Das Finale der schwer zu lesenden Terra Ignota-Reihe.
Inhalt (Klappentext)
Wir schreiben das Jahr 2454. Drei Jahrhunderte des Friedens und ein hart erkämpftes goldenes Zeitalter haben ein jähes Ende gefunden. Die einst unerschütterliche Vormachtstellung der sieben großen Hives bröckelt. Korruption und Betrug haben das System unterhöhlt. Aggression und Blutdurst, die Jahrhunderte lang unterdrückt wurden, sind nun wieder entfesselt worden. Die schreckliche Wahrheit lautet, dass der ewige Frieden mit einem Geflecht aus heimlichen Morden teuer erkauft wurde. Diese Morde waren mit eiskaltem Kalkül geplant und akribisch organisiert, um das globale Gleichgewicht zu wahren. Doch nun ist das Geheimnis gelüftet, das Gleichgewicht gekippt, die utopische Fassade der Hives zerrissen. Noch vor wenigen Tagen war die Menschheit eine Zierde zivilisatorischen Fortschritts. Jetzt bereiten sich alle auf den Krieg vor.
Kritik
Bevor wir uns dem dritten Band von “Terra Ignota” widmen, sollten wir kurz über die Preisentwicklung sprechen. Das ist jetzt nicht unbedingt speziell auf dieses Buch bezogen, sondern hat sich bereits in letzter Zeit bei vielen anderen angedeutet. Hier nun sieht man es deutlich: für ein 500-Seiten-Buch sind wir inzwischen bei 20 Euro oder mehr. Das E-Book ist nur knapp dahinter, also gar nicht mehr so viel billiger. “Terra Ignota” mag hier ein bisschen spezieller sein, da die eigene Sprache höheren Aufwand rechtfertigt, die gestiegenen Kosten waren aber auch so überall zu sehen und zu spüren.
Doch reiten wir darauf nicht lange rum und kommen zum Buch selbst. Wie die beiden Bände zuvor, so ist auch dieser Band wieder in seiner eigenen Sprache, quasi ein Buch dreihundert Jahre in der Zukunft, geschrieben. Dementsprechend muss man gleich vorwegschicken, dass auch dieser Band nichts für jedermann ist. Man muss sich auf die fremdartige Welt einlassen, und vor allem muss man am Ball bleiben und auch etwas mitdenken, sonst geht man stellenweise heillos unter. Denn oftmals springt die Handlung auch von einem Punkt zum anderen und auch wenn das manchmal im Buch ironisch durch den fiktiven Leser kommentiert wird, kann es schwer zu verfolgen sein.
Das war allerdings bei den ersten beiden Bänden nicht anders. Wer also dort schon keine Probleme hatte mit dem fremdartigen Setting, dem sollte der Einstieg leicht fallen. Handlungstechnisch hatten wir am Ende des zweiten Bandes ja den Tod von Bridger gesehen. Der Junge, der mit seinen Gedanken leblose Objekte beleben konnte, wollte nicht für den Ausbruch des Krieges verantwortlich sein und hat sich, in richtiger Thanos-Manier, aus dem Leben “geblipt”. Hinzu kam, dass die Bewohner der Erde von den mörderischen Machenschaften ihrer Hives (den Regierungen der Zukunft) erfahren haben (erinnert sich noch einer an die Liste aus Band Eins?). Dann war da noch der Mord am Thronfolger, den Bridger im letzten Band noch verhindern konnte, wodurch Sniper aber zum Staatsfeind Nummer 1 wurde. Und natürlich ist unser Hauptcharakter, der die Geschichte erzählt, Mycroft Canner, immer noch der größte Mörder der Zukunft, der zum Dienst an der Allgemeinheit bestraft wurde – was im letzten Band ebenso aufgedeckt wurde und die Unruhen weiter befeuerte.
Gute Voraussetzungen also für den anstehenden Konflikt, wobei es im Buch vorrangig nicht um den Krieg geht, sondern darum, diesen zu verhindern. So gibt es allenhalben Senatssitzungen oder Besprechungen der einzelnen Staatsoberhäupter, wie man diesen, jenen eben verhindern will. Zünglein an der Waage sind hier die durch Bridger belebten Plastikfiguren (Soldaten), allen voran Achilles. Das ist durchaus spannend geschrieben und erinnert ein bisschen an Politthriller. In der Tat ertappt man sich dabei, wie man durchaus wissen will, wie es weitergeht, was für ein derart komplex aufgebautes Buch durchaus als löblich angesehen werden kann.
Natürlich gibts auch noch ein paar Mordversuche, ein paar Verschwörungen, sogar eine Gerichtsverhandlung, die allesamt recht solide sind. Am Ende, soviel kann an der Stelle gespoilert werden, weil es eigentlich von Anfang an offensichtlich ist, gelingt es nicht, den Krieg zu verhindern. Es ist also ein eher bitteres, teils offenes Ende. Ob es eine Fortsetzung gibt, sei dahingestellt, das Buch steht aber wunderbar für sich allein als Abschluss.