Ja, spinnt ihr denn? Wir sehen uns an, was in Folge 4 der neuen Disco-Staffel so abgeht. An dieser Stelle sei wie immer vor Spoilern gewarnt.
Obligatorische Schatzsuche
Die Jagd nach der Progenitor-Technologie macht hier Pause, stattdessen muss man sich mit dem Gerät von Moll und L’ak auseinandersetzen, das auf der Discovery für Verwirrung stiftet. Und wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich um eine Zeitreisefolge, was mir als Zeitreise-Fan natürlich durchaus gelegen kommt.
Indes, ein paar kleinere Kröten muss man auch in dieser Folge schlucken. Grundsätzlich ist eine Technologie aus den erwähnten Zeitkriegen ja nicht verkehrt, da kann selbst der Doctor ein Lied davon singen (Das Moment, anyone?). Ein bisschen übermächtig wirkt das Ding aber schon und über die Zeitschleifenlogik sollte man an der Stelle besser auch nicht zu genau nachdenken. Aber irgendwie gilt das für viele Zeitreisestories, also egal.
Und dann sind da natürlich noch ein paar Burnhamerismen, die auch diesmal wieder zum Tragen kommen. Das fängt bei dem Gespräch mit Rayner im Bereitschaftsraum an und endet damit, dass es halt mal wieder Burnham ist, die hier im Mittelpunkt steht. Letzteres lässt sich sicher noch verschmerzen, denn die Geschichte hätte ohne sie nicht richtig funktioniert. Ersteres hätte man sich auch sparen können, denn wir wissen ja bereits, dass Burnham immer Recht hat und am Ende auch Rayner wird eingestehen müssen, dass es so ist.
Immerhin, das Rauhbein fügt sich ganz gut in die Crew und sorgt für gutes Konfliktpotential, das im Verlauf der Episode zu einigen sehr schönen Szenen führt, etwa wenn er später im Maschinenraum mit Rhys spricht. Er hat eben doch zugehört, auch wenn es nur 20 Worte waren. Und auch Burnham darf später zeigen, dass sie inzwischen mit der Crew vertraut ist, was allerdings nicht unbedingt für den Zuschauer gilt. Dafür hat man die anderen Charaktere der Brückencrew zulange brach liegen lassen. Aber immerhin ist man bemüht, das zumindest teilweise zu revidieren und die Szenen in der Vergangenheit funktionieren ganz gut. Auf die junge Burnham und einige andere Aspekte werden wir in dem Zuge später noch eingehen.
Der Plan von Moll und L’ak war an der Stelle aber, die Discovery auszubremsen und selbst wieder einen Vorsprung im Wettlauf um die Waffe herauszuholen, was auch gelingt. So kann nächste Woche also die Schatzsuche weitergehen.
Zeitsprünge und So
Zeitsprünge hatten wir auch in Star Trek schon desöfteren, insofern ist das Konzept hier nicht neu. Zufälligerweise erwischt es halt auch unsere drei Helden, die von den Auswirkungen verschont bleiben und dementsprechend eingreifen können. Aber auch das gehört halt zu solchen Geschichten dazu.
Während man früher zwar auch vorsichtig agiert hat, um Paradoxien zu vermeiden, achtet man diesmal mehr auf die Einhaltung der Zeitgesetze, wie es in den vorherigen Discovery-Staffeln etabliert wurde. Auf der einen Seite ist das absolut löblich und wahrt die innere Serienlogik, auf der anderen Seite ist es halt total unnötig. Denn wie während der Szene auf der Brücke klar wird, erinnert sich hinterher eh keiner mehr daran, von daher wird vieles ad absurdum geführt.
Klar, vorsichtig agieren und die Leute aus dem Maschinenraum schicken, damit man ungestört arbeiten kann, das geht ja noch in Ordnung. Sich zurückhalten und niemandem begegnen oder davon erzählen, macht dann aber nur wenig Sinn, wenn sich hinterher eh niemand mehr daran erinnern kann. Zudem gehen alle auch etwas leichtfertig mit der Situation um. Oder anders ausgedrückt: sie laufen in roten Uniformen munter flockig durchs Schiff. Zum Glück für unsere Helden fällt das aber keinem auf, obwohl man eigentlich trotz der unterschiedlichen Designs in der Lage hätte sein sollen, die Rangpins abzulesen.
Immerhin, zumindest Linus macht eine Bemerkung diesbezüglich und auch Jett Reno (Tig Notaro) darf in einer Szene mit Rayner und Stamets glänzen und den richtigen Riecher beweisen. Auch wenn sie in beiden Fällen wieder umschwenkt, irgendwie glaube ich, in der guten Ingenieurin steckt mehr, als wir auf den ersten Blick ahnen. Daher wäre es auch eine schöne Geste gewesen, wenn Rayner am Ende der Folge Reno zu eben jenem Drink eingeladen hätte, von dem sie sagte, es sei ihr Lieblingsdrink. Klar, das kann in einer der nächsten Folgen alles noch kommen, aber wer erinnert sich dann noch dran? Hier hätte es als Abschluss eben wie die Faust aufs Auge gepasst – mal sehen, ob die Autoren diesen Weitblick in der Staffel noch beweisen.
Die anderen besuchten Orte sind etwa die Schlacht gegen Control aus Staffel 2 oder auch ein Besuch im Trockendock, als das Schiff gebaut wurde. Letzteres hatten wir auch schon in der Voyager-Folge „Zeitschiff Relativity“, in der Seven auf Reisen geht, aber ist immer wieder schön zu sehen. Leider ist gerade diese Sequenz recht kurz und zeigt nicht viel, überhaupt wirken viele der ersten Sprünge auch eher wie ein kurzes Halt-Machen beim Best of Discovery (oder Worst of, je nach Sichtweise natürlich). Man ist eben auf Abschiedstour, das wird nirgends so deutlich, wie in dieser Folge. Aber auch darüber reden wir gleich. Denn vorher müssen wir noch über etwas anderes reden, etwas, das vielen vielleicht gar nicht aufgefallen ist…
Short Trek aufgelöst
Wer erinnert sich noch an den zweiten Short Trek „Calypso“? Und dem Versprechen der Produzenten, diesen noch aufzulösen? Kurz zur Erinnerung: In einer Zukunft treibt die Discovery seit 1000 Jahren herum und ein Fremder kommt an Bord, der sich mit Bordcomputer Zora anfreundet. Die große Frage, die man sich nach Staffel 3 stellte, war, wie man das noch auflösen konnte, bzw. die Folge in den Kanon passt. Denn die Discovery hat seither ein -A in ihrer Registrierungsnummer.
Hier nun springen Rayner und Burnham ins Jahr 3218, in dem die Discovery in den letzten Zügen liegt – wie auch in dem Short Trek. Ich müsste jetzt nochmal nachschauen, ich meine aber, es wird sogar die gleiche Musik gespielt. Als die beiden die Brücke betreten, fragt Zora sogar, ob der jetzige Besuch wieder nur ein „Traum“ oder real ist. Dadurch wird „Calypso“ als Traumsequenz von Zora abgestempelt, was natürlich alle Diskrepanzen erklärt und besagten Short Trek auflöst. (Wer damit nicht zufrieden ist, kann noch von dieser alternativen Zeitlinie ausgehen, in der „Calypso“ spielt, aber dann bleibt die A-Diskrepanz erhalten).
So oder so wurde das „Versprechen“ letztlich eingelöst. Interessant ist an der Stelle natürlich auch, das Moll und L’ak die Waffe an die Breen verkauft haben, die damit alle ihre Feinde ausgelöscht haben. Es geht also doch wieder einmal um „alles“ – aber mit weniger als die Galaxie oder zumindest die Föderation zu retten gibt sich Discovery ja nicht zufrieden. Das war nun in jeder Staffel so und mal ehrlich, hat irgendwer für Season 5 was anderes erwartet?
Showdown in der Vergangenheit und Abschiedstour
Das große Finale der Folge findet indes in der Vergangenheit statt, nämlich zu Zeiten der ersten Staffel, kurz nach Burnhams Ankunft auf dem Schiff. Hier hat man sich große Mühe gegeben, den Look der Charaktere von damals wiederherzustellen, was recht gut gelungen ist.
So trägt die junge Burnham die Frisur von damals und auch die anderen wurden designtechnisch zurückgedreht. Man fühlt sich hier also wirklich wieder in die Vergangenheit zurückversetzt und bekommt, nicht nur wie die Charaktere, nochmal eindrucksvoll gezeigt, wie weit Discovery in fünf Staffeln gekommen ist. Und hier sieht man dann sogar nochmal Airiam im Kommandostuhl sitzen (verkörpert wiederum von Hannah Cheesman), die mehr oder minder wohlige Erinnerungen weckt.
Nirgends wird so deutlich, das sich Discovery auf der Abschlusstour befindet, als hier, denn das ist eindeutig eine Verbeugung vor beliebten Charakteren. Und ja, man muss zugestehen: Es funktioniert durchaus. An der Stelle allerdings, muss ich einen Satz wiederholen, den ich in den letzten drei Reviews bereits fallen gelassen habe: Wehe ihr vergesst auf eurer Abschiedstour Nhan! Aber gut, es sind ja noch sechs Folgen to go…
Etwas fragwürdig ist indes, wie Burnham Airiam überzeugt. „Ich weiß, du würdest dich ohne zu zögern für die Crew opfern“ – „Ok, du hast recht, jetzt vertrau ich dir!“. Bei einem solchen Dialog muss man schon mehr als ein Auge zudrücken. Immerhin, bei den anderen Charakteren funktioniert es besser und hier kann Burnham jeden auf persönlicher Ebene erreichen. Schön ist in dem Zusammenhang auch, das trotzdem nicht alle gleich einschlagen, und auch die Nebencharaktere wie Rhys, erstmal noch länger zögern. Es sind also doch nicht nur Naivlinge unterwegs.
Auch bei der jungen Burnham kommt das zum Tragen, auch wenn man hier argumentieren kann, das man das, was die ältere Burnham Rayner erzählt, nun genau hier zum Tragen kommt, um die Folge zu retten. Andererseits kann man auch argumentieren, das Burnham wieder eine ihrer pathetischen Reden gehalten hat, um die Crew zu überzeugen. Das ist alles nicht neu, funktioniert und berührt an dieser Stelle aber, und führt zu einem versöhnlichen Ausklang aus der Folge, nachdem die Bedrohung beseitigt ist.
Nhaaaan!!!
😀
Einzelfolgen funktionieren bei Star Trek eben doch besser als staffelübergreifende Handlungsbögen, wie diese Folge beweist. Recht gut gelungen, für DSC-Verhältnisse sogar großartig. Lediglich den Kampf Burham gegen Burnham fand ich total öde. Sinnloses rumgekloppe ohne Verstand. Ich meine, selbst die jüngere Burnham war nicht so agro wie hier dargestellt. Und mal ehrlich, wer verprügelt sich nicht gerne selbst, bevor man ein klärendes Gespräch sucht. Vom psychiologischen Standpunkt gesehen eine fatale, aber DSC-typische Szene. Ich wundere mich, daß der Rezensent schreibt, man befände sich auf der Abschiedstour. Damals war das Ende der Serie noch gar nicht bekannt. Erst NACH dem Ende… Weiterlesen »
Guter Punkt mit der Abschiedstour, stimmt 🙂