Der erste Strange New Worlds-Comic auf Deutsch – da müssen wir ja einen Blick reinwerfen.
Inhalt (Klappentext)
Als Una von der Sternenflotte der unrechtmäßigen genetischen Veränderung beschuldigt wird, macht sich Captain Pike auf die Suche nach Beweisen für ihre Unschuld. Als er und die Besatzung der Enterprise dann aber in der Kolonie Pryllia, der Heimat der illusorischen Illyrianer, festgehalten werden, verlagert sich das Ziel der Mission schnell von der Sammlung von Beweisen zu … einem waschechten Ausbruch.
Kritik
„Das illyrische Enigma“ ist ein typischer Johnson. Okay, genau genommen sind die Zeichnungen ja nicht von Mike Johnson, sondern nur die Story, aber irgendwie geht das immer Hand in Hand. Denn hier herrschen oftmals einfarbige Flächen vor, was den Charakteren und Hintergründen eine gewisse Kantigkeit verleiht. Trotzdem kann man die Schauspielpendants bzw. Charaktere immer gut erkennen, der Band ist farbenfroh und verliert sich nicht in dunklen Szenen, an der Front gibt es also überhaupt nichts zu meckern.
Storytechnisch befinden wir uns hier vor der zweiten Staffel, genauer, vor der zweiten Folge, in der Gericht über Una gehalten wird. Pike und seine Crew wollen das nicht so einfach tolerieren, was natürlich Vibes an gute Trek-Zeiten beschert. Selbst Admiral April hat hier bis zu einer gewissen Weise Verständnis, schickt die Enterprise aber doch auf eine andere Mission. Auch das kennt man.
Von den Charakteren her dürfen zwar alle mal glänzen, Ortegas, Uhura und Chapel aber haben ihre stärksten Szenen am Anfang und am Ende, als sie zusammen in der Messe über Unas Schicksal reden. Sie werden ansonsten nur anhand ihrer Brückenaufgaben integriert, was irgendwie das Gefühl einer Standard-TV-Folge verleiht. Im Mittelpunkt stehen hier nämlich ganz klar Pike und Spock, was natürlich auch nichts Schlechtes sein muss. Und immerhin kommen bei diesen Diskussionen, bei denen dann auch alle Charaktere der Stammcrew mitmischen dürfen, wichtige Trek-typische Punkte zum Tragen. Allerdings bindet der Kanon hier, wie schon in der Serie, die Autoren, denn genetische Veränderungen werden auch im 24. Jahrhundert noch illegal sein. Aber dazu kommen wir gleich noch.
Wie erwähnt, sucht man die Illyrianer, zu denen es kaum Kontakte gibt. Etwas unverständlich, sah es doch in der zweiten Staffel so aus, als wäre die Kolonie, von der Pike die illyrianische Anwältin für Una holt, wohl bekannt. Aber sei es drum, darüber kann man sicher hinwegsehen. Der illyrianische Gouverneur, Da-Kil, erinnert dann vom Aussehen her aber nicht gerade an die typischen Illyrianer. Eigentlich hatte ich das so verstanden, (bzw. war es wohl im alten Lit-Kanon so) das es verbesserte Menschen wären, allerdings ist es wohl eher ein ganzes Volk, das sich einfach genetisch verbessert. Dieser Widerspruch geht natürlich auch etwas auf „Star Trek – Enterprise“ zurück (wird hier erwähnt), denn dort traf man in der dritten Staffel auf anders aussehende Illyrianer. So ist dann auch die Heimatwelt, auf die es die Helden später verschlägt, mit dieser Geschichte konform.
Die Illyrianer wollen dann auch, dass Spock etwas von ihrer verseuchten Heimatwelt holt und sie wissen, dass nur Spock es holen kann. Die Idee einer Welt mit Säurestürmen ist dabei ganz gut gelungen und später zeigt sich, dass Pike dort wirklich nicht lange hätte überleben können. Trotzdem ist das Verpassen von genetischen Modifikationen entgegen dem Willen des „Opfers“ nicht gerade die feine englische Art.
Was aber neben den Szenen auf der Heimatwelt noch interessant ist, ist das Aufdecken eines alten vulkanischen Geheimnisses zu Zeiten vor Surak. Dass unsere spitzohrigen Freunde nicht unbedingt die Heilsbringer sind, als die sie immer dargestellt wurden, wissen wir spätestens ebenfalls seit „Enterprise“. Und auch hier wird eine Seite gezeigt, die eher an die romulanische erinnert. Das passt von der zeitlichen Einordnung natürlich durchaus in Gesamtbild, und dass man diese Tatsache verschweigt, erinnert an die Relaunch-Reihe von Enterprise. Auch dort kam man bereits hinter das Geheimnis der romulanischen Verwandtschaft mit den Vulkaniern und behielt es für sich, um die junge Föderation nicht zu gefährden. Hier handelt man aus ähnlichen Gründen – ein durchaus gelungener Twist, um den Status Quo der Serie beizubehalten.
Ein weiterer „Twist“ ist dabei, dass Spock einwendet, dass die Geschichte vielleicht so gar nicht passiert sei, da man nur eine Seite kenne. Auch das eindeutig ein Wink in Richtung Kanon. Da die Serienautoren (auch wenn einige wie Kirsten Beyer hier mitgearbeitet haben) ja, nicht wie bei Star Wars, keine Rücksicht auf die Bücher nehmen (müssen), kann man so, wenn es später in der Serie Widersprüche gibt, behaupten, die hier geschilderten Ereignisse seien unwahr. Auch so vermeidet man wieder Konflikte, auch wenn es vielleicht an der Stelle ein Ticken zuviel Verbeugung vor dem Status Quo ist. Aber sei es drum.