Auch die zweite Folge der neuen “Picard”-Staffel punktet wieder. Wie genau, das sehen wir uns in der Spoiler-Review an.
Fast schon etwas schade ist es, dass das Finale von “Discovery” irgendwie im Fahrwasser der neuen “Picard”-Staffel untergeht. Während diese über alle Maßen gelobt wird, hört man von “Discovery” eher nichts mehr. Zumindest fühlt es sich so an.
Doch auch wenn die vierte “Discovery”-Staffel ihre Macken hat, so hat sie durchaus auch ihre Stärken. Doch genug von der Schwesterserie, immerhin soll es hier um “Picard” gehen. Und da hat auch die zweite Folge wieder durchaus die erwähnten Stärken.
Q is back
Das geht sofort mit Q los, der den Einstieg in die Folge dominiert. Okay, es folgt das obligatorische Namedropping (aka. Fanservice), wenn Q die Schädel diverser hochrangiger Persönlichkeiten abklappert: Dukat, Martok und Sarek. Es ist an dieser Stelle aber auch eine schöne Verbeugung vor dem Trek-Kanon.
Überhaupt gefällt das Gezeter zwischen Picard und Q, denn es weckt nicht nur an mehreren Stellen Erinnerungen an alte TNG-Zeiten. Dass Q Picard letztlich ohrfeigt – inklusive blutiger Nase – fand ich allerdings etwas zu viel des Guten. Andererseits wird damit angedeutet, dass auch bei Q irgendwas nicht zu stimmen scheint. Ob er vielleicht auch im Sterben liegt?
Zumindest wird Picards Androidenkörper nochmal angesprochen und wir sehen erneut die “Star Trek”-Version eines planetaren Schildes. Das war schon in der letzten Staffel der Fall.
Doch Picard ist natürlich nicht allein in dieser veränderten Realität. Seven, Rios, Jurati, Raffi und Elnor sind mit dabei (wo ist eigentlich Soji abgeblieben?). Und ja, an dieser Stelle könnte man sich durchaus fragen, warum gerade Picard der oberste Vollstrecker ist. Oder warum Q gerade diese Gefährten mit in die neue Realität holt, statt etwa andere aus TNG-Tagen? Die Antwort ist natürlich, weil es der Cast der Serie ist. Aber genauso gut könnte man sich bei den anderen Trek-Serien fragen, warum diese Crews immer die interessanten Handlungen bekommen.
Der Einstieg ist jedenfalls gelungen, auch wenn manche Sachen ob des Trailers etwas überflüssig wirken. So wurde Sevens Gesicht die ersten Sekunden so gefilmt, dass man ihre Gesichtshälfte mit den Implantaten nicht sehen kann. Das wurde aber schon in den Trailern verraten und führt das Ganze etwas ad absurdum.
Wohin die Reise indes geht, ist an der Stelle natürlich noch nicht vorherzusagen.
Lass den Bösewicht raus
Wie schon bei den “Discovery”-Folgen zum Spiegeluniversum so ist es auch hier durchaus mal interessant, die altbekannten Recken in neuen Rollen zu sehen, bei denen sie so richtig „die Sau“ rauslassen können. Okay, Letzteres machen die Helden natürlich nicht, obwohl es sicher interessant gewesen wäre, eine Situation zu zeigen, in der sie, um zu überleben, nicht anders handeln können als ihre bösen Alter Egos.
In solchen Konstellationen kann man natürlich auch nur wenig auf Charakterentwicklung setzen. Trotzdem ist es eine Freude, unseren Helden in der veränderten Realität zuzusehen. Seven ist die Präsidentin (und verheiratet), Raffi anscheinend wie Picard Offizierin, Elnor gehört einer unterdrückten Minderheit an und Jurati… nun, sie ist die verschrobene Wissenschaftlerin inklusive programmierter Katze Spot (wuhu!). Die darf übrigens gern öfter auftauchen.
Als Comic Relief hat sich Jurati bereits letzte Folge gut gemacht und auch in dieser Folge sticht sie damit hervor und sorgt für die Auflockerungen, wenn sie etwa lustig um Seven herum redet. Das passt besser zum Charakter als die gesamte erste Staffel. Überhaupt ist auch hier wieder auffällig, dass der der Serie verpasste „Neustart“ nicht nur dringend nötig war, sondern dem Ensemble auch gut tut.
Rios spielt zwar in dieser Folge eher eine Nebenrolle, aber im Grunde darf jeder Charakter hier einmal glänzen. Raffi beschützt Elnor, wie sie es in der ersten Folge versprochen hatte. Und auch Picard will natürlich er selbst sein, obwohl schon Q so richtig sagt: “Das schaffen Sie ja eh nicht!”
Die neue Realität erinnert dabei sicher nicht von ungefähr an das böse Spiegeluniversum. Doch eigentlich befinden wir uns in einer alternativen Zeitlinie, wie uns durch eine alte Bekannte offenbar gemacht wird.
Borg-Königin im neuen, alten Gewand
Denn in dieser Realität sind die Borg besiegt und die (letzte?) Borg-Königin soll ausgelöscht werden. Das ist eine traditionelle Queen und nicht die aus der letzten Folge, wie Seven klarstellt. Diesmal wird sie von Annie Wersching gespielt (und jepp, mir ist auch der tiefere Ausschnitt aufgefallen, da bin ich ganz bei meinem Kollegen).
Die macht ihre Sache eigentlich ganz gut und auch das neue Make-Up fügt sich gut ein. Bedrohlicher waren die alten Versionen aber irgendwie schon. Jedenfalls stellt sich schnell heraus, dass man mit ihr zusammenarbeiten muss, um weiter zu kommen, was eine neue Konstellation darstellt. Es wird immerhin auch kurz angesprochen, dass man die alte Realität, in der die Borg den Delta-Quadranten erobert haben, wiederherstellen will. Hoffentlich wird das Thema in künftigen Folgen noch ausgebaut, denn hier sehe ich ein moralisches Dilemma am Horizont. Und eigentlich wäre die Königin nicht die Königin, wenn sie nicht eigene Pläne in der Hinterhand hätte.
Es bleibt also spannend an dieser Stelle und der Folge gelingt es, das Mysterium der letzten Folge hochzuhalten. Ob die Borg deswegen Frieden wollen, weil Picard ihnen hier, respektive in der Vergangenheit hilft? Wir werden es sehen.
Schön auch, dass der Schleudereffekt erwähnt wird und man wie weiland in “Star Trek IV” durch die Zeit reisen will. Eben dafür braucht man die Königin und das heißt: Man muss irgendwie fliehen. Bei der Exekutionszeremonie sieht man daher auch die jubelnden Massen, die man aber nicht lange hinhalten kann.
Ganz so dumm wie in anderen Serien sind die Sicherheitskräfte hier aber noch nicht, denn man kann der Truppe hinterherbeamen. Und auch wenn man schon weiß, dass die Reise in die Vergangenheit führt und unsere Helden da irgendwie rauskommen, darf man auf das Wie gespannt sein.
Hat der Captain der Stargazer sich in der Folge eigentlich Gedanken um seine Crew gemacht? Wo ist der Rest ? Und warum interessiert es so gut wie keinen ?
Ich bin echt hin und her gerissen, was ich von dieser Folge halten soll. Umgesetzt vom gewählten Thema her ist die Folge weit oben angesiedelt. Aber: Wenn ich mir eine katastrophale Zukunft anschauen möchte, dann gucke ich die tausend andere SF-Serien und Filme an, welche immer, aber wirklich immer, eine Menschheit zeigt, die nichts dazugelernt hat. Star Trek ist und war für mich immer die Welt, die zeigt, zu welchen positiven Taten wir fähig wären, wenn wir an uns arbeiten und uns ständig verbessern. Leider sind die heutigen Autoren nicht in der Lage wie die früheren Autoren bei TNG, diese… Weiterlesen »
Bei allen Mirror/ Spiegel oder sonstigen Realitäten der Star Trek Serien wurde eine faschistische oder totalitäre gezeigt.
Diese hier ist allerdings fiktiv, da sie ja durch einen Eingriff in die Zeitlinie geschaffen wurde. Der reelle Zukunft in dieser Serie ist doch positiv, P-Stew wird es mit Seiner Crew sicherlich schaffen, diese wieder herzustellen.
Insofern verstehe ich dein Argument nicht.
Für mich ist Star Trek die positive Zukunft, die zeigt, wie die gesamte Menschheit sich verbessert hat. Es kommt nicht auf eine Person an, sondern alle sind “besser” geworden. Natürlich gibt es “Leuchttürme” wie es Picard zu den TNG-Zeiten war, aber im Grunde hat jeder Mensch seinen Beitrag dazu beigetragen. Jetzt aber sind Menschen im 25. Jahrhundert nicht mehr viel besser als wir im Jahr 2022. Es ist keine Verbesserung und keine Weiterentwicklung mehr zu sehen. Das ist, was ich sehr schade finde. Und ja, der Eingriff von Q, aber vielleicht hat Picard das alles ausgelöst und Q gibt die… Weiterlesen »
Die Zukunft, wie sie in der ersten Folge gezeigt wurde ist für mich sehr positiv. Androiden haben ihre Rechte, es gibt eine funktionierende Sternenflotte, Romulaner sind in der Sternenflotte. Die menschlichen Schwächen, soweit vorhanden, der Hauptfiguren wurden scheinbar überwunden.
Die Realität der zweiten ist eine durch einen Eingriff in der Vergangenheit geänderte. Dadurch wurde eine faschistische, menschenverachtende Gesellschaft erzeugt. Dies muss natürlich korrigiert werden, wie bei allen SF mit diesem Inhalt.
Für mich ist das alles okay!
Puh… nach der starken ersten Folge für mich eine kleine Enttäuschung.. Der sogenannte Tag Auslöschung wirkte für mich eher wie ne Szene aus einem Videoclip der 80 Jahre. Da kann der schlimmste Feind der Menschheit von einem bewegungslosen alten Greis befreit werden? Das scheint mir das unfähigste totalitäre Regime aller Zeiten zu sein.. danach war es aber ein einfaches das Schiff zu entern. Wozu es diesen Cliffhanger braucht wo doch eh jeder weiß wo es hingeht frag ich mich seit ich die Ende der Folge gesehen habe.. Für mich war das tatsächlich eine eher schwache Folge, die hat mich zu… Weiterlesen »
Da gehe ich mit. Mehr Q wäre super gewesen. Es wirkt für mich so, als wäre Q echt sauer, aber auch bitter enttäuscht von Picard. Vielleicht hätte Picard seiner Art treu bleiben sollen und sich auf die Borg-Königin einlassen sollen? Irgendwie habe ich die Vermutung: Die eine Szene in der ersten Folge, bei der die Mutter von Picard in seinen Träumen/Gedanken wie von jemanden über den Boden gezogen verschwindet, sieht ähnlich aus, wie als Data damals in den Maschinenraum der Enterprise E gezogen wurde. Könnte das ein Hinweis sein, dass Picard die Assimilierung seiner eigenen Mutter in der Vergangenheit “erlaubt”… Weiterlesen »
Grundsätzlich gute und solide Folge. Das Grundkonzeption ist natürlich schon etwas ausgelutscht. Alle erwachen in einer dystopischen Paralllelwelt/Zeitlinie hatten wir im Grunde in jeder Star Trek Serie mindestens einmal. Es wird auf die Auflösung ankommen. So leidet die Folge auch an den üblichen Inkonsistenzen eines solchen Konzepts. Aber gut, das soll nicht so ins Gewicht fallen. Bei einzelnen Szenen übertreiben sie es wieder mit Der Gewaltanwendung. Warum muss Elnor beispielsweise Kehlen aufschlitzen? Außer Gefecht setzen reicht und da er nun Offizier ist sollte man meinen er wäre auf nicht tödliche Gewaltanwendung trainiert. Das sind leider immer noch kleine Momente, wo… Weiterlesen »
Seh ich genauso. Ich hoffe, dass uns weitere unnötig brutalen Szenen erspart bleiben. Elnor hat sich in dieser Folge auch zu schnell wieder in den der ersten Staffel “verwandelt”. Als Kadett der Flotte sollte er erwachsener wirken und sein “Choose to live” ablegen.
Ich gehe mit euch hier ziemlich Dakor… Geile Folge… Allerdings blicke ich bei den Borg-Königinnen nicht mehr durch.. Gibt es nur eine ? Oder mehrere ? Ich dachte immer es gibt nur eine… Ansonsten war die Folge echt gut… Die Chars funzen endlich, und trotz Düsternis, war diese Folge überhaupt nicht so Düster wie Staffel 1… Q kam Super rüber und irgendwas stimmt nicht mit ihm, weshalb er zwar seinen Charme kurz aufblitzen lässt, aber auch agressiver Rüber kommt.. Er wäre die Narbe in Picards Wunde ? Er hat Picard geschlagen, kann ich so annehmen… Was nur mit Q los… Weiterlesen »
Hat nicht mal Die Borg-Königin zu jemanden (Picard? Data?) gesagt, er würde Eindimensional denken?
Zu Q: Vielleicht ist das in etwa der Q, wenn die Menschheit wirklich so geworden wäre und die vielen Dialoge und Schikanen mit Picard nicht stattgefunden hätten?
Zu Q: interesante Antwort 🙂
Na ja, ob ein tief ausgeschnittenes Dekolleté auf Sex hindeutet… vielleicht nur “Zukunftsmode”.
Die Frage mit der Borg Königin ist interessant. In der “normalen” Zeitlinie wurde zweimal eine Borg Königin getötet. Bei First Contact und in der letzten Folge von VOY. Deshalb rate ich mal, das es mehrere gibt, ähnlich wie bei Bienen oder den Wraiths in Stargate.
Welche Borg Königin das in dieser Folge ist, bleibt unklar, da die Änderung der Zeit vor den Todeszeitpunkten der anderen Königinnen lag.
danke dir fur deine Antwort 🙂
Mit der Rezension einverstanden. Ich finde sehr gut, dass alle Rollen ihren “Raum” bekommen und sich nicht alles um JL dreht. Das gibt den Figuren Hintergrund und Charaktertiefe. Einzig Elnor ist noch etwas “schwach” und wird, für einen Kadetten, etwas naiv dargestellt.
Insgesamt ein überzeugender (Star Trek) Einstieg, zu der ersten guten, ruhig erzählten Staffel, die eher Charakter- als Actionbezogen war, eine gelungener Wechsel!