Der erste (und für einige Zuschauer einzige) TV-Kapitän der U.S.S. Enterprise wird heute 90 Jahre alt. Wir blicken zurück auf die besten Auftritte als James T. Kirk.
10. “Balance of Terror” / “Spock unter Verdacht” (1×14)
Die Verfolgung eines getarnten romulanischen Bird-of-Preys gerät zu einem nervenzerreißenden Thriller, in dem sich Kirk und der romulanische Kommandant ein taktisches Katz-und-Maus-Spiel liefern.
Kirk zeigt sich als brillanter Taktiker und empathischer Kapitän, der nicht leichtfertig das Leben seiner Crew aufs Spiel setzt. Ebenfalls sehenswert ist der aufrichtige Respekt vor seinem romulanischen Pendant, den er nie unterschätzt oder seine Würde abspricht.
9. “Arena” / “Ganz neue Dimensionen” (1×18)
Kirk wird von den Metronen zusammen mit dem Kommandanten eines Gorn-Schiffs auf einem trostlosen Planeten ausgesetzt. Beide Captains ringen um die taktische Überlegenheit, bis Kirk beschließt, sich nicht mehr an die Spielregeln der gottähnlichen Aliens zu halten.
Wieder ist ein militärisches Szenario der Ausgangspunkt für eine Studie von Kirks Verhalten in Extremsituationen. Auch wenn Kirk hier eher als ein “harter Hund” gezeichnet wird, löst das Finale die Folge doch als zutiefst humanistische Parabel auf.
8. “Space Seed” / “Der schlafende Tiger” (1×22)
Die Enterprise erweckt die Crew eines alten Schläferschiffes. Es stellt sich bald heraus, dass es sich um Khan Noonian Singh und seinen innersten Zirkel handelt, der abermals danach trachtet, seine Herrschaft auszubauen.
Der Konflikt zwischen Kirk und Khan ist vielschichtig und unter anderem deswegen so interessant, weil beide Figuren sehr charismatisch dargestellt werden. Mensch gegen Übermensch, Humanist gegen Autokrat, Diversität gegen Faschismus. “Space Seed” fordert Kirk emotional, physisch und philosophisch heraus.
7. Mirror, Mirror / “Ein Parallel-Universum” (2×04)
Uhura, Kirk, McCoy und Scott geraten durch einen Transporterunfall in ein Paralleluniversum, in dem die Föderation dem faschistischen ‘Terranischen Imperium’ gewichen ist. Während sie nach einem Weg zurück in ihr Universum suchen, müssen die vier Sternenflottenoffiziere unter den misstrauischen Augen von Spock ihre “bösen” Spiegelbilder verkörpern.
In dieser klassischen Folge, die noch 55 Jahre später Plots in “Deep Space Nine”, “Enterprise” und “Discovery” inspiriert, wird Kirk gezwungen, sich in den Bahnen einer zutiefst amoralischen Ordnung unauffällig zu verhalten. Dabei entsteht zwischen Spiegel-Spock und Primär-Kirk eine sehr dichte Atmosphäre.
6. “Court Martial” / “Kirk unter Anklage” (1×14)
Kirk muss sich vor Gericht für den Tod von Lt. Finney verantworten, der er fahrlässig verschuldet haben soll.
Sowohl Kirks Werdegang als auch sein Charakter werden vor Gericht seziert. Am Ende aller Tage soll Spock seinen Kommandanten vor einer Verurteilung bewahren, aber bis es soweit ist, muss Kirk in einem Prozess eine schier erdrückende Beweislast konfrontieren.
5. “The Enemy Within” / “Kirk:2=?” (1×05)
Nach einer Transporterfehlfunktion gibt es zwei Kirks: einen sanften, zögerlichen Kirk und einen aggressiven, instinktgesteuerten. Lassen sich die Hälften nicht wieder vereinigen, werden beide sterben.
Kirks Psyche wird wahrlich in ihre Bestandteile zerlegt. Während der kontemplative Kirk kaum in der Lage ist, das Schiff zu führen, droht der enthemmte Transporter-Klon, Janice Rand zu missbrauchen. Die bedrückende Erkenntnis: Es gibt keinen Captain Kirk ohne jede animalische oder aggressive Tendenzen.
4. “The Undiscovered Country” / “Das unentdeckte Land” (“Star Trek VI”)
Gegen seinen Willen wird Kirk von Spock zu einer Friedensmission nominiert, die die Aussöhnung mit dem Klingonischen Imperium nach Jahrzehnten der Feindschaft einleiten soll.
Drastisch wie nie zuvor thematisiert Nick Meyers “Star Trek VI” Rassismus nicht als Eigenschaft einer fremden Kultur, sondern als Ballast für unsere Helden. Dies gilt allen voran für James T. Kirk, der für den Tod seines Sohnes David alle Klingonen in Sippenhaft nimmt. Aber auch andere Aspekte des gealterten Helden dekonstruiert der Film geschickt, so dass das Finale nicht nur die Auflösung eines Politthrillers, sondern zugleich auch eine Katharsis darstellt.
3. “The Paradise Syndrome” / “Der Obelisk” (3×03)
Nach dem Verlust seines Gedächtnisses schließt sich Kirk einem Stamm amerikanischer Ureinwohner auf dem Planeten Amarinth an. In seinem zweiten Leben heiratet er die Priesterin Miramanee und wird Medizinmann seines Volkes.
“The Paradise Syndrom” befreit Kirk von der Bürde der Verantwortung für die 400 Leben an Bord der Enterprise und erlaubt ihm für kurze Zeit ein sehr einfaches und friedliches Leben zu führen. Die Beziehung zu Miramannee ist zudem ein sanftes Echo der tragischen Liebe zu Edith Keeler (s.u.) und erlaubt einen Blick auf die verletzliche Seite von Kirk. In mancherlei Hinsicht lässt “Paradise Syndrome” die Konturen der fantistischen “TNG”-Folge “The Inner Light”/”Das zweite Leben” erahnen.
2. “The Wrath of Khan” / “Der Zorn des Khan” (“Star Trek II”)
Durch einen spektakulären Irrtum der Sternenflotte gelingt Khan Noonian Singh die Flucht aus seinem Exil. Seine und Kirks Wege kreuzen sich bei der Jagd nach “Genesis”, einem weltverändernden Wissenschaftsprojekt, an dem Kirks Ex-Partnerin Carol Marcus und ihr gemeinsamer Sohn David arbeiten.
“Star Trek II” zeigt Kirk in einer waschechten Midlife-Krise und retconnt eine Familie in die Hintergrundgeschichte der Figur. So wird die Racheerzählung von Khan zu einer hochgradig persönlichen Angelegenheit, bei der Kirk von allen Seiten mit Tod, Vergänglichkeit und verpassten Chancen konfrontiert wird.
1. “City on the Edge of Forever” / “Griff in die Geschichte” (1×28)
Dr. McCoy verändert unbeabsichtigt den Lauf der Zeit, und Kirk und Spock müssen ihn ins frühe 20. Jahrhundert verfolgen, um den Schaden zu korrigieren. Es stellt sich bald heraus, dass Edith Keeler, eine idealistische Sozialarbeiterin, in die sich Kirk verliebt hat, sterben muss, soll Hitler-Deutschland nicht den Zweiten Weltkrieg gewinnen.
Die tragische Liebesgeschichte ist nicht nur wegen ihres dramatischen Endes ikonisch und sehenswert. Edith Keeler ist die lebende und atmende Essenz von “Star Trek”. Eine humanistische Ikone, die angesichts der Übel und Leiden der Gegenwart nicht die Hoffnung darauf verliert, dass die Menschheit bald besseren Zeiten entgegensieht. Kirk (und die Zuschauer) können gar nicht anders, als Keeler zu verfallen, die ohne jeden Zynismus für eine bessere Zukunft im Sinne aller Menschen eintritt.
Die gesamte TrekZone Network-Redaktion wünscht William Shatner alles Gute zum 90. Geburtstag sowie viel Glück und Gesundheit für das neue Lebensjahr. Mögen noch viele weitere Geburtstage folgen!