Paramount+ veröffentlichte fast ohne Vorankündigung die Crossover-Episode von “Strange New Worlds” mit “Lower Decks”. Ob der Marketing-Coup zur Comic Con gelungen ist, verrät unsere spoilerfreie Kurzrezension.
Was meinen wir mit “spoilerfrei”?
Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen dazu, was “spoilerfrei” bedeutet. Damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr die Rezension vorab lesen möchtet, machen wir hier transparent, was wir darunter verstehen:
- Wir verraten keine wichtigen und unerwarteten Wendungen der Handlung bzw. Informationen über die fiktiven Welt und ihre Figuren.
- Was im Vorfeld durch Vorschauclips und Trailer gezeigt wird, ist kein Spoiler.
- Was im Cold Open (vor dem Vorspann) bzw. im ersten Akt (bei Episoden ohne Cold Open) passiert, ist kein Spoiler.
- Handwerklichen Aspekte (Schauspiel, Drehbuch, Bühnenbild, Soundtrack, Spezialeffekte) sind keine Spoiler, sofern sie nichts Wichtiges über die Handlung verraten.
Die lange erwartete Crossover-Folge zwischen den animierten “Lower Decks” und der Live-Action Serie rund um Captain Pike erscheint eine halbe Woche früher als gedacht.
Those Old Scientists
Die Crew der Cerritos untersucht ein Portal auf Krulmuth-B, das die vier Ensigns aus Versehen aktivieren und Boimler im 23. Jahrhundert ausspuckt. Natürlich befindet sich gerade Pike mit einem Landungsteam auf demselben Planeten. Die Crew der Enterprise sucht nach Wegen, wie sie ihren zeitreisenden Gast wieder in seine Zeit zurückschicken kann, bevor er durch nervöses Verplappern den Lauf der Geschichte irreparabel ändert.
Crossover zwischen unterschiedlichen Serien sind Ereignisse, an die man sich im Fandom üblicherweise lange erinnert. Im Guten wie im Schlechten. Egal ob”Trials and Tribble-ations“, “Relics” oder der Kinofilm “Generations“, das Publikum räumt diesen Folgen einen besonderen Platz im Kanon ein. Auch Ausrutscher wie “These Are The Voyages…” geraten nicht in Vergessenheit.
Auf “Those Old Scientists” lastet deswegen gleich zweifacher Erwartungsdruck: Das Fandom fiebert der Folge seit einem Jahr neugierig entgegen und beide Serien gehören bei den meisten Zuschauer:innen zum Besten, was “Star Trek” derzeit zu bieten hat.
Und vor diesem Hintergrund ist Erwartungsmanagement vermutlich die wichtigste Aufgabe für Macher:innen und Publikum, denn “Those Old Scientists” ist klamaukiger Fanservice pur — im Guten wie im Schlechten. Essenziell kapert “Lower Decks” mit seiner Tonlage eine komplette Live-Action-Folge von “Strange New Worlds”. Mit Kathryin Lyn und Bill Wolkoff ist auch ein Autorenduo am Start, das Wurzeln in der Animation hat. Lyn selbst ist Urheberin der Ausnahmefolge “wej Duj“.
Mit wenigen Ausnahmen ist “Those Old Scientists” eine Realverfilmung. Die Szenen im 24. Jahrhundert sind jedoch alle gezeichnet. Als besonders Gimmick wurde der Vorspann spektakulär in den Animationslook übertragen (Koala-Konstellation inklusive). Und noch eine Animationsdreingabe gibt es, aber dazu soll nichts verraten werden.
Es gibt viel zu Schmunzeln und auch gelegentlich zu Lachen, aber es zeigt sich auch, dass der “Lower Decks”-Humor ein gutes Stück von dem stilisierten Comic-Look unterstützt wird. Dieselben Zoten aus dem Mund eine:r echten Schauspieler:in wirken deutlich anders (sprich: weniger amüsant). Tawny Newsome und Jack Quaid können ihre Augen im wahren Leben eben nicht auf Knopfdruck tellergroß aufpumpen. Die Ausnahme von der Regel ist Anson Mount als Pike, der sein Gesicht offenbar nach Belieben zu urkomischen Grimassen verziehen kann.
Was “Those Old Scientists” von einer üblichen “Lower Decks”-Folge unterscheidet, ist neben der Spieldauer die Tatsache, dass das selbstreferentielle Groupietum von Boimler und Mariner direkt von ihren Idolen beobachtet und kommentiert wird. Realistischerweise nervt es die Crew der Enterprise mehr, als dass es Katalysator für interessante Charakterentwicklung wäre. Die eigentliche Handlung ist ziemlich trivial, und auch die souveräne Inszenierung von Regisseur Jonathan Frakes kann daran nichts ändern. So plätschert die Folge von Pointe zu Pointe und Geek-Moment zu Geek-Moment.
Wie “Lower Decks” schwankt der Humor zwischen echt witzig bis fremdschämen, nur dass es alles in Ermangelung von überzeichneten Cartoonfiguren etwas weniger lustig ist als gewohnt. Der eigentliche Charme besteht darin, Boimler und Mariner mit ihrer übertriebenen Held:innenverehrung ständig Pike und Konsorten zu irritieren. Das ist gelegentlich ganz unterhaltsam, aber auch wenig gehaltvoll.
“Those Old Scientists” ist perfekt für eine Veröffentlichung auf der San Diego Comic Con. Die Folge reiht sich ein in eine inzwischen ziemlich lange Liste von Episoden aus jüngster Zeit, in denen sich “Star Trek” selbst und seinen Fans vergewissert, wie toll es doch eigentlich ist (oder mal war?), ohne wirklich vom Fleck zu kommen. Zwischen “Crisis Point 2: Paradoxus” und “Kobayashi” und “All The World Is A Stage” brauchte ich nicht noch eine Episode, die augenzwinkernd die vierte Wand einreißt und dem Franchise wieder einmal die Gelegenheit bietet, sich und sein Fandom abzufeiern.
Deswegen ist sie kein Bauchplatscher wie “Those Are The Voyages”, aber auch kein “Relics” oder “Trials and Tribbleations”.
Mit Rücksicht auf die Leser:innen, die die Episoden noch nicht gesehen haben, bitten wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag auf Spoiler zu verzichten. Danke!
Liebe Leute, wer ernsthaft nach tiefsinnigem Stoff sucht hat nicht verstanden worum es beim Fernsehen geht. Die Idee ein Crossover aus Anime und Real zu machen ist an sich schon originell. Die LowerDecks sind humoristische Unterhaltung, kein Philosophieunterricht. Strange New Worlds sind die beste Serie seit langem aus dem Star Trek Universum wo nicht haufenweise alte Charaktere helfen mussten um Interessant zu sein. Pike macht als Schauspieler und Captain einen Klasse Job. Evtl. sollte der ein oder andere Kommentator verinnerlichen das Kritik nicht nur negativ sein kann ums verrecken….sondern man darf auch positive Kritik äussern. Wenns nicht gefällt, schau was… Weiterlesen »
Selten so einen Schei… gesehen. Dieses nervige Gesabbel der Lower Decks Figuren ist unglaublich anstrengend und an Belanglosigkeit kaum zu überbieten. Für mich mit Abstand die allerschwächste Folge der Staffel 2.
“Was “Those Old Scientists” von einer üblichen “Lower Decks”-Folge unterscheidet, ist neben der Spieldauer die Tatsache, dass das selbstreferentielle Groupietum von Boimler und Mariner direkt von ihren Idolen beobachtet und kommentiert wird. ” Was bedeutet das? Es sind rund 48 Minuten, ganz normal. Allerdings ist “Those Old Scientists” der Titel der 7 Episode von Staffel 2 von Strange New Worlds, nicht Lower Decks. Muss man da vor oder nach S02E07 von STW noch irgendeine Episode von Lower Decks sehen? Bei den DC-Serien ist das offensichtlicher und einfacher zu bestimmen welche drei oder vier Episoden zusammen gehören, und in welcher Reihenfolge… Weiterlesen »
Hallo Tobias
dir entgehen zwar zahlreiche Querverweise aber du kannst Folge 7 auch sehen, ohne Lower Decks zu kennen. Zudem dürfte die Folge dann keinen so großen Impact haben, wie auf Kenner der anderen Serie. Nichtsdestotrotz kannst du aber dennoch mit der Folge Spaß haben.
Gruß
Thomas
Die Bewertung ist mir unbegreiflich. Den Vorwurfs der Belanglosigkeit kann man auch “Kennen Sie Tribbles?” , dem vom Autor selbst zitierten “Immer die Last mit den Tribbles” oder “Wettkampf in der Holosuite” machen. Ein Crossover zwischen einer animierten Serie mit einer real gedrehten klang eigentlich als ein von Beginn an zum Scheitern verurteilten Projekt. Angesichts des Ergebnisses von verpassten Möglichkeiten zu sprechen, erscheint mir vollkommen wirklichkeitsfremd. Ebenso, wie bei einer solchen Prämisse nach Charakterentwicklung Ausschau zu halten. Boimler und Mariner stehen hier stellvertretend für die Fans selbst. Welche die einmalige Gelegenheit haben, ihren Idolen zu begegnen. Genau wie der Star… Weiterlesen »
Strange New World Staffel 2 besteht mit ein paar Ausnahmen aus eher belanglosen Episoden. Und diese muss ich da auch einordnen. Ich kann nicht sagen dass das Crossover schlecht ist, witzig aber Story gleich Null. SNW muss wieder mehr Gas geben, sonst verkommt am Schluss noch zu einer zweiten Discovery.
Ich liebe Crossovers zwischen verschiedenen Star Trek Serien. Mein bisheriges Highlight war die DS9 Folge mit den Tribbles, die dann von Sisko und Co. besucht werden. Diese Folge von SNW finde ich auch Super, obwohl man sich erst daran gewöhnen muss Boimler und Mariner als Realpersonen zu sehen. Das Portal hat übrigens eine sehr große Ähnlichkeit mit den Stargates. Wenn man zwei Stargates in der gleichen Anordnung betreiben würde, könnte man dann damit auch Zeitreisen machen? Ein Crossover mit dem Stargate Universum fände ich auch Mega Cool, aber leider wird es nie dazu kommen. Schnief… O’Neill auf der Enterprise, das… Weiterlesen »
Ja, ans Stargate musste ich auch denken.
Als Nicht-Lower Decks-Fan (ich bevorzuge «seriöses» Star Trek, ich schau mir aber LD an), hatte ich keine spezifischen Erwartungen, dafür aber Befürchtungen. Ich war positiv überrascht. Ich habe die Folge als kurzweilig, amüsant, gut gemacht und daher gesamthaft als sehr gelungen empfunden.
…. ging mir auch so. Aber das Lächeln von Spock …. scary!
Au weja! Ja, das stand zu befürchten, dass es wieder mal eine bloße Gag-Referenz würde – ohne Substanz…
Ich weiss nicht, ob man objektiv so eine Folge beurteilen kann. Man freut sich ein Jahr darauf und ständig schraubt sich die Erwartung höher.
Für mich ist sie eine wundervolle Folge. Es hat Szenen, die sind sehr gelungen und glaube, erst beim zweiten oder dritten Mal schätzt man sie noch mehr. Es war auch klar, dass sich SNW sich etwas an die Überdrehtheit von LW hat anpassen müssen – und umgekehrt.
Was mich einzig gestört hat – lustigerweise – ist die Grösse von Boimler, die so gar nicht zur der gezeichneten Figur passt. Der Schauspieler muss sehr gross sein.