Die vierte Episode von “Strange New Worlds” bietet erneut ein klassisches Szenario in neuem Gewand. Wir gucken uns die Folge erneut etwas genauer an. Achtung: Spoiler!
Gefangen im Hangar
Beginnen wir zunächst mit dem schwächeren Teil der Folge. Anhand der Rückblende kann man schon erahnen, dass es um Uhura (Celia Rose Gooding) und La’an (Christina Chong) gehen wird. Und in der Tat ist Uhura mit Hemmer unterwegs, über den wir in dieser Folge auch wieder etwas mehr erfahren.
Im Grunde handelt es sich hier aber um ein klassisches (Klischee-)Szenario: Zwei Charaktere befinden sich in einer ausweglosen Situation und müssen zusammenarbeiten, um zu überleben. Und dabei kommen sie sich auch privat näher. Genau so ist es auch hier, wobei man auf wirklich tiefe Einblicke in die Charaktere besser nicht hoffen sollte. Und dennoch: Die Figuren werden den Zuschauern wieder ein Stück näher gebracht, wobei auch die Interaktion der beiden nicht unbedingt schlecht ist.
Uhura muss sich also als Ingenieurin versuchen, wobei jedem, der TOS kennt (oder auch jedem anderen), klar ist, dass sie überleben wird. Deswegen zieht auch das Ende bei mir nicht, nämlich als Pike über 30 Sekunden auf eine Antwort seiner beiden Offiziere warten muss. Hier hat man noch einmal versucht, auf Drama zu machen, was aber leider seine Wirkung verfehlt.
Der Hangar-Plot ist also vorhersehbar, bietet wenig Neues und ist daher eher “unter ferner liefen” zu verbuchen.
Weitere Nebenschauplätze
Ein weiterer Handlungsort ist dieses Mal die Krankenstation. Vor allem die verletzte Una (Rebecca Romjin) darf hier wieder hervorstechen, aber auch Dr. M’Benga (Babs Olusanmokun) und Chapel (Jess Bush) sind wieder mit von der Partie. Nur leider verläuft die Handlung auch hier in erwartbaren Bahnen. Denn auch hier ist jedem sofort klar, dass Una überleben wird.
Charaktereinblicke gibt es dieses Mal vor allem bei Christine Chapel, die die Methoden de archaischen Medizin beherrscht und Una sodann operieren muss. Dr. M’Benga bleibt da allerdings etwas auf der Strecke. Und auch die Szene, in der Una ihre Blutreserven für eine andere Person hergibt, ist an dieser Stelle keine echte Überraschung. Man hätte hier eigentlich auf ihre illyrianischen Heilfähigkeiten (wie in der Vorwoche demonstriert) zurückgreifen können.
Zudem frage ich mich, wie es bei den ganzen Energieprobleme in dieser Folge um Dr. M’Bengas Tochter bestellt ist. Aber darüber scheint irgendwie keiner mehr wirklich nachzudenken. Bleibt zu hoffen, dass die Schäden an der Enterprise nicht in der nächsten Folge einfach verschwunden sind.
Demnach bleibt leider auch der Krankenstation-Teil der Episode ein eher enttäuschendes Unterkapitel dieser Episode.
Die Gorn sind zurück
Aber zum Glück kann dafür die Haupthandlung punkten – und das gleich an vielen Stellen. Als Bösewichter der Folge sind nämlich die Gorn im Boot, womit ich grundsätzlich auch leben kann. Diese überfallen hier eine Kolonie und verschleppen auch noch deren Bewohner.
Die Gorn-Schiffe sind derweil an “TOS Remastered” angelehnt, wo man zum ersten Mal ein Schiff dieser Reptilien-Spezies zu sehen bekam. Deren Raumschiffe sind recht kantig und wirken dadurch sehr fremdartig, was auch hier sehr gut umgesetzt wurde.
Schlucken musste ich indes etwas beim “Erstkontakt”. Denn den ersten Gorn sieht eigentlich Captain Kirk – und zwar erst acht Jahre später in der Episode “Arena” (TOS 1×19 “Ganz neue Dimensionen”). Gut, hier hat man sich zumindest an einer Erklärung versucht. Angeblich lassen die Gorn keine Überlebenden zurück, weswegen außer La’an (Christina Chong) bisher noch niemand, der einen Gorn gesehen hat, auch sein Wissen über diese Spezies weitergeben konnte. La’an hätte allerdings durchaus das ein oder andere zu den Gorn sagen können, oder? Außerdem hatte doch auch Captain Lorca schon das Skelett eines Gorns in seiner Sammlung.
Sei’s drum, ein dramatischer Kanon-Bruch ist das sicherlich nicht. Immerhin darf man an dieser Stelle auch mehr über La’ans Gefangenschaft erfahren. Zudem kommt sie bei dieser Gelegenheit auch Spock etwas näher, der hier nämlich eine Gedankenverschmelzung durchführt. Kritisieren kann man hier sicherlich, dass sich dadurch auch La’an in die (große) Riege der “kaputten” ‘NuTrek’-Charaktere einreiht.
Duell im Gasriesen
Doch zurück zu den Gorn. Diese vernichten gleich das Kolonieschiff und haben die Enterprise in die Falle gelockt (nebst obligatorischem Andocktunnel). Was dann folgt, ist ein Katz und Maus-Spiel in einem Gasriesen eines Schwarzen Lochs. Hier werden Erinnerungen an klassische Abenteuer wie “Balance of Terror” (TOS 1×08 “Spock unter Verdacht”) oder “Star Trek II”: Der Zorn des Khan” wach. Vermutlich erklärt das sogar, woher Spock später entsprechende Taktiken hat.
Jedenfalls ist dieses Duell im Gasriesen visuell richtig gut umgesetzt worden, auch wenn für die Explosion des ersten Gorn-Schiffes anscheinend kein Geld mehr übrig war. Insgesamt macht das Hin und Her durchaus kurzweilige Laune, wobei Ortegas (Melissa Navia) ständiges Hinterfragen der Befehle irgendwann etwas nervt. Aber die Brückencrew ist bislang ohnehin etwas blass geblieben.
Die Shuttle-Szene mit Spock (Ethan Peck) und La’an ist ebenso kurzweilig, auch wenn sie nur wegen der erwähnten Gedankenverschmelzung da ist. Eine Referenz zu “Discovery” darf an dieser Stelle auch nicht fehlen. Man darf also gespannt sein, ob das Thema nochmal aufgegriffen werden wird.
Schön ist auch, dass die Enterprise hier nicht als Sieger hervorgeht, sondern mit blutiger Nase verschwinden muss. Hierfür wird ein kleiner Trick angewendet, bei dem auch Uhura und Hemmer nochmal mithelfen dürfen. Wie bereits erwähnt, darf man auch hier gespannt sein, wie es nächste Woche weitergeht. Die Sequenz gefällt aber auch optisch in jedem Fall wieder.