In der neuen Doctor Who-Folge geht es um ein eher klassisches Thema. Ganz so klassisch wird es in unserer Review allerdings nicht.
Achtung Spoiler!
Das Staffelfinale winkt
Mit der achten Folge nähern wir uns bereits dem Ende der aktuellen Doctor Who-Staffel, welche in drei Folgen schon wieder vorbei sein wird. Nach den guten letzten Folgen geht es auch in dieser wieder etwas bergab (Parallelen zu Discovery sind hier aber reiner Zufall!). Dabei geht es recht klassisch zu, denn wir finden uns im Mittelalter zu Zeiten der Hexenverfolgungen wieder.
Zwar gibt es mit King James auch eine historische Persönlichkeit zu bestaunen, im Gegensatz etwa zu “Rosa” (11×03) ist diesmal aber keine Lehrstunde der Geschichte mit seinem Auftreten verbunden. Der Titel verrät es schon, es geht um die Hexenjagden, die auch in England an der Tagesordnung waren. Mit welch teils barbarischen Methoden dabei vorgegangen wird, wird später noch offenbart.
Hinein in den Unsinn
Gleich zu Beginn stolpern der Doctor und seine Begleiter über einen Hexenprozess und eine Wasserprobe, bei der eine Hexe im See versenkt wird. Stirbt sie, ist ihre Unschuld bewiesen, überlebt sie, ist sie eine Hexe und wird dennoch getötet. Dass dieses ganze Verfahren genauso unsinnig ist, wie die Prozesse selbst, weiß man heute – und eigentlich auch schon damals. Denn wie bei derartigen Prozessen üblich, stecken hier eher Feinde hinter den Anschuldigungen oder Personen, die nicht verstehen, wenn Frauen Heilmittel anwenden und damit vielleicht mehr Wissen haben als man selbst. Und auch rote Haare waren ein Indiz.
Auf diesen Aspekt geht die Folge, das muss man gleich klarstellen, nicht ein. Ja, die Hexenprozesse bzw. Hinrichtungen sind blanker Unsinn, das geben der Doctor und seine Freunde auch immer preis. Und ja, ein bisschen Missgunst steckt schon dahinter, wenn Becka Hexen zum Tode verurteilt, um ein Geheimnis zu bewahren. Das größere Übel ist aber die außerirdische Bedrohung, die sich später offenbart und von den Bewohnern zu Recht als Hexenwerk bezeichnet wird.
Das ist auf der einen Seite etwas schade, denn derartige außerirdische Invasionen hatten wir schon zur Genüge, auch in New Who. Viel interessanter wäre es gewesen, der Doctor und seine Compagnons versuchen wirklich, an die Vernunft der Menschen zu appellieren und die Hexenprozesse zu stoppen. Man könnte jetzt mit der Nichteinmischung in die Zeitlinie argumentieren, aber der Doctor nahm es damit nicht immer so genau, wie es etwa in Star Trek der Fall war. Und ja, zumindest bei King James führen die Ereignisse der Folge zu einem kleinen Umdenken, aber im größeren Maßstab wäre das noch viel effektiver gewesen. Andererseits, ohne Aliens hätte die TARDIS den Doctor wohl aber auch nicht an diesen Ort geführt.
Aliens im Sumpf
Die Aliens, die hinter allem stecken, sind wie erwähnt, nicht unbedingt die neueste Idee im Doctor Who-Universum, auch wenn sie für ein paar gruselige Zombie-Momente sorgen. Immerhin vermag die Herkunft der Außerirdischen und wie sie letztlich aufgehalten werden, noch ein klein wenig innovativ zu sein. Wobei man sich an dieser Stelle auch fragen muss, wie lange das Gefängnis die Aliens noch halten wird. Nach Jahrtausenden sie einfach wieder in ein brüchiges Gefängnis sperren, auch wenn man die Sicherheitsmaßnahmen neu initialisiert, erscheint doch als eine sehr wacklige Sache. Und überhaupt ist ja nicht auszuschließen, dass künftig mal wieder jemand darüber stolpert. Hier hätte man ruhig einen Schritt weiter denken können.
Viel mehr braucht man zu den Aliens auch gar nicht sagen, ihr großer Auftritt beschränkt sich auf das Ende der Episode.
Charakterarbeit
Bleiben noch die Charaktermomente der Folge zu erwähnen. Diese sind etwas spärlich gesät, oder anders ausgedrückt: Der Doctor und seine Begleiter haben zwar alle die eine oder andere tolle Szene, richtig vorangetrieben werden sie aber nicht. Witzig ist immerhin, dass der Doctor öfter mal heruntergemacht wird. Frauen haben in dieser Zeitperiode eben nichts anderes zu tun, als am Herd zu stehen, was er auch bissig mit Verweis auf seine männlichen Inkarnationen erwähnt. Hier darf Graham als Anführer auftreten, was ihm nach der anfänglichen Verwirrung auch richtig Spaß macht.
Auch King James darf Ryan Avancen machen und sich dabei, so gut es zur damaligen Zeit eben möglich war, als homosexuell outen. Ryan riecht zum Glück den Braten, auch wenn es zunächst nicht so aussieht, und verweigert am Ende sogar den Befehl, den König zu begleiten. Ist übrigens mal aufgefallen, dass sich in dieser Staffel noch niemand über die Kleider der Truppe gewundert hat? Zugegeben, sie hat sich irgendwie in dieser Folge immer gut in den Hintergrund eingefügt und fällt kaum auf, hier wäre es aber angebracht gewesen, sich kurz über die Jacken der Helden zu wundern. Aber das ist nur ein I-Tüpfelchen.
Der Doctor muss sogar selbst an einer Wasserprobe teilnehmen und befreit sich dort, weil er Houdini kennt. Hier haben die Autoren aber nicht aufgepasst bzw. einen Bezug zu anderen Doctoren vergessen. Denn wie wir spätestens seit dem vierten Doctor wissen, haben Time Lords auch ein sekundäres Lungensystem, was es ihnen auch erlaubt, länger im Weltall zu überleben als andere Spezies. Dadurch hätte der Doctor deutlich länger unter Wasser bleiben können, als andere und hätte trotzdem unbeschadet wieder auftauchen können. Auch das mag nur ein I-Tüpfelchen sein, Hardcorefans dürfte das aber dennoch auffallen.
Fazit
Bleibt unterm Strich eine Episode, die zwar im Großen und Ganzen in Ordnung geht, die aber irgendwie die Spritzigkeit der vorangegangenen Folgen vermissen lässt.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 3 max=”6″] |
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs | [usr 2 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 3 max=”6″] |
Spannung | [usr 4 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 4 max=”6″] |
Humor | [usr 3 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 4 max=”6″] |
Gesamt | [usr 3.5 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episodennummer | 283 (Staffel 11, Episode 8) |
Originaltitel | The Witchfinders |
Deutscher Titel | Die Hexenjäger |
Erstausstrahlung UK | Sonntag, 25. November 2018, BBC One |
Erstausstrahlung Deutschland | Donnerstag, 21. März 2019, FOX-Channel |
Drehbuch | Joy Wilkinson |
Regie | Sallie Aprahamian |
Laufzeit | 46 Minuten |
Einschaltquoten (England) | 7,2 Millionen |