Wir sehen uns die zweite Folge der aktuellen Staffel von “Strange New Worlds” an. Aber Achtung, aufgrund des erhöhten Sturmaufkommens kann es zu Spoilern kommen!
Mitten hinein in den Nachklapp zu einer Folge, die seit langem mal wieder so richtig “Star Trek”-Flair trägt, platzt die Meldung von der Absetzung von “Prodigy”. Das Timing dieser News könnte also mal wieder nicht schlechter sein. Aber sehen wir uns doch hier lieber etwas Erfreuliches an.
Gerichtsdrama oder “Star Trek” par excellence?
Das bereits letzte Woche angekündigte Gerichtsdrama um Una wird hier aufgegriffen und zu einem Ende gebracht. Es gibt quasi keine Nebenhandlungen, sondern man konzentriert sich ganz auf den Gerichtsprozess. Das ist eine durchaus erfreuliche Abwechslung, vor allem da die Charaktere auch noch gut funktionieren. Zumindest meistens.
Als Anwältin, die Pike zu Beginn aufsucht, entpuppt sich eine alte Freundin von Una. Und damit ist die Theorie, ob es sich hierbei womöglich um Lieutenant Areel Shaw aus “Kirk unter Anklage” (TOS 1×14) handeln könnte, sogleich hinfällig. Neera wird von Yatide Bataki gespielt, die man vielleicht aus “American Gods” kennt.
Mit der illyrianischen Kolonie werden derweil auch Inhalte aus der ersten SNW-Staffel aufgegriffen. Aber nicht nur das: Neera erweist sich als starker Gastcharakter, denn sie sorgt für die ein oder andere gute Charakterszene. Hier wird auch ein Konflikt angedeutet, denn scheinbar hatte sie Una einst gewarnt, zur Sternenflotte zu gehen. Und das führte wohl zu einem kleinen Bruch zwischen den beiden Frauen.
Vor allem im späteren Verlauf wird in den Gerichtsszenen deutlich, dass sich auch Una und sie quasi zwischen den Zeilen aussprechen. Einfach nur gut umgesetzt. Dabei erweist sich Neera zunächst als gar nicht so freundlich. Denn der Vorwurf, sie würde das alles für ihren Ruhm machen, ist nicht von der Hand zu weisen. Hier schafft man es im späteren Verlauf und auch durch ihr Gespräch mit La’an, dem Neuzugang dieser Folge gute Facetten abzugewinnen.
Klar, als Fan weiß man zu Beginn schon zwei Dinge: Una muss freigesprochen werden, immerhin taucht sie ja später im Kanon (respektive dem Second-Kanon den Büchern) wieder auf (und man würde wohl kaum die zweite Hauptdarstellerin auswechseln). Und zum anderen sind die Gesetze der Föderation zumindest bis in die 2370er-Jahre (Bashir in DS9 5×16 “Dr. Bashirs Geheimnis“) in dieser Hinsicht noch immer nicht gelockert worden. Insofern muss man der Folge zugutehalten, dass sie diesen Drahtseilakt ganz ordentlich hinbekommt. Und am Ende wird der Fall dann mit einer klugen Auslegung eines Gesetzes gewonnen – so wie es sich auch gehört.
Zeugenaussagen und mehr
Ja, es ist eine Gerichtsfolge und die muss man mögen, um dem Setting einiges abgewinnen zu können. Wer mit sowas eher auf Kriegsfuß steht, der wird an der Folge eher keinen Spaß haben. Ein paar Beobachtungen seien an der Stelle aber trotzdem noch erwähnt:
- Inklusive der Hand auf dem Lügendetektor wirkt das Ganze wie Kirks Verhandlung in besagter TOS-Folge “Kirk unter Anklage“. Ein gutes Upgrade des Bühnensettings, das muss man einfach attestieren.
- Tellariten sehen endlich wieder wie die altbekannten Tellariten aus und nicht diese etwas aggressiver wirkenden Tellariten mit Hauern, die man zuletzt in “Discovery” und “Picard” gesehen hat. Gerne mehr davon, so geht eine Makeup-Weiterentwicklung.
Schön ist auch, dass Captain Batel Una nicht wirklich verurteilen will und sich sichtlich freut, als der Fall sich zu ihren Gunten entwickelt. Dadurch erhält auch sie etwas mehr Profil und es zeigt sich, das Pike seine Partnerin gut gewählt hat. Wie weiland Riker bei Data will auch sie eigentlich nicht der Buhmann sein, hat aber keine Wahl.
Auch die Zeugenaussagen können sich sehen lassen. Dadurch erhält Una durchaus mehr Tiefe. So gibt es Sachen aus ihrer Jugend zu erzählen, die hier frappierend ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen und in ihrer Beschreibung schon Assoziationen an das Dritte Reich weckt. Ja, wie man mit diesen Themen umgeht, das ist wirklich “Star Trek” pur.
Auch Robert April darf eine gute Zeugenaussage zum Besten geben und dabei sogar das Kirk-Problem beschreiben. Denn auch unser guter alter James T. hat die “Erste Direktive” ja etwas lascher ausgelegt. Sollte es je eine Serie mit Robert April geben, wäre dieser sicher auch interessant. Allerdings müsste man dann denselben Schauspieler besetzen…
Die anderen Zeugenaussagen sind zwar auch schön, aber im Grunde wie zu erwarten. Ein Highlight ist sicher noch die Szene, in der La’an Uhura einen illegalen Befehl gibt und diese selbigen auch verweigert. Auch hier wurde gut mitgedacht. Bemängeln kann man allenfalls, dass Pike nun doch nicht für Una einsteht, wie er es versprochen hatte, auch wenn die Erklärung sicher ganz plausibel ist. Dafür entschädigt dann das Wiedersehen im Transporterraum und die folgende Umarmung.
Podcast!
Schaut die Folge nochmal! Mit uns! Lasst unseren Podcast “Auf den Schirm” einfach mitlaufen. Während die Episode läuft, redet die TrekZone-Redaktion auf Euch ein. Auszug:
Die vollständige Podcast-Episode zu “Strange New Worlds” 2×02 findet Ihr hier!
Vorweg mich unterhielt diese Folge durchaus, auch wenn Gerichtsfolgen durchaus schon mit mehr Würze versehen waren bei Star Trek und es hier ja kein wirkliches moralisches Dilemma gab, da es Zuschauer ja fast keine Zweifel an der moralisch richtigen Entscheidung gab. Das hatte man zb in TNG besser geregelt wo ein Crew Mitglied auch die Anklage vertreten musste (hätte hier nicht gepasst aber halt als Beispiel). Was ich mich als “normaler” Star Trek Schauer frage und womöglich kann mir einer der Experten hier da weiterhelfen. Wieso wird bei der Sternenflotte und nicht der Föderation Asyl beantragt oder gibt es diese… Weiterlesen »
Das ist eine gute Frage. Mein erster Gedanke ist: Una stand bei der Sternenflotte unter Anklage. N(noch n)icht bei der Förderation. Es war ein sternenflotten-interner Prozess. Ggü. der Sternenflotte musste argumentiert, sie musste überzeugt werden. (Rein rechtlich müsste die Förderation in einem nächsten Schritt schauen, ob es eigene, nicht die Sternenflotte betreffende Gesetze in dieser Hinsicht anpasst.) Nun ist es ein Präzendenzfall: – wenn verfolgt – wenn von einem Captain so in Schutz genommen – dann darf’s von der Sternenflotte als Asylrechtsthema interpretiert werden (denn so kann die im Prozess dargelegte Ungerechtigkeit, die im Schatten der bisherigen Sternenflotten-Regeln möglich wurde,… Weiterlesen »
Hab die SNW Folge nun gesehen und einfach faaaaantastisch !!!! Mega ! Da war eine Folge mit sehr tiefsinnigen Inhalt… Der Vergleich mit den antiquierten diskriminierenden Gesetzen damals, welche aber einst legal waren, war sehr gut gemacht.. Nicht jedes Gesetz ist richtig und manchmal erkennen Manche das erst viel zu spät.. Wie man früher die Rassengesetze hatte, die Apartheid, die Verfolgung von Menschen wegen anderer Sexualitäten (z.b Homosexuelle wurden in Deutschland noch bis 1994 verfolgt, in 69 Staaten der Welt ist Homosexualität noch immer strafbar, und in elf Staaten gibt es immer noch die Todesstrafe für Homosexualität. Schwulenfeindliche Beleidigungen sind… Weiterlesen »
Passende Rezension einer sehr schönen und wahren Star Trek Folge! Was ich mich frage ist warum sehen nun alle Illyrianer nicht mehr wie Illyrianer aus?