Der fünfte Band der A Time To-Reihe auf Deutsch.
Inhalt (Klappentext)
Als die Bader und die Dorset vor hundert Jahren den Planeten Delta Sigma IV kolonisierten, endeten auf geheimnisvolle Weise ihre wiederkehrenden Konflikte. Schnell wurden sie zum Paradebeispiel der Föderation für die Kooperation unterschiedlicher Spezies. Doch nun scheint es Ärger im Paradies zu geben. Eine von Kyle Riker, Commander William Rikers Vater, geführte Untersuchung dieser scheinbar so harmonischen Gesellschaft deckt eine schockierende Wahrheit auf: Innerhalb der nächsten paar Generationen wird die Reaktion auf ein lokal vorkommendes Gas für die Auslöschung der Bewohner von Delta Sigma IV sorgen. Captain Picard und seine Mannschaft müssen einer Welt zu Hilfe eilen, die bisher nichts als Frieden kannte, doch nun vor aufkeimender Gewalt und Chaos steht … und Commander Riker muss sich der Tatsache stellen, dass sein eigener Vater für Delta Sigma IVs fast sicheren Untergang verantwortlich sein könnte!
Kritik
“Liebe” ist inzwischen bereits Band Fünf der Zeit des Wandels-Reihe und ist, wie schon die Bände davor, der Auftakt eines Zweiteilers. Dabei wird die schnelle Taktung, in der die Bücher erscheinen, aufrechterhalten. Das war vor 20 Jahren auch in den USA so und ist vielleicht auch einem derartig gewünschtem Rhythmus geschuldet. Wie das Cover schon andeutet, geht es diesmal vorrangig um Riker – was auch nicht verwundert, denn sein Vater nimmt eine prominente Stelle in der Geschichte ein.
Allerdings hapert es leider an vielen Ecken und Enden des Romans. Das geht damit los, dass die Beziehung zwischen Riker und seinem Vater gleich wieder auf den Status von vor der zweiten TNG-Staffel zurückgesetzt wird. Dort hatten sich Vater und Sohn ausgesprochen und es gab wohl noch einen Roman, in dem Kyle auch nochmal vorkam (wird hier zumindest erwähnt), aber all das ist null und nichtig, denn die beiden haben dann doch nicht mehr weiter miteinander geredet und sind wieder auf die Vor-TNG-Zeit zurückgefallen. Kann man machen, wenn man eine Charakterentwicklung zeigen will (und ist ja leider so ähnlich auch zu einem Großteil mit Picard in der neuen Serie passiert), ist aber irgendwie auch immer ein Armutszeugnis, wenn man etablierte Sachen wieder Resetten muss, um seine Story zu erzählen.
Und dann kommt Kyle Riker nur in den letzten Sätzen dieses Romans vor und taucht ansonsten gar nicht auf. Ja, es ist der erste Teil eines Zweiteilers und der zweite Teil greift hier hoffentlich die Ereignisse weiterführend auf, für sich allein genommen hetzt man hier aber nur von einem Ort zum anderen, während Kyle allen einen Schritt voraus zu sein scheint. Hinzu kommt, dass man lange Zeit nicht wirklich einen Hinweis auf die Ursache der “mörderischen” Welle hat, während man als Leser ziemlich schnell begreift, dass hier auch eine neue Art Virus dahinterstecken muss.
Ja, da wird immer mal wieder eingeworfen, dass man aufgrund der sich rasant entwickelnden Ereignisse keine Zeit hat für weitere Forschungen, am Ende purzelt die Lösung aber einfach so vom Himmel. Will hat plötzlich ein Muster erkannt, und auch Beverly kann in alten Berichten (die eigentlich im Voraus längst hätten studiert werden können bzw. müssen) herausfinden, was genau die Ursache ist. Bis dahin, also kurz vor Schluss, wirkt das alles aber etwas planlos und wie Versatzstücke zusammengesetzt. Im Grunde passiert nämlich nicht viel außer immer ähnlichen Untersuchungen, was die Geschichte an vielen Stellen leider etwas zäh wirken lässt.
Der Eindruck, dass man hier eine zerstückelte Handlung hat, wird noch dadurch verstärkt, dass auf dem Schiff grundlos einige Nebenschauplätze aufgemacht werden. Da gibt es eine Menge Crewmitglieder, die wegen der Ereignisse der letzten Romane einen Versetzungsantrag stellen. Exemplarisch wird hier eine Ingenieurin (Anh) herausgepickt, welche Integrationsprobleme hat. Die darf ein paarmal bei Troi vorsprechen, eine richtige emotionale Bindung baut man aber nicht zu ihr auf. Eher fragt man sich, was dieser Handlungsstrang soll.
Selbiges gilt für den Ferengihändler, mit dem LaForge hier Geschäfte macht, was halt auch so nebenbei läuft, während auf dem Planeten nach und nach das Chaos ausbricht. Fast wirkt es so, als wollte man allen Crewmitgliedern, für die es in der Handlung wenig zu tun gab, dann doch noch einen Brocken hinwerfen, mit dem sie arbeiten können (sprich: Szenen haben). Und selbst Picard macht in seinen Vermittlungsversuchen jetzt keine sehr stabile Figur. Auch Szenen wie das Massaker an der Familie des Ratsvorstehers bleiben unter diesem Gesichtspunkt blass, denn mit denen hat man halt ebensowenig eine emotionale Bindung aufgebaut. Zumal auch das Chaos auf dem Planeten dann schnell außer Kontrolle gerät, und solche Szenen in Vergessenheit geraten.
Zumindest bei Riker (und Troi) ist klar, wohin die Geschichte soll, denn vermutlich wird Riker bald einen Heiratsantrag machen. Allerdings kommt auch diese Entwicklung aus heiterem Himmel. Gut, die beiden sind schon wieder einige Zeit zusammen, der Weg zur Ehe kommt Riker aber, als er bei der Familie eines Einheimischen zu Gast ist. Oder zufällig in einem Schaufenster einen Edelstein sieht, der doch ein gutes Geschenk wäre. Wenn solche Entscheidungen sich natürlich entwickeln, ist dagegen sicher nichts einzuwenden. Hier allerdings hat man wieder den Eindruck, das hier ein Brocken hingeworfen worden ist, um eine bestimmte Richtung zu erzwingen. Auch das muss der sechste Band besser machen.
Also ich fand die ganze Reihe bislang echt unterirdisch. Sie erzählt nichts was besser wäre als irgendwelche Einzelromane zu Next Gen Zeiten.