Halbzeit – schon wieder! Wir sehen uns die fünfte Folge der dritten Staffel an und schauen, was so drinsteckt. Aber Achtung, Spoiler!
Letzte Woche konnte sich “Lower Decks” gerade noch so auf eine Vier-Sterne-Wertung retten. Irgendwie schlich sich langsam Routine ein. Aber: Was ist eigentlich mit der Vulkanierin aus “Wej Duq” passiert? Und was hat es mit der Verschwörung um Rutherford auf sich? Nun waren bereits wieder vier Folgen der neuen Staffel vergangen und außer in der ersten Folge mit der Verschwörung um Freeman hatte sich wenig getan. Doch das ist nun in dieser Folge endlich anders! Auch deshalb, weil sie vermutlich von Serienschöpfer Mike McMahan selbst stammt.
Rutherford und die große Verschwörung
Auch “Spiegelbilder” basiert wieder auf zwei separaten Handlungsebenen. Eine davon dreht sich um Rutherfords Vergangenheit, ausgelöst durch eine Fehlfunktion seines Implantats. Der deutsche Titel ist hier allerdings etwas verwirrend und suggeriert schon fast einen Abstecher ins Paralleluniversum, während das englische Original “Reflections” mehr auf die Selbstfindungsreise von Rutherford anspielt.
Und gerade hier zieht man wieder alle Register. Oder anders gesagt: alle Anspielungen, wobei man diesmal eher serienintern zurückgeht. Denn dass die Trill auftaucht, mit der Rutherford schon in Season 1 anbandeln wollte, ist eine durchaus nette Referenz (auch wenn es für die Dame nicht so toll ausgeht). Dafür werden auch “Deep Space Nine”-typische Fragen eingestreut, beispielsweise wie weit die Flecken wirklich nach unten reichen. Bereits damals war das ein Running Gag gewesen.
Sicherlich wird auch das ein oder andere Klischee bedient, etwa dass Tendi den wesens- und verhaltensveränderten Rutherford nicht gleich durchschaut. Das hat man dann aber schnell umgedreht und mit der “Spiegelpersönlichkeit”, die eingreift, gut gelöst. Denn so wird Rutherford eben doch schnell geschnappt, wobei man auch die Captain’s Yacht der California-Klasse sieht. Das dürfte Technik-Fans sicher freuen.
Etwas unglaubwürdig ist allerdings, dass man nur eine Person braucht, um ihn aufzuhalten. Aber darüber kann man an der Stelle gerne hinwegsehen, vor allem auch weil diese Person Shaxs ist.
Das wahre Highlight dieses Handlungsbogens kommt dann aber in Form eines Wettstreits der beiden Ichs, welcher in Rutherfords Unterbewusstsein stattfindet. Hier erhascht man auch erstmals einen Blick auf das, was damals passiert ist und zu Rutherfords Implantat geführt hat. Das macht natürlich Lust auf mehr, keine Frage. Und hoffentlich wird das jetzt nicht in die nächste Staffel geschoben, wobei das Staffelposter schon darauf hindeutet, dass Rutherfords Vergangenheit in der restlichen Staffel ein zentrales Thema sein dürfte.
Davon mal abgesehen, gibt es auch hier wieder Anspielungen auf frühere Serien. So werden im Devron-System (TNG 7×26 “Gestern, heute, morgen”) Rennen veranstaltet, Rutherford baut den Delta-Flyer aus “Voyager” nach und sogar ein Warbird der D’deridex-Klasse (TNG, DS9) taucht auf. Dass das alles in seiner Fantasie passiert, tut dem keinen Abbruch.
Ein besonderes Highlight ist hier die Szene, in der Rutherford während des Rennens seine Freunde beschwört. Hier zeigt sich eben, dass die Freunde im Laufe der drei Staffeln durchaus zusammengewachsen sind. Sehr schön!
Und sogar noch schöner ist, dass das alles dann in einer Trek-typischen Szene mündet. Denn Rutherford 1 will gar nicht, dass Nummer 2 stirbt. Am liebsten würde er sich nämlich mit ihm vereinen. Wer bei der Szene mit den Freunden noch kein Pipi in den Augen hatte, der hat es bei dieser Szene aber wohl definitiv. Denn leider läuft nicht immer alles so glatt, wie es soll. Es gibt nicht immer die einfache Lösung und so ist Rutherford zurück… und muss sich seiner Vergangenheit stellen.
Trouble am Rekrutierungspavillon
Auch die B-Handlung um Mariner und Boimler überzeugt. Die müssen nämlich auf einem Planeten Werbung machen, was hier typischerweise an klassischen Pavillonständen passiert. Man achte hier vor allem auch auf das Kirk & Spock-Konterfei im Hintergrund, die hier ihre “The Animated Series”-Uniformen tragen. Einfach herrlich!
Doch damit nicht genug der Anspielungen, denn hier gibt es von den Borg bis zu den Parasiten aus der ersten “The Next Generation”-Staffel (TNG 1×25 “Die Verschwörung”) wieder nur so einen Hagel an Easter Eggs. Übrigens wird hier von einem Passanten berechtigterweise danach gefragt, warum die Sternenflotte so oft ihre Uniformen wechselt. Einfach herrlich!
Auch die Archäologin Petra macht hier eine gute Figur, als sie mit Mariner aneinandergerät. Ich meine mich zu erinnern, dass es sowas in einer der letzten Staffeln schon einmal gegeben hat. Bleibt nur zu hoffen, dass man von diesem Charakter irgendwann noch einmal etwas hören oder sehen wird und dass Petra nicht auch in der Versenkung verschwindet.
Doch das alles ist eigentlich nur eine Randerscheinung im Vergleich zu dem, was Boimler hier macht. Der erweist sich nämlich zunächst noch als Ruhepol, während Mariner wie gewohnt recht schnell ausflippt. Doch plötzlich dreht sich diese Konstellation dann komplett um und es ist schließlich Boimler, der zum wütenden Berserker mutiert. Ihn mal auf diese aufbrausende Weise zu zeigen, dürfte sicher auch hinter den Kulissen Gefallen gefunden haben.
Vor allem das Ende ist dann wieder richtig mitreißend, denn Commander Ransom lobt Boimler sogar noch für dessen Wutanfall! Auch hier sieht man, dass man seit der ersten Staffel eben schon ein paar Sprünge gemacht hat. Einfach super!