Wir sehen uns den neuen Fantasy-Roman aus dem Hause Panini an.
Inhalt (Klappentext)
Cadence ist eine verzauberte Insel: Der Wind flüstert geheimnisvoll, Tartans können so stark wie Rüstungen sein, und der kleinste Schnitt eines Messers löst bisweilen unergründliche Angst aus. Die launischen Geister, die die Insel mit Feuer, Wasser, Erde und Wind regieren, treiben ihren Schabernack mit den Menschen, die die Insel ihr Zuhause nennen. Der Barde Jack Tamerlaine hat seit zehn langen Jahren keinen Fuß mehr auf Cadence gesetzt, doch als mehrere junge Mädchen von der Insel verschwinden, wird er gerufen, um bei der Suche nach den Vermissten zu helfen. Der Hilferuf kommt unerwartet, stammt er doch von Adaira – Jacks erklärter Feindin aus Kindertagen. Sie ist bereit, ihren alten Zwist zu vergessen, denn sie weiß, dass die Geister ausschließlich auf die Musik eines Barden reagieren, und so hofft sie, dass Jack sie mit seinem Gesang anlocken kann, damit sie die verschwundenen Mädchen zurückbringen. Doch mit jedem weiteren Lied wird deutlich, dass der Zwist mit den Geistern unheimlicher ist, als sie zunächst erwartet hatten, und ein älteres, dunkles Geheimnis über Cadence lauert, das sie alle zu vernichten sucht …
Kritik
Mit “Der verwunschene Fluss” startet eine neue Fantasy-Reihe, namentlich um die Insel Cadence. Die ist dann auch das Setting des Romans, denn auf jener Insel leben zwei verfeindete Clans, nach Territorien getrennt, sowie viele Geister, mit denen man mehr oder weniger im Einklang lebt. In diese Zeit kommt Jack, der einige Zeit lang von zu Hause fort war und nun in die Heimat zurückkehrt – und sich dort einigen Abenteuern zu stellen hat.
Das ist der Ausgangspunkt dieser Geschichte, die, das muss man an dieser Stelle ganz klar sagen, eher eine Familien- und Liebesgeschichte ist. Hier geht alles etwas ruhiger zu und wer hier High Fantasy mit viel Action erwartet, ist definitiv fehl am Platz. Das hier aber nunmal alles von den Charakteren getragen wird, ist in diesem Fall nicht schlecht, sondern unterstützt die Geschichte recht gut. Allerdings muss man das auch mögen, um damit warm zu werden, und das kann, je nach persönlicher Einstellung zu dem Thema, durchaus etwas dauern.
Denn es werden natürlich auch hier ein paar Klischees bedient, etwa, das die beiden “Feinde” aus Kindheitstagen, Jack und Adaira, ein Paar werden. Das wird für den Leser halt gleich zu Beginn offensichtlich, ebenso wie die ein oder andere Enthüllung, die im Laufe des Bandes noch aufgerollt wird. Immerhin muss man zugute halten, das es auch noch die ein oder andere überraschende Wendung gibt, mit der man so vielleicht dann doch nicht gerechnet hätte.
Denn wie so oft ist manchmal der Weg viel interessanter, als das allzu offensichtliche Ziel. Hier wird nichts beschleunigt, sondern die Charaktere entwickeln im Laufe der Handlung eine festere Bindung aneinander, die man ihnen auch abnimmt. Das gilt ebenso wie für das titelgebende Paar als auch das zweite in diesem Band vorkommende um Torin. Auch hier gibt es eine Entwicklung, bei der die Charaktere (respektive die Familie) näher zusammenrückt.
Eigentlich gibt es aber neben diesen Schauplätzen noch zwei andere, denn zum einen werden Mädchen aus dem Ost-Clan entführt und zum anderen will Adaira Frieden zwischen beiden Clans schaffen. Dies wirkt im ersten Moment sogar ein wenig überfrachtet, etwa wenn Adaira zu einer Reise in den Westen gehen will, obwohl im Hintergrund ja eigentlich eine fette Krise um eben jene Entführten den eigenen Clan erschüttert. Fast so, als hätte man in dieser schweren Krise ein paar Tage Zeit für anderen Kram. Ja, die Handlungsstränge werden am Ende zusammengeführt, und zwar in einer wirklich guten Weise, an manchen Stellen ist es aber bis dahin ein klein wenig holperig.
Die Fantasyelemente werden hingegen eher sparsam eingesetzt. Es gibt ein paar Geister und die Geschichten um sie, die hier eine Rolle spielen und auch ein paar magische Gegenstände und Verzauberungen, das kratzt aber eher an der Oberfläche und ist an den meisten Stellen eher ein Hintergrundthema. Wie gesagt, das funktioniert an dieser Stelle auch ganz gut, es müssen ja nicht immer die riesigen Fantasymonster oder andere Schrecken sein und es darf durchaus mal schön mit Folklore und Geistern hantiert werden.
Am Ende spitzt sich die Lage sogar derart zu, das man trotz allem Lust auf die Fortsetzung hat. Diese kommt zwar auch irgendwann und die Geschichte endet jetzt nicht in einem großen Cliffhanger. Wenn der Autor es aber schafft, derartige Emotionen zu wecken, dann kann natürlich nicht alles schlecht sein.