Eine der ersten Kurzgeschichten des Witchers liegt nun auch in Comicform vor. Wir schauen unter die Haube…
Inhalt (Klappentext)
Eine Königin sieht in einem Spiegel die Zukunft – und erfährt so von ihrem Tod durch die Hand ihrer angeblich verfluchten Stieftochter Renfri. Darum greift der Zauberer Stregobor in das Schicksal von Renfri ein, die daraufhin sogar eine Weile bei sieben Gnomen im Wald haust. Jahre später kommt Renfri mit einer Bande Mörder nun in die Stadt Blaviken, um den Magier zu töten. Und nur der Monsterjäger Geralt von Riva, selbst ein verrufener Mutant, steht zwischen Renfri und ihre Rache …
Kritik
“Das kleinere Übel” ist eine der ersten Witcher-Stories überhaupt und wurde bereits in der ersten Staffel der Netflix-Serie sehr eindrucksvoll verarbeitet. Wie bei den Witcher-Comics üblich sind die Zeichnungen hier nicht ganz auf Superhelden-Niveau, sondern wirken eher etwas weniger detailliert und kantiger. Das sorgt für eine etwas schlichtere Atmosphäre, was dem Fantasy-Setting aber keinen Abbruch tut. Dabei ist anzumerken, dass es in der Geschichte nicht ganz so blutig zugeht, wie in anderen Witcher-Comics – aber keine Sorge, Gewalt ist immer noch vorhanden, nur der Splatterfaktor hält sich etwas in Grenzen.
Denn diesmal geht es um Geralts Treffen mit Prinzessin Renfri und nicht um eine Monsterhatz. Das ist in gewisser Weise eine Neuinterpretation von Schneewittchen, aber eher ganz leicht. Im Kern geht man hier eigene Wege und setzt auf Charakterwerte. Denn REnfri ist zum Beispiel übel mitgespielt worden und sie will sich rächen. Geralt kann das auf der einen Seite verstehen, ist aber kein blutiger Mörder oder jemand, der einen solchen zulässt.
Demzufolge kommt es auch zum Streit zwischen ihm und Renfri. Wer hat Recht? Wer Unrecht? Eine einfache Lösung gibt es natürlich nicht. Anmerken muss man hier, dass der Konflikt zwischen den beiden nicht ganz so deutlich herausgearbeitet wurde, wie in der Netflix-Serie. Er funktioniert zwar immer noch gut, ist aber unterm Strich ein bisschen zu wenig, um richtig zu ziehen. Nicht falsch verstehen, die Szenen sind immer noch gut, nur nicht so intensiv, wie man es vielleicht hätte machen können.
Dasselbe gilt natürlich auch für den Schlusskampf, der hier in wenigen Seiten abgehandelt ist. Auch der war in der Serie blutiger und intensiver, hier musste man sich eben auf die vorgeschriebene Seitenzahl verlassen. So wirkt es hier fast schon ein bisschen wie ein Versehen, dass Geralt gezwungen ist, Renfri zu töten. Auch die Implikationen der Szene, dass die Leute die Hintergründe nicht kennen und Geralt den Spitznamen “Schlächter von Blaviken” erhält, geht hier etwas unter.
Erwähnenswert ist an der Stelle vielleicht noch, dass Geralt hier zum ersten Mal auf Strogobor trifft, und ihm in die Suppe spuckt. Wobei der Magier hier im Comic nicht ganz so unsympathisch rüberkommt, wie in der Serie und man auch seine Experimente nicht so in den Vordergrund stellt.