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StartNews & StoriesCast & CrewMeinung: Kirk × 2 = ?

Meinung: Kirk × 2 = ?

Mit Paul Wesley wird nach William Shatner und Chris Pine nun schon der dritte Schauspieler in die Rolle des Captain James T. Kirk schlüpfen. Doch ist es klug, aktuell zwei verschiedene Kirks auf die Bildschirme zu bringen? Ein Kommentar.

Gestern am späten Abend kam die Meldung, dass Paul Wesley (39) für die zweite Staffel von “Star Trek: Strange New Worlds” gecastet wurde – und zwar für keine geringere Rolle als die des James T. Kirk. Hierbei handelt es sich selbstredend um keine Alltagsmeldung, schließlich war William Shatner als Captain Kirk stilprägend für “Star Trek” und sein Alter Ego ist auch nach mehr als 50 Jahren immer noch fester Bestandteil der Populärkultur. Man wird wohl kaum jemanden finden, der mit dem Namen Captain Kirk so überhaupt nichts anzufangen weiß.

Die offizielle Meldung erfolgte möglicherweise nicht ganz freiwillig, denn schon am gestrigen Vormittag kursierten Bilder von den aktuellen Drehaufnahmen zu “Strange New Worlds” in Kanada, die Privatpersonen aufgenommen und ins Netz gestellt hatten.

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William Shatner als Captain James T. Kirk in “Star Trek: The Original Series” (Bild: © Paramount)

Kirk der Dritte

Die Bürde für Wesley, als nunmehr dritter Kirk-Mime in die Fußstapfen von William Shatner (91) zu treten, ist folglich schwer. Vor gut 14 Jahren stand ein gewisser Chris Pine (41) vor derselben Herausforderung. Pine war damals noch ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt – allen voran im Science-Fiction/Action-Genre. Schließlich war er zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich für seine Mitwirkung in romantischen Komödien wie “Plötzlich Prinzessin 2” (2004), “Zum Glück geküsst” (2006) und “Blind Dating” (2006) bekannt. Heute wissen wir, dass Pine, der mittlerweile eine feste Größe in Hollywood ist, der Rolle absolut gerecht werden konnte. Unabhängig davon, was man von Kelvin-Kirk (Stichwort: vom Kadetten zum Captain) oder den Reboot-Filmen inhaltlich auch halten mag: Pine strahlt zweifellos eine natürliche Autorität aus, die der von Shatner in nichts nachsteht.

Ob Paul Wesley das schauspielerische Handwerkszeug besitzt, um diese legendäre Rolle glaubwürdig zu verkörpern, wird man vermutlich irgendwann im Jahr 2023 begutachten dürfen. Und genau darin sehe ich leider ein großes Problem. Das Timing ist irgendwie ungünstig.

Kirk, Spock und Uhura im Doppelpack

Zu Weihnachten 2023 soll nämlich auch der nächste Kinofilm erscheinen – mit dem Cast um Chris Pine, Zachary Quinto (Spock) und Zoë Saldaña (Uhura). Direkte Vergleiche mit dem mittlerweile etablierten Chris Pine sind also vorprogrammiert und setzen Wesley somit gehörig unter Druck. Pine hatte damals das Glück, dass William Shatner 2009 bereits seit 15 Jahren im Kirk-Ruhestand war. Natürlich musste auch er sich dem strengen Auge der langjährigen Trekkies stellen, doch er war zugleich auch der Kirk einer völlig neuen Generation. Die Ausgangslage für Wesley ist indes deutlich schwieriger, denn er muss sich nicht nur mit Pine, sondern auch mit Anson Mount (Captain Pike), dem eigentlichen Captain der Enterprise in “Strange New Worlds”, messen.

Ich muss gestehen, dass ich das Agieren von Paramount hier nicht wirklich nachvollziehen kann. Während man in den 90ern ziemlich klare Strukturen im “Star Trek”-Film- und Serien-Universum hatte, zeichnet sich “NuTrek” meiner Ansicht nach durch ein fragwürdiges, da für das Mainstream-Publikum mittlerweile kaum mehr zu überblickendes Wirrwarr an unterschiedlichen Zeitlinien, Epochen und nun sogar Figuren-Dopplungen aus.

Lange Zeit wurde darüber beraten, wie es mit der Kinofilm-Reihe weitergehen soll. Dem Vernehmen nach sollen Umfragen ergeben haben, dass die Zuschauerschaft immer noch an der Kelvin-Crew interessiert ist und sich eine Fortsetzung der Reboot-Reihe wünscht. Angesichts von sieben Jahren Kino-Abstinenz und der Tatsache, dass scheinbar noch überhaupt nicht sicher ist, ob auch alle Cast-Mitglieder überhaupt verfügbar sind, halte ich den Ansatz, das Kelvin-Reboot fortzusetzen, für problematisch und irgendwie auch für leicht fahrlässig.

Marketing-Coup oder doch ein Eigentor?

Nun bin ich gewiss kein Marketingexperte und will mir dementsprechend auch kein abschließendes Urteil anmaßen. Aber auch als Laie darf man hier sicherlich die kritische Frage stellen, inwiefern es dem Marketing von “Star Trek” dienlich sein soll, wenn man sich auf diese Weise (unnötig) Konkurrenz im eigenen Hause schafft. Wie möchte man Figuren wie Kirk oder Spock effektiv vermarkten, wenn diese zeitgleich von zwei unterschiedlichen Schauspielern verkörpert werden?

Zur Illustration der vermuteten Problematik: Man stelle sich vor, Patrick Stewart hätte in den späten 1990er-Jahren Jean-Luc Picard im Kino verkörpert und gleichzeitig hätte ein anderer, nahezu gleichaltriger Schauspieler Picard im Fernsehen dargestellt – auf derselben Enterprise-D, die aber anders aussieht. Hätte das die Zuschauer irritiert? Ich denke, die Antwort lautet hier “ja”. Und wie hätte sich das auf das Merchandising ausgewirkt? Poster, T-Shirts, Actionfiguren: eine Figur, zwei unterschiedliche Gesichter. Kann das funktionieren?

Nun hat man also zeitgleich zwei Enterprises NCC-1701(-A), zwei Kirks, zwei Spocks und zwei Uhuras. Das ist für Nicht-Trek-Experten sicherlich sehr verwirrend. Hätte ich bei Paramount etwas zu sagen, dann hätte ich die Reboot-Reihe nach drei Filmen für beendet erklärt und stattdessen Anson Mount und dessen Pike-Enterprise ins Kino abkommandiert. Auch hier hätte man legendäre Figuren wie Kirk, McCoy oder Scotty einbauen können. Die Kulissen sind bereits gebaut und die Schauspieler stehen schon unter Vertrag. Zudem wird die Vernetzung von Streaming-TV und Kino ohnehin immer wichtiger. Aus finanzieller, logistischer und wohl auch aus marketingtechnischer Sicht wäre dies in meinen Augen eine kluge Wahl gewesen.

Jetzt wieder Pine, Quinto und Co. aus der Mottenkiste zu holen, erscheint mir dagegen eher kontraproduktiv zu sein. Und das hat absolut nichts mit deren schauspielerischen Leistungen zu tun, die ich stets gut fand. Nur muss man einfach festhalten: Es ist mittlerweile eine neue Darsteller-Generation da und Dopplungen erscheinen mir eher keine sinnvolle Strategie zu sein.

Nun ja, wir werden sehen, ob dieses Vorgehen von Paramount Früchte trägt oder sich stattdessen als Fehler erweist. Bisher hat sich Paramount in Sachen Vermarktung und PR aber alles andere als clever angestellt. Die Farce mit Netflix (“Discovery”) war hier sicher der Tiefpunkt. Einzig bei “Picard” scheint das Marketing recht gut zu funktionieren.

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Bild: startrek.com
Matthias Suzan
Matthias Suzan
Matthias' Leidenschaft für "Star Trek" wurde 1994 mit knapp zehn Jahren durch "The Next Generation" geweckt. TNG und DS9 sind bis heute seine Lieblingsserien. Es sind vor allem die politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Themen des Trek-Universums, die ihn faszinieren. Aber auch die vielen, tollen Raumschiffe haben es dem passionierten Modellbauer angetan. Matthias ist seit 2017 Teil der TZN-Redaktion.

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Nu-Trek ist nur mehr auf das ökonomische Verwerten der Marke Star Trek aus. Krik, Spock und Co sind halt bekannte Figuren. Was aber die Konsequenz aus dieser Charakter-Verwurstung sen wird, ist Beliebigkeit und Austauschbarkeit.

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