Anlässlich unserer Thementage zum 20-jährigen Ende von “Star Trek: Deep Space Nine” schauen wir uns die Lieblingsfolgen der TrekZone-Redaktion im Detail an. Heute an der Reihe: Thomas Götz.
Es war ziemlich schwer, die Top 5-Folgen herauszusuchen, denn beim Durchgehen der Episoden und dem Schwelgen in alten Erinnerungen habe ich festgestellt, dass “Deep Space Nine” so einige gute Folgen zu bieten hat und fünf daher nicht wirklich reichen. Dennoch habe ich hier eine gesunde Mischung aus Evergreens erstellt, die ich mir auch heute noch gerne angucke.
Bei den schlechten Episoden ging es fast genauso. Auf Anhieb fielen da keine ein, beim Sichten der Folgen kam dann aber schnell wieder ein: “Oh ja, das war eigentlich gar nicht gut”, obwohl jetzt nicht unbedingt ein Totalausfall dabei war. Dennoch musste man sich auch hier fünf heraussuchen.
Top 5:
“Der undurchschaubare Marritza”/”Duet” (1×19)
Eine Charakterstudie der besonderen Art, die mein jugendliches Herz damals schon bewegt hat, obwohl mich die erste Staffel bis dato nicht ganz so mitgerissen hatte. Der Cardassianer, der Vergebung für die Verbrechen seiner Art sucht beziehungsweise diese bekannt machen will, und am Ende dann erstochen wird, ist einfach ein Mahnmal der besonderen Art. Hier kamen wirklich Gefühle rüber. Eine Folge, die von Anfang bis Ende passt.
“Strafzyklen”/”Hard Time” (4×19)
Chief O’Brien erlebt 30 Jahre virtuelle Gefangenschaft und muss anschließend lernen, wieder in sein normales Leben zurückzufinden. Einfach fantastisch und im Gegensatz zu “The Inner Light” von “The Next Generation” hat diese Folge bei mir auf Anhieb funktioniert. Sogar so gut, dass mir die Tränen in den Augen standen. O’Briens Abbau der Schuldgefühle wegen Ee’char – ist auch heute noch sehr bewegend, sodass die Episode auch heute noch funktioniert.
“Zu den Waffen!”/”Call to Arms” (5×26)
Der Auftakt des Dominion-Krieges, der spannend bis zum Schluss war – vor allem, wenn man ungespoilert in die Folge geht (Internet damals? Fehlanzeige!). Klappt der Aufbau des Minenfeldes? Und dann der Schock: Deep Space 9 wird aufgegeben, Cardassianer und Dominion ziehen als Sieger ein. Ein schockierender Cliffhanger, der in Deutschland etwas relativiert wurde, denn ganz so lange mussten wir damals nicht auf die Fortsetzung warten. Und die brachte dann nicht einmal die Rückeroberung, sondern wir sahen zunächst eine Sternenflotte, die ordentlich was auf die Nase bekam. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.
“Die andere Seite”/”Crossover” (2×23)
Nach einer Dominion-Kriegs-Folge (von denen es noch einige andere gute gibt) darf auch eine Spiegeluniversums-Folge unter den Top 5 nicht fehlen. Und welche könnte man da besser erwähnen als die allererste? Nicht nur, weil die Darstellerinnen mal äußerst sexy auftreten durften, sondern auch, weil es einfach anders und noch dunkler war als ohnehin schon. Vor allem die Tatsache, dass Sisko sich rausmogelt, da der Selbstzerstörungscode der gleiche ist wie im Prime-Universum, war ein Kniff, den ich so nicht hatte kommen sehen. Selbstredend waren auch die anderen Spiegeluniversum-Folgen gelungen.
“Immer die Last mit den Tribbles”/”Trials an Tribble-ations” (5×06)
Die Folge zum 30-jährigen “Star Trek”-Jubiläum darf natürlich nicht fehlen. Für die damalige Zeit einfach grandios umgesetzt, vermochten nicht nur die alten Kostüme an den neuen Darstellern zu gefallen, sondern auch die Interaktionen zwischen Kirk und Sisko und allen anderen. Vor allem aber, dass man den Stil nicht modernisiert hatte, sondern es sich einfach anfühlte, als wären die Personen wirklich zur damaligen Zeit an Bord gewesen. Grandios!
Flop 5:
“Die Beraterin”/”Profit and Lace” (6×23)
Quark als Frau? Das hat für mich von Anfang an nicht funktioniert. Das allerdings nicht deshalb, weil ein Mann mal eine Frau spielt, sondern weil der Rest der Story einfach viel zu viele Klischees transportiert. Da wäre einerseits der Mann, der dann auch gleich auf “Miss Quark” abfährt – inklusive sexueller Belästigung versteht sich. Auch andere weiblicher Klischees wurden hier viel zu stark bedient. Bis heute totaler Käse!
“Das Urteil”/”Broken Link” (4×26)
Unglaublich aber wahr: Selbst Odos Verurteilung konnte mich nicht recht überzeugen. Das lag vor allem daran, dass klar war, dass man Odo seine Fähigkeit nicht für immer wird nehmen können. Die Story war demnach von Anfang an nur ein Plotdevice für ein paar “menschliche” Geschichten um unseren Formwandler. Und dann hat man ihm sein ungeformtes Gesicht gelassen, obwohl gerade das für René Auberjonois doch die Gelegenheit gewesen wäre, endlich mal ohne Maske auftreten zu können.
Hinzu kommt der immer häufiger auftretende Synchro-Bug (der Kanzler der Klingonen wird im Deutschen neuerdings als “Garon” angesprochen, obwohl man ihn seit TNG-Zeiten als “Gauron” synchronisiert hatte – einfach furchtbar!). Der Cliffhanger war ja noch leidlich interessant, die Auflösung aber wieder nur ein Stilmittel, alle mal in Klingonenmasken zu quetschen. Aber auch das ist eine Geschichte für sich.
“Quarks Schicksal”/”Body Parts” (4×25)
Schon wieder eine Quark-Folge, die mich nicht überzeugt hat. Zum einen war für mich damals nicht so klar, warum Quark einen Vertragsbruch begangen haben soll. Seine Überreste kann er doch auch noch in 50 Jahren an Brunt verkaufen. Und wenn sich signifikante Voraussetzungen geändert haben, ist ein Vertrag auch in heutiger Zeit durchaus für ungültig zu erklären. Zum anderen guckte ich bei der Forderung von “Quark in Dosen” einfach auf den Tisch vor mich, denn da standen selbige. Erst später habe ich erfahren, dass es bei den Amerikanern “Quark”, so wie wir ihn kennen, nicht gibt.
“Leben in der Holosuite”/”It’s Only a Paper Moon” (7×10)
Auch dafür werden mich einige Fans sicher steinigen, aber ich war nie ein Fan von Vic Fontaine (oder Gangster-Dramen). Das ist mir dann doch ein zu offensichtlicher Abklatsch von Professor Moriarty (“The Next Generation” oder dem Holodoc aus “Voyager”. Mich konnten die Folgen mit dem Entertainer aus dem Nachtclub in Las Vegas nie wirklich vom Hocker reißen und auch die gespielte Musik war nie meine Richtung. Stellvertretend für die Vic Fontaine-Folgen sei hier “Leben in der Holosuite” genannt, nicht weil die anderen schlechter wären, sondern weil sie besser sind. Auch hier hat man gute Momente: Nogs Aufarbeitung seiner Verletzung etwa ist durchaus nicht schlecht umgesetzt. Trotzdem, die 60er-Nachtclubs sind eindeutig nicht meine Welt.
“Wettkampf in der Holosuite”/”Take Me Out to the Holosuite” (7×04)
Noch weniger attraktiv als Holodeck-Folgen in alten Nachtclubs sind meiner Ansicht nach diejenigen Folgen, die typisch amerikanisch sind. Und “Wettkampf in der Holosuite” gehört eindeutig dazu. Eine ganze Folge, die sich nur um Baseball dreht – damit kann ich leider nun einmal so überhaupt nichts anfangen. Eine derartige Sport-Folge ist für US-Serien kein Novum. Aber egal, um welche Serie es sich letztendlich dabei gehandelt hat: Für mich waren diese Folgen immer typische Rohrkrepierer. Auch die Rahmenhandlung – Siskos Konkurrenz mit einem Vulkanier (!) – war mehr als mäh. Nett war hingegen, dass die DS9-Crew auch mal verliert (auch wenn sie “moralisch” Sieger bleibt). Aber auch das reicht nicht, um die Langeweile der Folge zu verdrängen.
Und bei “Voyager” gab’s dann später auch eine Boxer-Folge. Nun ja…