In den USA markierte diese Folge einen kurzzeitigen Break. Wir sehen uns im Detail an, was die gefräßigen Pflanzen im zweiten Teil hergeben. Achtung: Spoiler!
Doppel und Pause
Nach dieser Folge war zunächst Schluss – zumindest in den USA. Dort hat man diese Folge zeitgleich mit der ersten Folge der vierten Staffel von “Discovery” gesendet, nur um danach eine Pause einzulegen. Aber um das Debakel von “Prodigy” oder “Discovery” in Deutschland soll es an der Stelle nicht gehen.
Eine Doppelveröffentlichung hatte es zum damaligen Zeitpunkt seit 20 Jahren – also seit “Voyager” und “Deep Space Nine” – nicht mehr gegeben. In diesem Fall spielen beide Serien aber nicht in der gleichen Zeit. “Der Killerplanet” ist zudem der zweite Teil der in der Folge zuvor begonnenen Geschichte. Im Gegensatz zur letzten Folge, macht die zweite Pflanzen-Odyssee aber ein bisschen mehr Spaß.
Charakterlich wieder auf Kurs
Zunächst finden wir uns am Ende der letzten Folge wieder, in der Gwyn schwer verletzt aus dem Shuttle kommt. Hier reagiert Dal richtig frostig und will sie gar zurücklassen, wobei man schon Mitleid mit Gwyn haben kann. Ein solchen Verhalten passt eigentlich nicht zu einem designierten Captain. Allerdings muss man sich hier eben erneut vor Augen halten, dass Dal kein Sternenflottenoffizier ist. Und es zum anderen eben auch eine Kinderserie ist.
Klasse ist auch, dass Rok Gwyn helfen will. Hier wird der Charakterentwicklung von vor zwei Folgen Tribut gezollt. Ebenso schön ist, dass sie und Dal später wieder näher zusammenrücken und ihr Gespräch aus der Strafkolonie fortsetzen. Eigentlich sollte Dal nicht so schroff auf sie reagieren, wenn sie früher so dicke waren. Denn kurz darauf, als die Schergen des Diviners eintreffen (Drednok geht halt immer!), ist er wieder versucht, sie zurückzulassen, nur um sie am Ende dann doch zu retten. Das erweckt wiederum den Eindruck, dass man den Charakter hier zugunsten des Drehbuchs verbiegt. Und das hinterlässt einen kleinen Nachgeschmack.
Doch zurück zu Gwyn selbst. Die macht hier nämlich die meiste Entwicklung durch und will sich am Ende für ihre Kameraden opfern. Natürlich fehlt noch der letzte Anstoß. Und dass ihr Vater sich letztlich für das Schiff entscheidet, gibt den Ausschlag. Versierte Zuschauer konnten dies aber kommen sehen, denn wird hier voll das übliche Klischee bedient. Dennoch verfehlt die Szene ihre Wirkung nicht und Gwyn wird am Ende ihren festen Platz in der Crew wohlverdient einnehmen.
Schön ist in dem Zuge auch, dass man die anderen nicht vergessen hat. Pog hat zwar immer noch am wenigsten beizusteuern (er hat ja nur gegessen). Dafür erzählen sich die anderen aber ihre Erlebnisse, welche die Pflanzenwesen ihnen vorgegaukelt haben. Auf diese Weise öffnen sie sich auch mit ihren Schwächen für die anderen. Dem Crew-Zusammenhalt kann das nur gut tun.
Back to the Pflanzen-Roots
Der “Pflanzenteil” der Folge ist aber leider wieder der Schwächere Part. Auch wenn dieser jetzt dazu übergegangen ist, die Kameraden zu töten. Dazu werden ihnen erneut Sachen vorgegaukelt, sodass sie unter anderem im Kreis laufen oder gegen einen riesigen Tripod kämpfen. Neue Impulse setzt man hier zwar nicht, aber immerhin verfolgt man konsequent die begonnene Story weiter.
Holo-Janeway befreit unterdessen effektiv das Schiff von den Pflanzen und darf dabei ebenso glänzen. Allerdings fragt man sich, woher denn plötzlich die Drohnen kommen. Hätte die Voyager diese Reparatur- und Reinigungsdrohnen gehabt, wäre sicher einiges leichter gewesen (oder sie hatten es, weswegen das Schiff immer so blank poliert aussah). Derartige Kritik ist freilich müßig, denn die Drohnen wurden erst mit Kurtzman-Trek bzw. “Discovery” eingeführt (und sind damit schon seit dem 23. Jahrhundert im Dienst).
Ansonsten sind die Irrungen und Wirrungen auf dem Hirogen-Heimatplaneten nicht der Rede Wert. Wären die anderen Punkte nicht gewesen, würde dieser Teil der Handlung eher so vor sich hin plätschern. Der Episodentitel ist übrigens eine Anspielung auf die ähnlich klingende “Discovery”-Folge.
Rückkehr der Bösewichter
Wie erwähnt, darf auch der Bösewicht nicht fehlen. Im Gegensatz zur Crew wissen wir als Zuschauer ja schon, dass Gwyn ihrem Vater Bescheid gegeben hat. Zunächst kommt es zu einer netten Szene mit Drednok im Wald (wie erwähnt: Drednok geht immer). Der darf dann auch hier wieder ein paar seiner “Star Wars”- … ähem … Roboterfähigkeiten zeigen. Wobei seine “Petzerei” gegenüber dem Diviner, Gwyn hätte sie verraten, so eigentlich gar nicht korrekt ist. Zumal der Diviner zu diesem Zeitpunkt von ihrem Tod ausgeht, wie wir später sehen werden.
Doch für die überraschende Wendung sorgt unser Hauptbösewicht am Ende selbst, als er versucht, die Protostar zu betreten. Ich gebe zu, das hat mich tatsächlich kalt erwischt! Selbst als Dal noch das Schiff betritt, dachte ich, der Diviner gaukelt Holo-Janeway nur etwas vor. Daher war die Wendung zumindest für mich überraschend. Denn ich hatte die Illusionen so nicht mehr auf dem Schirm und dachte mir, der Diviner wäre mächtiger als das. Sehr gut gemacht!
Übrigens kann der Diviner offensichtlich beamen, während unsere Helden das immer noch nicht für sich entdeckt haben. Das erklärt auch, warum er am Ende so fix bei unseren Freunden ist.
Die neue Technik
Am Ende wird dann endlich der neue Antrieb der Protostar enthüllt und auch gleich in Aktion gezeigt, nachdem man die Folge über schon von ihm geredet hatte. Dass aber plötzlich alle wissen, worum es geht, scheint dann wieder etwas weit hergeholt. Aber wie gesagt: Kinderserie. Über kleinere Fehler kann man durchaus hinwegsehen.
Nun gibt es also neben dem Sporen-Antrieb noch einen Proto-Antrieb. Direkt aus einem Protostern gespeist, deswegen auch der Name des Schiffes. Was er draufhat, wird natürlich nicht explizit gezeigt. Hier wird man wohl auf die nächste(n) Folge(n) warten müssen. Hoffentlich folgt dann auch eine Erklärung, warum die Protostar im Delta-Quadranten gestrandet ist.
Gespannt sein darf man aber in jedem Fall.