Wir sehen uns den zweiten Band der “Wanderers”-Reihe an.
Inhalt (Klappentext):
Die Masken fallen! Ist die geheimnisvolle Krankheit, die scheinbar wahllos Menschen dazu bringt, als geistlose Schlafwandler durch ein apokalyptisches Amerika zu ziehen, künstlichen Ursprungs? Das zusammengewürfelte Team um den Ex-CDC-Spezialisten Benji Ray ist der Wahrheit so nahe gekommen, wie noch niemand sonst bislang. Während sie nach und nach die Zusammenhänge zwischen den Schlafwandlern und der grassierenden weltweiten Epidemie erkennen, die als „Weiße Maske“ bekannt ist, droht den USA der zivilisatorische Zusammenbruch. Die junge Shana und die selbsternannten Hirten der Schlafwandler-Herde versuchen unterdessen, ihre Schutzbefohlenen vor den zunehmend radikaleren Attacken der Bürgermilizen zu schützen, die in der Herde das Wirken dunkler Mächte sehen. Wo auch immer letztendlich das Ziel der nur vordergründig orientierungslosen Schlafwandler liegen mag, es könnte die letzte Hoffnung einer Spezies sein, die sich noch niemals zuvor so dicht vor ihrer völligen Auslöschung befunden hat.
Kritik
Der zweite “Wanderers”-Band beendet natürlich die Duologie, welche die Reihe darstellt, und liefert Antworten auf die großen Fragen, die hier aufgekommen sind. Mit 500 Seiten ist der Roman dabei auch durchaus recht dick geraten.
Doch kommen wir zunächst zu besagten Antworten, die ich hier leider spoilern muss, da man sonst nicht weiter über diesen Band reden kann. Wer also völlig unbedarft an die Geschichte herangehen will, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen.
Denn die Wanderer stammen nun eben nicht vom Kometen ab, der im ersten Band vorbeizog, sondern werden von der KI Black Swan und den Nanobots gesteuert. Das ist etwas schade, eine etwas sci-fi-lastigere Herangehensweise hätte ich an dieser Stelle nämlich besser gefunden. Warum? Nun, weil die teils übernatürlichen Sachen, wie etwa der Einfluss auf Marcy oder dass sie wie Spider-Man über Hindernisse klettern, nun einfach diesen Naniten zugeschrieben werden. Und da ist es halt schon etwas schwer zu glauben, dass man Menschen mit den heutigen Mitteln (der Roman spielt ja in der Gegenwart) so „pimpen“ kann.
Apropos heutige Gegenwart: Die Geschichte kam kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie heraus (wie bereits im ersten Band angesprochen) und ist daher natürlich brandaktuell. So stirbt nicht nur die Menschheit an der Pandemie, sondern Russland greift auch die Ukraine an. Dass die Geschichte derart die Realität von 2022 widerspiegelt, hätte sich Autor Chuck Wendig aber vermutlich selbst nicht träumen lassen.
Zum Glück stirbt die Menschheit in echt nicht aus wie in diesem Band. Durch die Verlagerung der Geschichte hin zu einem mehr wissenschaftlichen Ansatz fällt aber leider auch der mysteriöse Aspekt weg. Und die Handlung wird somit zu einer apokalyptischen Geschichte degradiert. Das ist natürlich etwas schade, denn hier gibt es jetzt die obligatorischen Weltuntergangspropheten und die ebenso klischeehafte Anarchie zu sehen.
Davon hatte man zwar schon nach dem ersten Band ausgehen können, immerhin wurde ein echter Kotzbrocken als Bösewicht etabliert. Es läuft allerdings, was das angeht, eher in gewohnten Bahnen ab. Die Bösen wollen alle töten, sind unbelehrbar und es kommt zum Showdown.
Ebenfalls nicht ganz zuträglich ist, dass ein Großteil der Geschichte nun in einer virtuellen Umgebung spielt. Denn die Wanderer werden von Black Swan dort hineingezogen, um sich zu unterhalten. Hier werden zwar ein paar Charakterentwicklungen vorangetrieben, es ist aber nicht ganz so interessant wie die Geschehnisse in der „echten“ Welt. Bezüglich Black Swan gibt es am Ende übrigens noch eine kleine überraschende Wendung, die zumindest hier nicht verraten werden soll. Diese zieht leider auch nicht so, wie wohl beabsichtigt war, und wirkt fast schon etwas überflüssig, da sie buchstäblich auf den letzten drei Seiten daherkommt. Aber vermutlich wollte man sich hier auch eine Fortsetzungsoption offenhalten.
Von diesen Mankos abgesehen sind die Charaktere aber gut getroffen und man fühlt mit ihnen mit. Hier bricht die Zivilisation (zum wiederholten Male) über den Menschen zusammen und jeder muss seinen neuen Platz in der Welt finden. Da geraten die Wanderer schnell in Vergessenheit. Die hier gezeigten Charakterentwicklungen passen aber auch gut in dieses Gesamtbild. Hier kann man also nicht meckern.
Fazit
Im Vergleich zum ersten Band fällt der zweite schon etwas ab, auch weil man sich eher am klassischen Weltuntergangsszenario orientiert. Die Charakterszenen sind zwar gut, es werden aber halt auch einige Klischees bedient. Als Ende der Geschichte geht es also größtenteils in Ordnung.
Bewertung [usr 3]
Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Chuck Wendig |
Originaltitel: | Wanderers 2 |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2019 |
Übersetzer: | Kerstin Fricke |
Seitenanzahl: | 506 |
Preis: | 17.- Euro |
ISBN: | 978-3-8332-4103-1 |
Verlag: | Panini |