Ein neuer Fantasy-Roman bei uns im Review.
Inhalt (Klappentext)
Gentleman. Gauner. Legende. Ardor Benn ist kein gewöhnlicher Dieb. Er ist gerissen, ehrgeizig und ein Meister des komplexen Coups. Sich selbst bezeichnet er gerne als “außergewöhnlichen Gentleman-Gauner”. Als ein Priester ihn für den bislang riskantesten Job seiner Karriere anheuert, weiß Ardor nur zu gut, dass er dafür mehr als Schlagfertigkeit und Taschenspielertricks benötigt. Er stellt daher eine illustere Truppe aus Fälschern, Täuschern, Intriganten und Dieben zusammen und macht sich daran, den mächtigsten König zu bestehlen, den das Reich je gesehen hat. Doch schon bald wird klar, dass hier mehr auf dem Spiel steht als Ruhm und Ehre – Ardor und seine Leute könnten die letzte Hoffnung der gesamten Menschheit sein.
Kritik
Mit den “Tausend Leben des Ardor Benn” wird ein neues Fantasyabenteuer vorgelegt, das mit 800 Seiten recht massiv geworden ist. Hier wird uns eine neue Fantasywelt präsentiert, die auf einigen Inseln spielt. Und wie in anderen Fantasywelten, so gibt es auch hier einige, nunja, magische Sachen. Der beste Stoff, den es in der Welt von Ardor gibt ist das sogenannte Drachenmalm. Das wird aus den Überresten von Drachen hergestellt (oder anderen Dingen) und hat unterschiedliche Eigenschaften. Aus Drachenflügeln wird z.B. Federmalm gewonnen, das einen schweben lässt, wobei es immer sogenannte Malmsphären gibt, die sich als Kugel um den Anwender schließen. Und diesen Malm gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, was im Laufe der Geschichte noch wichtig wird.
In diese Welt kommt Ardor Benn, der selbsternannte Meister von List und Tücke. Eigentlich will er nur ein paar Diebeszüge machen, wird aber von einem Priester für eine sehr wichtige Mission angeheuert, die sich zu etwas entwickelt, womit er sicher nicht gerettet hätte. An dieser Stelle will ich zu einigen Sachen der Story nicht zu sehr ins Detail gehen, da hier doch ein paar überraschende Wendungen drin sind, die man selber erleben sollte Natürlich erst, wenn die Story in Gang gekommen ist, womit wir auch schon bei den Mankos wären.
Denn vor allem zu Beginn braucht man etwas Sitzfleisch (respektive Lesefleisch). So richtig Fahrt nimmt die Handlung erst nach ca. 200 bis 300 Seiten auf, dann wird sie aber richtig gut. Keine Sorge, es sind dann immer noch über 500 Seiten da, die richtig gut abgehen, sofern man sich eben nicht vom Beginn etwas hat abschrecken lassen. Und das dieser Beginn nicht funktioniert, liegt an zwei Dingen.
Zum einen werden ein paar altbekannte Klischees bedient. So heuern Ardor und sein Partner Raek eine Diebin an, die ihnen helfen soll und es kommt, wie es kommen muss: Sie und Ardor kommen sich näher und schmachten sich fast von Beginn an an. Das ist halt so völlig Klischee, das man hier nur die Augen verdrehen kann. Auch das Ende und die Trennung wirkt an der Stelle dann etwas abrupt und zerstört eigentlich einiges an Charakterentwicklung, die im Laufe des Bandes aufgebaut wurde. Aber dazu kommen wir gleich noch im Detail.
Der zweite Punkt ist, das unser Meister von List und Tücke eben aus dem Bauch heraus agiert und dabei in einige lustige Situationen gerät. Vor allem zu Beginn des Buches ist halt offensichtlich, das man hier eher die Comedy-Schiene bedienen will und Situationen präsentiert, aus denen Ardor sich herausquatschen muss. Nun funktioniert Humor aber auf den geschriebenen Seiten nicht so gut wie etwa im Fernsehen, da muss man schon das Kaliber eines Douglas Adams auffahren. Dies gelingt hier leider nicht, auch wenn man sich einige der hier gezeigten Situationen durchaus bildlich vorstellen und eruieren kann, wie sie etwa auf der Mattscheibe wirken würden.
Das hat zum Glück auch der Autor gemerkt und schwenkt eben nach diesem erwähnten Beginn um. Zwar ist Ardor immer noch flapsig unterwegs, es ist dann aber harmonischer in die Welt eingefügt als zuvor. Und dann konzentriert man sich im weiteren Verlauf der Geschichte auf das, was man in einem Buch machen sollte: Charakterszenen. Hier entwickelt sich vor allem der Titelgebende Ardor von einem Gauner zu einem verantwortungsbewussten Mann, was man ihm auch in jeder Sekunde abnimmt, immerhin verfolgt man dies ja live. Doch auch seine Weggefährten bekommen genug Szenen spendiert, in denen sie glänzen können. Ja, selbst die Bösewichte bekommen, wenn auch nicht derart tief wie unsere Helden aber immerhin, etwas Profil verpasst.
Zudem werden im Setting gute und abwechslungsreiche Schauplätze eingeführt, die schon fast zwei Bände hätten füllen können. Und dann gibt es da auch noch die Verbindung zu Ardors Vergangenheit, die ebenso zu gefallen weiß und hier nicht gespoilert werden soll. Denn ebenso wie das Ende ist das durchaus eines der Highlights der Geschichte. Wobei wir den Bogen zum Ende noch schlagen müssen.
Denn dort gibt es dann wieder ein paar Schnitzer. Zum einen eben das erwähnte Ende mit Quarrah und zum anderen eine Szene, die an die Konsequenzlosigkeit anderer großer Franchises (Hallo, Marvel!) erinnert. Ohne zuviel zu verraten, passiert etwas, das Ardor etwas aus der Bahn wirft, ihm aber hilft, zu sich zu finden. Leider wird das dann am Ende wieder zunichte gemacht und negiert. Nicht falsch verstehen, persönlich finde ich es gut, das man diesen Weg gegangen ist, ist die Charakterdynamik zwischen Raek und Ardor doch mit das Beste an dem Band, es hinterlässt aber durchaus einen schalen Nachgeschmack.