Die dritte Folge der aktuellen “Strange New Worlds”-Staffel bietet eine Zeitreise, einen Retcon und Jim Kirk. In unserer zweiten SPOILER-Rezension sieht sich Tom an, was das alles taugt.
Einstand auf der Enterprise
Die Folge beginnt mit einigen Szenen, die La’ans Alltag zeigen, und die durchaus unterhaltsam sind. Wobei zumindest bei Pelia und Zeitreise bei allen versierten TV-Zuschauern schon die Alarmglocken klingeln und man erahnen kann, dass sie sich in der Vergangenheit treffen werden.
An dieser Stelle greife ich gleich mal vor: Sie tun es, allerdings ist die Szene etwas verschenkt. Da reisen Kirk und La’an stundenlang nach Vermont, um eine Uhr zu erhalten, mit der sie dann stundenlang durch Toronto latschen. So schön Pelias Auftauchen hier auch ist, so wage ich doch zu behaupten: Das hätte man auch einfacher haben können.
Zudem ist es auch viel zu kurz, um besondere Relevanz zu haben. Und es wird vor allem am Ende gar nicht mehr richtig gewürdigt. Da wäre es doch das i-Tüpfelchen gewesen, wenn sich Pelia und La’an noch nett über die Vergangenheit unterhalten. Aber dafür hat die Zeit vielleicht nicht mehr gereicht. Außerdem hat La’an gar nicht viel preisgegeben. Trotzdem hoffe ich, dass das künftig nicht unter den Tisch fällt und das Verhältnis zwischen den beiden noch weiter ausgebaut wird. Zumindest hat sich Pelia hier schon in mein Herz gespielt und ich würde gern mehr von ihr sehen.
Das Verhältnis zwischen Kirk und La’an passt auch, denn nach dem Auftauchen eines Zeitagenten findet sie sich in einer alternativen Zeitlinie wieder und wird prompt mit James T. Kirk In die Vergangenheit befördert. Und das sehen wir uns als nächstes an.
Charakterliches zwischen Autos und Verschwörungen
Zunächst einmal muss man sagen, dass wir diesmal wieder unseren altbekannten Kirk haben. Nach der hölzernen Darstellung im Season 1 Finale ist Kirk hier Kirk, wie man ihn aus TOS kennt. Da kann man wie Kollege Christopher zurecht monieren, dass das nicht zu einem alternativen Kirk passt, der alles verloren hat. Oder es einfach genießen. Ich zumindest kann darüber hinwegsehen, wenn wir dafür derart gute Szenen wie hier spendiert bekommen.
Denn sei es beim Schachspiel oder beim Hotdog-Kauf. Oder auch beim Klauen von Klamotten… das ist halt der Kirk, den wir sehen wollen, auch wenn sein Ende durch die Geschichte schon vordefiniert ist. Wobei er hier übrigens das ursprünglich angedachte unspektakuläre Ende von “Star Trek: Generations” bekommt. Denn auch dort sollte Soran Kirk ursprünglich einfach umballern. Aber das nur am Rande.
Klar, vieles davon ist vorhersehbar oder kennt man so ähnlich schon. Keine Zeitreise-Folge ohne Autoverfolgungsjagd! Während meine Kollegen hier aber von zu viel Product Placement schwadronieren, sehe ich den Kirk aus dem 2009er-Film, der das Auto seines Dads schrottet. Von daher nehme ich ihm auch ab, dass er schnell und gut Autofahren kann. Okay, die Polizeiszene ist dann etwas zu viel des Guten, vor allem da Sera hier noch nicht viel von den beiden ahnen konnte. Aber geschenkt.
Denn was hier vor allem sehr gut zum Tragen kommt, ist die Chemie zwischen La’an und Kirk. Das passt einfach. So nimmt man ihr durchaus ab, dass sie Probleme hat sich zu öffnen. Und dass sich das mit Kirk langsam entwickelt. Das im Hotel ist zwar etwas zu schnell und da fand ich La’ans Anschmachten etwas verfrüht. Das hätte später viel besser gepasst. Sogar bis hin zu La’ans Tränen am Ende nehme ich das alles ab. Einfach gut.
Und ja, man kann hier sicher monieren, es ginge zu schnell. Aber das geht vielen Serien so.
Die Crux mit dem Kanon
Und dann sind wir auch schon beim größten Problem der Episode, nämlich dem Retconnen verschiedener Ereignisse.
Dass die Romulaner auf der Erde aktiv sind, nehme ich noch für bare Münze. Auch wenn ich mich am Ende frage, ob Sera wirklich 30 Jahre allein das wuppen will. Dass sie sich am Ende selber tötet, passt zu den Romulanern und dem Kanon. Auch wenn man sich fragen kann, ob sie das wirklich noch geschafft hätte.
Auch mit Khan als jungem Burschen kann ich leben. Dass sich die Ereignisse um 30 Jahre verschoben haben aufgrund der temporalen Kriege, klingt plausibel (und bustet irgendwie die Guckliste, die dringend angepasst werden muss). Allerdings müsste Khan, wenn der Dritte Weltkrieg nun wirklich 2026 startet und dieser mit den Eugenischen Kriegen identisch sein sollte, inzwischen erwachsen sein. Es kann natürlich sein, dass der Krieg nun nicht mehr 2026 startet. Hier wird man abwarten müssen.
Zumindest den visuellen Bruch wird man wohl dadurch erklären können. Wobei die Frage bleibt, ob TOS und TNG noch wie zuvor stattgefunden haben. Ok, TNG eigentlich schon – dank “Picard”. Es ist zwar für einen Chronisten nicht schön, aber man kann damit leben.
Was mich aber wieder am meisten stört, das sind nicht diese Inkonsistenzen, sondern dass mal wieder nicht auf ein kohärentes Universum geachtet wurde. In “Picard” sehen wir Soong 2024 eine Akte Khan aus dem Tisch ziehen. Das hätte man wunderbar verbinden können. Etwas Ähnliches leistete man sich schon bei “Discovery”, denn dort wurde erklärt, dass es nichts außer dem Warpantrieb gibt. Und dann kam ja bekanntlich “Prodigy” und der Protoantrieb….
Ist es denn wirklich zu viel verlangt, hier etwas auf Kontinuität zu achten? Klingt makaber, ich weiß, aber andere Franchises kriegen das ja auch hin. Und ja, das hat mich bei dieser ganzen Geschichtsumschreibung noch am meisten gestört, dass jede Trek-Serie in ihrer eigenen Blase hängt und nichts auf die anderen gibt.
Ja, es wird ein Crossover mit “Lower Decks” geben, aber zum einen hat LDS ja eh eine Sonderstellung und zum anderen muss erst noch bewiesen werden, dass es danach anders wird.
Aber jetzt entschuldigt mich, ich muss noch eine Chronologie umschreiben…
Podcast!
Schaut die Folge nochmal! Mit uns! Lasst unseren Podcast “Auf den Schirm” einfach mitlaufen. Während die Episode läuft, redet die TrekZone-Redaktion auf Euch ein. Auszug:
Die vollständige Podcast-Episode zu “Strange New Worlds” 2×03 findet Ihr hier!
Danke für diese Rezension! Bei der allgegenwärtigen Negativität und Korinthenkackerei im Netz ist es erfrischend, einfach mal von Rezensenten zu lesen, die Fünfe gerade sein lassen und eine Folge auch einfach mal genießen können, anstatt kleinkariert an den Details herumzukritteln. Mir ging es mit der Folge ähnlich: Ja, klar, wenn man will, findet man immer etwas, das nicht ganz logisch ist, oder sich mit dem Kanon beißt … aber diese Folge hat unterm Strich einfach Spaß gemacht!
An den Autor dieses Reviews. Wären Sie evtl. bereit zu erklären in welcher Beziehung, die von Ihnen vergebene “Sternebewertung” mit dem Text, welchen Sie zu der Folge schrieben steht? Wenn ich als “Ersteindruck” lese 5 Sterne, dann erwarte ich ein Review das viele positive Dinge an einer Folge herausstellt und eigentlich keine nennenswerte Kritik hat. Ich muss dann dieser Meinungsäusserung nicht zustimmen, aber ich sehe dann evtl einen anderen Blickwinkel auf eine Folge. Dieser Blickwinkel kann dann mehr oder weniger schlüssig dargelegt werden und evtl. entdecke ich neue Aspekte an einer Folge die dann auch mir Freude bereiten können. Wenn… Weiterlesen »
Ich lach mich tot! 5 von 5?! Nie im Leben.