Im Review zum zweiten Band der letzten Voyager-Geschichte klären wir, was drinsteckt – natürlich ohne große Lügen.
Inhalt (Klappentext):
Seit fast hundert Jahren kämpfen zwei Spezies, die Rilnar und die Zahl, um die Kontrolle über den nahen Planeten Sormana. Beide Seiten beanspruchen ihn als ihre Ursprungswelt. Doch seit einigen Jahren konnten die Rilnar dank der Taktiken ihres kommandierenden Offiziers beständig Boden gewinnen: einer Menschenfrau, die niemand anderes zu sein scheint als Kathryn Janeway …
Kritik
Der zweite Band von “Kleine Lügen erhalten die Feindschaft” ist auch das Ende der Geschichte um die zweite Janeway und der Zeitreisethematik. Dabei zeigt sich, dass es eigentlich gar keine so gute Entscheidung war, die Story auf zwei Bände zu splitten. Der erste war ja eher lau, diese zweite Hälfte der Geschichte erweist sich aber als durchaus gut. Mankos gibt es zwar auch hier, doch dazu kommen wir gleich.
Zunächst einmal wird an vorderster Front gute Charakterarbeit geleistet. Das betrifft nicht nur die beiden Janeways, sondern auch Nebencharaktere wie Nancy Conlon. Vor allem die Freundin von Harry Kim darf hier einiges aufarbeiten und sich unter anderem die Frage stellen, ob sie ihr Kind behalten will oder nicht. Natürlich gibt es auch die anderen Charaktere der Voyager (oder besser: der Full Circle-Flotte) zu sehen, aber obwohl etwa Tom und B’Elanna durchaus ihre Auftritte haben, sind sie diesmal eher Nebenschauplätze. Leicht überzogen wirkt auch Tuvoks Ausraster am Ende. Nach einigen Jahren, die vergangen sind, sollte er inzwischen doch den Tod seines Sohnes überwunden haben. Davon abgesehen wird er wieder zurück in die Titan-Reihe wechseln. Dort wird diese Entwicklung vermutlich eher weniger aufgegriffen werden. Ob man dem Charakter also damit einen Gefallen getan hat, sei an dieser Stelle mal dahingestellt.
Um Kinder geht es dann auch noch bei der Denzit, also der zweiten Janeway. Damit werden viele Sachen aus dem schwachen ersten Teil durchaus verständlicher. Übrigens gibt es eine Szene, in der ein Trupp um die beiden Janeways in eine andere Zeit reist. Findige Leser werden dort schnell herausfinden, wie der Hase läuft bzw. wer wer ist. Ein klein wenig überraschend ist in dem Zusammenhang auch ein Q-Cameo. Auch das ist passend und witzig, und auch hier können findige Leser schon vorab etwas ahnen.
Was nicht so ganz gelungen ist, ist die Darstellung von Dayne, dem Mann der zweiten Janeway. Die Enthüllung über seine wahre Identität ist zwar noch eine gute Überraschung, dann jedoch wird er irgendwie als sprunghaft dargestellt. Mal als liebender Mann, dann als jemand, der Kathryn gar nicht mochte nur um am Ende wieder geläutert zu werden. Das alles mit seiner Abneigung gegen die Föderation zu erklären, ist etwas dünn – da muss er schon ein sehr guter Schauspieler sein.
Die restliche Story um die Krenim und die Zeitreisen vermag indes durchaus zu gefallen, auch wenn man sich an manchen Stellen mehr Details gewünscht hätte. Bleiben die Zeitreisebecken nun aktiv? Will man Zeitreisetechniken in den Händen der Krenim lassen? Hier wäre es durchaus angebracht gewesen, darüber zu diskutieren, wie andere Völker mit dem Thema Zeitreisen umgehen (interessanterweise ist auch das in der zweiten Staffel von Discovery gerade wieder Thema). Immerhin wird das Thema aber nicht zu sehr aufgebläht oder kompliziert. Das ist in manchen Fällen zwar schade, etwa bei den Kranken Verstärkungstruppen, die im ersten Band noch Thema waren, auf der anderen Seite aber auch gut, da man sich so nicht in Technobabble über Zeitreisen verliert. Und das es Sternenflottentypisch am Ende eine friedliche Lösung gibt, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Was allerdings auch noch negativ auffällt, sind die vielen “Abkürzungen”, die stellenweise genommen werden. So beamt ein Außenteam an einer Stelle etwa auf den Planeten hinab und erreicht sein Ziel, was in nur einem Satz abgehandelt wird. Auch während Actionszenen gibt es immer wieder Momente wie etwa: “Sie rannten durch 50 Schüsse, trafen sich am anderen Ende des Hofes, waren wieder vereint und gingen zur nächsten Tür.” (nicht wortwörtliches Zitat). Mag sein, dass man die Handlung hier etwas straffen wollte, vor allem aber bei Szenen, in denen es um die Helden herum kracht, wirkt dieser Stil nicht sehr förderlich. Nie hat man hier den Eindruck, das Außenteam rennt wirklich durch um sie herum explodierende Felsen oder ähnliches, da sie zwei Wörter später bereits alles hinter sich gelassen haben. Hier ist man, auch von Kirsten Beyer, Besseres gewohnt.
Fazit
Der zweite Band zieht im Vergleich zum ersten doch etwas besser an, bietet schöne Charakterszenen und eine nette Zeitreisestory, die geschickt Elemente der Voyager-Serie miteinander verquickt und so auch guten Fanservice bietet. Auf der B-Seite gibt es zwar einige Mankos, aber man kann mit dem Buch durchaus seinen Spaß haben.
[usr 3.5]
Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Kirsten Beyer |
Originaltitel: | A Pocket Full of Lies |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2016 |
Übersetzer: | René Ulmer |
Seitenanzahl: | 315 |
Preis: | 14.- Euro |
ISBN: | 978-3-95981-692-2 |
Verlag: | Cross Cult |
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