Einem Bericht des amerikanischen Filmmagazins Deadline zufolge plant Paramount unabhängig von “Star Trek 4” einen weiteren Kinofilm, der zeitlich einige Jahrzehnte vor den Reboot-Filmen angesiedelt ist und eine Origin-Geschichte erzählen soll. Matthias von der TrekZone-Redaktion versucht diese Newsmeldung einzuordnen. Eine mögliche Spur könnte ins Jahr 2006 führen.
Neues Jahr, neue Gerüchte um den nächsten “Star Trek”-Film. Nachdem sich die Fortsetzung von “Star Trek Beyond” (2016) zur beispiellosen Hängepartie entwickelt hat und “Star Trek 4” nun schon seit fast acht Jahren auf sich warten lässt, haben in den vergangenen Tagen zwei Meldungen aufhorchen lassen.
Make it so? Patrick Stewart deutet “Picard”-Film an
Einerseits soll Picard-Darsteller Sir Patrick Stewart nach eigenen Angaben darüber informiert worden sein, dass ein neuer Film in Arbeit sei und man ihm in der kommenden Woche ein Drehbuch zusenden werde. Demnach plane Paramount tatsächlich eine Fortsetzung der Serie “Star Trek: Picard” im (Kino)film-Format.
Ich würde mir wünschen, dass wir einen letzten Versuch für einen “Picard”-Film bekommen. Oder besser gesagt, nein, es wäre kein “Picard”-Film, es wäre ein “Star Trek”-Film mit der “Picard”-Besetzung, wie wir sie in Staffel 3 gesehen haben; weil jeder so anders war. Michael Dorne! Das silberne Haar und seine ruhige, sanfte Art; denn er hat sich verändert, er hat andere Dinge über das Leben gelernt. Ich habe großen Respekt vor Michael. Nun, vor allen meinen Kollegen. Vor allem Michael hat mit seinem Auftritt einen großen Schritt in die Zukunft gemacht.
Patrick Stewart im Podcast HAPPY SAD CONFUSED
“Ich habe erst gestern Abend von einem Drehbuch gehört, das […] so geschrieben wurde, dass ‘Stewart’ darin spielen solle. Und mir wurde gesagt, dass ich damit rechnen kann, es in etwa einer Woche zu erhalten. Ich bin so aufgeregt, weil es sich nach der Art von Projekt anhört, bei dem die Experimente, die ich machen möchte, für diese Art von Erzählstoff wesentlich sind.”
Patrick Stewart, zit. n. TrekMovie
Paramount fährt wohl mehrgleisig
Andererseits ploppte gestern Nacht die Nachricht auf, dass Paramount neben dem (scheinbar noch immer nicht aufgegebenen) Reboot-Sequel “Star Trek 4” (und einem möglichen “Picard”-Film) einen weiteren Kinofilm plant, der ein völlig anderes Konzept verfolgt. Dem Nachrichtenmagazin Deadline zufolge habe Paramount bereits mit Seth Grahame-Smith einen Drehbuchautor und mit Toby Haynes einen Regisseur engagiert, um eine Origin-Story auf die Kinoleinwand zu bringen, die “Dekaden vor dem Star Trek-Film von 2009“ angesiedelt ist. Demnach würde es sich hierbei um ein weiteres Prequel handeln, das womöglich eine Geschichte aus einer Epoche zwischen “Enterprise” und “Star Trek” von 2009 erzählen könnte. Die Produktion dieses Films soll dem Bericht nach abermals J.J. Abrams’ Produktionsfirma Bad Robot übernehmen.
Parallel befände sich, so Deadline, “das letzte Kapitel der Hauptserie”, also die Fortsetzung der Kelvin-Reihe, noch in aktiver Entwicklung.
“Andor”-Regisseur und “Vampire Hunter”-Autor
Der britische Regisseur Toby Haynes hat sich in der Vergangenheit bereits mit einigen Erfolgsformaten einen Namen gemacht, darunter “Doctor Who”, “Sherlock”, “Being Human” und “Black Mirror”. Im vergangenen Jahr führte er bei der neuen “Star Wars”-Serie “Andor” (Disney+) Regie. Diese Serie erhielt von vielen Seiten positive Kritiken, da sie dem “Star Wars”-Universum deutlich mehr gesellschaftskritischen Tiefgang verschaffte.
Seth Grahame-Smith ist 48 Jahre alt und stammt aus New York. In der Vergangenheit hat sich Grahame-Smith als Romanautor, Drehbuchautor und Filmproduzent einen Namen gemacht. Seine Schwerpunkte lagen bisher in den Genres Comic, Horror, Komödie (Parodie) und historische Fiktion. Die beiden Comic-Romane “Pride and Prejudice and Zombies” (2009) und “Abraham Lincoln: Vampire Hunter” zählen zu seinen bekanntesten literarischen Werken. Letzterer Roman wurde im Jahr 2012 als Action-Horror-Film von “Batman”-Produzent Tim Burton in die Kinos gebracht, wobei Seth Grahame-Smith das Drehbuch verfasste. Ferner lieferte er das Skript für “The Lego Batman Movie” aus dem Jahr 2017.
Weniger Geld für Serien, mehr Geld fürs Kino?
Schon seit geraumer Zeit hält sich das Gerücht, dass Paramount gleich mehrere “Star Trek”-Filme (eventuell auch Kinofilme?) parallel plane, darunter eben auch eine Fortsetzung der Reboot-Reihe mit Chris Pine sowie einen Film, der eine Geschichte erzählen könnte, die in keiner direkten Verbindung (z.B. Cast, Setting) mit den bisherigen “Star Trek“-Produktionen steht.
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage von Paramount (derzeit laufen Merger-Gespräche) und der Tatsache, dass die Zeit des billiges Geldes vorerst vorbei zu sein scheint, überrascht es jedoch, dass das Filmstudio derzeit tatsächlich mindestens zwei – oder sogar drei – Filme in Auftrag gegeben haben soll. Die jüngsten Entwicklungen im Filmsegment des Star Trek-Franchise legen jedoch die Vermutung nahe, dass Paramount derzeit entgegen so mancher Einschätzung vielleicht doch keinen Sparkurs fährt, sondern seine Gelder für die “Star Trek”-Produktionen lediglich umgeschichtet hat – weg vom Seriensegment (“Prodigy”, “Discovery”) hin zum Filmsegment (“Section 31”, “Star Trek 4” usw.). Was hinter einer solchen Strategie stecken könnte, ist derzeit schwer einzuschätzen. Vielleicht ist man in der Chefetage von Paramount der Ansicht, dass man sich im Filmbereich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann, wodurch sich größere Gewinne erzielen lassen.
“Picard”-Film statt “Legacy”-Serie?
“Picard”-Showrunner Terry Matalas warf im vergangenen Frühjahr recht forsch seinen Ring in den Hut und warb vor allem via Social Media (und mittels einer recht frechen Post-Credit-Szene in der letzten Folge) mit Nachdruck für eine Fortsetzungsserie mit dem Arbeitstitel “Star Trek: Legacy”. In der Tat steht eine Serie, die im frühen 25. Jahrhundert angesiedelt ist und die Geschichte der Ära von “The Next Generation”, “Deep Space Nine” und “Voyager” fortschreibt, im Fandom hoch im Kurs. Franchise-Chef Alex Kurtzman ließ der Vorstoß von Matalas bisher allerdings ziemlich kalt. Stattdessen platzierte er die Ankündigung der nächsten Live-Action-Serie “Star Trek: Starfleet Academy” mitten in den Hype um das große “Picard”-Finale. Vielleicht um Matalas vor Augen zu führen, wer im Hause “Star Trek“ die Hosen anhat?
Kurtzman weiß aber auch, dass Matalas und sein “Legacy”-Projekt bei vielen Fans große Sympathie genießen, während er selbst im Fandom nicht unbedingt als unumstritten gilt (um es mal vorsichtig auszudrücken). Gleichzeitig ist dieser Mann mit großer Wahrscheinlichkeit ein gewiefter Stratege. Ansonsten hätte er sich sicherlich nicht all die Jahre an der Spitze eines der lukrativsten Franchises der Film- und Fernsehgeschichte behaupten können, allen Wechseln in der Paramount-Führungsetage zum Trotz. Ein “Picard”-Film, der sich am Ende vielleicht sogar eher als ein “Legacy”-Film herausstellen könnte, wäre womöglich ein Kompromiss, mit dem alle Seiten zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr gut leben könnten: Kurtzman könnte etwas Druck vom Fandom-Kessel nehmen. Matalas bekäme die Chance auf einen echten Backdoor-Pilot. Und Paramount müsste lediglich die finanziellen Mittel für einen Film statt für eine komplett neue Serie bereitstellen. Klingt nach einer Win-Win-Konstellation für alle Seiten.
Folglich halte ich es – auch angesichts der Tatsache, dass Patrick Stewart sicher keine Märchen erzählt – für durchaus wahrscheinlich, dass sich ein solcher Film tatsächlich in einem konkreten Planungsstadium befinden könnte.
Revival von “Star Trek: The Beginning”?
Die Deadline-Meldung hat bei mir sofort Erinnerungen an “Star Trek: The Beginning” geweckt, ein Filmprojekt aus dem Jahr 2006, das damals sehr weit fortgeschritten war, aber niemals realisiert wurde. Stattdessen entschied sich Paramount wenige Jahre später für ein Reboot der Originalserie, das 2009 dann unter dem simplen Titel “Star Trek” in die Kinos kam.
“Star Trek: The Beginning” war als erster Teil einer Filmtrilogie geplant und sollte eine Brücke zwischen “Star Trek: Enterprise” und der Originalserie schlagen. Das Treatment und die ersten Drehbuchentwürfe stammten von Erik Jendresen (64), der zu Beginn des Jahrtausends einige Drehbücher für die zehnteilige und preisgekrönte Miniserie “Band of Brothers” (Kriegsdrama) verfasst hatte. Jendresen orientierte sich an Homers Werken “Ilias” und “Odyssee” und wollte die Entstehungsgeschichte der Föderation im Anschluss an den Irdisch-Romulanischen Krieg erzählen, der zunächst im Mittelpunkt des (damals) elften Kinofilms stehen sollte. Als Hauptfigur war ein gewisser Tiberius Chase vorgesehen, ein Vorfahre von James Tiberius Kirk.
Das Filmkonzept stieß beim damaligen Franchise-Chef Rick Berman zunächst auf Skepsis, weil bis auf wenige Ausnahmen (z.B. der Andorianer Shran) keinerlei bekannte Figuren im Film hätten vorkommen sollen. Der damalige Vizepräsident des Paramount Studios, David DeLine, unterstützte das Projekt jedoch. Die frühe Phase der Pre-Production von “Star Trek: The Beginning” fiel dann allerdings in die Zeit, als die TV- und Film-Rechte von “Star Trek” zwischen CBS-Viacom und Paramount aufgesplittet wurden. Nach der damit einhergehenden Reorganisation von Paramount wurde Gail Berman Präsidentin des Filmstudios. Sie bevorzugte das Reboot-Konzept von J.J. Abrams und damit landete “Star Trek: The Beginning” auf dem Stapel der nicht umgesetzten Star Trek-Projekte.
Womöglich erfährt das Konzept von “Star Trek: The Beginning” nun ein Revival, denn die Aussage, dass die Handlung “Jahrzehnte” vor dem Reboot-Film angesiedelt sei, macht eine Geschichte um den Irdisch-Romulanischen Krieg und/oder die Gründung der Föderation in der zweiten Hälfte des 22. Jahrhunderts durchaus wahrscheinlich – schon allein des Dramatik-Faktors wegen. Zudem hält sich schon seit geraumer Zeit das Gerücht, dass Scott Bakula (69) in seine Rolle als Jonathan Archer zurückkehren könnte. Hinzu kommt, dass das vorzeitige und höchst unbefriedigende Ende von “Star Trek: Enterprise” vielen Fans nun schon seit 19 Jahren schwer im Magen liegt und sich viele von ihnen – ähnlich wie bei “Star Trek: Nemesis” – eine späte Korrektur wünschen.
Aber auch für Gelegenheitszuschauer böte eine “Birth of the Federation”-Geschichte sicherlich einen gewissen Reiz, da man hier praktisch kein “Star Trek“-Vorwissen benötigt, um der Handlung folgen zu können. Überdies gehört “Star Trek: Enterprise” seit der Pandemie zu den älteren Trek-Serien, die auf den Streamingdiensten am häufigsten angesehen wurden.
Die Tatsache jedoch, dass das Drehbuch nicht von Erik Jendresen, sondern von Seth Grahame-Smith stammen soll, könnte wiederum auf ein völlig neues und von “Star Trek: The Beginning” unabhängiges Projekt hindeuten. Wobei die grundlegende Story, der Irdisch-Romulanische Krieg und der Gründungsakt der Föderation, bekanntlich allgemeines Star Trek-Lore ist und daher nicht Jendresens geistiges Eigentum.
Meiner Einschätzung nach würde ein weiteres Prequel eigentlich nur dann Sinn machen, wenn man auch eine spannende und ereignisreiche Ära betrachtet. Und dafür scheinen die 2150er/2160er-Jahre prädestiniert zu sein. Da sich die Kelvin-Timeline erst im Jahr 2233 von der Prime-Zeitlinie abspaltet, dürfte das Prequel also auch in der ursprünglichen Zeitlinie spielen.
Ein weiteres Handlungsszenario, das ich zwar für denkbar, aber keinesfalls für wünschenswert halte, wäre eine Origin-Story für das Spiegel-Universum.
Chronologie von “Star Trek XIV” / “Star Trek 4”
Die bizarre Odyssee der bisherigen Versuche, einen weiteren “Star Trek”-Film auf die Beine zu stellen, haben wir im Jahresausblick unseres letzten Podcasts zusammengefasst. Er kann hier (als klassischer Podcast) und auch bei YouTube nachgehört werden (10min Länge):
Zu einer möglichen Origin-Story für das Spiegel-Universum: Die würde mich nur interessieren, wenn’s darin um die heiße Intendantin gehen würde. Die Discovery-Variante des Spiegel-Universums war irgendwie weniger überzeugend… Aber gut, nun malen wir mal nicht gleich den Teufel an die Wand, das sind bisher alles nur Gedankenspiele. Über einen möglichen Spiegeluniversumsfilm wurde ja bislang noch überhaupt nichts verlautbart.
Schade, dass aus “Star Trek: The Beginning” nichts wurde. Das Konzept klingt irgendwie interessanter, als jenes welches bei der Reboot-Reihe Anwendung fand. Die Filme sind ja in Ordnung, fühlen sich meiner Meinung nach aber mehr nach Star Wars als nach Star Trek an.
Der Prequel-Film könnte auch zwischen James T. Kirks Geburt* und der Handlung des ersten Reboot-Filmes spielen. Eine “Enterprise”-Fortsetzung würde ich allerdings favorisieren. Ich vermute allerdings eher, dass der geplante Film im Zusammenhang mit den Kelvin-Filmen stehen wird. Aber mal schauen. 😉
(*Welche ja parallel zur Entstehung der Kelvin-Zeitlinie vonstatten ging.)
Ich werde immer wieder gefragt, warum ich immer mehr in Zynismus verfalle.
Ich glaube das hier ist eine gute Erklärung, warum das so ist.
Wird eh wieder geistig bescheidener Content.
Kann mich da nur anschließen. Von solchen Filmen hatten wir schon genug. Und das Qualitätsniveau von “Picard” war auch nicht gerade prall.
Oh ja, eine ENTERPRISE-Fortsetzung wäre sowas von toll – dann mit der NX-01-Refit. Wie würde ich jubeln. Bisher gab es ja nur die Romane zum Thema.
Aber auch ein Legacy-Film wäre toll, sofern es dann auch eine Serie gäbe, als Pilotfilm quasi.
Legacy wäre wohl wahrscheinlich – Aber die Enterprise Story wär mega…ein Wunschtraum schon vor dem Ende von Enterprise