Anlässlich unserer Thementage zum 20-jährigen Ende von “Star Trek: Deep Space Nine” schauen wir uns die Lieblingsfolgen der TrekZone-Redaktion im Detail an. Den Abschluss macht Christopher Kurtz.
Meine Kollegen werden ganz bestimmt viel zu den üblichen Verdächtigen (“Trials and Tribble-ations”, “Duett”, “Sacrifice of Angels”, “In The Pale Moonlight”) schreiben, die sicherlich zurecht als die erinnerungswürdigsten Episoden von “Deep Space Nine” in die Analen eingegangen sind. Ich würde stattdessen gerne ein paar Folgen herausstellen, die meines Erachtens zu selten in Bestenlisten auftauchen.
Top 5
“Das Gute und das Böse”/”Waltz” (6×11)
Was für ein großartiges Kammerspiel zwischen dem in den Wahnsinn abgeglittenen Dukat und Benjamin Sisko. Fantastische Dialoge, eine komplexe innere Handlung und Hochspannung bis zum Schluss machen “Waltz” für mich zu einem absoluten Höhepunkt der ohnehin exzellenten sechsten Staffel.
“Schatten und Symbole”/”Shadows & Symbols” (7×02)
“Shadows & Symbols” steht wegen nur wenigen Filmminuten auf dieser Liste – und die haben es faustdick in sich. In einem halsbrecherischen Manöver greift die Episode ohne Vorwarnung oder Andeutung die 50er-Jahre-Parallelwelt aus “Jenseits der Sterne”/”Far Beyond The Stars” (6×13) wieder auf. Das Vertrauen, das die Autoren damit in ihre Zuschauer setzen, wird durch einen der größten und genialsten Überraschungsmomente in “Star Trek” belohnt. In dem Moment, in dem Benny Russel die Farbrolle fallen lässt und Siskos Geschichte weiterschreibt, bin ich von der Couch aufgesprungen und habe vor Freude die Hände in die Luft gerissen.
“Das winzige Raumschiff”/”One Little Ship” (6×14)
In einem See herausragender Episoden der sechsten Staffel tut sich “One Little Ship” schwer, angemessene Beachtung zu finden. Dabei sprüht die Folge von visueller Originalität und ist eine technische Meisterleistung. Ähnlich wie “Trials & Tribble-ations” oder “Way of The Warrior” zeigt das VFX-Team von “Deep Space Nine”, dass es bereit war, jede Herausforderung anzunehmen, auch wenn sie bis dato nur Filmproduktionen angegangen waren. Die Story selbst war nur solala, aber auch die beiden vorgenannten Dauerfavoriten zeichneten sich ja nicht gerade durch eine tiefgründige Handlung aus.
“Die Front”/”Homefront” & “Das verlorene Paradies”/”Paradise Lost” (4×11/12)
Eine Folge, die im Rückblick trivial wirkt, aber über alle Maßen prophetisch war. Nach einem Terroranschlag des Dominion auf der Erde gerät die Welt langsam auf eine schiefe Ebene. Selten wurde so eindrücklich und präzise vorausgesagt, wie sich unsere Gesellschaft von einem Moment auf den anderen ändern könnte, wenn man sie an empfindlichen Stellen sticht.
Leider haben wir die Erfahrung nur wenige Jahre nach der Ausstrahlung der Folge machen müssen, dass “Homefront”/”Paradise Lost” die Auswirkungen von Terrorismus auf unsere Gesellschaft und ihre Institutionen sowohl in der Tendenz als auch in vielen Details richtig vorhergesagt hat. Erst kürzlich hat Frankreich zwei Jahre im permanenten Ausnahmezustand verbracht. Wann immer ich Polizei mit Maschinenpistolen auf Flughäfen oder Bahnhöfen sehe, muss ich an den schauerlichen Cliffhanger denken, in der mit Gewehren bewaffnete Sicherheitsoffiziere in die Straßen von New Orleans beamen.
“Der Abgesandte”/”Emissary” (1×01)
Der meiner Meinung nach beste aller “Star Trek”-Pilotfilme. “Emissary” schafft all das, was ein Pilot ohnehin leisten muss: Aufbau einer neuen Welt, Einführung neuer Charaktere, Aufsetzen einer Rahmenhandlung, die mich auch nächste Woche einschalten lässt. Und dann noch soviel mehr.
Der Gänsehautauftakt ist unerreicht. Binnen Sekunden dämmert dem treuen “The Next Generation”-Publikum, dass in wenigen Augenblicken eine der tragischsten und bildgewaltigsten Momente des jüngsten Kanons neu aufgeführt wird. Und dass unsere Protagonisten in größter Lebensgefahr schweben. Statt bloßen Fanservice liefert diese “Origin-Story” den Grundstein für Siskos komplexen Charakter und erlaubt es, den “Übervater” Picard als Antagonisten auftreten zu lassen.
Dazu ist die Story wirklich stark und schafft den Spagat zwischen spannender, intelligenter Science-Fiction und einer tief emotionalen persönlichen Erzählung, die Sisko vom Start weg zu einem dreidimensionalen Charakter macht. Tatsächlich würde ich behaupten, dass “Deep Space Nine” nach “Emissary” nie wieder eine so interessante Science-Fiction-Idee präsentiert hat wie die nicht-linearen Wurmloch-Aliens, denen das Konzept der Zeit völlig unbekannt ist.
Flop 5
“Das, was du zurücklässt”/”What You Leave Behind” (7×25)
Etwas zu reibungslos und kalkuliert geht “Deep Space Nine” zu Ende. Nach einer fantastischen sechsten Staffel taten sich die Macher schwer, das Niveau zu halten – oder gar noch einen draufzusetzen. Nicht nur die Originalität der Drehbücher ließ nach, auch die visuellen Qualitäten der Serie waren nicht mehr so überzeugend. Beides ist vermutlich auf fehlenden Mut zurückzuführen, eine epische Serie zu einem soliden Ende zu schreiben. Leider wird nur sehr wenig aus der siebten Staffel dem eigenen Pathos gerecht. Statt einer wirklich originellen Story legt das Finale dann auch Rückblenden-Clips auf, um in eigener Nostalgie zu schwelgen.
“Die Tarnvorrichtung”/”The Emperor’s New Cloak” (7×12)
Seien wir ehrlich: Die im Spiegeluniversum angesiedelten Folgen von “Deep Space Nine” waren ziemlich gurkig. Die Reihe von teils tristen, teils albernen Folgen beendet die mittelmäßige Komödie “The Emperor’s New Cloak” – leider erst in der letzten Staffel.
“«Q»-Unerwünscht”/”Q-Less” (1×07)
Nach dem Pilotfilm folgten kurz darauf die nächste Crossover-Auftritte von “The Next Generation”-Charakteren. Lursa und B’Etors Auftritt in der ersten regulären Folge “Die Kohn-Ma”/”Past Prologue” folgten Vash und Q in “Q-Less”. Q fand schnell heraus, dass Sisko anders tickt als Picard. Nur die Autoren hatten noch nicht so ganz verinnerlicht, dass ihr “DS9” auf eigenen Beinen stehen musste.
“Die Muse”/”The Muse” (4×21)
Was für ein trauriger Abgang für Majel Barrett. Auch wenn sie als Stimme des Computers uns noch Jahre erhalten blieb, sahen wir sie hier zum letzten Mal vor der Kamera. Dabei ist der Plot ihrer B-Story noch recht sehenswert. Nur leider gilt das nicht für die klischeehafte A-Handlung rund um Jake und seine parasitäre “Muse”.
“Auf seine Art”/”His Way” (6×20)
“His Way” soll stellvertretend für alle Qualen stehen, denen ich dank Vic Fontaine ausgesetzt war: Ich hasse Jazz-Musik! Die Obsession der Serienmacher mit dieser Art von Musik ist zwar nur konsequent, schließlich stammt Siskos Familie aus der Jazz-Metropole New Orleans. Aber meine Ohren wollten es trotzdem nie so ganz einsehen.
Dafür entschädigt die Episode am Ende wenigstens mit einem großartig geschriebenen und gespielten ersten Kuss zwischen Kira und Odo.