Anlässlich des Starts von “Strange New Worlds” in Deutschland ging Anson Mount auf Pressetour. Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Vorsicht: Spoiler für Staffel 1 und 2!
Wir haben das Interview für eine bessere Lesbarkeit leicht gekürzt. Im Original könnt ihr das Interview im “Trek Talk” Podcast oder bei uns auf YouTube sehen.
Update: Wir hatten versehentlich zweimal das englischsprachige Video eingebettet. Nun könnt ihr es auch mit deutscher Tonspur sehen.
Interview mit deutscher Synchronisation
Interview im O-Ton
Interview mit Anson Mount
TrekZone Network: Heute haben wir einen besonderen Gast bei “Trek Talk”. Er spielt Christopher Pike in “Strange New Worlds“. Anson Mount, willkommen!
Anson Mount: Danke. “Trek Talk”? Wow, also ihr werdet entweder ein sehr dankbares Publikum sein oder die richtig harten Fragen stellen.
TZN: Das dürfen Sie am Ende entscheiden.
Anson Mount: OK.
TZN: Sie haben einmal gesagt, dass wir alle einen Helden und einen Schurken in uns tragen. Gibt es eine böse Seite von Pike, und wenn ja, werden wir etwas davon sehen?
Anson Mount: Böse? Ich würde nicht so weit gehen, es sei denn, wir reden über Pike aus dem Spiegeluniversum. Da gibt es wahrscheinlich einen heimtückischen Pike mit einer wirklich coolen Waffe, langen Haaren, und er hat sein Pferd mit auf dem Schiff.
Nein, ich glaube fest daran, dass es keine weißen oder schwarzen Hüte gibt, es gibt nur graue Hüte. Und als Schauspieler bin ich üblicherweise mehr an den Schwächen meiner Rollen interessiert als an ihren Stärken.
TZN: Staffel 2 ist abgedreht. Im Rückblick: Wie viel von Ihnen steckt in Christopher Pike?
Anson Mount: Wissen Sie, ich glaube eine ganze Menge. Ich kann nicht ganz genau sagen, was. Ich weiß nur, dass Pike – warum auch immer – mir deutlich näher liegt als die meisten anderen Rollen. Ich habe immer das Gefühl, dass ich versuche, nach etwas außerhalb von mir zu greifen, wenn ich schauspielere. Wie bei Bohannon (Anm. d. Red.: Mounts Rolle in “Hell on Wheels”). Bei Bohannon brauchte ich anderthalb Staffeln bis das Gefühl hatte, einfach die Stiefel anziehen und loslaufen zu können.
Und Pike ist mir wirklich viel näher. Und das ist genauso das Werk der Autoren wie meins. Darüber habe ich keine Kontrolle. Also, es ist eine wahre Freude ihn zu spielen und auch auf diese Weise spielen zu können.
TZN: Haben Sie die Autoren jemals gebeten, das Drehbuch zu ändern, damit es besser zu ihrem Verständnis von Pike als Person passt?
Anson Mount: Wissen Sie was? So gut wie nie. Ich kann mich an keine Gelegenheit erinnern, bei der ich die Autoren gebeten habe, das Drehbuch zu ändern. Also, manchmal gibt es Dinge, bei denen dachte, dass sie einen besseren Sinn ergeben, aber nein. Ich meine, das Drehbuch ist König, und ich arbeite mit einer sehr talentierten Gruppe von Autoren mit zwei unglaublichen Showrunnern, die viel Erfahrung haben – mehr als ich. Nein. Ich versuche in solchen Belangen sehr vorsichtig zu sein, wissen Sie?
TZN: Ich möchte eine Frage zum Staffelfinale zu stellen, ohne es für Leser:innen zu spoilern, die es noch nicht gesehen haben. Pike versucht einen Konflikt mit seiner Art von Empathie und Diplomatie zu lösen, den die Zuschauer bereits kennen. Und es läuft nicht gut für ihn, um es vorsichtlich zu sagen. Was haben Sie beim Lesen des Drehbuchs gedacht und wie wird es Pike in Zukunft prägen?
Anson Mount: Ja, ich dachte, es war eine wirklich schlaue Idee, Pikes Handlungsbogen so abzuschließen. In der ersten Staffel geht es nicht nur darum, sein eigenes Schicksal zu kennen, sondern es auch anzunehmen. Das gilt auch für die Entscheidung, in einer solch nostalgischen Serie eine Originalfolge zu nehmen und mit einem anderen Captain neu zu drehen.
Zuallererst war es ein großer Spaß. Wir hatten die Originalfolge auf einem Computer bei uns und wir haben versucht, Bildkomposition und Kamerawinkel aus “Spock unter Verdacht” während des ganzen Drehs nachzustellen, damit es sich so weit es geht wie das Original anfühlt. Und dann funktioniert die Idee einfach so gut, dass er zwar der richtige Captain aber zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
Ich dachte es es sei ein großartiges Drehbuch und ich denke, das Ergebnis ist auch richtig gut geworden. Chris Fischer hat fantastische Arbeit als Regisseur geleistet, und ich bin wirklich extrem stolz darauf.
TZN: Ich frage unter anderem deswegen, weil vorangegangene “Star Treks” Gewalt häufig als ein Problem dargestellt haben, und Empathie und Diplomatie als Lösungen für dieses Problem. Meinem Empfinden nach hat “Strange New Worlds” einen agressiveren, fast schon militaristischen Einschlag. Das wird deutlich im Gorn-Bogen aber scheint auch die Botschaft des Staffelfinales zu sein. Wie passt das zur oft beschworenen “optimistischen Zukunftsvision”, als die diese Serie vermarktet wird?
Anson Mount: Nun, Sie müssen abwarten, was wir damit machen werden. Denn einige dieser Themen werden in der zweiten Staffel weiter behandelt. Und wir stellen genau die Fragen, die Sie gerade gestellt haben. Ist es möglich, dass Intelligenz so vollständig losgelöst von jeder Form von Kommunikation oder Idealismus existieren kann, dass wirklich echte Monster existieren? Ist das wirklich möglich? Also, ja, wir werden uns genau damit auseinandersetzen.
TZN: Wir würden mit Ihnen gerne noch eine schnelle Runde “A oder B” spielen. Sie bekommen zwei Begriffe und entscheiden sich spontan für einen davon. Wenn Sie meinen, dass die Wahl unfair ist, sagen Sie einfach “weiter”. Passt das?
Anson Mount: Klar.
TZN: Katzen oder Hunde?
Anson Mount: Hunde, ich habe drei.
TZN: Katzen oder Pferde.
Anson Mount: Pferde, wenn sich jemand anderes um sie kümmert.
TZN: Katzen oder Spinnen?
Anson Mount: Katzen.
TZN: Katzen oder Tribbles?
Anson Mount: Katzen.
TZN: Lehren oder Schauspielern? (Anm. d. Red.: Mount ist Assistenzprofessor für Schauspielerei an der Columbia University)
Anson Mount: Das ist nicht fair. Die beiden sind so vollständig… Ich liebe beides, also “weiter”.
TZN: Schreiben/Produzieren oder Podcasten? (Anm. d. Red.: Mount hat auch schon viel hinter der Kamera gearbeitet. Sein Podcast heißt “The Well”)
Anson Mount: Ich… Das ist aus dem selben Grund unmöglich. Weiter.
TZN: Versuchen, außerirdisches Leben zu kontaktieren, oder Vater sein? (Anm. d. Red.: Mount ist Direktor beim METI, das Nachrichten ins All sendet, um Kontakt mit fremden Lebensformen zu finden. Seine Tochter ist ein Jahr alt.)
Anson Mount: Vater sein. Aber, beides ist praktisch das Selbe, wenn wir ehrlich sind.
TZN: Stimmt. “The Orville” oder “Doctor Who”?
Anson Mount: Das muss “Doctor Who” sein, weil ich als Fan der Serie in den 70ern groß geworden bin. Ich bin ein Doctor-Nummer-4-Anhänger.
TZN: “Star Wars” oder “Battlestar Galactica”?
Anson Mount: Oh Gott. [Lange Denkpause]. Das ist nicht fair. Weiter.
TZN: “Westworld” oder “Severance”?
Anson Mount: “Severance”. Ich liebe die Serie. Es ist eine brillante Idee.
TZN: Klingonen oder Gorn?
Anson Mount: Oh, ich glaube das hängt davon ab, was Sie wollen. Wenn Sie ein gutes Trinkgelage mit Blutwein erleben möchten, dann natürlich die Klingonen. Und wenn Sie eine richtig gute Nemesis brauchen, dann würde ich die Gorn wählen.
Ich entscheide mich für die Klingonen, einfach weil wir da etwas Hoffnung haben können, eine Grundlage zur Verständigung zu finden.
TZN: Klingonen oder Romulaner?
Anson Mount: Klingonen.
TZN: Klingonen oder Vulkanier?
Anson Mount: Vulkanier.
TZN: Vulkanier oder Aenar?
Anson Mount: Aenar. Einfach weil sie in Star Trek unterrepräsentiert sind, nicht wahr? Das war eine andere Sache, die ich den Autoren mitgegeben habe: “Ich möchte wirklich gerne einen andorianischen Charakter auf dem Schiff haben, denn man hat bisher zu wenig mit ihnen gemacht.” Aber dann haben sie noch einen drauf gelegt. Sie kommen mit einem Aenar, was einfach großartig ist, und Bruce hat phantastische Arbeit geleistet.
TZN: Super, vielen Dank für Ihre Zeit. Welche Art von Interview war’s denn nun? Dankbares Publikum oder harte Fragen?
Anson Mount: Nein, es war toll. Mein liebstes Interview heute, das meine ich ernst.
Das Interview führten Christopher Kurtz und Matthias Wieprecht.