Der vierte Band der “A Time to”-Reihe liegt nun auf Deutsch vor. Grund genug für eine Review.
Inhalt (Klappentext)
Noch immer unter dem Eindruck der katastrophalen Ereignisse, die die gesamte Sternenflotte erschüttert und der Karriere eines der höchstdekorierten Captains der Föderation geschadet haben, müssen Picard und seine Crew nun das Undenkbare ertragen: Ächtung und eine ungewisse Zukunft. Doch trotz allem, was vorgefallen ist, hat niemand an Bord der Enterprise seine Pflicht als Sternenflottenoffizier vergessen … Die Besatzung soll den Dokaalan – einer kleinen Flüchtlingskolonie, die in einer auseinanderfallenden Asteroiden-Abbauanlage haust – mittels Terraforming dabei helfen, einen nahegelegenen Planeten zu ihrem neuen Zuhause zu machen. Doch Sabotage lässt die humanitäre Krise zu einer tödlichen Krise werden. Picard muss die Dokaalan vor dem Aussterben bewahren – und eine Tragödie katastrophalen Ausmaßes verhindern!
Kritik
Wie bereits bei den ersten beiden Bänden, so stellt auch dieser vierte den Schlusspunkt eines Zweiteilers dar, der einen Band vorher begonnen hat. Wir erinnern uns: Bei der Hilfeleistung für die Dokaalaner stieß die Crew auf unerwartete Probleme. Denn Saboteure sind am Werk, die offensichtlich zu einem gewissen Grad formwandlerische Fähigkeiten haben, und munter manipulieren und morden.
Wer diese Fremden sind, war eines der großen Mysterien des dritten Teils, und ohne deren Identität hier zu spoilern (auch wenn viele das nach 20 Jahren vielleicht eh schon anderweitig mitbekommen haben): Die Enthüllung der Bösewichter ist durchweg gelungen. Hier hat man sich am Kanon bedient und ein gestaltwandelndes Volk ausgegraben, das viele schon wieder vergessen haben dürften. Gerade deswegen ist es vermutlich ein guter Impact und ist ebenso perfekt mit der Geschichte verwoben. Ein paar weitere kleinere Handlungsspoiler kann ich bei der Besprechung allerdings nicht vermeiden, wer also völlig unbedarft ans Buch gehen will, sollte an der Stelle besser aufhören zu lesen.
Das Katz- und Maus-Spiel der beiden Parteien, also auf der einen Seite die Enterprise, auf der anderen besagte Bösewichte, macht Spaß und vermag es durchaus, das Niveau des Vorgängers zu halten. Etwas schade ist vielleicht, dass die Dokaalaner im Laufe der Geschichte etwas in den Hintergrund geraten. Aber gut, da alle wichtigen Personen der Aliens am Ende halt von den Big Bads um die Ecke gebracht werden, verbleibt auch ein teils bitterer Nachgeschmack. Vor allem wäre es auch schön gewesen, noch ein wenig mehr darüber zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Aber das ist bei solchen Geschichten (leider) eh meist unüblich, es wäre aber ein Star Trek-typisches i-Tüpfelchen gewesen, vor allem, weil auch die Dokaalaner schnell zur Hilfe bereit sind, trotz aller Gräuel, die die Bösen ihnen angetan haben.
Davon abgesehen kommen aber auch die Charaktere weiterhin gut zur Geltung und fast jeder bekommt eine gute Szene spendiert. Logisch, einige stehen mehr im Vordergrund als andere, so hat etwa Troi hier etwas weniger zu tun, aber das Gesamtpaket stimmt an der Stelle einfach und man kann keine großen Ausreißer beobachten.
Ein paar kleinere Kröten muss man aber an der Stelle doch noch schlucken. So lassen die Bösewichter unsere Helden, nachdem sie sie gefangen haben, am Leben, weil sie sie „noch brauchen könnten.“ Die Dokaalaner haben da nicht so viel Glück. Dementsprechend können unsere Helden auch fliehen. Zwar wird versucht, das Ganze damit zu erklären, dass die Bösen eben Verluste vermeiden möchten, weswegen sie auch die Enterprise bis kurz vor Schluss etwas zögerlich angehen, das Ganze reicht hier aber schon ein wenig zu konstruiert.
Konstruiert ist dann auch Picards Teilnahme am Feuergefecht in der Kolonie unter schwierigsten Bedingungen. Bei aller Liebe oder Verständnis beim Bedürfnis helfen zu wollen, das war einfach unnötig. Zumal man Picard nicht wirklich gebraucht hätte. Am Ende werden die Bösen nämlich mit dem just in diesem Augenblick wieder funktionierendem Transporter überwältigt. Auch das eine bequeme Deus-Ex-Machina-Lösung.
Und dann ist da natürlich noch der Schnitzer mit Lt. Pauls, den man schnell als Verräter entlarvt. Trotzdem lässt man ihn an seiner Station weiterarbeiten und geht ihn erst an, als Data eh davor steht, alle Verräter aufzudecken. Nun mag man argumentieren, man wollte ihn nicht vorher aufschrecken, aber dann hätte man seine Station sofort sperren sollen oder ihn quasi als Dummy arbeiten lassen. Ein derartiges Verhalten ist einfach grob fahrlässig. Hier haben sich die beiden Autoren offenbar nicht gut genug abgesprochen. Selbiges übrigens auch bei der Nachricht, die Pauls dann losschicken kann. Statt also seine Vorgesetzten vor der Gefahr zu warnen, lautet die Nachricht (die die Bösen dann entschlüsseln) einfach nur, dass man auf der Enterprise gescheitert ist. Praktisch, so kann die Enterprise ihren Plan dann doch wie gewünscht umsetzen und keine große Gegenwehr mehr erwarten.