Was steckt wirklich hinter den Dämonen in Punjab? Das erklärt unsere vielleicht nicht ganz so dämonische Review.
Achtung, Spoiler!
Erneut am Zahn der Zeit
“Doctor Who” beweist mit der aktuellen Folge einmal mehr, dass auch diese Serie – in guter alter Star Trek-Tradition möchte man schreiben – aktuelle Themen in die Medien bringen kann. In diesem Fall geht es nämlich um den Religionskonflikt zwischen Moslems und Hindus und zwar vor dem Hintergrund der Teilung Pakistans und Indiens im Jahre 1947.
Dass es dort hingeht, verdankt Yas ihrer Großmutter. Es mag vielleicht ein bisschen schnell gehen, den Doctor zu überzeugen, die Jugendjahre besagter Oma anzuschauen, immerhin sollte auch der Doctor wissen, dass sowas meistens schief geht. Aber aufgrund der schönen Szenen, die auf diese Eröffnung noch folgen, sei dies an der Stelle mal geschenkt. Denn was sich anschließt, ist eine sehr gelungene und auch sehr emotionale Folge. Doch der Reihe nach.
Übrigens wurde die Rückkehr zur TARDIS aus der Vorwoche doch nicht gezeigt, was etwas schade ist.
Charakterarbeit nach Maß
Denn in Punjab angekommen, will Yasmin natürlich etwas mehr, als einfach nur gucken. Immerhin kann man sie insoweit überzeugen, sich aus allzu großen Verwicklungen herauszuhalten, obwohl es ihr und später auch dem Zuschauer in den Fingern juckt. Allein die Charakterentwicklung bis zum Ende hin zeigt sehr gut, dass hier große Gefühle mitspielen. Obwohl Yaz am Ende also über alles Bescheid weiß, verkneift sie es sich trotzdem, ihrer Oma die Wahrheit zu sagen. Zugegeben, selbst als Zuschauer hat man irgendwie das Bedürfnis, man möge die arme Oma doch aufklären. Aber gerade weil man es nicht tut, wird das Ende noch ein Stück weit emotionaler. Sehr gut gespielt an dieser Stelle von allen Beteiligten.
Doch auch der Doctor darf glänzen. Als Yaz sich etwa zu ihrer jungen Großmutter ins Haus begibt, will der Doctor eigentlich abhauen, fragt dann aber Ryan und Graham, ob sie etwa auch wissen wollen, was da abgeht. Dass alle drei dann fast unisono “Ja” sagen und hinterhereilen, passt wie die Faust aufs Auge. Das ist der Doctor in Reinkultur und hier sind eindeutig Züge älterer Inkarnationen zu erkennen. So langsam findet Whittaker also ihre Rolle – oder besser gesagt ihren Doctor. Und spätestens wenn der Doctor merkt, dass hier Aliens am Werk sind, gibt es sowieso kein Halten mehr. Auch hier wunderbar und passend gespielt!
Dass Ryan und Graham dieses Mal etwas kürzer treten müssen, fällt hierbei weniger ins Gewicht, schließlich geht es vorrangig um Yasmin.
Der Religionskonflikt
Wie bereits erwähnt, wird auch ein Religionskonflikt in den Mittelpunkt gestellt. Natürlich nicht mit der Holzhammermethode, sondern durchaus subtil. Yaz’ Großmutter möchte nämlich Prem, einen Moslem, heiraten. Dagegen hat dessen Bruder Manish aber Einwände. Hier wird der Hass deutlich, der aus ihm spricht. Denn es sind ja die bösen Anhänger der anderen Religion an der Misere Schuld. Man könnte ihn durchaus als religiösen Fanatiker sehen, der für seine Überzeugungen über Leichen geht. Da man als Zuschauer das Wissen des Doctors aus der Zukunft hat (bzw. das Wissen von Yaz), weiß man auch, wie tragisch die Geschichte enden wird.
Etwas schade ist vielleicht, dass man nicht mehr sieht, wie Manish auf den Tod seines Bruders reagiert. Gleiches gilt auch für Umbreens Flucht. Wobei das auch nicht unbedingt so wichtig ist, denn vor allem Manish hat als Fanatiker sowieso kein Mitleid. Selbstredend sehen unsere Helden aus der Zukunft kein Problem in der Eheschließung der beiden Liebenden, was hier auch ohne mahnend erhobenen Zeigefinger dargestellt wird.
Dass das alles folgenlos bleibt, ist allerdings historisch wohl akkurat. Dafür punkten an der Stelle aber nochmals die vielen, kleinen eingestreuten Sachen, wie etwa die kaputt gehende Uhr oder das zufällige Anpinnen von Sheffield auf einer Landkarte. Diese kleinen Dinge spielen erneut gut zusammen und fast kann man den tragischen Hintergrund vergessen. Auch hier gilt wieder: alles einfach sehr gut und menschlich umgesetzt. Übrigens: Auch die Eheschließung durch den Doctor ist ein netter Kniff, sodass auch diese Szene vollends überzeugt.
Dunkel oder nicht dunkel, das ist hier die Frage
Bleiben noch die titelgebenden Dämonen. Auch hier sticht die Folge positiv hervor, denn die vermeintlichen Bösewichte erweisen sich als freundliche Aliens von nebenan, die einfach nur Toten die letzte Ehre erweisen wollen. Damit erinnern sie an die Shansheeth aus “Sarah Jane Adventures”, die eine ähnliche Philosophie an den Tag legen.
Nach anfänglichem Missverständnis erfährt man ein paar Hintergründe zu besagten Dämonen, die ebenfalls zu gefallen wissen und vor allem auch dem Doctor Respekt abnötigen. Und viel mehr braucht man an der Stelle auch eigentlich gar nicht zu ihnen zu sagen.
Fazit
Zwar handelt es sich auch bei dieser Episode wieder um eine Einzelfolge, diese präsentiert aber vor allem sehr menschliche und emotionale Szenen, eine Botschaft über die Vereinbarkeit unterschiedlicher Religionen und freundliche Aliens. Was will man mehr? Neben “Rosa” (1×03) sicher eines der Staffel-Highlights.
Bewertung
Handlung der Einzelepisode | [usr 5 max=”6″] |
Stringenz des staffel- und serienübergreifenden Handlungsstrangs | [usr 2 max=”6″] |
Charakterentwicklung | [usr 5 max=”6″] |
Spannung | [usr 5 max=”6″] |
Action & Effekte | [usr 5 max=”6″] |
Humor | [usr 3 max=”6″] |
Intellektueller Anspruch | [usr 5 max=”6″] |
Gesamt | [usr 5.5 max=”6″] |
Episoden-Infos
Episodennummer | 281 (Staffel 11, Episode 6) |
Originaltitel | Demons of the Punjab |
Deutscher Titel | Dämonen in Punjab |
Erstausstrahlung UK | Sonntag, 11. November 2018, BBC One |
Erstausstrahlung Deutschland | Donnerstag, 7. März 2019, FOX-Channel |
Drehbuch | James Childs |
Regie | Vinay Patel |
Laufzeit | 50 Minuten |
Einschaltquoten (England) | 7,48 Millionen |