Die dritte Folge von Picard läuft zeitgleich zur neuen Discovery-Folge. Wir sehen uns an, ob die Borg-Königin diesmal mehr drauf hat. Achtung, Spoiler!
Ein Phaser sie zu knechten
Und da starten wir sogleich dort, wo die Folge zuvor geendet hat. Denn Sevens Mann ist mit nur zwei (!) Wachen da, um das Team zu stoppen. Er betont sogar noch, dass Elnor seine Wachen abgeschlachtet hat. Ich weiß ja auch nicht, aber wenn ihr dem größten Schlächter der Menschheit (Picard) gegenüberstündet, würdet ihr dann auch nur zwei Wachen mitnehmen?
Natürlich kann unser Trupp die Feinde überwältigen, wobei sich herausstellt, dass deren Waffen auf Auflösen eingestellt sind. Ein Wunder, dass Elnor dann noch röchelnd da rum liegt… Aber dessen Tod braucht halt eine etwas ausgedehntere Szene. Und dass Raffi Sevens Lover abschießen kann, entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie…
Ihr merkt schon, den Einstieg in die neue Folge fand ich eher mau. Zum Glück wird’s danach aber etwas solider. Klar, man könnte sich jetzt auch noch darüber aufregen, dass die Bösen mal wieder nichts treffen, während jeder Schuss der La Sirena sitzt. Aber das wäre ungefähr so, als würde man sich über die Sturmtruppen bei “Star Wars” aufregen.
Nach dem Zeitsprung geht es in die Vollen und das Schiff legt erstmal eine Bruchlandung in Frankreich hin. Wobei ich mich an der Stelle ja schon frage, ob das nicht spätestens am nächsten Tag bemerkt werden müsste. So eine Schneise im Wald ist ja nicht unauffällig. Ob die Picards seit 400 Jahre ein Schiff aus der Zukunft verstecken und seine Mutter deswegen die neue Königin.. okay, hier spekulieren wir vielleicht etwas zu viel.
Wenn man zurückdenkt, wie spektakulär anno 1994 der Absturz der Enterprise-D im Kino gewesen ist, so kann man auch hier festhalten: Obwohl die Landung der La Sirena durch die Nachtsequenz etwas an Wucht verliert, kann sich auch diese Absturzszene absolut sehen lassen. Die Technik hat sich in der Tat weiterentwickelt.
An dieser Stelle darf dann auch Elnor das Zeitliche segnen. Und ja, ich weiß, er ist bei Fans nicht unumstritten und selbst ich kann mit dem Charakter bisher wenig anfangen. Wenigstens traut man sich hier aber mal, ein Mitglied des Hauptcasts sterben zu lassen, auch wenn wohl kein Zweifel daran besteht, dass er am Ende wieder da sein dürfte.
Charakterentwicklungen
Woher allerdings Raffis tiefe Verbundenheit für Elnor kommt, ist mir ein Rätsel. Ja, man hat es in der ersten Folge gesehen, dass sie ihn unter ihren Fittichen hat. Allein von der ersten Staffel her hätte ich sie aber nicht so eingeschätzt, dass sie das derart aus der Bahn wirft. Okay, andererseits hat sie da auch noch Drogen genommen…
Jedenfalls verweigert Raffi das Gespräch mit Seven, wobei insbesondere sie die Wichtigkeit von Gesprächen inzwischen zu schätzen gelernt hat. Interessanter ist da schon Raffis Vorwurf an Picard, er würde zusammen mit Q um Menschenleben spielen. Zwar verweist Picard auf Q, da dieser aber etwas von Buße erwähnt hat, ist da durchaus ein Fünkchen Wahrheit dran. So wird Picards pathetische Rede auch sogleich abgewürgt. Es sind wirklich andere Zeiten im Vergleich zur Schwesterserie.
Aber nicht nur auf dem Schiff, auch später in Los Angeles des Jahres 2024 (bei dem noch nichts von der Zukunftsversion von DS9 zu sehen ist, auch wenn eine Europa-Mission erwähnt wird), dürfen sich Seven und Raffi wieder einander annähern und zusammenrücken. Der Obdachlosen-Park, in dem sie landen, könnte so übrigens eins-zu-eins aus der heutigen Zeit stammen. Darüber hinaus haben die beiden nicht die gleichen Probleme wie Spock und Kirk in “Star Trek IV” und kommen bei ihrer Suche nach dem ominösen Wächter ganz gut voran – dümmlichen Wachmann inklusive.
Ob man hier endlich das bekommt, was man in der ersten Staffel vermisst hat? Nämlich die Aufbereitung/Entwicklung einer Beziehung zwischen Seven und Raffi? Das Potential ist da und es ist den beiden auch zu wünschen.
Rios landet nach dem Beamvorgang zunächst verletzt auf der Straße. Ich frage mich ja, woher die “Gier” nach Blut in den neuen Serien kommt? Nicht nur in “Discovery” oder letzte Woche in “Picard”, sondern auch hier darf mal wieder eine CGI-Blutlache bewundert werden. Eine triftige Erklärung gibt es dafür allerdings nicht. Das war mir an der Stelle etwas zu viel und vor allem unnötig, da Rios im Krankenhaus später nicht derartige große Verletzungen aufweist.
Was mir hingegen gefällt, das ist die Interaktion mit der Ärztin. Hier stimmt die Chemie der beiden Darsteller einfach und es würde mich nicht überraschen, wenn sich hier eine Liebesbeziehung anbahnt oder die gute samt Sohn am Ende in der Zukunft landet. Andererseits ist sie vielleicht in der nächsten Folge schon wieder vergessen…
Der Rest ist an dieser Stelle dann eher Standardkost. Gewinnerin bei den Charakterkonstellationen ist aber eindeutig Jurati. Nicht nur, dass sie sich in den ersten beiden Folgen zum Comicrelief gemausert hat, so macht sie auch hier mit ihrer Intelligenz eine gute Figur. Das geht schon damit los, dass sie nach dem Zeitsprung wie einst Spock auf die Verschmutzung der Atmosphäre hinweist, und endet mit ihrer Überlistung der Borg-Königin. Hier kommt denn auch die titelgebende Assimilation zum Tragen, denn Jurati schleicht sich in deren Verstand. Da man hier nicht sieht, was vor sich geht, ist man auf die Beschreibungen von Jurati angewiesen. Und auch hier macht Darstellerin Allison Pill eine gute Figur.
Nach der ersten Staffel muss ich zugeben, dass es keine Figur gibt, die ich mehr unterschätzt hätte bzw. aus der man soviel Potential holen konnte. Hoffentlich geht es so weiter.
Der alte Mann und die Königin
Picard selbst ist hier nicht direkt an der Action beteiligt, auch wenn sein Bleiben bei der Königin ob seiner Vergangenheit durchaus Sinn macht.
Aber auch Annie Wersching macht als Königin eine gute Figur und wirkt recht bedrohlich – vor allem in den Szenen, in denen sie auf dem Boden herumkriecht oder eben mit Picard verhandelt. Zwar waren die alten Königinnen immer noch einen Ticken unheimlicher, man merkt aber, dass die Schauspielerin auf einem guten Weg ist.
Wie oben bereits erwähnt, ist auch die Interaktion mit Jurati einen Daumen hoch wert. Die Königin will verhandeln, aber Agnes hat sich schon alles besorgt, was sie braucht. Hoffentlich kann sich die Königin bald den gewünschten Körper bauen, um eine neue Dynamik in die Serie zu bringen. Es wäre durchaus schade, wenn sie die ganze Zeit nur so rumhängt.
Der Rest der Folge plätschert allerdings etwas vor sich hin und bietet keine sonderlich großen Highlights, sodass man ein klein wenig den Eindruck einer Füllerfolge hat. Trotzdem bleibt das Setting spannend und auch die Frage, wer der Wächter sein könnte, ist ein schönes Mysterium.
Für Soji dürfte es jetzt allerdings keinen Platz mehr geben, nachdem man nun in der Vergangenheit ist und sie bisher nicht wieder da war. Sie taucht übrigens auch nicht mehr bei den Stars der Serie in den Credits auf. Irgendwie schade.
Dass nichts auf die Zukunftsvision von DS9 hinweist, stimmt nicht so ganz. In einer Szene, wo Raffi und Seven durch die Straßen laufen, sieht man kurz ein Schild, auf dem die Schutzzone erwähnt wird. Ein kleiner Hinweis, aber immerhin
Danke für die Rezension. Ist mir in Teilen zu „schnoddrig“ und ist zu sehr auf Nitty-Kritty Level. Mir hat die Folge gut gefallen. Nach zwei temporeichen Folgen mal eine Ruhigere, in der die Figuren Raum bekommen. Ganz so, wie man es gerade bei TNG gewohnt war. Anfangs eher actionreich, hat mir gefallen. Der „Ehemann“ von Seven hatte sicherlich aus Zeitgründen nur wenig Begleitung, musste ja schnell gehen. Den Tod von Elnor, auch wenn er wiederkommt (?), fand ich überflüssig. Die Autoren von PIC haben eine zu große Affinität zu brutalen Szenen und Tod. Gute Action braucht das nicht! „Wenigstens traut… Weiterlesen »