Der dritte Band der Reihe “Die Star-Trek-Chronik” ist nun auch endlich bei uns in der Review gelandet. Das Autorentrio Sülter, Prahl und Walch hat sich dieses Mal der Erfolgsserie “Star Trek: The Next Generation” gewidmet.
Aber lest selbst…
Achtung, im folgenden Text sind Spoiler enthalten! 😉
Inhalt (Klappentext)
“Die Star-Trek-Chronik” im Verlag in Farbe und Bunt, die ausführlich durch die Entwicklung, Produktionsgeschichte und Nachwehen jeder einzelnen “Star Trek”-Produktion führt, geht mit der Serie rund um Captain Picard und seiner Crew in die dritten Runde. Die Autoren Björn Sülter (“Es lebe Star Trek”) sowie Reinhard Prahl (“Es lebe Captain Future”) und Thorsten Walch (“Es lebe Star Wars”, “Es lebe Captain Future”) haben es sich darin zur Aufgabe gemacht, alle Serien aus dem Trek-Universum intensiv zu beleuchten und jeder ein eigenes Buch zu schenken.
Der dritte Band deckt die Abenteuer der Crew rund um Captain Picard, Riker, Data, Troi, Worf, Dr. Crusher, LaForge, Yar, Wesley Crusher & Co ab. Sieben Jahre lief die Serie höchst erfolgreich und brachte es dabei auf 178 Episoden. Neben einem Kapitel über die Entstehungs- und Produktionsphase sowie das Casting und die Macher, drehen sich weitere Features um die Aliens der neuen Serie, Fanfilme, neuen Glanz in HD, die weiteren Karrieren der Darstellerinnen, Darsteller & Macher, unverfilmte Drehbücher, die Synchronisation sowie das zweite Leben der Show im Buchsektor. Abgerundet wird das Werk durch ausführliche Rezensionen der Autoren zu allen 178 Episoden mit Einzelbesprechungen, Staffelfazits und vielen Fun Facts. Einen weiteren Höhepunkt stellt das Kapitel “Vom Drehbuch zur fertigen Episode” anhand des Pilotfilms der Serie dar. Zum Abschluss geht es noch um Jean-Luc Picard und die Frage, warum eine Figur wie diese nie aus der Mode kommt.
Mit einem Vorwort von Larry Nemecek sowie spannenden Interviews mit Ernst Meincke (zweite deutsche Stimme von Jean-Luc Picard), Rick Sternbach (Senior-Illustrator/Designer), James L. Conway (Regisseur) und Doug Drexler (Make-up-Künstler/Visual Effects Designer). “Die Star-Trek-Chronik” bringt alle Infos und Fakten zur Serie. Im edlen Stil der vielfältigen Uniformen aus den verschiedenen Serien gehalten, erhalten Fans eine wertige Edition über alle Trek-Serien, die sich nicht nur wunderbar lesen, sondern auch sammeln lässt.
Vorwort des Rezensenten
Aufgrund unserer ‘turbulenten’ Vergangenheit mit der “Star-Trek-Chronik” ist ein kleines Vorspiel nötig. Wer gleich zur Review will, springe bitte weiter zur Kritik.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres erschien der dritte Band der “Star-Trek-Chronik” aus dem Verlag in Farbe und Bunt. Das Buch liegt seither auf meinem “Pile of Shame”. Aber ihr wisst ja, wie das ist, wenn einem 30 Rezensionsexemplare auf einmal auf den Tisch geknallt werden.
Nun endlich bin ich dazu gekommen, die Ausgabe zur “Next Generation” in Ruhe zu lesen und entsprechend zu rezensieren. Herausgekommen ist dabei eine meiner längsten Buchrezensionen überhaupt
Kritik
Buchdesign
Nach “Enterprise” (Band 1) und “The Original Series” (Band 2) widmet sich Band 3 der “Star-Trek-Chronik” dieses Mal der Serie “Star Trek: The Next Generation”. Wie schon bei den Vorgängerbänden spiegelt sich das auch im Buchcover wider, das dieses Mal im Stile einer Next-Gen-Uniform (rote Kommando-Abteilung) gestaltet ist und folglich einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.
Überdies sind zur Auflockerung der Seiten wieder einige kleinere Bildchen eingeflochten, allen voran bei den Rezensionen. Picards ressikanische Flöte ist also nicht nur auf der Seitenklappe vorhanden.
Inhalt
Wie üblich beginnt der Band zunächst mit einem ausführlichen Vorwort und anschließend mit einem Einführungsteil, in welchem die Hintergründe, die zur Entstehung von “The Next Generation” geführt haben, in zwei Kapiteln (Kapitel 1 & 2) erläutert werden. Dieser Einführungsteil ist dabei kürzer, als das noch in den Vorgängerbänden der Fall war. Zudem stellt sich mir hier die Frage, ob es nicht vielleicht doch sinnvoller gewesen wäre, zunächst den Band zu den TOS-Kinofilmen zu veröffentlichen. Denn bekanntermaßen waren die Filme I bis IV mitentscheidend dafür, dass “Star Trek” Ende der 80er-Jahre auch in Form einer neuen Live-Action-TV-Serie wiederbelebt wurde. Die Chronik zu den Kinofilmen ist allerdings für einen späteren Veröffentlichungstermin geplant.
Hinsichtlich des Inhalts des Einführungsteils hätte man vielleicht noch etwas ausführlicher auf den Umstand eingehen können, dass Gene Roddenberry für die neue Serie wieder als Executive Producer tätig war, nachdem ihn das Filmstudio ab “Star Trek II: Der Zorn des Khan” zu einer Art Berater zurückgestuft hatte. Diese Ereignisse sind zwar auch in besagter Entstehungsgeschichte der Serie eingeflossen, werden hier aber nur eher am Rande thematisiert. Zugutehalten muss man hier aber, dass es nicht so stark ins Gewicht fällt, wie es hier vielleicht klingt. Als Fan weiß man das zwar, aber auch Nicht-Fans werden so die Entstehungsgeschichte der Serie nachvollziehen können. Im nachfolgenden Band 4 zur “Picard”-Serie stellt sich dieses Problem übrigens auch, aber das werden wir uns in der dortigen Rezension ansehen.
Die Zwischenspiele enthalten u.a. Interviews mit einigen an der Serie Beteiligten, wie etwa Regisseur James L. Conway, Visual-Effects-Designer Doug Drexler oder der deutschen Stimme von Picard, Ernst Meincke. Diese Interviews sind mal mehr, mal weniger interessant. Insbesondere das Meincke-Interview stellt aber sicherlich ein kleines Highlight unter diesen Interview-Kapitel dar.
Den Löwenanteil des Buches nehmen dann wiederum die Episodenbesprechungen ein, denn in Kapitel 5 werden alle 178 Folgen in gewohnt ausführlicher Weise von den Autoren rezensiert. Diese Episodenkritiken sind selbstredend immer etwas subjektiv, aber durchaus unterhaltsam geschrieben, dass hier keine Langeweile aufkommt. Bemängeln kann man höchstens, dass sich einige dieser Rezensionen manchmal mehr wie eine zweite Inhaltsangabe lesen. Und wenn mal die anderen Autoren mit einer Rezension nicht so einverstanden sind, gibt es wieder den Abschnitt “Einspruch Herr Kollege”, wie schon im Band zuvor. Apropos Inhaltsangaben: Diese sind erneut angenehm knapp gehalten.
Zwischen den einzelnen Staffelbesprechungen gibt es kleine Einschübe, in denen berichtet wird, was sich damals während der Produktionszeit der Serie so alles ereignet hat. Man denke hier etwa an den Ärztinnen-Wechsel von Dr. Crusher (Gates McFadden) zu Dr. Pulaski (Diana Muldaur) zu Beginn der zweiten Staffel. Allerdings haben mir diese Einschübe im direkten Vorgängerband (“Die Star-Trek-Chronik – Band 2″) etwas besser gefallen, denn da waren es mehr Seiten zwischen den Kapiteln und auch mit etwas mehr Hintergrundinfos. In diesem Band beschränken sich diese Zwischenspiele zumeist auf ein bis zwei Seiten, in denen die Staffel gesamtheitlich und auch anhand der Einschaltquoten bewertet wird. Man muss aber an dieser Stelle ganz klar sagen, dass auch diese wenigen Infos den “Flow” beim Lesen keinesfalls stören, sondern sich sehr organisch in die einzelnen Staffel- bzw. Episodenbesprechungen einfügen.
Persönlich wäre es mir auch lieber, wenn die deutschen Episodentitel zuerst, mit den englischen in Klammern dahinter, genannt würden, immerhin bin ich, wie viele, mit den deutschen Episoden aufgewachsen. Auch wenn ich natürlich weiß, dass auch im deutschen Fandom viele es andersrum bevorzugen. Aber so etwas reißt mich persönlich immer etwas aus dem Lesefluss.
Ein paar Infos und Anekdötchen mehr hätten es dann auch noch sein dürfen. Etwa, dass Patrick Stewarts Ehe wegen seiner Affäre mit Jennifer Hetrick (Vash) zu Bruch ging, was er z.B. auch in der Doku “The Captains” erwähnt (ohne explizit ihren Namen zu nennen). Oder Brent Spiners Probleme mit seinen Kontaktlinsen, was ja immerhin einer der Gründe für seine spätere “Data-Müdigkeit” gewesen sein soll. Klar kann man hier argumentieren, man msus irgendwo einen Schlussstrich setzen, aber gerade die Sache mit den Kontaktlinsen finde ich schon wichtig. Vielleicht kommt das aber im Kinofilmband.
Im Anschluss an den Episodenguide folgen weitere thematische Kapitel, darunter ein Blick auf den Werdegang des TNG-Cast vor und nach “TNG” (Kapitel 6) oder auch ein Zwischenspiel, in dem es um die Aliens und deren Make-up in der Serie geht. Letzteres ist eigentlich weniger interessant, ebenso wie die Rezension zu den nicht verwirklichten Drehbüchern (Kapitel 7), da diese im Kontext des Serienkanons eigentlich bedeutungslos sind. Als kleine Kuriosität ist das aber durchaus nett zu lesen.
Deutlich spannender ist dagegen Kapitel 9, das den Prozess des HD-Remastering der Serie beleuchtet. Darin werden die Änderungen im Vergleich zur Originalversion ausführlich dargestellt. Zudem wird ersichtlich, dass dieses Upgrade so einiges gekostet hat.
Auch die Besprechung der Dokumentation “Chaos on the Bridge” von William Shatner in Kapitel 8 hat einen echten Mehrwert, denn hier erfährt man durchaus noch das ein oder andere neue Detail, das womöglich auch dem ein oder anderen Trekkie noch nicht bekannt war.
Allerdings sind wir damit natürlich auch an einem weiteren Kritikpunkt, denn viel Neues erfährt der Hardcorefan hier nicht. Das mag nach fast 40 Jahren auch schwer sein, aber so gesehen ist der Band halt eher für Einsteiger geeignet, alle anderen werden die hier gezeigten Infos schon wissen oder im Internet nachgelesen haben.
Als eingefleischter Fan der Romane freut mich aber ganz besonders der kurze Blick auf die Romanwelt der “Next Generation” (Kapitel 10), angefangen bei den Büchern, die im Heyne-Verlag erschienen sind, bis hin zu den jüngeren Veröffentlichungen aus dem Hause CrossCult. Hier werden einige exemplarisch vorgestellt. Das rundet den Band auf den Schluss-Seiten gut ab.
Zu guter Letzt gehen die Autoren im Abspann noch darauf ein, warum ein Picard “nie aus der Mode kommt”, womit auch schon der Bogen zu Band 4 “Star Trek: Picard” (erschienen im Mai 2023) geschlagen ist.
Lieber Thomas, danke für Deine Rezension. Nachdem ich das Buch selbst vor einiger Zeit gelesen habe, muss ich sagen: Persönlich hätte ich eher 2,5 bis 3 Sterne gegeben. Das Buch ist, wie Du schreibst, zu sehr am Einsteiger orientiert, aber dabei dürfte die Reihe eher gestandene Fans ansprechen. Daher sehe ich hier eine gewisse Schwachstelle. Das Buch enthält vieles zur Übersicht, aber es ist mir dennoch zu wenig unkonventionell und zu stromlinienförmig in dem, was es behandelt und wie es die Dinge anspricht. Insgesamt eher durchschnittlich meines Erachtens.