Wir werfen einen Blick auf den neuesten “Star Trek”-Roman aus dem Hause CrossCult, der in Amerika zum 50. Jubiläum erschienen ist.
Inhalt (Klappentext):
Versteckt an Bord der U.S.S. Enterprise befindet sich ein Geheimnis, das von Captain zu Captain weitergereicht worden ist – von Robert April über Christopher Pike bis zu James T. Kirk. Jetzt hat die Rückkehr der geheimnisvollen Frau, die man einst als Nummer Eins kannte, dieses Geheimnis ans Licht gebracht. Kirk und seine Besatzung müssen alles riskieren, um eine Mission zu beenden, die vor vielen Jahren mit April begonnen hat … Vor fast zwanzig Jahren statteten April und seine Besatzung dem Planeten Usilde einen Besuch ab, der sie ein schwerwiegendes moralisches Dilemma führte. Heute zwingt das Vermächtnis dieses schicksalhaften Ereignisses Kirk dazu, eine riskante Reise zu dieser verbotenen Welt anzutreten – die sich tief in einem von den Klingonen beanspruchten Territorium befindet!
Kritik
Mit “Star Trek – Legacies” geht die amerikanische Version des 50-jährigen “Star Trek”-Jubiläums online. Die deutsche war “Star Trek – Prometheus” gewesen. Ob dies auch die (vorerst) letzten “Star Trek”-Bücher auf Deutsch sein werden, bleibt indes abzuwarten, da die entsprechenden Verhandlungen bislang immer noch ohne Ergebnis geblieben sind. Aber erfreuen wir uns zunächst an dem, was wir haben.
In “Legacies” stehen eine Reihe von Captains im Vordergrund. Los geht alles in der Classic-Ära. Hauptprotagonistin ist zunächst Captain Una, die man auf dem Cover in ihrer Majel Barrett-Version sehen kann. Das ist natürlich kein Wunder, denn das Original dieser Geschichte erschien 2016, also schon ein Jahr vor der ersten Season von “Discovery”. Ob sich die Serienmacher allerdings in der Neuinterpretation von Number One, die demnächst von Rebecca Romijin in “Strange New Worlds” verkörpert werden wird, an die Richtung halten, die der Charakter hier geht, darf indes bezweifelt werden. Ein kleiner Spoiler vorab: Am Ende strandet Una für Jahre (Jahrzehnte? Jahrhunderte? Das wird erst die Fortsetzung zeigen) in einem anderen Universum…
Aber diese Ereignisse finden erst 2267 statt, sodass auch serientechnisch noch genug Luft nach oben ist. Neben Una stehen vor allem Kirk und Spock im Mittelpunkt, was unter anderem an einem Geheimnis liegt, das die drei verbindet. Die anderen Figuren bekommen daher eher wenig bis gar keinen Entfaltungsspielraum spendiert. Lediglich eine Rückblende zu Zeiten von Robert April bringt hier noch etwas Abwechslung. Aber auch hier stehen nur Una und eben April selbst im Mittelpunkt.
Auch die Story an sich spielt sich eher nach Schema-F ab und lässt etwas Tiefgang vermissen. Das ist bei einem routinierten Autor wie Greg Cox, der bereits seit den 80ern für “Star Trek” schreibt, schon etwas schade. Richtig herausragend ist die Geschichte nämlich nicht, auch wenn sie immerhin an anderer Front leicht wegweisend ist und mit den Jatohr eine non-geschlechtliche Spezies vorstellt. Diese wird dann konsequenterweise auch immer mit xier betitelt, was im ersten Moment durchaus gewöhnungsbedürftig und störend ist, aber natürlich insgesamt korrekt.
Ansonsten ist die Handlung Standardkost. Die Enterprise unter April eilt einem Planeten zu Hilfe, auf dem die besagten Jatohr die primitiven Bewohner versklavt haben. Dabei muss man mit der Obersten Direktive jonglieren, während man gleichzeitig aber die Invasoren aufhält. Das kennen wir schon so ähnlich aus diversen Serienfolgen und läuft auch hier geradlinig und ohne größere Schnörkel ab.
Leider vermag das große Geheimnis, das die Captains der Enterprise verbindet, einen nicht derart vom Hocker zu reißen. Denn dabei handelt es sich einfach um ein Stück fremde Technik, mit dem auch einfach so nicht viel anzufangen ist. Und davon, dass Una Kirk einfach hätte um Hilfe bitten können, reden wir an dieser Stelle besser gar nicht erst.
Auch die Handlung in der “Gegenwart” (also 2267) plätschert eher so vor sich hin. Una kehrt zwar nach Libros zurück und es gibt die ein oder andere nette Szene mit den Eingeborenen, aber im Großen und Ganzen bleiben auch diese etwas blass. Und das sich gerade diejenigen, denen man vor 18 Jahren eben geholfen hat, nun auch als Helfer entpuppen, kommt dabei nicht mal so überraschend. Und auch von der Umweltverschmutzung, welche die Jatohr hinterlassen haben und die auch noch nach fast 20 Jahren spürbar ist, wird zwar geredet, am Ende des Romans hat man sie aber wieder vergessen.
Hier muss man aber zugute halten, dass man vielleicht ein zu hartes Urteil fällt. Denn die Nachfolger können das immerhin noch besser machen. Am Ende treten dann noch ein paar Klingonen auf, die das übliche Klingonen-Klischee bedienen und einfach nur reinstürmen und alles umballern wollen. Und auch das trägt leider nicht im Mindesten dazu bei, die Spannungskurve auf ein noch akzeptables Niveau zu heben.
Lediglich eine kleine überraschende Wendung am Schluss mag hier noch zu gefallen und die Weichen für Band 2 zu stellen. Für diesen Roman kommt das aber leider zu spät.
Fazit
Die Handlung plätschert leider etwas vor sich hin, sodass die Charaktere nie wirklich in Fahrt kommen. Da hilft es auch nicht, dass mit Una jemand aus den frühen Tagen der Serie in den Mittelpunkt gerückt wurde. Hinzu kommen die üblichen Klischees bei den Klingonen und auf dem Planeten und den Ureinwohnern selbst, die man aber ein paar Seiten später alle schon wieder vergessen hat. Als Auftaktband einer Trilogie vor allem wegen des Endes vielleicht noch okay, aber da gab es schon Besseres.
[usr 2]
Information: Ein Exemplar dieser Ausgabe wurde dem Autor vom Verlag zum Zwecke der Rezension kostenlos überlassen.
Quick-Infos
Autor: | Greg Cox |
Originaltitel: | Legacies 1 – Captain to Captain |
Jahr der Veröffentlichung (Original): | 2016 |
Übersetzer: | Helga Parmiter |
Seitenanzahl: | 396 |
Preis: | 15.- Euro |
ISBN: | 978-3-96658-325-1 |
Verlag: | Cross Cult |