Wir sehen uns den dritten Band des Athena-Clubs an.
Inhalt (Klappentext)
Für die ungewöhnlichen Damen des Athena Clubs ist jeder Tag ein Abenteuer … vor allem, wenn eine der ihren entführt wurde! Nach der spektakulären Rettung Lucina van Helsings kehren Mary Jekyll und ihr Team nach Hause zurück und müssen feststellen, dass ihre Freundin Alice verschwunden ist – und mit ihr auch Sherlock Holmes! Bei dem Versuch, die näheren Umstände aufzuklären, stoßen sie auf ein Komplott, das Königin Victoria und die Zukunft des britischen Empires bedroht. Können Mary, Diana, Beatrice, Catherine und Justine ihre Freunde retten – und damit das Empire? Der furiose Abschluss der Athena Club-Saga.
Kritik
Der dritte Band des Athena-Clubs bildet den Abschluss der Geschichte um die Mädchen mit besonderen Fähigkeiten in der Zeit des viktorianischen Londons. Waren die ersten beiden Bände mit weit über 600 Seiten noch ordentliche Wälzer, so ist man hier nun bei „nur“ mehr knapp über 400 angelangt.
Ein bisschen ist die Luft zweifelsohne raus, das wird auch in diesem Band deutlich. Wie aus den ersten beiden Bänden bekannt, so gilt es auch hier wieder ein mysteriöses Komplott zu vereiteln. Dabei dürfte findigen Lesern, die Sherlock Holmes kennen, schnell klar sein, wer den weltbesten Detektiv entführt hat und eine Visitenkarte mit einem M hinterlässt. Richtig, niemand geringeres als Moriarty steckt anfangs hinter allem.
Diesmal hat man also nicht nur ein weiteres neues Mitglied des Athena-Clubs aufgetan, sondern dafür eher neue Bösewichte eingeführt, die ebenso Spezialfähigkeiten haben. Konnte man sich in den Bänden davor aber z.B. eben auf die neuen Mädels konzentrieren, so fällt dies hier dadurch flach.
Und so ergibt sich leider ein Problem, das auch andere Romane mit einer derart hohen Figurenkonstellation haben: Denn bei sieben Hauptcharakteren sowie noch ebenso wichtigen Nebenfiguren wie Sherlock Holmes, kann man nunmal nicht allen gerecht werden. Zugegeben, auf Holmes und Konsorten verfällt eher weniger Zeit, immerhin geht es um eine Gruppe (modern eingestellter) Teenagerinnen im alten London. Trotzdem liest sich die Handlung etwas zäh und wie ein Hangeln von Punkt A nach Punkt B.
Man sieht also schon, die Story läuft sehr gemächlich ab. Da wird zwar allen Hinweisen nachgegangen und alle Mittel ausgeschöpft, aber zwischendrin setzt man sich immer wieder zum Essen und zum Besprechen hin. Das mag gewissermaßen typisch englisch sein, allerdings muss man diese ruhigeren Geschichten auch mögen. Das viele Essen zum Beispiel wird nach einiger Zeit langweilig und liest sich im späteren Verlauf nur noch ähnlich repetitiv. Normalerweise würde man solche Szenen vermutlich gar nicht erwähnen, in der Häufigkeit dieses Romans wirken sie aber störend.
Und bei all der Detektivarbeit schafft man es irgendwie nicht, unseren Heldinnen neue Facetten abzugewinnen. Irgendwie läuft alles nach Schema F ab und dann kommt natürlich noch der wahre Bösewicht zum Tragen. Auch das kennt man aus diversen anderen Geschichten und ja, die Bände des Athena-Clubs haben schon immer mit bekannter Geschichte und Romanfiguren anderer Werke gespielt und diese neu interpretiert und verändert. So zögert man auch hier nicht, bekannte Figuren um die Ecke zu bringen.
Der neue Bösewicht entpuppt sich aber als Mumie, die aus ihrem Jahrtausendealten Grab aufersteht und die Welt erobern will. Dabei ist sie auch nicht für vernünftige Argumente zugänglich – kennt man ja. Dabei ist das Finale um die Rettung der Queen durchaus noch interessant gestaltet, am Ende fällt aber auch dieser Bösewicht wieder ins Bodenlose ab. Auf nur wenigen Seiten wird der vormals als quasi übermächtig dargestellte Feind dann in Windeseile abserviert, fast so, als wären die Ideen oder Seiten ausgegangen. Das haben die Vorgänger halt leider deutlich besser hinbekommen.