Vom 23. bis 25. September fand in den Dortmunder Westfalenhallen zum dritten Mal die “Destination Star Trek Germany” statt. Schon frühzeitig stand das Event unter keinem guten Stern, vor allem auch wegen mangelnder Kommunikation des Veranstalters. Im ersten Teil unseres Rückblicks geht es um allgemeine Informationen und welchen Eindruck der erste Tag auf der Convention hinterlassen hat.
Von Peter Kleinschmidt
Nach über 28 Monaten Corona-bedingter Verspätung war es endlich so weit: Ich transportierte mich mit meinem Shuttle “Yosemite”, das leider weder über einen Warp- noch über einen Impulsantrieb verfügt, sondern nur mit einem Hybrid-Motor ausgestattet ist, vom ca. 420 km entfernten Timmendorfer Strand in die Westfalenhallen Dortmund.
Des-Information senkt Interesse im Voraus
Verwirrung meinerseits entstand schon frühzeitig. Obwohl ich inzwischen mit etwa zwei Dutzend Gleichgesinnten, die primär aus dem norddeutschen Trekdinner stammen, im regelmäßigen Austausch bin, haben einige von meinen guten Bekannten entweder die parallel stattfindenden “Science-Fiction-Tage” im Technikmuseum in Speyer (Rheinland-Pfalz) vorgezogen oder sie sind aus anderen Gründen der “Destination Star Trek Germany” (DSTG) ferngeblieben.
Einer dieser Gründe sei, dass man z. B. für jedes Panel zusätzlich bezahlen müsse, und dass die Veranstaltung dadurch zu teuer würde. Noch Anfang September hieß es gar in den sozialen Netzwerken, dass die DSTG womöglich kurzerhand abgesagt werden könnte, da der Veranstalter anscheinend vielfach nicht auf E-Mails geantwortet hatte. Zudem wurden noch wenige Tage vor dem Eventwochenende auf der Homepage Stars angekündigt, die bereits öffentlich ihre Anreise dementiert hatten. Ich selbst kaufte mir aufgrund der Verunsicherung erst zirka eine Woche vorher mein Veranstaltungsticket. Und erst am Vorabend der Veranstaltung habe ich dann erfahren, dass Ethan Phillips (Neelix in “Voyager”) nicht kommen wird und dass stattdessen Armin Shimerman (Quark in “Deep Space Nine”) eingesprungen sei.
“Ferengimäßiges” Ticketpreissystem: kompliziert abzuwägen und nicht unbedingt das, was man will
Die Kritik an den höheren Preise ist nur bedingt gerechtfertigt. Es kommt auch immer auf die eigenen Ansprüche an. Besucht ihr eine Con, um ausschließlich die Talkpanels zu besuchen und etwas an den Verkaufsständen zu stöbern? Oder um beispielsweise mit den Autoren des Verlags “in Farbe und in Bunt” – Björn Sülter, Thorsten Walch und Reinhard Prahl (u.a. “Es lebe Star Trek” bzw. “Die Star Trek Chronik”)- zu plaudern oder sich abends bei einem Getränk und Musik noch etwas mit anderen gleichgesinnten Trekkies auszutauschen? In einem solchen Fall würde ich – ausgehend von der Atmosphäre (Maritim Kongresshotel Bonn anstatt der großen Messehalle in Dortmund) und dem Preis – die “FedCon” der “DSTG” vorziehen. Dort bekommt man das “Economy Ticket” für 135 €, also für drei Tage alles inklusive (ausschließlich der verzehrten Getränke und Speisen natürlich).
Das Ticketsystem der DSTG ist da auf den ersten Blick doch etwas undurchsichtiger. Möchte man hier die wichtigsten großen Panels mit den Stars besuchen, legt man Wert auf Autogramme und will garantiert auch bei der abendlichen Party dabei sein, dann ist mindestens das sogenannte “Commander”-Ticket für 325 € zu empfehlen. Fünf Autogramme sind hier inklusive. Wenn man das mal mit den Preisen der “FedCon” vergleicht, dann relativiert das den teureren Preis für das “Commander”-Ticket sogleich wieder. Denn ein Star wie beispielsweise Kate Mulgrew (Captain Janeway in “Voyager”) dürfte auf der “FedCon” sicherlich auch so um die 60 bis 70 € für ein Autogramm verlangen.
Es ist allerdings nicht nachvollziehbar, dass bestimmte Programmpunkte, wie etwa die “Opening Ceremony”, nur im deutlich teureren “Admiral”- (stolze 2.999 € sind hier hinzublättern!) und “Captain”-Ticket (899 €) inkludiert sind. Und dass es auch keine Garantie auf den Einlass zur abendlichen Party (dazu später mehr) für alle Ticketarten unterhalb des “Commander”-Ticket gibt. Will jemand außer Autogrammen auch Fotos von den Stars, dann müssen diese extra gebucht werden. Oder man muss gleich das “Captain”-Ticket für 899 € erwerben, in welchem neben den bereits erwähnten fünf Autogrammen auch fünf persönliche Fotos mit den Stars enthalten sind.
Allerdings gibt es hier absolut keine Garantie, dass man im Rahmen eines Ticketpaketes auch diejenigen Stars bekommt, die man tatsächlich auch haben möchte. Denn hier wird per Zufallsprinzip vorgegeben, mit wem man sich ablichten lassen darf.
Wer da nicht Datas “Katze im Sack” haben möchte, dem sei empfohlen, nur ein Wochenendticket zu kaufen und alle Programmpunkte, die einen interessieren, separat dazu zu buchen. Doch einige Veranstaltungen können vor Ort potentiell ausgebucht sein. Es gibt jedoch die Möglichkeit, einzelne Panels, Autogramme und Fotos auch schon vorab online zu bestellen. Wer das “Rundum-sorglos-Paket” haben möchte, der kann für stolze 3.000 € ein “Admiral VIP”-Ticket erwerben – zweimal Frühstück mit je einem Star inklusive. Hier ist allerdings davon auszugehen, dass man den Star nicht “für sich alleine” haben wird, sondern wohl zusammen mit den anderen “Admiral VIP”-Ticketinhabern.
“Meet & Greet” – oder: 40 Fans in 30 Minuten
Zudem kann man auch kaum auf Erfahrungswerte aus anderen “Destination”-Conventions setzen. Als Vergleichsmaßstab kann ich hier das “Captain”-Ticket heranziehen. Hier sind zwei “Meet & Greet”-Treffen mit jeweils einem Star enthalten. Wie ich von einem Bekannten erfahren habe, waren hier bei z.B. Marina Sirtis (Deanna Troi in “TNG” und “Picard”) rund 40 Trekkies anwesend. Und das für eine halbe Stunde “Meet & Greet”! Vor vier Jahren seien es dagegen nur zirka zehn Fans pro Star gewesen. Und das bei einer insgesamt deutlich höheren Besucheranzahl. Ich persönlich würde mir da unter einem “persönlichen Treffen” mit einem Star eine doch etwas kleinere Gruppe von Leuten und eine etwas persönlichere Atmosphäre als vor der Bühne in einer großen Messehalle vorstellen. Die wirkt nämlich schnell wie ein verlorenes Raumdock.
Sehr schade ist auch, dass die verschiedenen Paket-Tickets keine Wahlmöglichkeiten lassen. So können z. B. im “Commander”-Ticket die fünf, von denen mindestens zwei vorgegeben sind – dieses Jahr auf Grund der Absagen von Stars sogar alle – Autogrammgutscheine nicht gegen gleichwertige Fotos mit dem jeweiligen Star getauscht werden. Wer dagegen das noch teurere “Captain”-Ticket erwirbt, läuft bei wiederholten Convention-Besuchen umso mehr Gefahr, einen Star für Foto bzw. Autogramm vorgegeben zu bekommen, der bereits in der heimischen Nerd-Sammlung an der Wand hängt.
Ich habe mich schließlich wieder (es war nach 2018 meine zweite DSTG) für das “Commander”-Ticket entschieden, obwohl ich auf Fotos mehr Wert lege als auf Autogramme. Zünglein an der Waage war für mich die Garantie, an den Partys teilnehmen zu können, die am Freitag- und Samstagabend stattfinden (sollten). Vor vier Jahren sind die Partys sogar einem “Meet & Greet“-Feeling recht nahe gekommen.
Doch auch wer nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hat und sich daher lediglich das standardmäßige “Wochenendticket” oder auch nur ein “Tagesticket” (also ohne Autogramme, “Star”-Talk-Panels etc.) leisten kann, der kann auf der DSTG wenigstens an der “Voyager”-Bühne ohne zusätzliche Kosten an Talkrunden teilnehmen. Bei der “Hauptbühne” (die “Enterprise”-Bühne) sieht das aber wieder anders aus (mehr dazu nachstehend).
Der erste Con-Tag: Freitag, 23. September 2022
Kurzfristige Programmänderungen
Bereits entspannt am Donnerstagabend angereist, nutze ich die Chance des frühen Check-in ab 10 Uhr. Doch anders, als dies von einem Freund und in einer Facebook-Gruppe zur Con noch gemutmaßt worden war, konnte man die Verkaufs- und Fan-Stände der Veranstaltung erst ab dem offiziellen Beginn um 14 Uhr besuchen. Aber so sei wenigstens noch ausreichend Zeit, um das Con-Programm ausgiebig zu studieren, dachte ich mir. Selbiges hatte jedoch in ausgedruckter Form in der Conbag gefehlt. Allgemein sind die “Goodies” nicht besonders hochwertig. Es gab – ab dem “Lieutenant”-Ticket – eine Leinentasche, ein Cappi, ein DIN A3-Poster von einem Star mit Raumschiffmotiv und einige kleinere Fanartikel wie Ansteckpins, die jedoch zum Teil schon überholt sind. Also der erste Eindruck beim Abholen der Unterlagen war schon mal dürftig, bevor man überhaupt einen Fuß in die eigentliche Convention-Location gesetzt hat. Das durchaus schöne Cappi wurde jedoch erst später nach mehrmaligen Nachfragen ausgehändigt (für Lieferverzögerungen sei der DSTG verziehen, da wohl den Krisen geschuldet).
Etwas enttäuschend, da recht umständlich, war leider auch das Fehlen eines gedruckten Programm-Flyers. Klar, jeder hat ein Smartphone und es gibt diverse Aushänge im Messegelände. Doch bei mitunter zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen auf der Hauptbühne, der “Voyager”-Bühne und den Autogramm- und Fotostunden verliert man schnell mal den Überblick in der persönlichen Con-Planung.
Bei diesen gesalzenen Preisen wäre ein kleines und informatives Programmheft schon angebracht gewesen. Die FedCon ist hier mit ihrem Hochglanz-DIN A5-Programmheft auch schon auf der optischen Ebene deutlich besser aufgestellt. Hinzu kam auch noch, dass das Programm im Laufe der Veranstaltung sogar mehrmals geändert wurde. Der Grund hierfür schien mir aber nicht hohe Flexibilität, sondern vielmehr eine schlechte Planung gewesen zu sein. Besonders die Inhaber der höheren Ticketkategorien waren deswegen “not amused”. Insbesondere dann, wenn man das nicht direkt mitbekommen hatte, lief man Gefahr, dass die kurzfristigen Programmänderungen einem den ohnehin recht engen Terminplan zwischen Bühne, Foto und Autogrammen zunichtemachen konnten.
Die Verkaufsstände
Als ich um kurz nach 14 Uhr die große, noch eher mäßig gefüllte Messehalle 8 betreten hatte, fiel mir als Erstes gleich die “TOS”-Enterprise in ihrer noch neuen Playmobil-Variante unter einer Plexiglashaube ins Auge. Auch wenn sie ebenso wie der neue Bird-of-Prey liebevoll gestaltet und die Außenhüllen und Konturen authentisch aussehen, wäre sie auch bei einem geringeren Preis nicht so mein Fall. Unter einem Raumschiffmodell mit “bespielbaren” Innenschauplätzen stelle ich mir etwas mehr vor als nur die Brücke und den Maschinenraum. Unnötig zu sagen, dass weitere Innenräume den Rahmen sprengen würde, da das Teil schon so den Umfang von einem Arbeitsschreibtisch einnimmt. Immerhin die Soundeffekte sind sehr authentisch.
Den Stand von “Filmweltcenter.com” von Martin Netter mit mehreren großen Tischen habe ich mir dann nur flüchtig angesehen, da die lizensierten Artikel außerhalb meiner individuell gesteckten Preiskategorie lagen. Martin Netter hat bekanntlich auch eine sehr große (private) Sammlung u. a. von “Originalkostümen”. Ich war hier jedoch zum Teil überrascht, wie anders die als Originalfarbe angepriesenen Kostüme in der Realität aussahen. Oder liegt es nur an der Beleuchtung am Filmset?
Allgemein kamen mir die Verkaufsstände in der großen Messehalle etwas verloren vor. Über ein größeres Angebot an Anbietern und ein wenig mehr Vielfalt hätte ich mich gefreut. So konnte ich vor drei Jahren auf der FedCon zwei seltene “Christmas Ornaments” für je 15 € erwerben, für die ich auf Ebay auf Grund von Porto und Zollgebühren wohl das dreifache bezahlt hätte. Allgemein sollte man aber schon von gewissen Sammlerstücken die Preise kennen. Manche Artikel sind auf einer Messe bei kommerziellen Anbietern auch teurer als online. Und so etwas wie einen “Marktplatz von Fans für Fans” nehme ich bei der DSTG nur bedingt wahr, auch wenn man z. B. am Stand vom Verlag “in Farbe und in Bunt” sehr schnell erkennen konnte, dass die Verkäufer dort auch Fans sind und sich demnach auch sehr “Fan-nah” zeigen. An letzterem Stand konnte man sogar mit den Autoren Björn Sülter, Reinhard Prahl, Torsten Walch und Claudia Kern, die diverse Bücher geschrieben und Podcasts aufgenommen haben (planettrek.de), persönlich ins Gespräch kommen.
Marina Sirtis-Panel: Anspruch und Wirklichkeit
Ohne Mikrofon – so viel zur Organisation vor Ort – gehörte ich zu den ersten Fragestellern. Ich fragte Marina Sirtis, ob sie sich inzwischen mit ihrer Rolle der Deanna Troi, die so ganz anders als die Schauspielerin ist, etwas versöhnt hat, und diesen Charakter nun leichter für sich akzeptieren kann. Sie meinte nach wie vor, ihre Gestalt sei das Einzige, was sie mit Deanna gemein habe, also dass sie beide die gleiche Körpergröße hätten. Ich finde am Beispiel von Marina Sirtis kann man sehr eindrucksvoll sehen, wie weit Fiktion von der realen Person abweichen kann. Diese Frau hat im Gegensatz zu ihrer Figur nämlich definitiv “Haare auf den Zähnen”. Kann man mögen, muss man auch nicht…
Wenn wir schon beim Thema “Anspruch und Wirklichkeit” sind: Für mich war es aber total unverständlich, dass Sirtis mit ihren Statements gegen die Raumfahrt und insbesondere gegen Reisen zu anderen Planeten vergleichsweise starken Applaus erhalten hat. Ich denke, mindestens 70 bis 80 Prozent derjenigen, die geklatscht haben, würden gerne selbst einmal in den Weltraum fliegen, um auch andere Planeten zu erforschen. Das wurde nämlich zwei Tage später ersichtlich, als sogar fast alle auf genau diese Frage von Kate Mulgrew die Hand gehoben haben. Auch Sirtis’ Aussage, dass Amerikaner nur zum Mond geflogen sind, um dort ihre Nationalfahne in den Boden zu stemmen, ist für mich inzwischen unverständlich. In den letzten Jahrzehnten war die Raumfahrt doch geradezu ein Symbol für das Gegenteil: Völkerverständigung und internationale Zusammenarbeit. Ob es in den aktuellen Krisen so bleiben kann, ist zwar fraglich. Doch mir waren da die Schuldzuweisungen von Sirtis in Richtung USA zu einseitig. Aber ich muss auch nicht bei jeder Meinung von einem Star Beifall jubeln, nur weil ich ihre Rolle in einer von mir zugegebenermaßen extrem hoch geschätzten Fernsehserie bewundere.
Nach dem ersten richtigen “Star-Talk”-Panel war dann auch prompt die “Luft” raus, als der Moderator Benjamin Stöwe, ZDF-Journalist, Synchronsprecher und Hardcore-Trekkie (YouTube-Serie “1701 live” und Inhaber eines 17,01 qm großen privaten “Star Trek”-Museums), alle Zuschauer, die weder das “Admiral”- noch das “Catpain”-Ticket hatten, vor Beginn der “Opening Ceremony” heraus schicken musste. Ich finde so etwas sollte für alle inkludiert sein. Schade auch, dass die Freitagabendparty, für die ich bezahlt hatte, nicht stattfand und diese auch gar nicht erst beworben wurde. Zudem hatte ich nur durch Zufall erfahren, dass diese aus organisatorischen Gründen nicht stattfinden konnte.
Kurzes Zwischenfazit: Der erste Tag war enttäuschend, aber ich setzte auf das “Prinzip Hoffnung” für die nächsten beiden Tage auf der DSTG. Ob die erfüllt wurden, zeitnah im zweiten Teil unseres Rückblicks.