissen. Aber wenn ich allein daran denke, wie schwer sowas herzustellen ist laut “Der Zorn des Khan”, dann wollte mir das so nicht schmecken.
Immerhin, der Schluss-Gag mit dem “Bezahlen zum Entschärfen” war genial und mehr als passend zur Ferengi-Art.
Duell auf Orion
Schön ist auch, dass man die Ereignisse aus einer der früheren Staffel-Folgen wieder aufgreift und D’Vanas Schwester D’Erica zurückbringt. Die verhandelt hier genauso, wie man es von einem Verbrecherboss erwartet. Und die Interaktion der beiden Tendi-Schwestern ist herrlich anzuschauen.
Auch die Szenen in der Arena wissen zu gefallen. Wobei ich allerdings damit nicht ganz einverstanden bin, dass Dr. Migleemo verloren hat. Ja, er liegt am Ende unter seiner Gegnerin begraben, aber auch die ist K.O. Es hätte hier also mindestens ein Unentschieden oder eine Wiederholung rausspringen müssen. Aber irgendwie musste man den Kniff ja zum Cliffhanger-Finale schaffen, nämlich dass Tendi dann eben doch nach Orion zurückkehren muss.
Schön ist aber immerhin das “Aufplustern” und wie die Ingenieure das Schlachtschiff fit machen. Hier darf dann sogar Boimler als Captain glänzen und macht seinen Job auch sehr ordentlich. Auch Captain Freeman zeigt hier, in wie weit sie sich gewandelt hat und inzwischen als sehr kompetent dargestellt wird. Und die Captains Yacht ist sowieso wieder eines jener Easter Eggs, von denen wir im Staffelfinale nicht genug bekommen.
Apropos: Mariner schafft es, die Nova-Flotte untereinander aufzuwiegeln. Im Grunde auch eine interessante Botschaft, denn es gehört mehr zum friedlichen Zusammenleben, als einfach nur einen Haufen Leute zur Kooperation zu bewegen. Nicht umsonst setzt die Föderation auf viel Diplomatie. Gut umgesetzt!
Showdown im Nebel
Und damit sind wir schon beim Schlussakt. Und der ist nichts minder als eine Eins-zu-eins-Wiederholung der legendären Schlacht im Mutara-Nebel in “Star Trek II: Der Zorn des Khan”. Angefangen bei der Jagd durch den Nebel bis hin zu gleichen Einstellungen, wenn die beiden Schiffe sich umkreisen.
Kann man machen, kann man mögen. Das liegt sicher auch ein wenig im Auge des Betrachters. Auch bei “Star Trek Into Darkness” hatte man dereinst eine Nachstellung dieser ikonischen Szenen. Selbst das Ende, als der Genesis-Torpedo explodiert und es ein schönes Farbenspektrum zu bewundern gibt, ist aus dem zweiten Kinofilm übernommen worden.
Und mit Nick Locarno hat man hiermit im Kanon dann übrigens auch offiziell Schluss gemacht. Kontroversen künftig vorbei…
Dafür darf am Ende aber auch T’Lyn wohl höchst offiziell neues Mitglied der Unterdeck-Truppe sein. Sie hat es sich verdient.
Fazit
Trotz einiger doch recht konstruierter “Drehbuchzufälle” vermag die Folge zu unterhalten, vor allem wegen (oder trotz) der vielen Easter Eggs auf “Star Trek II”. Als Staffelabschluss also durchaus eine runde Sache.
Bewertung
Rückblick auf Staffel 4
Insgesamt kann die Staffel das hohe Niveau der Vorgänger halten. Es gibt zwar ein paar Ausrutscher nach unten, aber man hat immerhin die KI-Lastigkeit nicht zu sehr übertrieben, sondern auch schöne Charakterszenen gezeigt. Nicht nur Mariner durfte hier glänzen, sondern auch T’Lyn.
Es zeigen sich zwar hier und da immer noch ein paar Ermüdungserscheinungen. Hoch anrechnen muss man aber durchaus, dass versucht wurde, neue Wege zu beschreiten.
Podcast
Schaut das “Lower Decks”-Finale mit uns!
Schaut das “Lower Decks”-Finale nochmal, und zwar gemeinsam mit uns. Lasst den Podcast laufen, warten auf das Kommando und klickt mit uns zeitgleich auf PLAY. Unsere Redaktion sabbelt Euch sehr gerne zu, während die Episode läuft; wie so eine Kommentar-Tonspur auf DVDs und Blu-rays. Auszug:
Der Synchronsprecher heißt mit Nachnamen Plate nicht Pate 😉
Korrigiert! Danke!
Eine weitere sehr gute Season
Besser als so manche Real Serie mit dem Namen Star Trek…
Weiter so!