Wir werfen einen Blick auf Folge 4 der aktuellen “Star Wars”-Serie. Achtung, Spoiler!
Schluss mit der Vergangenheit
In der vierten Folge nehmen die Rückblenden in die Vergangenheit endlich ihr Ende. Dafür bekommt man davon nochmal reichlich, während die Szenen in der Gegenwart eher etwas dürftig sind. Doch der Reihe nach.
Boba ist fünf Jahre auf Tatooine herumgeschlendert und hat anscheinend nichts anderes zu tun, außer ab und an zu schauen, ob er sein Schiff befreien kann. Das ist schon ein bisschen schwer zu schlucken und ein eher unschöner Zug. Klar, so soll vermutlich erklärt werden, wie er zu sich selbst gefunden hat und nicht mehr für andere arbeiten will, wie er später auch so schön sagt. Ein bisschen mehr durchdacht hätte das Ganze an der Stelle aber ruhig sein können.
Zumal es nicht so wirklich passt, dass Boba fünf Jahre mit seiner Rache wartet. Okay, er hat keine Waffen und so, aber eigentlich hatte er immer einen Plan. Aber sei es drum. Sehen wir darüber hinweg, finden wir uns bei “The Mandalorian” Staffel 1 wieder, als Fennec angeschossen wird.
Hier sieht man dann, wie Boba sie rettet und ihr Droidenteile eingesetzt werden (ob das so einfach geht?). Auf charakterlicher Seite sieht man in Folge die Annäherung der beiden, denn erst will sie nur ihre Schulden bezahlen, schließt sich dann aber doch Boba an. Das ist sehr schön umgesetzt.
Zurück in den Palast
Vor Easter Eggs wimmelt es dann nur so, als es zurück in den Palast von Jabba geht. So ist Folterdroide EV-9D9 inzwischen zum Koch degradiert worden und die sechs Arme des zweiten Kochs erinnern frappierend an General Grievous. Man könnte vermutlich über die Easter Eggs in der Serie eine eigene Artikelreihe schreiben – das Kanon-Futter für “Star Wars” sozusagen.
Hier wird dann sogar ein Kehlenschnitt gezeigt – allerdings erneut familientauglich nur bei einem Droiden, während es in sonstigen Gefechten eher etwas zünftiger zugeht und nichts Brutales gezeigt wird. Eine Ausnahme ist hier höchsten das Massaker an der Swoop-Gang, an denen Boba Rache nimmt. Hier sieht man zwar auch kein Blut (das wäre bei Laserstrahlen auch eher unpassend), aber zumindest gibt es hier einen Blick auf den alten eiskalten Boba. Eine Serie in diesem Stil wäre ihm viel gerechter geworden.
Man muss an der Stelle aber selbstredend zugute halten, dass die Actionsequenz über die Befreiung des Schiffes sich durchaus sehen lassen kann. Aber an Schauwerten ist ja auch “Das Buch von Boba Fett” immer gut dabei gewesen. Allein die Slave I wieder in Action zu sehen hat hier natürlich etwas für sich. Übrigens, wenn ich Boba wäre, würde ich den Einstieg über die Abwasserkanäle (Klischee!) schnellstens abstellen…
Zurück zum Sarlacc
Einen weiteren Besuch gibt es beim Sarlacc, weil Boba denkt, der hätte seine Rüstung noch immer im Bauch. Sollte er sich nicht dran erinnern, dass er mit Rüstung ausgebrochen ist, selbst wenn er etwas durch den Wind war?
Aber selbst wenn nicht, wie blöd ist es denn, mit dem Schiff über das Maul zu fliegen, bitteschön? Okay, es sieht gut aus aber “Ich sehe nix – flieg näher dran” ist schon selten dämlich, selbst für Boba. Es kommt wie es kommen muss: Der Sarlacc greift nach dem Schiff und zieht es fast hinein. Immerhin bekommt so das seit der Special Edition nachträglich hinzugefügte Maul eine neue Bedeutung.
Auch diese Sequenz ist durchaus gut gemacht – vor allem, weil es auch hier eine Referenz zu “Episode II” in Form der seismischen Bomben gibt. Wobei man sich fragen kann, ob diese wirklich ausreicht, den Sarlacc zu töten. Geht man nach etablierten (Legends-)Quellen ist der unterirdisch schon gute 50 oder gar 100 Meter lang.
Im Anschluss kriecht Boba in den Eingeweiden rum, ohne seine Rüstung zu finden. Dies erklärt auch, warum er in der Gegenwart im Bactatank liegt. Er war erneut der Magensäure ausgesetzt und muss daher eben dort rein. Wenigstens hat man nicht vergessen, diesen Umstand zu erwähnen.
Pünktlich mit dem “Sie sind vollständig geheilt” enden dann auch die Rückblicke in die Vergangenheit (was für ein Zufall), wobei die Sequenz mit dem Ausstieg aus den Tank nach vier Folgen inzwischen auch etwas recycelt aussieht.
Übrigens: Hier kann man die LED-Bildschirme bei den Tatooine-Hintergründen teilweise wieder sehen, achtet mal bei den Bantha-Szenen drauf. Besagtes Bantha erhält übrigens auch ein paar menschelnde Szenen.
Endlich in der Gegenwart
In der Gegenwart angekommen schwört Boba die anderen Verbrecherclans auf seine Linie ein. Oder zumindest auf Neutralität. Ganz nett anzusehen, aber im Vergleich zur Vergangenheitshandlung diesmal halt leider kein Highlight. Insgesamt bleibt die Gegenwartsgeschichte auch diesmal recht dünn. Aber da die Staffel nur noch 2 oder 3 Folgen hat, muss man eben das Finale vorbereiten.
Etwas besser umgesetzt ist hier der Auftritt von Krrsantan in der Bar. Wobei auch hier nach der letzten Folge schon irgendwie klar war, dass er sich Boba anschließen wird. Wobei der schwarzfellige Wookiee in den Comics schon immer recht wankelmütig war. Es würde an der Stelle nicht verwundern, wenn er Boba irgendwann verrät.
Erneut erweist sich überdies Jennifer Beasl Twi’lek als starker Charakter, der anscheinend auch Boba beeindruckt. Da er erwähnt, er will ein eigenes Haus gründen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass die beiden zusammenkommen. Zumindest wäre die Konstellation passender als bei ihm und Fennec. Mal sehen, in welche Richtung wir hier noch gehen.
Fazit
Die Rückblenden punkten erneut durch gute Schauwerte und sind daher ganz akzeptabel, sofern man Bobas Wandel endlich akzeptiert. Allerdings werden auch ein paar (dumme) Klischees bedient, die man sicher etwas anders hätte lösen können. Und auch die Gegenwartshandlung fällt stark ab. Bleibt zu hoffen, dass man sich jetzt, da die Rückblenden vorbei sind, endlich auf das Wesentliche konzentrieren und in starken Schritten dem Finale entgegengehen wird.
Bewertung [usr 3.5 max =”5″ ]
Episoden-Infos
Episodennummer | 4 |
Originaltitel | The Gathering Storm |
Deutscher Titel | Der Sturm zieht auf |
Erstausstrahlung | 19. Januar 2022 |
Erstausstrahlung Deutschland | 19. Januar 2022 |
Drehbuch | Jon Favreau |
Regie | Kevin Tancharoen |
Laufzeit | 47 Minuten |
Ich bin gespannt, ob “Mando” – Din Djarin – in den nächsten, wenn nicht sogar schon nächste Folge einen Gastauftritt bei Boba Fett hat…
Das Mandalorian-Maintheme zu hören, kurz nachdem Boba und Fennec sich über Verstärkung und gute Leute rekrutieren für einen bevorstehenden Kampf unterhalten haben, schien mir an dieser Stelle recht verdächtig!
Ansonsten wieder sehr gute und treffende Analyse der aktuellen BF-Folge… Danke Thomas!