Ein Roman zum Brettspiel Pandemic, bei uns in der Review.
Inhalt (Klappentext)
Eine unglaubliche neue Romanreihe, die zeigt, was die Menschheit erreichen kann, wenn Experten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass eine globale Pandemie nie wieder ausbrechen kann. Basierend auf dem erfolgreichen Brettspiel Pandemie. Bodhi Patel ist der brandneue leitende Epidemiologe bei der Global Health Agency, dem weltweit führenden Seuchenspezialisten, aber er hat keine Zeit, sich einzuleben: Seine neue Chefin, Helen Taylor, schickt die GHA los, um einen mysteriösen neuen Killervirus einzudämmen, der sich in Brasilien ausbreitet. Vor Ort erfahren sie, dass das Virus in einer Region wütet, die von einem schwer bewaffneten Drogenbaron kontrolliert wird. Damit ist der Wettlauf gegen die Zeit, um ein Heilmittel zu finden, noch viel härter geworden.
Kritik
Wie es der Zufall so will hat unsere Brettspielrunde just mit Pandemic angefangen – weswegen ich auf die Romanversion durchaus gespannt war. Die Brettspielromane bei Cross Cult werden ja in letzter Zeit kontinuierlich erweitert.
Wie bei vielen solchen Stories so fängt auch dieser Roman gut an, verliert aber am Ende einiges an Fahrt. Zunächst werden die Charaktere eingeführt, die mit einem neuen Virenausbruch zu kämpfen haben. Insofern erinnert das Grundprinzip der Geschichte an das Spiel.
Leider wird versäumt, uns die Charaktere derart nahe zu bringen, das man im Laufe der Geschichte mit ihnen mitfiebern kann. Zwar werden immer mal wieder einzelne Infofetzen im Laufe der Handlung eingestreut, im Großen und Ganzen ist das aber egal. So hat ein Teammitglied etwa ein Bein verloren, ein anderes früher gedient, aber vielmehr erfährt man darüber nicht. Es hat für den späteren Verlauf der Geschichte allerdings keinerlei Auswirkungen, da diese Charaktere eigentlich nur Nebenrollen spielen.
Okay, sie erforschen das Virus, wie es auch die beiden Hauptcharaktere tun, aber eigentlich bleiben sie recht blass. Etwas besser geht es da besagten Hauptcharakteren Bodhi und Helen, über deren Hintergründe man schon mehr erfährt. So hat Helen jüngst ihre Tochter verloren, was sie noch nicht verwunden hat und ihre Ehe belastet. Da ahnen findige Leser allerdings schon, das sie dies im Verlauf der Geschichte ganz klischeehaft aufarbeiten wird. Und in gewisser Weise passiert das auch, aber keine Sorge, ihre Ehe wird nicht gerettet und im Grunde bleibt auch diese Auseinandersetzung mit dem Trauma nur oberflächlich.
Dabei ist das Setting ja grundlegend nicht schlecht. Das GHA-Team (Global Health Agency, ein Unterarm der WHO, wie es in solchen Geschichten halt immer ist) sucht den titelgebenden Patient Null, also den ersten Infizierten, um die Infektionskette aufzuschlüsseln. Hierbei müssen sie recherchieren, begegnen Widerständen und Misstrauen und müssen auch weitere Hindernisse überwinden. Diese Arbeit ist zunächst auch interessant zu verfolgen, verliert sich aber am Ende wie erwähnt in den üblichen Klischees.
So liegt die Heilung nämlich zufälligerweise genau im Gebiet eines Drogenbarons. Das gibt zwar einige Spannungen, aber spannend ist die Forschung im Dorf dann eher weniger, wie auch allgemein eher wenig Spannung bei diesem Handlungsstrang aufkommt. Es bleibt halt leider bis zum Ende zu einem Großteil Theorie und Forschungsarbeit, was eben vor allem im letzten Drittel repetitiv und damit langweilig wird. Ein gutes Beispiel ist etwa die beidseitige Jagd des Teams nach der Fledermaus.
Zugegeben, das mag in gewisser Weise realistisch sein, denn Forschungen laufen bestimmt so ab, es reicht aber leider wie erwähnt nicht, die Story bis zum Ende zu tragen. Denn wenn wir genau hinschauen, soviel Spoiler sei an der Stelle gestattet, wird ein Heilmittel gefunden und die Geschichte ist vorbei. Allerdings soll ja ein ganzes Romanuniversum aufgebaut werden und da muss man sich nun echt ranhalten, um die Geschichten nicht repetitiv zu erzählen. Manchmal kann man ein Brettspiel eben nicht 1:1 in eine Geschichte umsetzen.
Und ja, in der Legacy-Variante gibt es durchaus die ein oder andere Überraschungen und auch im Grundspiel gibt es Elemente, die man noch in Romanfassung umsetzen kann. Dann aber bitte nicht mehr ganz so trocken und hoffentlich ein bisschen spannender.