In diesem Special wollen wir uns die Spin-Off-Serien von Doctor Who einmal im Detail anschauen. Dieser Artikel ist Teil der Thementage zu Doctor Who vom 15.-22.April
Die Idee einer Spin-Off-Serie zu Doctor Who kam erstmals in den 80er-Jahren auf, als Doctor Who selbst noch auf der Höhe und beliebter denn je war.
K-9 and Company – A Girl’s best Friend (1981)
1981 nahmen der Roboterhund K-9 und Sarah Jane Smith (gespielt von Elizabeth Sladen) ihren Abschied aus der Doctor Who-Serie als Companion. Was lag aber näher, als mit zwei der beliebtesten Begleiter des Doktors eine eigene Spin-Off-Serie zu machen. sie hätte Sarah Janes und K-9’s Abenteuer auf der Erde nach der Trennung von unserem Time Lord behandelt.
Einen Pilotfilm gab es zwar noch, dann war aber auch schon Schluss. Dies lag nicht unbedingt an den Quoten oder am mangelnden Interesse sondern daran, das eine neuer Programmchef bei der BBC das Ruder übernahm. Dieser war kein Fan und so verschwanden sämtliche Ideen zu Sarah Jane und K-9 wieder in der Schublade.
Eigentlich könnte es damit bei diesem Kuriosum bleiben und Sarah Jane nichts weiter als eine Fußnote sein, aber die Geschichte ist manchmal ironisch und wie wir noch sehen werden wird uns auch dies noch einholen.
Torchwood (2006)
Nach dem Erfolg von New Who wurden schnell Pläne für ein Spin-Off laut. Russell T. Davies war schon lange selbst Feuer und Flamme dafür und während die Pläne voranschritten, legte man in der zweiten Staffel von New Who den Grundstein und baute in die Handlung das Tochwood-Institut ein. Die waren anfangs noch recht böse und wollten alle Aliens einfach nur abknallen, als die Serie dann produziert wurde, änderte sich das.
Als Hauptprotagonist wurde der aus der ersten Staffel von New Who bekannte Captain Jack Harkness auserkoren, der sich, nicht zuletzt dank der genialen Darstellung durch John Barrowman, bei den Fans hoher Beliebtheit erfreute. Dunkler und Erwachsener sollte die Serie sein und auch vor Themen wie Sex nicht zurückschrecken.
Tatsächlich sorgte der freizügige Umgang von Captain Jack mit diesem Thema (Stichwort: Pansexualität) für die nötige Prise in dieser Richtung, doch auch sonst wurde etwas mehr nackte Haut gezeigt (wenn auch nie im Umfang eines “Game of Thrones”). Doch auch der Gewaltgrad war sehr hoch und nicht nur das, in gewisser Weise war Toröchwood ein Vorläufer von “Game of Thrones”. Gleich in der ersten Folge geht einer der Hauptcharaktere hopps und es sollten bis zum Ende der dritten Staffel noch eine Menge anderer folgen. Auch hier war also kein Charakter vor dem Tod sicher – bis auf den titelgebenden Jack Harkness, der ja nicht sterben konnte.
Davies’ Rückzug aus dem Doctor Who-Franchise ab 2009 wegen der Erkrankung seines Lebensgefährten, läutete auch das Ende von Torchwood ein. Die dritte Staffel, die 2009 ausgestrahlt wurde, hatte nur noch fünf Episoden, die es aber faustdick in sich hatten, denn Davies lieferte hier noch einmal ein Feuerwerk ab, das es in sich hatte und nicht nur die Zuschauer in England sondern auch in Deutschland mehr als geschockt vor der Mattscheibe zurückließ.
Achtung, Spoiler! Wenn du Torchwood noch nicht kennst und die Serie genießen willst, lese den folgenden Absatz nicht!
Um die Welt zu retten, tötet Captain Jack seinen 10-jährigen Enkelsohn. Kein Wunder, das die Fans nach diesem Schockmoment nach mehr gierten.
Als die Mutterserie Doctor Who mit Matt Smiths Doctor 2011 mehr und mehr über den großen Teich geschwappt war, wollte man die Amerikaner ins Boot holen (deswegen besuchte der Doctor in Staffel 6 und später auch sehr oft die USA). Auch Torchwood sollte von dieser Kooperation profitieren und eine vierte Staffel wurde in Kooperation mit starz produziert, besetzt mit vielen amerikanischen Schauspielern. Vom ursprünglichen Torchwood-Cast waren inzwischen nur noch Jack und Gwen übrig. Selbst die Prämisse der vierten Staffel war interessant, denn nun konnten die Menschen nicht mehr sterben, während Jack als einziger Unsterblicher plötzlich sterblich war.
Selbst Russell T. Davies war nochmal für zwei Folgen mit an Bord. Am Ende erschuf man sogar einen amerikanischen Klon von Jack, um ein etwaiges US-Torchwood in die Wege leiten zu können. Geholfen hat es leider nicht, das “US-Tochwood” zündete nicht wie erwartet. Seit 2011 liegt die Serie daher auf Eis.
The Sarah Jane Adventures (2007)
Und an dieser Stelle holt uns die Ironie ein, denn Sarah Jane aka. Elizabeth Sladen bekam 2007 doch noch ihre eigene Serie. Vorausgegangen war ein Gastauftritt in “School Runion” (2×03), bei dem Sarah wieder mit dem Doctor vereint wurde. Im Gegensatz zu Torchwood sollten die “Sarah Jane Adventures” auf Kinder ausgelegt sein und die Serie schlug leisere Töne ein. Trotzdem waren noch immer genug Querverweise zum Doctor Who-Universum vorhanden.
Die Serie brachte eine Reihe Kinderdarsteller in ihre Riege, welche Sarah Jane bei ihrem Kampf gegen Aliens halfen. Dabei standen ihr außerdem ihr Supercomputer Mister Smith (eine außerirdische KI) und K-9 zur Verfügung, der aber zumeist nur in Sarah Janes Kamin verblieb, da dort ein miniaturisiertes schwarzes Loch war, das er eindämmen musste. Aber zu K-9 kommen wir gleich noch.
Neben bekannten Who-Aliens traten mitunter auch alte Bekannte aus Doctor Who auf, wie etwa Nicholas Courtney als Lethbridge-Stewart. Und auch Doctor 10 (Tennant) und auch Doctor 11 (Smith) sollten in einigen Folgen mal vorbeischauen. Die Serie ignorierte dabei “K-9 and Company” NICHT, sondern erzählte Sarahs Abenteuer quasi von dort im Anschluss weiter.
Die Folgen gingen dabei etwa 25 Minuten, wobei ein Handlungsbogen immer auf zwei Teile aufgeteilt wurde. Auch dieses Spin-Off stammt von Russell T. Davies, dem damaligen Doctor Who-Mastermind. Für eine Kinderserie recht erfolgreich, wäre die Serie möglicherweise noch weitergegangen, der Tod von Elizabeth Sladen beendete sie jedoch 2011 in der 5.Staffel, die deswegen auch nur noch halb so lang war wie die vorherigen.
K-9 (2009)
Die Spin-Off-Serie K-9 ist eine Art Sonderfall. Zum einen wurde sie von einem australischen Fernsehsender produziert, zum anderen stand nicht die BBC hinter der Serie sondern Bob Baker, der Erfinder von K-9. Wie schon vorher erwähnt, war BBC im letzten Jahrhundert etwas, nennen wir es sorglos, was die Rechte anging und so verblieben viele an einzelnen Charakteren bei den jeweiligen Autoren. Auch K-9 ereilte dieses Schicksal. Sicherlich angespornt durch den Erfolg von Doctor Who war Baker eben auf die australischen Interessenten zur Produktion der Serie zugegangen.
Eigene Weiterentwicklungen des Charakters bzw. das grundlegende Design lagen rechtetechnisch bei der BBC, weswegen K-9 auch Gastauftritte in “Sarah Jane Adventures” haben konnte, wenn auch nur eingeschränkt. Umgekehrt durfte Bob Baker zwar den Namen K-9 benutzen, nicht aber das BBC-Design. Deswegen griff man zu einem Trick: In der ersten Folge der Serie “regenerierte” K-9 in eine neue Form. Kurz sah man das alte Design aufblitzen, dann war K-9 auch schon in neuer Form da. Ähnlichkeiten waren natürlich vorhanden, allein um den Wiedererkennungswert zu bewahren, aber ansonsten war alles neu.
Auch konnte man natürlich nicht die Time Lords oder den Doctor erwähnen, weswegen K-9, wenn es um sein altes “Herrchen” ging, zum einen ein paar Gedächtnislücken hatte (durch die Regeneration), zum anderen immer nur von seinem alten Meister sprach (was er in Doctor Who aber meist auch so getan hatte).
Die Serie selbst war eher eine Randerscheinung und obwohl man die Handlung nach 2050 verlegte (und die Umgebungen im Großen und Ganzen noch wie heute aussahen) und jede Folge kindgerecht mit ca. 25 Minuten aufbereitet war, blieb der große Erfolg aus. Großspurig verkündete man zwar nach den 26 Teilen der ersten Staffel, man werde eine zweite produzieren, dazu kam es jedoch nie. 2015 versuchte man, die Serie in Comic- und Romanform fortzusetzen, scheiterte aber auch damit.
Class (2016)
Nachdem die Spin-Offs fünf Jahre lang brach lagen, wollte man es 2016 noch einmal wissen und produzierte eine Staffel von “Class”. Diese Serie sollte wieder Erwachsene Themen behandeln, wenn auch nicht so verschärft wie Torchwood. Im Hintergrund stand ein Teenie-Drama in der Coal Hill School, die Schule, die bereits in der ersten Doctor Who-Folge zu sehen war.
Einige interessante (und düstere) Ansätze waren vorhanden und auch sexuelle Themen hielten wieder Einzug, nicht zuletzt dank des Homosexuellen Helden. In der ersten Folge durfte sogar der Doctor vorbei schauen und den neuen Helden den Startschuss geben – ein altbekannter Kniff bei Spin-Offs.
Leider erwies sich die Serie als nicht so erfolgreich wie erhofft und wurde nach einer Staffel mit Acht Episoden bereits wieder abgesetzt. Dabei endete sie mit einem Cliffhanger, denn die Weeping Angels waren auf der Erde, erwiesen sich als brillante Taktiker und durften erstmals auch reden. Leider werden die Fans so wohl nie erfahren, wie die Verschwörung zuende geht – andererseits hat der Doctor ja immer noch eine TARDIS.
Man sieht also, die Doctor Who Spin-Offs taten sich schwer. Entweder waren sie nicht erfolgreich genug für eine Fortführung (K-9, Class) oder tragische Umstände verhinderten eine Fortführung (Torchwood, Sarah Jane Adventures). Ob das Ende der Fahnenstange schon erreicht ist oder man es irgendwann noch mal probiert, muss die Zukunft zeigen.