Worf-Darsteller Michael Dorn wird am heutigen Freitag 70 Jahre alt. Grund genug für uns, den berühmtesten Klingonen der “Star Trek”-Geschichte mit einer Hommage zu ehren.
Ein Rockmusiker wird Schauspieler
Michael Dorn wurde am 9. Dezember 1952 in Luling im US-Bundesstaat Texas geboren. Seine Eltern, Allie Lee Nauls und Fentress Dorn Jr., zogen später mit ihrem Sohn nach Pasadena in Kalifornien, wo Michael Dorn auch aufwuchs. Nach der Highschool schrieb er sich am Pasadena City College ein und belegte den Studiengang Radio- und TV-Produktionstechnik. In seiner College-Zeit wurde auch Dorns Interesse an der Schauspielerei geweckt.
Nach seinem Abschluss führte ihn sein Karriereweg aber zunächst in den Bereich der Musik. Als Mitglied verschiedener Rockbands trat der passionierte Bassgitarrist öffentlich auf, u.a. in den kalifornischen Metropolen San Francisco und Los Angeles. Nebenbei interessierte sich Dorn aber weiterhin für die Schauspielerei, schlug jedoch nicht den üblichen Karriereweg über eine renommierte Schauspielschule ein.
Es war vielmehr dem geschulten Auge eines TV-Produzenten zu verdanken, dass Dorns Weg in den späten 70ern bis nach Hollywood führte. Denn gleich bei seinem ersten Fernsehauftritt in der TV-Serie “W.E.B.” gelang es Dorn, den Produzenten der Sendung zu beeindrucken. Dieser protegierte den jungen Nachwuchsschauspieler aus Pasadena fortan, indem er Dorn einen Agenten und einen Schauspiellehrer (Charles Conrad) vermittelte. Es folgten sechs Monate intensiver Schauspielunterricht, ehe Dorn im Jahr 1976 seine erste Filmrolle in “Rocky” ergattern konnte. Auch wenn seine Rolle als Apollo Creeds Bodyguard im Abspann nicht genannt wurde, hatte Michael Dorn nun seinen Fuß in der Tür des Schauspiel-Business.
Zwischen 1977 und 1983 spielte Dorn dann in der – auch in Deutschland – sehr beliebten Polizei-Serie “CHiPs” den smarten und freundlichen California Highway Patrol-Streifenpolizisten Jebediah Turner.
Vom Polizisten zum Sicherheitschef der Enterprise
Ab 1987 tauschte Dorn dann die Polizei-Uniform gegen die der Sternenflotte ein. Seine Rolle als klingonischer Lieutenant J.G. Worf in “Star Trek: The Next Generation” (1987-1994) sollte seine Karriere für die nächsten 15 Jahre prägen. Dorn reizte die Rolle aufgrund ihres kauzigen, kriegerischen Charakters, der sich fundamental von seinen bisherigen “Nice Guy-Rollen” unterschied. Entsprechend “rüde” gestaltete Dorn auch sein Vorsprechen, wodurch er die Produzenten sofort von seiner Eignung für die Rolle des klingonischen Sternenflottenoffiziers überzeugen konnte.
Ironischerweise hatte sich Chefproduzent Gene Roddenberry zunächst dagegen ausgesprochen, prominente Spezies aus der Originalserie, darunter auch die damals feindlichen Klingonen, in der neuen Serie auftauchen zu lassen. Der Zeitsprung von rund 80 Jahren bot allerdings die Chance, die ehemaligen Erzfeinde der Föderation nun als Verbündete zu zeigen, was der optimistischen Grundbotschaft von “Star Trek” entsprach und sogar die reale Entwicklung der Blockkonfrontation Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre in fast prophetischer Weise vorwegnahm. Die Klingonen waren in der Originalserie nämlich auch eine Parabel auf die Sowjetunion gewesen, während die Föderation die westlichen Alliierten, allen voran die USA, symbolisierten.
Tatsächlich war Worf nur als wiederkehrender Charakter angelegt, was auch seine nicht klar definierte Funktion innerhalb der Brückencrew in den ersten 22 Episoden der Serie belegt. Mit dem frühzeitigen Ausstieg von Denise Crosby in Folge 23 (“Skin of Evil” / “Die schwarze Seele”) wurde Dorns Alter Ego Lieutenant Worf dann aber zum Sicherheitschef der Enterprise ernannt, was schlussendlich auch die Rolle insgesamt aufwertete. Nichtsdestotrotz blieb Worf in den ersten beiden Staffeln kaum mehr als ein Stichwortgeber auf der Brücke (“Schilde aktiviert, Phaser bereit, Sir!”), wobei sich gegen Ende der zweiten Staffel mit der Episode “The Emissary” / “Klingonenbegegnung” (TNG 2×20) bereits andeutete, dass in der Figur des Worf mit ihrem klingonischen Background durchaus großes erzählerisches Potential schlummert.
Charakter-Geschichten und Cameo im Kino
Mit der dritten Staffel wurde das Konzept von “The Next Generation” grundlegend modernisiert, sodass zunehmend auch dezidierte Charakter-Arcs eine Rolle spielten. Auch für Worf hatten sich die Autoren einige gute Erzählstränge überlegt, darunter die (äußerst dramatische) Fortführung von Worfs Partnerschaft mit K’Ehleyr (Suzie Plakson) – inklusive Vaterschaft (Alexander) – sowie die Vertiefung von Worfs spannender Familiengeschichte (Kurn, Sergey, Helena und Nikolai Rozhenko). Zudem wurde seine “Entehrung” aufgrund von falschen Beschuldigungen gegenüber seinem biologischen Vater Mogh zu einem der prägenden Worf-Handlungsbögen in den frühen Staffeln der Serie. In der Episode “Ethics” / “Die Operation” (TNG 5×16) war Worf kurzzeitig gelähmt und daher suizidal. Gegen Ende der Serie schrieb man Worf dann sogar eine Romanze mit Counselor Deanna Troi (Marina Sirtis) in die Drehbücher, die allerdings weder bei den Schauspielern noch beim Publikum auf positive Resonanz stieß und folglich in den TNG-Kinofilmen wieder kommentarlos fallengelassen wurde.
Im Jahr 1991 bekam Dorn dann das Angebot, im finalen Kinofilm der Originalbesetzung mitzuwirken. In “Star Trek VI: The Undiscovered Country” verkörperte er Colonel Worf, den Großvater seines TNG-Alter Egos und Strafverteidiger von Captain Kirk (William Shatner) und Dr. McCoy (DeForrest Kelley).
Auf nach Deep Space 9…und wieder zurück
Mit dem Ende von “The Next Generation” war Dorns “Star Trek”-Karriere sodann an einem Scheideweg angelangt. Er hatte damals zwei Optionen: Sich auf die TNG-Kinofilmreihe beschränken und nur alle rund zwei Jahre in die Rolle des Worf zurückkehren, um ansonsten völlig neue Karrierewege zu gehen. Oder Rick Bermans Angebot annehmen und zusätzlich zu den Filmen auch weiterhin in einer “Star Trek”-Fernsehserie mitspielen. Dorn entschied sich für letztere Karriere-Option und wurde ab 1995 bis zum Serienende im Jahr 1999 Teil des Main Cast von “Star Trek: Deep Space Nine“.
Mit Worfs Versetzung auf die Raumstation Deep Space 9 ging eine zweite Aufwertung des Charakters einher. Der bereits in “Star Trek: Generations” zum Lieutenant Commander beförderte Klingone wechselte abermals in den Kommando-Bereich (rote Uniform) und fungierte von nun an als “Offizier für strategische Operationen”, was ihn mehr als einmal auch in die Position des XO oder sogar in die des Acting-Captain der U.S.S. Defiant brachte. Worf wuchs an seinen neuen Aufgaben – und scheiterte auch gelegentlich an ihnen. Und auch im privaten Bereich zeigte uns die Beziehung zwischen ihm und Jadzia Dax völlig neue Facetten des Charakters. Hier war es dem bis zum heutigen Tage sehr undurchsichtigen Ausstieg von Terry Farrell geschuldet, dass auch die dritte Romanze von Worf tragisch endete – und damit unfreiwillig den K’Ehleyr-Handlungsbogen aus TNG wiederholte.
Gleiches gilt auch für Worfs zweite “Entehrung” durch die Kingonen in den Staffel 4 und 5, die leider etwas redundant wirkte. Dahingegen wusste vor allem Worfs enge Klingonen-Freundschaft mit General (und später Kanzler) Martok (J.G. Hertzler) zu gefallen. Seine alte Freundschaft mit Gowron (Robert O’Reilly) entwickelte sich indes zu einer persönlichen Erzfeindschaft, die mit einem tödlichen Duell ein spektakuläres Ende fand. “Deep Space Nine” war enorm konsequent darin, die Dekadenz der klingonischen Gesellschaft – und die damit einhergehende Doppelmoral hinsichtlich des eigenen Wertekanons – zu thematisieren und Worf (und später auch Martok) als positive Gegenentwürfe aufzubauen.
Nach seinem vierjährigen Dienst auf Deep Space 9 wurde Worf 2375 Föderationsbotschafter auf der klingonischen Heimatwelt Qo’noS, kehrte aber (spätestens) 2378 in den aktiven Dienst der Sternenflotten zurück – als Besatzungsmitglied der Enterprise-E (“Star Trek: Nemesis“, 2002). Nach temporären Einsätzen in “Star Trek: First Contact” (1996) und “Star Trek: Insurrection” (1998) nun scheinbar dauerhaft. Der Kreis schien sich für Worf zu schließen. Dies kann man aus nostalgischer Sicht begrüßen; aus der Perspektive einer konsequenten Charakterentwicklung war dieses “back to the roots” ohne Erklärung aber sicherlich ein erzählerischer Rückschritt.
Obwohl “Deep Space Nine” objektiv betrachtet sicherlich deutlich mehr zur Weiterentwicklung seiner Figur Worf beigetragen hat als “The Next Generation“, hat Michael Dorn in Interviews und auf Conventions immer wieder betont, dass er die Arbeit an TNG aufgrund der besseren Atmosphäre auf dem Set und wegen der engeren Kameradschaft mit seinen Schauspielkollegen deutlich angenehmer empfand als seine Mitwirkung an DS9.
Der Weg des Kriegers ist noch nicht zu Ende
Seinen letzten kanonischen Auftritt als Worf hatte Michael Dorn vor stolzen 20 Jahren. Seither ist es still geworden um den beliebten Klingonen. In einer der vielen Beta-Kanon-Versionen (Buch-, Comic-, und Videospiel-Universum) wurde Worf nach Rikers Abschied und Datas Tod zum Ersten Offizier der Enterprise-E unter Picard befördert. In der ersten Hälfte der 2380er-Jahre folgte er Picard dann im Captain’s Chair nach und wurde zum neuen Kommandanten des damaligen Flaggschiffs der Sternenflotte.
Inwiefern Worfs Alpha-Kanon-Biografie tatsächlich so verlaufen ist, werden wir ab 16. Februar 2023 erfahren, wenn die dritte Staffel von “Star Trek: Picard” startet. Die ersten Promo-Bilder und Videos deuten aber darauf hin, dass Worf tatsächlich den Rang eines Captains erreicht hat, zu Beginn des 25. Jahrhunderts aber kein eigenes Kommando (mehr) innehat. Zudem hat Showrunner Terry Matalas angedeutet, dass der Dominion-Krieg Worfs Vita nach “Nemesis” maßgeblich beeinflusst haben wird. Wir dürfen also gespannt sein, wie es mit Michael Dorns Alter Ego weitergeht.
Hinter der Kamera und vor dem Mikro
Neben seinen Auftritten als Schauspieler (Worf, Colonel Worf, Regent Worf, Willie Hawkins) führte Michael Dorn auch bei insgesamt vier “Star Trek”-Episoden (dreimal “Deep Space Nine“, einmal “Enterprise“) Regie. Zudem lieh er Worf zwischen 1995 und 2013 in insgesamt acht “Star Trek”-Videospielen seine Stimme.
Michael Dorn führte zudem bei den TV-Serien “V.I.P.” (2002), “Hope & Faith” (2006) und “Internity” (2016) sowie beim TV-Film “Through the Fire” (2002) Regie. Zudem war er Associate Producer des Films “The Deep Below” aus dem Jahr 2007.
Dorn hatte auch neben “Star Trek” und in der Zeit danach regelmäßig kleinere und größere Rollen als Schauspieler. Und dank seiner tiefen, markanten Stimme war und ist er auch als Sprecher für Animationsserien und Videospiele sehr gefragt. Eine umfangreiche Liste findet sich auf IMDb.
Veganer mit Pilotenlizenz
Neben der Rockmusik und der Schauspielerei hat Michael Dorn noch eine weitere Leidenschaft: das Fliegen. Der Worf-Mime besitzt mehrere Pilotenlizenzen, darunter auch eine für Strahlflugzeuge. Dorn gehören einige historische Flugzeuge, darunter eine Lockheed T-33 (gebaut zwischen 1948 und 1959), eine North American F-86 Sabre (gebaut zwischen 1949 und 1956) sowie eine North American Sabreliner (gebaut zwischen 1959 und 1982). Er ist Mitglied der Aircraft Owners and Pilots Association (AOPA) und flog schon mit den Kunstflug-Geschwadern Blue Angels und United States Air Force Thunderbirds.
Nach eigenen Angaben wurde 2010 bei Dorn Prostatakrebs diagnostiziert, glücklicherweise in einem äußerst frühen Stadium. Eine entsprechende Behandlung war erfolgreich, gleichwohl führte dies bei Dorn zu einem Umdenken hinsichtlich seiner Essgewohnheiten. Seit dieser Zeit ernährt er sich vegan.
Ein Rekord für die Ewigkeit?
Mit seinen insgesamt 282 Auftritten (TNG: 175, DS9: 102, Kinofilme: 5) ist Dorn alleiniger Rekordhalter, was die Mitwirkung von Schauspielern in “Star Trek” betrifft. In der dritten Staffel von “Star Trek: Picard” könnten sogar noch zehn weitere Auftritte hinzukommen. Die Wahrscheinlichkeit ist demnach groß, dass er die 290er-Marke demnächst erreichen wird. Und derzeit ist sogar nicht ausgeschlossen, dass es danach noch weiter gehen könnte für die “Next Generation”. So oder so dürfte Michael Dorns Trek-Rekord aber in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kaum zu knacken sein. Womöglich ist dieser Rekord sogar einer für die Ewigkeit.
Allerdings wird Michael Dorn in der dritten Staffel definitiv einen neuen Synchronsprecher erhalten. Sein bisheriger deutscher Sprecher, Raimund Krone, verstarb leider im vergangenen Jahr im Alter von 75 Jahren. Dies wird für deutsche “Star Trek”-Fans eine enorme Umstellung sein, denn Krone synchronisierte Worf in allen seiner bisherigen “Star Trek”-Auftritten.
Archetyp eines Klingonen
Michael Dorn hat mit seiner Rolle als Klingone Worf die Darstellung der beliebten “Star Trek”-Alien-Kultur nicht nur bereichert, sondern maßgeblich geprägt. Was Leonard Nimoys Spock für die Vulkanier war, ist Worf für die Klingonen: der erste Charakter (und Schauspieler), der einem bei diesem Begriff in den Sinn kommt. Nicht umsonst spielt das Snippet der Google-Suche “Klingonen” zu aller erst einige Bilder von Worf aus.
Die gesamte TZN-Redaktion wünscht Michael Dorn einen wunderschönen runden Geburtstag, viel Glück und Gesundheit für die kommenden Lebensjahre und natürlich noch viele weitere “Star Trek”-Momente.
Qapla’, Sohn des Mogh! 🎂🎁🖖🏿
Happy Birthday Michael Dorn! Viel Glück, Zufriedenheit und noch viele gesunde Jahre! Schon allein sein Mitwirken in der 3. Staffel von Star Trek: Picard ist ein Grund sich darauf zu freuen. Es ist etwas sehr Schönes, wenn ein Schauspieler einen Charakter über so lange Zeit und in so vielen Episoden und Filmen zum Leben erweckt.
LLAP
Saavik