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StartPicardPicard - Season 2Erstrezension: "Star Trek: Picard" 3x03 - "17 Sekunden"

Erstrezension: “Star Trek: Picard” 3×03 – “17 Sekunden”

In der dritten Folge der aktuellen Staffel kommt es zum Showdown zwischen der Titan und der Shrike. Außerdem ermitteln Worf und Raffi weiterhin in der Unterwelt von M’talas Prime. Lest hier die SPOILER-Rezension von Tom Götz.

Vatergefühle

Dieses Mal stehen vor allem die Charaktere im Vordergrund. Zu Beginn gibt es daher eine Rückblende von vor zirka 20 Jahren, denn die neue Season spielt im Jahr 2401, also nur ein paar Monate nach der zweiten. Das habe sogar ich inzwischen mitbekommen. 😉

Aber zurück zur Rückblende. Darin sehen wir Riker und Picard vermutlich in der bereits bekannten “Zehn Vorne”-Bar auf der Erde. Beide stoßen auf die Geburt von Rikers Erstgeborenen Thaddeus an. Riker beschreibt das Gefühl, zum ersten Mal Vater zu werden. Und er erzählt von bangen 17 Sekunden im Turbolift auf dem Weg zur Krankenstation, als Thaddeus’ Geburt nicht ohne Komplikationen verlief.

Das ist ganz nett gemacht. Auch die digitale Verjüngungstechnik ist hier durchaus akzeptabel. Im Kontext der Folge hätte ich aber lieber eine Szene gesehen, die Beverly und Picard zusammenkommen lässt. Denn da besteht noch einiges an Klärungsbedarf.

Immerhin haben das auch die beiden Autorinnen erkannt. Und so kommt es zu einer netten Szene in der Krankenstation, in der Beverly und Jean-Luc über eben dieses Thema sprechen. Dabei kommt auch zum Tragen, dass Picard eigentlich nie eine Familie wollte, was wir ja aus TNG wissen. Am Ende weicht Picards zurückhaltende Haltung dann etwas auf, als er von Riker dazu gedrängt wird, zur Krankenstation zu gehen, nachdem Jack dort in kritischem Zustand eingeliefert wird. Als Jack dann außer Lebensgefahr ist, sind Picards Vatergefühle aber auch gleich wieder zweitrangig und er kehrt dann schnell wieder auf die Brücke zurück. So richtig in seiner Vaterrolle kann er also doch noch nicht angekommen sein.

Aber nochmal zurück zu seinem Gespräch mit Beverly. Auf der einen Seite sind Picards Vorwürfe an Beverly durchaus schlüssig. Warum hat sie ihm nie die Chance gegeben, selbst zu entscheiden? Hätte er diese Chance nicht verdient gehabt? Auf der anderen Seite mag das Gespräch aber für mich nicht so zünden, wie es vielleicht beabsichtigt ist. Denn dass Picard dauernd Anschlägen ausgesetzt war, mag vielleicht so gewesen sein. Im ersten “Picard”-Buch oder dem Comic schien es aber nicht ganz so schlimm gewesen zu sein.

Trotzdem hätte ich halt gerne mehr davon gesehen. Show, don’t tell! Aber das war ja bereits einer der Kritikpunkte der ersten beiden Staffel – was es hier aber halt nicht besser macht.

Dafür dürfen Riker und Jack eine nette kleine Diskussion über Legenden führen, die allerdings bei Worf und Raffi etwas besser zieht. Weswegen wir auch gleich bei der B-Handlung sind.

Kamillentee und Wechselbalg

Hier stellen sich Raffi und Worf zunächst einander vor. Worfs trockener Humor in manchen Szenen (“Enthauptungen sind mittwochs”) entschädigt für so manchen Schnitzer aus den ersten beiden Folgen. Auch wenn man an der Stelle darüber diskutieren kann, ob man den Enthauptungsrückblick nochmal so explizit gebraucht hätte.

Aber es ist einfach schön, Michael Dorn wieder in Aktion zu erleben. Und auch die Chemie zwischen ihm und Raffi (Michelle Hurd) scheint zu passen. Eigentlich bin ich ja kein Klingonen-Fan, aber Dorn reißt hier durchaus einiges raus. Der Wechsel zwischen Krieger und Kamillentee-Trinker ist also durchaus gelungen.

Und auch die Ermittlungen werden langsam interessanter, denn die beiden stoßen auf einen Wechselbalg. Wobei ich irgendwie den Eindruck habe, der wäre bei “Deep Space Nine” etwas flinker aus seinen Fesseln geschlüpft und getürmt. Oder sind das spezielle Blocker-Fesseln? Aber das wurde nicht explizit gesagt. Und es gäbe für die beiden auch keinen Grund, solche anzulegen, da sie ja zu dem Zeitpunkt noch nichts vermuten. Natürlich könnte der Wechselbalg auch wirklich schon soweit geschwächt sein.

Ein paar Sachen sind an der Stelle aber wieder unschön. Zum einen sieht der neue Wechselbalg-Effekt irgendwie nach gefärbtem Pudding aus. Mal sehen, was hier noch so kommt. Hoffentlich bleibt es nicht dabei. In “Deep Space Nine” war’s zwar plumper, gefiel mir aber deutlich besser. Dann stellt sich die Frage, ob das Töten des Formwandlers wirklich hätte sein müssen. Aber gut, da kann man noch darüber hinwegsehen.

Viel schwerwiegender wirkt für mich, dass die Föderation scheinbar ernsthaft an Massenvernichtungswaffen forscht. Da ist zum einen der Quantentunnel (den auch Vadic einsetzt) und zum anderen eine “noch gefährlichere Waffe”, die wohl gestohlen wurde. Okay, es könnte sein, dass die einfach nur eingelagert wurden, um sie keinem anderen zugänglich zu machen. Zumindest auf den Quantentunnel scheint dies aber nicht zuzutreffen.

Hier werden wir aber sehen müssen, was die Zukunft noch bringt….

Die “Alten” rocken

Auf der Titan kommt es zur Auseinandersetzung mit Vadic, wobei es sich auch um ein kleines Katz und Maus-Spiel im Nebel handelt. Der sieht teilweise wirklich so aus, als würde man durch Glasscherben fliegen, auch wenn die wissenschaftliche Analyse vielleicht ein Lebewesen nahelegt. Aber das wird sich zeigen müssen.

Zunächst wird erstmal Captain Shaw ausgeschaltet. Der ist zwar noch geistesgegenwärtig genug, um Riker das Kommando zu geben. Aber hier diktiert halt wieder das Drehbuch die Notwendigkeit. Denn die Neuen werden aus dem weg geräumt, damit die alten Recken es “deichseln” können. Seufz…

Ja, die Dynamik zwischen Riker und Jean-Luc auf dem Kommandosessel (“Nennen Sie mich Nummer Eins.”) vermag zu gefallen, wird für mich aber durch weitere kleinere Schnitzer wieder etwas kaputt gemacht. Zum einen fährt Riker hier ziemlich schnell Shaws Schiene und will die Crew nach Hause bringen. Zu einem gewissen Grad verständlich, aber warum dann das ganze Theater in den ersten Folgen, wenn er nun wieder den Regeln folgt? Zum anderen wird Riker immer ruppiger gegenüber Picard, bis er ihn am Ende von der Brücke wirft.

Das kann ich zwar im Kontext der Szene verstehen, immerhin hat Picard mal wieder darauf gepocht, dass er Recht hat. Und wie schon in den ersten zwei Staffeln hat Recht bekommen und dann ging’s schief. Die beiden sollten aber inzwischen über solchen Dingen stehen. Klar, wir sind mitten in einer Krise. Aber trotzdem.

Und dann sind wir auch gleich beim nächsten Klischee, nämlich dass alle Jack die Schuld geben und ihn blöd anmachen. Auch das kann ich im Kontext vielleicht noch verstehen, aber sollte der “Advanced Human” nicht weiter sein als einen Sündenbock zu suchen und diesen mit blöde Kommentaren anzugreifen?

Das Ganze geht dann natürlich noch weiter, als Beverly und Jack in der Krankenstation mit anpacken. Wie sagt die Chefärztin: “Ich kann ihnen jetzt nicht die letzten 20 Jahre Medizintechnik erklären”. Völlig korrekt an dieser Stelle. Und doch darf Beverly bei Shaw dann eingreifen und zeigen, dass sie es eben doch besser weiß als die Chefärztin. Arbeiten denn nur Unfähige auf der Krankenstation?

Auch hier hat man sich wieder der Drehbuchlogik gebeugt und das erwähnte “die Alten rocken” eingebaut. Mir gefiel das halt weniger.

Und auch dass Seven wieder eingesperrt ist und von Jack quasi “rausgehauen” werden muss, wo sie doch letzte Woche noch rumlief gegen Ende, zählt irgendwie in diese Kategorie.

Im Würge(r)griff

Sehenswert ist natürlich auch die Schlacht mit Vadic. Die hat nämlich, wie man später herausfindet, einen Saboteur an Bord. Und dabei handelt es sich um einen Wechselbalg. Was das angeht, bleibt die Story also spannend. Auch was man von Jack will, ist eine der bedeutenderen Fragen, auf die wir hoffentlich noch eine Antwort kriegen.

Auch wenn es ein wenig an “Star Trek II: Der Zorn des Khan” erinnert, können sich Teile der Raumschlacht durchaus sehen lassen. Was ein wenig stört, ist der Umstand, dass es sich bei der geheimen Waffe von Vadic nun eben doch um den geklauten Quantentunnel handelt – so wie die Fans und auch mein Kollege Matthias ja schon vermuteten.

Und ob es wirklich keinen anderen Ausweg gab und man wirklich immer in den Tunnel reinfliegen muss? Nunja…

Was mir zudem auffällt: Sollten inzwischen nicht Quantentorpedos (blau) Standardwaffen sein? Hier fliegen aber noch die roten Photonentorpedos. Und wer hat bitteschön den deutschen Namen “Würger” für Vadics Schiff verbrochen? Da ist Shrike doch viel griffiger… und die Titan wird ja auch englisch ausgesprochen…

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Bewertungsübersicht

Bewertung

Fazit

Die neue Folge macht wieder einen Knick nach oben und schrammt knapp an den 4 Sternen vorbei. Das Bedienen der hier vorhandenen Klischees, das man die neue Crew ausknockt und Platz für die „Alten Recken“ macht, die halt (fast) immer recht haben, stößt sauer auf. Auch die Dynamik zwischen den TNG-Recken scheint stellenweise (Riker vs. Picard) ein wenig Drehbuchtechnisch zurechtgebogen worden zu sein. Dafür überzeugt der Auftritt von Michael Dorn halt auf ganzer Linie und ist fast interessanter, als das Katz- und Mausspiel im Nebel. Man darf gespannt sein, wohin die Reise noch geht, die Tendenz nach dieser Folge ist aber eindeutig wieder nach oben. Bislang kann die dritte Staffel den starken Auftakt halten.
Thomas Götz
Thomas Götz
Seitdem er 1985 zum Ersten Mal Episode IV sah und ausrief "Aber das heisst doch, Vader ist Lukes Vater" ist Tom der Science Fiction verfallen. Star Trek Fan wurde er, wie viele seiner Kollegen, 1990 mit "The Next Generation" in Deutschland. Seine ersten Buchrezensionen zu Star Trek Büchern erschienen schon 1995 im Alter von 16 Jahren im Star Trek Fanclub. Seit 2006 schreibt er auch Online Rezensionen (ab 2009 Trekzone-Exklusiv) und hat kürzlich seine 2000.Rezension veröffentlicht.

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Bis auf die ZU DUNKLE Beleuchtung, ist bisher jeder Folge in Staffel 3 Top gewesen 🙂

Die neue Folge macht wieder einen Knick nach oben und schrammt knapp an den 4 Sternen vorbei. Das Bedienen der hier vorhandenen Klischees, das man die neue Crew ausknockt und Platz für die „Alten Recken“ macht, die halt (fast) immer recht haben, stößt sauer auf. Auch die Dynamik zwischen den TNG-Recken scheint stellenweise (Riker vs. Picard) ein wenig Drehbuchtechnisch zurechtgebogen worden zu sein. Dafür überzeugt der Auftritt von Michael Dorn halt auf ganzer Linie und ist fast interessanter, als das Katz- und Mausspiel im Nebel. Man darf gespannt sein, wohin die Reise noch geht, die Tendenz nach dieser Folge ist aber eindeutig wieder nach oben. Bislang kann die dritte Staffel den starken Auftakt halten.Erstrezension: "Star Trek: Picard" 3x03 - "17 Sekunden"
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