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StartDiscoveryDiscovery - Season 2Kurzrezension: Discovery 2x09 - "Projekt Daedalus" / "Project Daedalus"

Kurzrezension: Discovery 2×09 – “Projekt Daedalus” / “Project Daedalus”

In der neunten Folge der zweiten Staffel “Star Trek: Discovery” suchen Burnham und Co. ihr Heil in der Flucht vor Sektion 31 und Control.

Ob das Abenteuer lohnt, klärt die Spoiler-freie Kurzrezension.

Story

Nachdem sich Pike und Crew dazu entschlossen haben, Spocks Weltuntergangsvision Glauben zu schenken und sich gegen Sektion 31 zu stellen, gilt das Schiff als fahnenflüchtig. Discovery ist aber nicht ohne Verbündete. Gemeinsam mit Admiral Cornwell plant die Crew einen verwegenen Schachzug, um wieder Herr der Lage zu werden.

Cornwell und Pike in "Project Daedalus" (Photo: "Discovery" 2x09, CBS)
Cornwell und Pike in “Project Daedalus” (Photo: “Discovery” 2×09, CBS)

“Project Daedalus” ist der starke Einstand aus der Feder der Newcomerin Michelle Paradise. Dreh- und Angelpunkt der Episode ist die Crew der Discovery. Der äußere Plot beschäftigt sich mit einem in der Umsetzung recht actionlastigen Plan, im Konflikt mit Sektion 31 wieder die Oberhand zu gewinnen. Dabei erfahren wir endlich die Hintergründe zu Control, und es kommt ans Tageslicht, was Airiam in “Light and Shadows” widerfahren ist.

Dialoge und Figuren

Unsere Figuren machen nahtlos da weiter, wo sie letzte Woche aufgehört haben. Besondere Schwerpunkte bilden die Paare Burnham-Spock, Cornwell-Pike und Tilly-Airiam. Als erste Folge außerhalb der “Short Treks”-Kurzfilme widmet sich die Episode in der “A-Handlung” mit Airiam von der ersten bis zur letzten Szene einer Nebenfigur. Neben dem Einfluss der fremden Sonde erfahren wir auch mehr über Airiams Hintergrundgeschichte und was genau sie eigentlich für eine Lebensform ist.

Der Höhepunkt von Airiams Handlungsbogen verdient besonderes Lob, ist aber ohne Spoiler nicht angemessen zu diskutieren. Michelle Paradise verlässt mit dem Klimax der Handlung altbekannte und ausgetretene Pfade und schafft damit in ihrer ersten Episode bereits einen Moment, der mit Sicherheit einst als einer der erinnerungswürdigsten Szenen im Gedächtnis bleiben wird. Allenfalls wäre es wünschenswert gewesen, die Figur in den vorangegangenen Episoden oder “Short Treks” besser kennen gelernt zu haben, um der Auflösung noch mehr emotionales Gewicht zu verleihen.

Nhan, Burnham und Airiam in "Project Daedalus" (Photo: "Discovery" 2x09, CBS)
Nhan, Burnham und Airiam in “Project Daedalus” (Photo: “Discovery” 2×09, CBS)

Die Beziehung zwischen Spock und Burnham nimmt nach Airiam eine andere Schlüsselrolle in der Episode ein. Wie schon “If Memory Serves” angedeutet hat, ist die Aussöhnung zwischen den Geschwistern bei Leibe kein Automatismus. Bei der Auseinandersetzung legen die zwei eine Schonungslosigkeit an den Tag, die zur äußerst pointierten Bloßstellung unserer Helden führt. All diejenigen, denen die strahlenden Helden der Sternenflotte immer schon ein wenig zu perfekt erschienen, werden sich am Schlagabtausch der beiden Musterschüler Spock und Burnham erfreuen. Auch in diesem Strang unterläuft Paradise geschickt althergebrachte Erwartungen der Zuschauer.

Tilly und Airiam in "Project Daedalus" (Photo: "Discovery" 2x09, CBS)
Tilly und Airiam in “Project Daedalus” (Photo: “Discovery” 2×09, CBS)

In Nebenrollen dürfen zudem Commander Nhan, Tilly, Detmer und Stamets etwas Scheinwerferlicht genießen. Es ist schön zu sehen, dass insbesondere Nhan und Detmer durch Paradises Drehbuch etwas mehr Persönlichkeit entwickeln dürfen. Sowohl Stamets (mit Spock) und Tilly (mit Airiam) haben je eine anrührende Szene in der Folge, die hoffentlich beide Charaktere aus ihren inzwischen doch leicht festgefahrenen Rollen befreien werden. Culber und Tyler haben indes diese Folge Beziehungs- bzw. Strafpause.

Abgerundet wird die tolle Interaktion unserer Helden durch so manche humorvolle Bemerkung.

Inszenierung

Regie führt “Star Trek”-Routinier Jonathan Frakes, der nach “New Eden” nun schon die zweite Episode in dieser Staffel inszeniert. Frakes macht aus dem ohnehin guten Buch von Paradise ein wirklich stromlinienförmiges, mitreißendes Ganzes. In einer recht plotgetriebenen Episode sitzen dennoch alle Dialoge und Charaktermomente. Allenfalls Commander Nhan wirkt an einigen Stellen unnötig unglücklich.

Nach den durchaus ausladenden und sehenswerten Raumschlachten der ersten Staffel ist “Project Daedalus” nun die erste echte Bewährungsprobe für Discovery und die VFX-Abteilung. Auch hier zeigt Frakes ein gutes Händchen, um einerseits der um Schauwerte bemühten Dynamik der neuen Serie gerecht zu werden und dennoch ein Gefühl von Eleganz und Gravitas vergangener Tage zu erhalten. Wie sich Discovery diese Woche allen Widerständen zum Trotz an ihr Ziel kämpft, ist außerordentlich sehenswert.

Rahmenhandlung

Nachdem die Serie nach zwei Episoden endlich den Rückstand auf sich selbst aufgeholt hat, kommt der übergreifende Handlungsbogen der Staffel endlich in Fahrt. Es deutet sich bereits an, dass die Auflösung des Handlungsbogens eng mit der Beziehung zwischen Spock und Burnham verwoben sein könnte. Bis uns das noch klarer vor Augen stehen wird, darf uns das Duo aber noch mit messerscharfen Dialogen verwöhnen.

Burnham in "Project Daedalus" (Photo: "Discovery" 2x09, CBS)
Burnham in “Project Daedalus” (Photo: “Discovery” 2×09, CBS)

Auch über Bedrohung aus der Zukunft wissen wir dank dieser Folge mehr. Leider deutet sich an, dass der große Bösewicht dieser Staffel sehr wahrscheinlich ein altbekanntes Science-Fiction-Klischee bedient. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geschichte nach “The Terminator” und “The Matrix” unbedingt nochmal sehen möchte. Ich würde hoffen, dass Discovery es auch hier schaffen wird, die im Gepäck des Publikums mitgebrachten Erwartungen “positiv zu enttäuschen”.

Der “Short Treks”-Film “Calypso” bleibt ein spannendes, potentielles Puzzelstück in dem Gesamtkunstwerk der zweiten Staffel. Und die Charakterisierung von Zora stimmt mich zuversichtlich, dass der Handlungsbogen der Staffel noch zu überraschen wissen wird.

Beobachtungen

  • Die Sternenflotte duldet in ihren Reihen Logik-Extremisten? Und dann auch noch im Kommandostab? Kein Wunder, dass da seit Serienbeginn eine ethisch bedenkliche Entscheidung die nächste jagt. Was ist das bitteschön für ein Verein?
  • Ich freue mich auf den Tag, an dem Reno und Spock ungebremst und ungefiltert aufeinendertreffen.
  • Hatte Sloan uns nicht erzählt, dass Sektion 31 keine zentrale Infrastruktur besitzt? Ist bestimmt wieder so eine Sache, die noch erklärt werden wird.
  • Commander Nhan ist mir ja eine. Die ganze Zeit gucken, aber bloß nix sagen, geschweige denn was tun.
  • “This is your Captain, prepare for a bumpy ride!” – Flugkapitän Pike mit dem Understatement des Monats
  • Witzige Minenvariationen. Selbstreplizierende sind allerdings keine dabei.
  • Langsam schwant mir, warum die Crew auf die Idee kommen könnte, die Discovery 1000 Jahre in einem Nebel zu parken. Wilde Spekulation: Da wird der Wagen für den Roten Engel vorgefahren.
  • Beziehungstipps für Stamets. Dr. Sommer geht in Rente, Spock übernehmen Sie!
  • Die Station hat zumindest äußerlich einen schönen Retro-Look, der so auch gut in “The Original Series” gepasst hätte.
  • Auch wenn es die Dramaturgie gestört hätte, aber sollte Commander Nhans Rettung für Burnham nicht die selbe Priorität haben, wie die von Airiam? Zumal, wenn es kaum Zeit gekostet hätte. Wenigstens mal per Knopfdruck den Helm des Raumanzugs schließen?
  • Das Ende der Episode erinnert an einen ikonischen Moment des Franchises. Die Hommage hier schlägt das fast buchstäbliche Zitat aus “Into Darkness” m.E. um Längen.
  • Airiams dringender Appell an Michael stützt die populärste Fan-Theorie zum Roten Engel.
  • “Projekt Daedalus” heißt bestimmt nicht ohne Grund so. Und der Rote Engel hat auffällige Schwingen… Ich denke, da geht was!

Fazit

Michelle Paradise und Jonathan Frakes sind für mich ein neues Dream-Team hinter der Kamera. “Project Daedalus” hält den hohen Standard der zweiten Staffel, legt an manchen Stellen noch eine gute Schippe drauf und setzt so einen neuen Höhepunkt. Der Konflikt zwischen dem Roten Engel und der künftigen Bedrohung gewinnt mit dieser Folge klare Konturen. Wenn Discovery Abstand von ausgetretenen Pfaden hält, könnte uns ein fulminanter Staffel-Endlauf bevorstehen. Und völlig unabhängig davon: Bis hierher war es die Reise schon auf jeden Fall wert.

Mit Rücksicht auf andere Leser, die die Folge noch nicht gesehen haben, bitten wir, in den Kommentaren zu diesem Artikel auf Spoiler zu verzichten. Danke!

Bewertung

Handlung der Einzelepisode [usr 5 max=”6″]
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs [usr 5 max=”6″]
Stringenz des bekannten Kanons [usr 3 max=”6″]
Charakterentwicklung [usr 5 max=”6″]
Spannung [usr 4 max=”6″]
Action & Effekte [usr 5 max=”6″]
Humor [usr 4 max=”6″]
Intellektueller Anspruch [usr 4 max=”6″]
Gesamt          [usr 5 max=”6″]

Episoden-Infos

Episodennummer 24 (Staffel 2, Episode 9)
Originaltitel Project Daedalus
Deutscher Titel Projekt Daedalus
Erstausstrahlung USA Donnerstag, 14. März 2019
Erstausstrahlung Deutschland Freitag, 14. März 2019
Drehbuch Michelle Paradise
Regie Jonathan Frakes
Laufzeit 52 Minuten

 

christopher.kurtz
Christopher Kurtz
Seit den frühen 2000ern ist Christopher Redakteur im TrekZone Network. Wenn er nicht in den unendlichen Weiten nach kritisch rationalem Humanismus Ausschau hält oder sich über die Plausibilität fiktiver Technologien und Gesellschaftsformen den Kopf zermartert, findet man ihn meistens in der Nähe von Spielen der geselligen Art, egal ob analog oder digital, ob als Mitspieler oder Gelegenheitsautor.

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