Nach dem eher desaströsen Staffelauftakt holt die zweite Folge so einiges wieder heraus. Vielleicht war ja das der Grund, warum wir zwei Folgen zum Start bekommen haben? Achtung: SPOILER!
Kleinere Fehler verzeiht der liebe Gott
Gleich zu Beginn wird mal wieder eine falsche Sternzeit genannt, denn nach dieser würde Staffel 5 parallel zu Staffel 3 spielen, was natürlich nicht sein kann. Hach ja, wenn halt gut aufgepasst wird…
Von diesen kleineren Schnitzern mal abgesehen, ist man auch hier mit der Jagd nach dem MacGuffin beschäftigt. Das gestaltet sich nicht ganz so nervig wie in der Folge davor. Dass auch hier eine alte promellianische Friedhofswelt ausgegraben wird, auf der man sich rumtreibt, darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Und auch die dort ansässigen Drohnen erinnern frappierend an TNG 1×21 “Die Waffenhändler”. Aber auch das ist in diesem Fall nichts Schlechtes. Die Action auf dem Planeten kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn man sich vielleicht fragen kann, wie Moll und L’ak da durchgekommen sind.
Die haben hier nur einen Gastauftritt, geben dafür aber Booker genug zu tun. Denn der macht hier endlich eine gute Figur und kann mit seinem Kurier-Wissen ein paar entscheidende Hinweise beitragen. Das hätte man schon die Folge vorher so lösen können, dann wäre seine Rückholaktion etwas plausibler gewesen. Book darf zudem seine Katze Grudge zurückholen und auch die Freundschaft mit Hugh wird angesprochen und weiter ausgebaut. Das ist durchaus schön anzusehen. Und auch wenn es im Vergleich zu Saru und Burnham eher weniger Szenen sind, wird hier doch gut auf den in der letzten Staffel etablierten Beziehungen aufgebaut.
Ein großer Zufall ist es natürlich, dass Book Moll von früher kennt. Hier deutet sich eine Erlösung (oder ein gewaltsamer Tod, wenn sie partout nicht hören will) an. In gewisser Weise also schon etwas klischeehaft, aber hier drücken wir mal beide Augen zu. Witzig ist allerdings, dass der Computer bei einer Verjüngung gleich die Haarfarbe mit anpasst. Woher soll der denn wissen, dass Moll früher andere Haare hatte? Aber ok.
Charakterszenen zum Ausklang
Es ist also Sarus letzte Mission an Bord der Discovery. Wir werden erst mal schauen müssen, was das heißt und ob er nicht doch noch in den nächsten Folgen dabei ist. So ganz verziehen hab ich es den Autoren aber immer noch nicht, dass sie Fanliebling Saru so einfach abschieben. Allerdings weiß ich nicht, ob das Doug Jones‘ Wunsch war wegen zu viel Make-up. Oder ob es zu den Kosteneinsparungen der Staffel zählt (weniger aufwendige Masken).
Jedenfalls beamen Saru und Burnham auf den Planeten. Hier kann man durchaus wieder den Kritikpunkt anbringen, dass sich Erster Offizier und Captain zeitgleich in Gefahr begeben. Da muss man halt auch mal wieder ein Auge zudrücken. Natürlich ist mir bewusst, dass Saru Erster Offizier war/ist. Die Diskussion über Book als Nachfolger war dann allerdings doch wieder ein Schreckmoment. Einen Zivilisten, der keine Sternenflottenausbildung hat und ein verurteilter Verbrecher ist, von Null zum Ersten Offizier? Das wäre halt wieder Kurtzman-Trek in Reinkultur gewesen. Zum Glück kommt es am Ende anders. Aber dazu kommen wir noch.
Zunächst einmal dürfen also Saru und Burnham durch die Wälder streifen und sich dabei nochmal so richtig aussprechen. Das funktioniert sogar richtig gut, wenn Saru darüber redet, wieviel Burnham seit ihrer Ankunft auf der Discovery gelernt hat. Hier geben sich beide nichts, sind offen und ehrlich und sprechen ihre Gefühle füreinander aus. Etwas schade ist hier lediglich, dass die Shenzhou nicht erwähnt wird und man sich wirklich auf die Discovery-Zeit beschränkt. Aber dennoch merkt man hier an jeder Ecke, wie sich die Charaktere seit Staffel 1 entwickelt haben. Endlich mal wieder gut geschriebene Szenen, auch wenn es sich wieder einmal um Burnham handelt.
Am Ende darf man dann aber nochmal zusammenzucken, wenn Saru Burnham rät: „Bleiben Sie, wie Sie sind!“. Also übersetzt: „Missachten sie weiter Befehle, sie haben ja eh immer Recht!“
Charakterlich haben zumindest dann Adira und Tilly auch einen kleinen Moment. Mal sehen, ob wir auf Trill Gray wiedersehen werden. Als Abgesang auf die Serie wäre es auf der einen Seite schon schön, alle vorausgegangenen Crewmitglieder nochmal zu sehen (wehe ihr vergesst Nhan!). Ob es allerdings wirklich so kommt, das darf man sicherlich zurecht erstmal bezweifeln.
Die letzten Charakterszenen der Folge gehören Captain Rayner, der ein Kelleruner ist, wie mir findige TrekZone-Leser mitgeteilt haben. Diese Spezies ist aus einer frühen Folge von “Deep Space Nine” (DS9 2×13 “Das Harvester-Desaster”, 1994) bekannt. Das ist allerdings in den Folgen bisher noch nicht erwähnt worden.
Zunächst brummt er zu Beginn ziemlich mürrisch in der Anhörung rum, wofür er recht schnell die Quittung (sprich: Entlassung in den Vorruhestand) bekommt. Da haben viele sicher gedacht, dass er das nach dem nervigen Auftreten in der vorherigen Folge verdient hat. Trotzdem zeigt er hier eben auch, dass er das Herz am rechten Fleck hat.
Okay, ob es jetzt unbedingt er sein musste, der die entscheidende Lösung zum Rätsel auf Lyrek beiträgt, sei mal dahingestellt. Denn das hätten andere beizeiten sicherlich auch getan (wenn es das Drehbuch verlangt, dann sowieso). Allerdings ist es die Szene am Ende, die zeigt, wie er wirklich tickt. Hatte ich in der gestrigen Review noch geschrieben, es muss sich zeigen, ob er wie Liam Shaw aus “Picard” Sympathiepunkte scheffeln kann, so wird man hier sogleich eines Besseren belehrt. Denn er kann und es zeigt sich, dass er wie die Faust aufs Auge für den Posten des neuen Ersten Offiziers passen könnte. Eine gute Wahl, die nicht nur Konfliktpotential verspricht, sondern im Kontext der Szene auch hervorragend funktioniert. Warum nicht gleich so?
Auch Action war da noch
War noch was? Ach ja, die Action auf dem Planeten. Auch die geht in Ordnung und ist, wie gesagt, der alten TNG-Folge recht ähnlich. Auch dort funktionieren Drohnen nach unzähligen Jahren noch (und das war schon 1988!). Hier sehen Sie natürlich viel besser aus als damals und hauen auch etwas besser zu – neuen Effekten sei Dank.
Das ist ordentlich gemacht und macht durchaus auch Laune. Auch wenn ich jeden verstehen kann, der hier von Burnham Jones und Lara Saru redet. Denn so ein bisschen “Indiana Jones”-Vibes sind schon vorhanden, vor allem bei den umgekippten Statuen. Trotzdem ist die Sequenz jetzt nicht schlecht und vor allem Sarus Spike-Attacke mag zu gefallen (auch wenn man darüber diskutieren kann, ob die wirklich genug Wumms hätten, um Metalldrohnen wegzupusten).
Und leider bleibt auch dieses Mal nur ein weiteres Puzzlestück zurück. Man findet den ersten Teil einer Karte und hat noch mindestens vier weitere vor sich. Sprich: Vor Folge 6 wird man nicht an der Leben-Erschaffungsmaschine sein. Hoffentlich gibt’s dann auch eine gute Erklärung für Velleks Versteckspiel. Leider hat ein derartiges Hinhalten der Zuschauer ja schon in den letzten Staffeln (zuletzt: “Picard“) nicht so recht funktioniert.
Aber hier vorzugreifen, ist natürlich auch irgendwie unfair. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und vielleicht schafft man es ja doch einmal, einen Staffel-Arc zufriedenstellend zu beenden. Wir werden sehen.
„Bleiben Sie, wie Sie sind!“. Also übersetzt: „Missachten sie weiter Befehle, sie haben ja eh immer Recht!“
Auch mein erster Gedanke!